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I. Die Umwelt.

dem Neffen des Alboin, der das Land mit den edelsten Geschlechtern
besetzt^. Die Einwohner der zerstörten Hauptstadt aber flüchten dort-
hin, wo das Meer Schutz bietet. Ein Teil, darunter der Patriarch
selbst, birgt sich in den Mauern des auf felsigen! Eiland sicheren Grado,
andere siedeln an der Stätte des späteren Venedig. So verknüpft ein
gemeinsames Schicksal vom Geburtsjahre an die bald aufstrebende
Handelsstadt und das am Meeressanm gelegene neue Patriarchat.
Grado und Venedig gehören eng zusammen, sie stehen in gemein-
samem Gegensatz gegen das festländische Aquileja. Dieser Gegensatz
überdauert das frühe wie das hohe Mittelalter. Er wird nicht geringer,
als die Langobarden katholische Christen werden, als nicht mehr ein
Schisma Alt- und Neuaquileja trennt?. In den beiden kaum 12 km
von einander entfernten Städten sitzen erbitterte Gegner. Gehört
den Langobarden das Festland, so der Küstensaum den Beherrschern
des Meeres. Die Bischöfe Istriens und Beneziens sind zunächst Suffra-
gane Grados. Als Karl der Große neben Friaul auch Istrien erobert,
Grado aber außerhalb des Frankenreiches bleibt, trennt nunmehr
eine politische Grenze den Metropoliten von einem Teil seiner Bischöfe.
Das fränkisch gewordene Istrien seinerseits erstrebt und erreicht in der
Synode von Mantua (827) auch kirchlichen Anschluß an die fränkische
Metropole. Der Streit entbrennt. Venedig macht als Erbin von
Byzanz Grados Sache zu der seinigen. Das Reich stützt das festländische
Aquileja. Der Papst steht zwischen beiden und entscheidet für den
jeweils Mächtigeren. Zeiten der Schwäche des Reiches sind Zeiten
der Schwäche auch für Friaul, Zeiten der Stärke des Reiches ebensolche
für Friaul. Das zeichnet ihm die Richtung seiner Politik von Anfang
an vor. Um seiner selbst willen muß es sich an das Reich anlehnen.
Sein Schicksal ist mit dem des Reiches aufs engste verbunden.
Otto I. trennt nach der Wiederherstellung des kaiserlichen Ansehens
in Italien die Mark Verona einschließlich Friauls mit Aquileja von
dem Königreich Italien ab, verleibt sie dem Reiche ein und verbindet
° Hist. Lang, tl, 9 (MGSLang.); znm folgenden ferner Heinrich Kretsch-
mayr, Gesch. v. Venedig t, Gotha 1906,19; Alfred Hessel, Friaulals Grenzland,
HistZ. 134 (1926), Iss.
' Wilhelm Meyer aus Speyer, Die Spaltung des Patriarchats Aquileja,
GöttAbh. N.F.2 (Berlin 1898) 6; Walter Lenel, Venezianisch-istrische Studien
(Schriften der wissensch. Ges. in Straßburg 9) Straßburg 1911; CarlFreih. v.Czo er -
uig, Das Land Görz und Gradisca, Wien 1873; zum folgenden vgl. ferner die Artikel
bei Weher und Welte, Kirchenlexikon- I (1882), 1184ff.; Buchberger-Hof.
mann, Lexikon für Theologie und Kirche^ I (1930), 582ff. mit Karte; Bandril-
lart, vietionuaire Mbist. st cis z6o°r. seel. III (Paris 1924), 1112ff.
 
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