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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.976#0045
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der Coupirung der Terrasse nur technisch entscheiden lasse, indem
alsdann die Slossfugen auf die Stirnfläche der Mauer in schiefem
Winkel laufen müssten; und bis dies beobachtet sei, scheint ihm
die Coupirung unwahrscheinlich. Diese Behauptung soll natürlich
nicht bestritten werden. Aber woher wissen wir, dass die Bastion,
als sie verkleinert wurde, bereits die Porosquadermauern hatte, die
wir jetzt sehen ? — Bei der Gestaltung der Terrasse in ihrer jetzi-
gen Form scheinen zwei Gesichtspunkte massgebend gewesen zu
sein, eines Theils sie in Uebereinstimmung mit dem Aufgange zu
den Propyläen und mit den Propyläen selbst zu bringen, dann
aber dabei das Heiligtum selbst und den ihm zugehörenden Raum
mit der Thymele nicht zu verkürzen. Die Terrasse ist so sehr be-
schränkt worden, als es dieser zweite Gesichtspunkt irgend zulässt.
Nach allem dem scheint es das Natürlichste, dass die Bastion ihre
jetzige, durch die Anlage des Propyläenaufgangs bestimmte Form
bei dieser Anlage erhalten habe. Wie die Kimonische Bastion aus-
gesehen, wird sich im Einzelnen nicht nachweisen lassen, ebenso-
wenig wie die vorkimonische. Aber wie die vorkimonische Befesti-
gung auch gewesen sein mag, diese den Eingang beherrschende,
auf den lebendigen Fels gegründete Bastion kann nicht erst von
Kimon von Grund aus neu geschaffen worden sein. Sie muss von
Anfang an, sammt ihrem Heiligtum, vorhanden gewesen sein und
einen sehr wesentlichen Theil der eigentlichen Burgbefestigung ge-
bildet haben.

Es fragt sich, ob der Neubau des Tempels in die Zeit Kimon's
oder in die Zeit der perikleischen Bauten zu setzen sei. Die Ueber-
lieferung belehrt uns nicht darüber. Die Friessculpturen würden die
zweite der beiden Annahmen empfehlen, wenn der architektonische
Charakter des Tempels dieses gestattet. Er gilt mit dem durch Stuart
bekannten Tempel am Uissus als eines der ältesten Beispiele der
attisch-ionischen Weise1). Aber z.B. das charakteristische Merkmal,

I) Semper, Der Stil II p. 460.
 
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