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5. Die Ensenhamens.

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Wenig, grüße, da dn sollst, sei in Milon voIZomuot. — Eine Mutter
rät der Tochter, spricht ihr von Minne, belehrt ein Mädchen, das der-
einst heiraten wird. Thomasin denkt nicht an spätere Ehe, er hat den
Frauendienst im Auge.
Auch Freidank^ handelt von minno unäe rvikan. Im einzelnen
hat er manche Anklänge an Thomasins Minnelehre^. Minne ist nicht
käuflich"^ man kann nicht zur Liebe zwingen u. a. m.^°. Es finden
sich mannigfache Anklänge, die noch durch einiges andere, das inhaltlich
verwandt ist, ergänzt werden könnten. Freidank hat Thomasins Ge-
dicht benutzt^, doch besteht bei aller Nähe in Inhalt und Form größte
Ferne in der Grundeinstellung. Freidank ist wie die Winsbekin in
erster Linie auf Ehe (vgl. z. B. 99,21 ff.), Thomasins Minnelehre ist
ganz auf Minnedienst berechnet.
In der deutschen Überlieferung findet sich weiter nichts, das den
Minnelehren Thomasins an die Seite zu stellen wäre, und wir müssen
uns anschicken, in der provenzalischen Literatur zu suchen. Schon
Schönbachs hat vermutet, daß er „aus der Lyrik der Provenzalen
und ihrer lombardischen Genossen . . . seine Kenntnis des Minne-
wesens und die Minneterminologie bis in ihre feinsten Abstufungen
gelernt" habe. Ranke^ lehnt das freilich entschieden ab und glaubt
vielmehr, es sei ihm aus eigener Anschauung bzw. aus der „höfischen
Konversation" bekannt gewesen. Jede der beiden Ansichten hat zu
einem Teil recht: an einem oberitalienischen Hof und in provenzalischer
Konversation hat Thomasin die Minnedichtung und Minneterminologie
gelernt.
An provenzalischen Ensenhamens sind eine ganze Anzahl über-
liefert, wenn auch schon weniger eigentliche Minnelehren. Der Lehr-
meister ihrer Verfasser ist Ovid, und auch neben manchen der Aus-
hg. Wilhelm Grimm, Göttingen 1834; 2. Aufl. 1860. Abschnitt 37: von
nunne unäe vüben.
Ich benutze gern die auf diesenTeil bezüglichen Hinweise in den Anmerkun-
gen von Bezzenbergers Ausgabe (Halle 1872), ohne weitere Belege hinzuzu-
fügen. Vgl. a. F-riedr. Neumann, NJb. f. d. klass. Altertum, Geschichte usw. 28
(1922) 391.
Freid. 98, llff.: Thom. 1221; ferner Freid. 100, 12ff.: Thom. 1484ff.;
1500 (ZÜÜ68 bitoll).
'°° Freid. 101, 5ff.: Thom. 1206ff.; Freid. 102, 26-103, 2: Thom. 1635;
weiterhin auch Freid. 104, 16ff.: Thom. 1003ff. (evboouo ist weniger als Moto).
E Bezzenberger (Anm. 478) 43; Neumann (Anm. 478) 391.
(Anm. 177) 77.
'n Sprache und Stil (Anm. 241) 2 Anm. 1.
 
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