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Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Transl.]
Dürers Briefe, Tagebücher und Reime — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 3: Wien, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.28721#0170
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146

Wie einem Schuster einst geschah.
Da der das Bild eines Malers sah,
Das dieser an die Sonn' gestellt,
Sprach er: das Bild mir wohlgefallt;
Die Schuhe nur sind missgestalt'.
Der Meister, der es hätt' gemalt,
Nachdem er heimlich das vernahm,
Den Mangel Augs dem Bild benahm;
Lehnt's alsbald an dieselbe Wand.
Da kam des andern Tag's gerannt
Der Schuster, der's zuvor geseh'n,
Der macht sich breit und thät sich bläh'n.
Und als er das Bild wieder sah,
Sprach er: 's ist noch ein Fehler da,
Am Rock die Falten, die sind dumm,
Die eine g'rad, die and're krumm.
Der Maler hört's und sprach zum Schuster:
Das ist mir doch ein seltsam Muster,
Dass du ein Schneider glaubst zu sein,
Schuhmachen, ist das Handwerk dein,
Das und kein and'res sollst du üben!
Damit thät jener von dannen schieben.
Ganz so sag' ich auch diesem Mann,
Da er das Malerhandwerk kann,
Dass er denn bei demselben bleib',
Damit man Spott nicht mit ihm treib'.
Denn wollt' ein Schneider Pelze machen,
Darob würd', glaub' ich, jeder lachen.
Als ich das von Lazarus Spengler empheng, machte ich
ihm das nachfolgende Gedicht darauf.
 
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