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Dürer, Albrecht; Thausing, Moritz [Transl.]
Dürers Briefe, Tagebücher und Reime — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 3: Wien, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.28721#0171
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i47

3.
DÜRERS SPOTTGEDICHT AUF LAZARUS SPENGLER.
Es ist zu wissen, dass zur Frist
Ein Schreiber hier zu Nürnberg ist,
Den Rathsherrn gar ein werther Mann,
Weil er Missive schreiben kann.
Der meint die Leute zu berücken,
Mit seinem Witz zu unterdrücken;
Wie er mir zum Gespött gethan,
Als ich jüngst hub zu schreiben an
Für mich in Reimen von acht Weisen,
Die mein Sprüchlein sehr that preisen.
Nachdem ihm das nun nicht gefiel,
Macht er auf mich ein Fastnachtspiel,
Darin er mich vergleichen thut
Dem Schuhflicker im breiten Hut,
Der beurtheilt des Apelles Bild,
Bis der ihn einen Hansnarren schilt.
Das hat mir der Schreiber vorgerieben,
Meint', ich war' besser Maler geblieben.
Gleichwohl hab' ich mir vorgenommen,
Noch ganz und gar nicht zu verstummen.
Dass ich 'was lerne, was ich nicht kann,
Dafür straft mich kein weiser Mann.
Denn wer bei Einem Ding' stets blieb'
Und nimmermehr ein and'res trieb',
Dem ginge es, wie dem Notar,
Der nur ein einziges Formular
Und weiter kein's gelernet hatt' —
Er wohnt auch hier in uns'rer Stadt.

IO*
 
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