FORSCHUNGSGESCHICHTE
Die Anfänge der Vorgeschichtsforschung19 entbeh-
ren jeder irgendwie gearteten Organisation. Die
frühesten Arbeiten liegen ausschließlich in den
Händen Einzelner, wobei die Beschäftigung mit
vorgeschichtlichen Fragen zunächst nur nebenbei
mit abfällt. Ein Rückblick könnte in Bayern, ins-
besondere natürlich für die Oberpfalz, mit dem
Bericht beginnen, wonach 1535 zwölf mutige
Männer in die Höhle von Breitenwinn eindran-
gen20. Aber dann sehen wir erst im 18. Jh. einen
neuen wesentlichen Schritt. J. E. Esper untersucht
im nördlich benachbarten Oberfranken die Gai-
lenreuther Höhle und kommt 1774, allerdings
ohne durchschlagenden Erfolg, zu der Auffassung,
daß die menschlichen Skelettreste mit den dilu-
vialen Tierresten gleichzeitig seien21. Seine Ent-
deckung kann sich gegen Cuviers Katastrophen-
lehre zunächst nicht behaupten. — In der Zeit der
Humanisten waren es vor allem die römischen In-
schriften und die Überreste von Befestigungen aus
römischer Zeit, über die wir aus dem 16. Jahrhun-
dert erste Veröffentlichungen besitzen22.
Der Beginn einer nachhaltigen Beschäftigung mit
oberpfälzischen Geländedenkmälern fällt, wenn
wir vom Limes absehen, in das letzte Viertel des
18. Jahrhunderts. 1783 berichtet Th. Leinberger23
von einem merkwürdigen Grab, das „vor mehr
als 20 Jahren bei Kettenhof . . . gefunden wor-
den, ... Es enthielt das Skelett eines ungemein
großen Mannes. Neben ihm lag ein langes Schwert,
in der Mitte vom Rost abgefressen, um den Hals,
die Arme und Gliedmaßen waren verschiedene,
wie Schlangen gestaltete Ringe gewunden. Zu den
Füßen standen zween Töpfe von gebrannter Er-
de, in denen nur Asche gewesen sein soll; neben
den Urnen waren metallene Stifte . . .“. 1789
gibt der junge M. J. Schleiß von Löwenfeld, pfalz-
sulzbachischer Hofmedicus, ein Schriftchen „Bey-
träge zur Urgeschichte Sulzbachs aus den entfern-
testen Zeiten bis ..." heraus24, das nach seinen
eigenen Angaben im wesentlichen aus Unterlagen
zusammengestellt ist, die sein Vater Medizinalrat
Dr. B. Schleiß von Löwenfeld gesammelt hat. Er
bleibt im Rahmen der damals gängigen Anschau-
19) Zu diesem Kapitel vgl. F. Birkner, Die vorgeschichtliche Forschung in Bayern. Deutsche Gaue 19, 1918 H.
369/370 und 371/372, 63 ff. — W. Torbrügge, Die Bronzezeit der Oberpfalz (1959) 28 ff. — Ders., Beiln-
gries, Vor- und Frühgeschichte einer Fundlandschaft (1964) 15 ff. — Ders., Die Hallstattzeit in der Ober-
pfalz II. Die Funde und Fundplätze in der Gemeinde Beilngries (1965) 14 ff. — H. Dannheimer und
R. Fink, Fundort Bayern (1968) 183 f. — Vgl. zur Geschichte der Vorgeschichtsforschung im allgemeinen:
E. Wahle, in Anthropos 45, 1950, 497 ff. — W. A. v. Brunn, in Jahresschrift Halle 41/42, 1958, 28 ff. —
Zur Höhlenforschung: BAUB 2, 1879, 195—201.
