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10. Thomasins politische Stellung.

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gestimmt haben, wo er das Fürstenamt unmittelbar unter Gott stellt,
ohne dabei von einer Lehnsoberhvheit des Papstes zu sprechen. In
seinen! Sinne ist auch Thomasins Urteil über die Deutschen, das völlig
von dein des Papstes'^ abweicht. In seinem Sinne schreibt der Dichter
endlich vor allem da, wo er den inneren Bau des Staates und der Gesell-
schaft behandelt.
Oberitalien und Friaul sind Gegensätze. Dort herrschen die Städte^
hier bedeuten sie nichts, Adel und Geistlichkeit alles. Und nur von diesen
beiden Ständen spricht der Dichter. Vor allem vom Adel, dem gegen-
über tretendie plmkkon zurück. Ihnen weist er keinerlei politische Pflichten
und Rechte, sondern lediglich geistliche zu. Er hält seinem eigenen Stande
gegenüber mit heftigem Tadel nicht zurück. Er wirft ihm Habgier, Träg-
heit, Freude an den Dingen des Weltlebens vor und verlangt Kunst
und lornungu. Hier kann er sich unmittelbar ans Beschlüsse der Lateram
fynode berufen. Sie hat Vorschriften für die Ausbildung des Nach-
wuchses gegpbeu^. Sie spricht auch von der Lebensführung der Geist-
lichen und von der Anstellung neuer Kleriker^. Kein Bischof soll einein
unwürdigen Menschen, insuklioiontis soientiaa val mlionostao vllmt?^
ein Amt verleihen. Dasselbe verlangt Thomasin. Kleriker dürfen keine
weltlichen Geschäfte (oomumroia) treiben'"?, mimis, sooulutoribus, bi-
strionibus non intunckant^. An Jagd und Vogelfang dürfen sie nicht
teilnehmend In Bezug auf die Geistlichen und ihre Haltung stützt sich
der Dichter also ganz auf die Forderungen, die Jnnocenz verkündet
hat. Auch seine Abneigung gegen die Fahrenden ist die des Klerikers.
Wichtiger ist das, was er über den Adel sagt. Zunächst rechnet er
— im Anschluß an Boethius — den Adel unter die Güter des utile.
Er ist nicht an sich etwas Gutes. Wer vom Adel geboren ist und hat
sms nmotos uclel verlern (3864), der schändet seine hohe Geburt:
SIN Asdnrt Agrt rnrllvr vrist
llsz er vol null rollto tno (3868f.).
Wer dem nicht folgt, dem bringt sein Adel nur Unehre. Jeder Mensch ist
von Geburt adlig; denn er ist gotos kint (3888). Nur wer Gottes Gebot
"" WGast 11347ff. Obwohl diese Stelle eine vapt-rtio bvnevolentirro ist, sagt
sie doch einiges über Thomasins wahre Ansicht ans. Demgegenüber vgl. für Jnnocenz,
etwa Haller (Anm. S67n) 527f.
s. o. S. SS.
Hefele (Anm. 198) V- 886ff.
e, 44. X. cio elsetionv (I. 6). 6rs^. civor.
"" e. 15. X. cls vita et llonsstrrte elerieornm (III. 1). 6reg. äeer.
"" ebd.
"" e. 14. X. lle vitn et kouestnts elerieorum (III. 1). Orex. (leer.
 
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