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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.976#0041
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die Wiederholung lehrt, beliebt war, ist die der Kuh vorausgehende
Figur im Gesammtmotiv ziemlich treu wiedergegeben. Doch ist die
Bewegung des linken Armes verändert und auch das Gewand ober-
halb anders, und zwar in den beiden Exemplaren auf etwas ab-
weichende Art, arrangirt. Ausserdem halt die rechte Hand ein Thy-
miaterion, während bei dem Original ihre Bewegung wol keinesfalls
auf diese Art molivirt war, und die Figur ist, wie ihre Genossin, flü-
gellos. Dagegen ist die Nike links und die Kuh durchaus von der
späteren Composition verschieden, auf welcher das Opferthier sich
nicht in die Höhe bäumt, sondern mit gesenktem Kopfe vorwärts strebt,
und die zurückhaltende Figur in der Bewegung der Beine und der
Anordnung des Gewandes völlig anders ist. Auch hier fällt der Ver-
gleich zu Gunsten des älteren Werkes aus, dem gegenüber die
veränderten Motive des späteren etwas schwächlich und glatt er-
scheinen. Die an sich nicht ferne liegende Vermutung, dass diese
Figur sammt dem mit gesenktem Kopfe vorstrebenden Opferthier
gleichfalls auf die Darstellungen des Balustradenreliefs zurückgehe,
d.h. auf einen nicht erhaltenen Theil der selben, wird durch zweierlei
ausgeschlossen. Erstens scheint es ganz undenkbar, dass in dieser
Darstellung mehr als das eine Opferthier vorkomme, die erlesene
Kuh, deren Opferung am Altar der Athena-Nike das früher erwähnte
Decret vorschreibt. Ferner verbietet dies der Baum. Die Lang wand
der Balustrade nahm 8,00 M. ein. Die Länge der einen vollständig
erhaltenen Platte misst 1,25. Diese Platte enthält zwei Figuren und
die Kuh. Für die Gesammtlänge sind demnach schwerlich mehr als

scheint, in London vorhanden ist. Es wäre allerdings möglich, dass Visconti das
mediceische und farnesische Exemplar insofern verwechselt hätte, dass dies sonst
nicht bekannte farnesische auf der rechten Seite unvollständig war. Es wäre fer-
ner möglich, dass die von Montfaucon I, 1, 164 (3) nach einer Zeichnung von
Lebrun gegebene Abbildung der linken den Stier an einem Seile zurückhaltenden
Frau dies farnesische Exemplar sei. Aber es scheint mir ungleich wahrschein-
licher, dass Lebrun nur die linke Figur des mediceischen Reliefs gezeichnet (und
in der Zeichnung restaurirt) hat, und dass eben diese unvollständige Publication
Montfaucon's den Irrtum Visconti's veranlasst hat.

Kekulö, Balustrade d. Niketempels. 3
 
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