20) Über diese Höhlenfahrt hat einer der Teilnehmer Berthold (Bartold) Puchner (Buchner) in der „Wunder-
barlich newen zeytung“ einen Bericht erstattet, der 1535 und 1536 im Druck erschienen ist. Druckerei und
Ort sind unbekannt doch wahrscheinlich Amberg und (oder) Nürnberg. Originale liegen bei der NHG
Nürnberg und im Stadtarchiv Amberg (Nr. 727). Nachweis FI. Jungwirth, Amberg. — F. Birkner, Die
Höhlenforschung in Bayern. Der Sammler 86, 1917 Nr. 32. — Ders., Die vorgeschichtliche Forschung. Deut-
sche Gaue 19, 1918, 4. — Die Oberpfalz 60, 1972, 290.
21) J. F. Esper, Ausführliche Nachrichten von neuentdeckten Zoolithen (1774) 26.
22) J. Aventinus, Chronika, 1580, 159 ff. — G. Steinmetz, 1931, 58 f. — Dazu auch R. Zirngibl, Erklärun-
gen und Bemerkungen über einige in der Stadt Regensburg sich befindende römische Steininschriften (Hi-
storische Abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der Wissenschaften 2, 1813, 203—251.
23) Th. Leinberger, Die Beherrscher der Stadt Sulzbach durch 800 Jahre (Sulzbach 1783). — Siehe Lkr. Am-
berg-Sulzbach, Gmkg. Dietersberg Ziff. 3 (S. 85). — Zu Th. Leinberger vergl. A. Vierling 1906, 23.
24) M. J. Schleis von Löwenfeld, Beyträge zur Urgeschichte Sulzbachs aus den entferntesten Zeiten bis auf die
Erscheinung Ernsts des ersten Grafen und Herrn zu Sulsbach (1789). — A. Dollacker, Wissenschaftliche
Untersuchungen eines Hügelgrabes bei Rothsricht in der Oberpfalz im Jahre 1779, Sulzbacher Heimat-
blätter 1921 Nr. 11 (unter Verwendung des Berichtes von Bettshart, Mutmassungen über einige nächst Ro-
zenricht . . . entdeckte . . . Grabmale. Im Amberger Kreisarchiv, Sulzbach Stadt- und Landgericht Nr.
3026 F 90). — Zu M. J. Schleis vergl. A. Vierling 1906, 23 f.
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Die Anfänge der Vorgeschichtsforschung19 entbeh-
ren jeder irgendwie gearteten Organisation. Die
frühesten Arbeiten liegen ausschließlich in den
Händen Einzelner, wobei die Beschäftigung mit
vorgeschichtlichen Fragen zunächst nur nebenbei
mit abfällt. Ein Rückblick könnte in Bayern, ins-
besondere natürlich für die Oberpfalz, mit dem
Bericht beginnen, wonach 1535 zwölf mutige
Männer in die Höhle von Breitenwinn eindran-
gen20. Aber dann sehen wir erst im 18. Jh. einen
neuen wesentlichen Schritt. J. E. Esper untersucht
im nördlich benachbarten Oberfranken die Gai-
lenreuther Höhle und kommt 1774, allerdings
ohne durchschlagenden Erfolg, zu der Auffassung,
daß die menschlichen Skelettreste mit den dilu-
vialen Tierresten gleichzeitig seien21. Seine Ent-
deckung kann sich gegen Cuviers Katastrophen-
lehre zunächst nicht behaupten. — In der Zeit der
Humanisten waren es vor allem die römischen In-
schriften und die Überreste von Befestigungen aus
römischer Zeit, über die wir aus dem 16. Jahrhun-
dert erste Veröffentlichungen besitzen22.
