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10. Thvmasins politische Stellung. 208
das Fürstenamt stammt^. So weit kann Thomasin mit dem Papste
mitgehen. So weit können auch Kaiser und Könige selbst zustimmend
Aber Jnnocenz geht ja noch weiter.
Er sieht sich selbst als rax iustus, der die iustitia verbreitet und
sich in Demut vor Gott neigt^. Er ist der Stellvertreter Gottes auf
Erden, ein anderer Salomo^, weniger als Gott, mehr als Mensch,
er ist der Stellvertreter Christi, dem als solchem auch die Herrschaft
dieser Welt zusteht^. Ei' erringt sich nicht nur die Hoheit über Rom
und die nahegelegenen Gebiete, er stellt das alte Lehensverhältnis über
Sizilien wieder her, er greift in die deutschen Throuwirren ein, er kann
sie auf der Lateransynode vor dem Forum der Kurie endgültig erledigen,
um sich dann der letzten großen Aufgabe seines Lebens zu widmen:
dem päpstlichen Kreuzzug. Jnnocenz nimmt in übersteigernder Fort-
setzung augustiuischer Gedanken als rox iustus das Recht in Anspruch,
die Untertanen weltlicher Herrscher von ihmm Treueid zu entbinden/
wenn der Fürst nicht länger sein Amt in Demut und Gehorsam gegen
Gott führt. Als viaarius Obristi fühlt er sich als Herr super Mutes et
reZnadr«, auch in rein weltlichen Angelegenheiten entscheiden darf
und soll, der Gehorsam in geistlichen und weltlichen Dingen verlangen
kann. Der weltliche Arm soll den geistlichen nicht nur unterstützen, er
hat ihm zu gehorchen.
Thomasin nennt den Papst einen meister, den uns Gott gegeben
habe, damit er nbton solcko unser leben (11092). Er ist nüvb Aot äer
kristenbeit koubet (11096), wir sollen in ihm unsern vutvr ^elstlleben
(11108) sehen. Dabei weist der Dichter die Vorwürfe derer zurück, die
ihn einen bösen Menschen neunen oder gar wie Walther mit dem Zau-
berer Gerbrecht vergleichen. Freilich kann er auch einmal irren und
etwas tun, ckL er möbto Mtuon bnx (11150). Dann soll man daran
denken: er ist nibt Mit, er ist ein man (11152). Thomasin räumt
sogar ein:
ieii dl in daran nilrt liefen,
sin rviln mölrt in onelr betrieben,
tnot aver eri-. An doessn list,
80 rvinöt llnii er min selmldeo ist (II153 ff.).
ebd. 48f.
vgl. die oben (Anm. 886) geunmtte Dissertation von Frederich.
Fiebach (Anm. 926) 44ff..
Hampe, HistBjschr. 8 (1905) 519. Dazu vgl. Augustin, de eiv. Voi XVII8:
Lrüuwon guipps pacikiens estlatine. Fiebach (Anm. 926) 63.
Karl Ha m p e, Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer'.
Leipzig 1929, 197f.; Ders., Das Hochmittelalter. Geschichte des Abendlandes von
SOO bis 1260. Berlin (1932) 242f.
Belege bei Fiebach (Anm. 926) 55ff. und Meyer (Anni. 926) 5ff.
 
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