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entgegenstellenden Schwierigkeiten sind in ter ihrer Stilepoche, sind also keine Restau-
der Tat nicht geringe. Und wenn er auch rationen in unserem heutigen Sinne (Abbil-
durch langes Studium an dem zu restaurieren- düng i und 2). Erst mit dem Eintritt der
den Werke, sowie an andern Bauten der- romantischen Richtung beginnt das Verständ-
selben Zeit sich vertraut gemacht hat mit nis der mittelalterlichen Werke und damit
dem Wesen, den Eigentümlichkeiten seines das Bestreben, im Geiste des Werkes selbst

Abb. x. Kapitell Restauration des XVI. Jahrhunderts.

Stiles, seiner Technik, dass er sich vollstän-
dig eins weis mit dem Wohl und Wehe des
ihm anvertrauten Pfleglings, wenn er glaubt
die ehrliche Überzeugung gewonnen zu haben,
das Ziel zu kennen, auf welches hinzustreben
das Inseresse des Bauwerks verlangt, wird
es ihm möglich sein, die Hilfskräfte heran-
zuziehen, deren er für die praktische Aus-
führung bedarf?

Da der Unterhalt des Bauwerks, schon
allein der Schutz gegen die Einwirkung der
Witterung von Jahr zu Jahr eine Instand-
haltung und infolgedessen auch zum mindesten
kleinere Instandsetzungen verlangt und auch
früher verlangt hat, liegt es nahe, zu unter-
suchen, in welcher Weise man früher in
dieser Hinsicht vorgegangen ist. Leider ist
von den Restaurierungen der früheren Zeiten
wenig zu lernen.

Bis in die Zeiten des Barockstiles tragen
die Erneuerungsarbeiten sämtlich den Charak-

zu restaurieren. Aber wie kläglich sind viel-
fach die ausgeführten Nachahmungen (Abbil-
dung 3 bis 7). Demgegenüber würde die
Ersetzung im Zeitgeschmack entschieden vor-
zuziehen sein; solange aber von einem Zeit-
stil nicht die Rede sein kann, — man wird
nicht verlangen, dass verwitterte Fialen und
Kreuzblumen durch Absonderlichkeiten ä la
Jugendstil ersetzt werden — müssen wir im
Interesse des Bauwerks sowohl wie der Nach-
welt, die auch ein Anrecht an die Werke
unserer Vorfahren hat, darauf hinstreben, in
den nötig werdenden Erneuerungen dem
Original so nahe wie möglich zu kommen.

Da die gleiche Wirkung nur bei gleichen
Vorbedingungen möglich, ist für den restau-
rierenden Architekten neben dem Studium
des Bauwerks, seiner Geschichte und seines
Stils besonders auch die Kenntnis seiner
Technik, und zu diesem Zweck an erster
Stelle das Studium des Wesens der alten

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