Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Formfchnitt und Kupferftich. K

Sinn, als den der Firma, des befugten Verkaufrechtes hatte das
Monogramm anfänglich nicht. Erft das Erwachen- der modernen Per-
fonhchkeit, die bewufste Ruhmbegier der Renaiffance unterfchob dem
-eichen zugleich den geiftigen Eigenthumsbegriff. Darum warfen
denn auch die deutfchen Meifter ihre ganze Kraft auf die Ausbeutung

er Metallplatte und des Holzftockes, die eine endlofe Verbreitung
i u-er Werke zuliefsen. War es ihnen verfagt fich in grofsen Flächen
zu ergehen, f0 griffen fie in alle Weiten, ftatt des Raumes wirkten
Maffen! Die graphifchen Künfte zogen in Deutfchland keines-
wegs im Gefolge der eigentlichen Malerei einher, fie (landen eben-
bürtig ihr zur Seite! fie tratcn fteuvertretend für diefelbe ein. Das
Wandgemälde ward durch den Holzfchnitt erfetzt, die Tafelmalerei
durch den Kupferftich ergänzt. Ja in Ermangelung centralifierter Cul-
turgebiete verlieh gerade die publiciftifche Seite den zeichnenden
Kunden im Zeitalter der aufblühenden Buchdruckerkunft eine gewiffe
monumentale Bedeutung; fie gehen damals in der Wandelung des
Gefchmackes den übrigen Künften eher voran, ftatt ihnen zu folgen;
ie ftanden noch in keiner Abhängigkeit oder Unterordnung zu den-
elben. Es konnte fomit eine fo tüchtige Kunftfchule, wie die des
lfters E- S. von 1466, ohne bisher nachweisbare Uebung der Maler-
technik fortfehreiten und der aus ihr hervorgehende erfte bedeutende
Maler Oberdeutfchlands, Martin Schongauer zu Colmar, erfcheint
faft nur als Kupferftecher thätig.

Unabhängig von den Gewalten in Kirche und Staat und im Ein-
klänge mit dem vorwärts treibenden, aus den alten Feffeln fich los-
nngenden Volksgeifte haben alfo Holzfchnitt und Kupferftich in

eutfchland ihre erfte Blüthe entfaltet. In ihnen gewannen die. Be-
ftrebungen der neuen Zeit zuerft Ausdruck und Geftalt; und wo fich
ciefelben im Volke am kräftigften regten, in Franken, in Nürnberg,

a mufsten auch die populären zeichnenden Künfte ihren höchften

u lchwung nehmen. Nur die Erwägung diefer Verhältniffe kann
zur richtigen Würdigung unferes Gegenftandes führen; denn

ur ten wir von der vorherrfchenden Stellung des Kupferftiches und
Holzfchnittes in der deutfchen Malerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
d . etlen) Wir fänden keinen Schlüffel, die wahre Bedeutung Nürnbergs
die Stellung Dürers in der Kunftgefchichte zu erklären.
 
Annotationen