Der Beginn einer nachhaltigen Beschäftigung mit
oberpfälzischen Geländedenkmälern fällt, wenn
wir vom Limes absehen, in das letzte Viertel des
18. Jahrhunderts. 1783 berichtet Th. Leinberger23
von einem merkwürdigen Grab, das „vor mehr
als 20 Jahren bei Kettenhof . . . gefunden wor-
den, ... Es enthielt das Skelett eines ungemein
großen Mannes. Neben ihm lag ein langes Schwert,
in der Mitte vom Rost abgefressen, um den Hals,
die Arme und Gliedmaßen waren verschiedene,
wie Schlangen gestaltete Ringe gewunden. Zu den
Füßen standen zween Töpfe von gebrannter Er-
de, in denen nur Asche gewesen sein soll; neben
den Urnen waren metallene Stifte . . .“. 1789
gibt der junge M. J. Schleiß von Löwenfeld, pfalz-
sulzbachischer Hofmedicus, ein Schriftchen „Bey-
träge zur Urgeschichte Sulzbachs aus den entfern-
testen Zeiten bis ..." heraus24, das nach seinen
eigenen Angaben im wesentlichen aus Unterlagen
zusammengestellt ist, die sein Vater Medizinalrat
Dr. B. Schleiß von Löwenfeld gesammelt hat. Er
bleibt im Rahmen der damals gängigen Anschau-
19) Zu diesem Kapitel vgl. F. Birkner, Die vorgeschichtliche Forschung in Bayern. Deutsche Gaue 19, 1918 H.
369/370 und 371/372, 63 ff. — W. Torbrügge, Die Bronzezeit der Oberpfalz (1959) 28 ff. — Ders., Beiln-
gries, Vor- und Frühgeschichte einer Fundlandschaft (1964) 15 ff. — Ders., Die Hallstattzeit in der Ober-
pfalz II. Die Funde und Fundplätze in der Gemeinde Beilngries (1965) 14 ff. — H. Dannheimer und
R. Fink, Fundort Bayern (1968) 183 f. — Vgl. zur Geschichte der Vorgeschichtsforschung im allgemeinen:
E. Wahle, in Anthropos 45, 1950, 497 ff. — W. A. v. Brunn, in Jahresschrift Halle 41/42, 1958, 28 ff. —
Zur Höhlenforschung: BAUB 2, 1879, 195—201.
20) Über diese Höhlenfahrt hat einer der Teilnehmer Berthold (Bartold) Puchner (Buchner) in der „Wunder-
barlich newen zeytung“ einen Bericht erstattet, der 1535 und 1536 im Druck erschienen ist. Druckerei und
Ort sind unbekannt doch wahrscheinlich Amberg und (oder) Nürnberg. Originale liegen bei der NHG
Nürnberg und im Stadtarchiv Amberg (Nr. 727). Nachweis FI. Jungwirth, Amberg. — F. Birkner, Die
Höhlenforschung in Bayern. Der Sammler 86, 1917 Nr. 32. — Ders., Die vorgeschichtliche Forschung. Deut-
sche Gaue 19, 1918, 4. — Die Oberpfalz 60, 1972, 290.
21) J. F. Esper, Ausführliche Nachrichten von neuentdeckten Zoolithen (1774) 26.
22) J. Aventinus, Chronika, 1580, 159 ff. — G. Steinmetz, 1931, 58 f. — Dazu auch R. Zirngibl, Erklärun-
gen und Bemerkungen über einige in der Stadt Regensburg sich befindende römische Steininschriften (Hi-
storische Abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der Wissenschaften 2, 1813, 203—251.
23) Th. Leinberger, Die Beherrscher der Stadt Sulzbach durch 800 Jahre (Sulzbach 1783). — Siehe Lkr. Am-
berg-Sulzbach, Gmkg. Dietersberg Ziff. 3 (S. 85). — Zu Th. Leinberger vergl. A. Vierling 1906, 23.
24) M. J. Schleis von Löwenfeld, Beyträge zur Urgeschichte Sulzbachs aus den entferntesten Zeiten bis auf die
Erscheinung Ernsts des ersten Grafen und Herrn zu Sulsbach (1789). — A. Dollacker, Wissenschaftliche
Untersuchungen eines Hügelgrabes bei Rothsricht in der Oberpfalz im Jahre 1779, Sulzbacher Heimat-
blätter 1921 Nr. 11 (unter Verwendung des Berichtes von Bettshart, Mutmassungen über einige nächst Ro-
zenricht . . . entdeckte . . . Grabmale. Im Amberger Kreisarchiv, Sulzbach Stadt- und Landgericht Nr.
3026 F 90). — Zu M. J. Schleis vergl. A. Vierling 1906, 23 f.
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