3Q III. Die Familie.
keit, in der ihm die Stadt zuerft erfchien, mochte dem Wanderburfchen
als ein günftiges Vorzeichen für fein Verbleiben erfchienen fein, fo
dafs er in der fchlichten Aufzeichnung feiner Familienbegebenheiten
des Umftandes nicht vergafs; deutlicher aber belehrte ihn, den jungen
Goldfchmied wohl der Glanz, den die geladenen Gäfte aus den raths-
fähigen Gefchlechtern bei diefer Gelegenheit entfalteten, das reichliche
Silbergefchirr, das in Nürnberg keiner Befteuerung unterworfen war,
dafs hier ein goldener Boden für fein Handwerk fei. Das aber konnte
er damals noch nicht ahnen, dafs fein Name einft an der Seite des eben
gefeierten glänzen, ja diefen noch überftrahlen werde.
Der zugewanderte Goldfchmied fand dauernde Befchäftigung bei
einem angefehenen Meifter feiner Zunft, Hieronymus Holper1). Der-
felbe erfcheint 1461 unter den vier Meiftern, die vom Rath zu Ge-
fchworenen ihrer Genoffenfchaft ernannt werden, und wird gleichzeitig
als »Silberwäger« genannt. Seine Gefellen mögen ihm nicht blofs in
der Werkftatt, fondern auch in feinem öffentlichen Amte redlich bei-
geftanden haben, denn fchon im folgenden Jahre wird er vom Rathe
angewiefen, die Gebühren deffelben, das Zeichengeld mit ihnen zur
Hälfte zu theilen. Meifter Holper fcheint fein Handwerk in gröfserem
Mafsftabe betrieben zu haben und auch Hausbefitzer gewefen zu fein,
wenigftens ift in Endres Tuchers Baumeifterbuche der Stadt Nürnberg
im Jahr 1467 die Rede »von des Holpers Haus«2). Von feiner Ehe-
frau Kunigunde, einer gebornen Oellinger von Weifsenburg, hatte er
ein Töchterlein Namens Barbara. Kaum dafs das Kind herangewachfen
war, hatte fich der fremde Gefelle Albrecht das Vertrauen der Eltern
dermafsen erworben, dafs fie ihn zu ihrem Eidam auserfahen. Im
Jahre 1467 führte der 40jährige Albrecht die erft 15jährige Braut heim,
»eine hübfehe, gefäde Jungfrau«, wie Dürer nach den Auffchreibungen
des Vaters berichtet. Nicht ohne Zuthun des Meifters mochte es ge-
fchehen fein, dafs gleichzeitig »des Holpe/s Eidam, Albrecht genannt«
vom Rathe aufgefordert ward, mit feinem Meifter zu fchwören, dafs
er des Silberzeichen- und Goldftreicher-Amtes getreulich warten wolle;
zugleich ward er angewiefen Bürger von Nürnberg zu werden. Dem
Auftrage leiftete Albrecht Dürer am 8. Juli 1468 Folge, indem er fich
gegen Erlag der bei den Goldfchmieden auf zehn Gulden Stadtwäh-
l) Lochner im Nürnberger Correfpon-
denten vom 18. Aug. 1858, Nro.421, ein treff-
licher Nachweis aus Archivalien. Der bisher
angenommene Name »Haller« in der einzigen
vorhandenen fpäteren Abfchrift der Familien-
ftanden fein. Am wenigften durfte man hin-
ter dem Meifter ein Mitglied der Patrizier-
familie Haller fuchen.
2) Edition v. Weech u. Lexer, Biblio-
thek des literarischen Vereines, Stuttg. 1862.
chronik kann nur aus einem Lefefehler ent- I S. 114 Z. 21.
keit, in der ihm die Stadt zuerft erfchien, mochte dem Wanderburfchen
als ein günftiges Vorzeichen für fein Verbleiben erfchienen fein, fo
dafs er in der fchlichten Aufzeichnung feiner Familienbegebenheiten
des Umftandes nicht vergafs; deutlicher aber belehrte ihn, den jungen
Goldfchmied wohl der Glanz, den die geladenen Gäfte aus den raths-
fähigen Gefchlechtern bei diefer Gelegenheit entfalteten, das reichliche
Silbergefchirr, das in Nürnberg keiner Befteuerung unterworfen war,
dafs hier ein goldener Boden für fein Handwerk fei. Das aber konnte
er damals noch nicht ahnen, dafs fein Name einft an der Seite des eben
gefeierten glänzen, ja diefen noch überftrahlen werde.
Der zugewanderte Goldfchmied fand dauernde Befchäftigung bei
einem angefehenen Meifter feiner Zunft, Hieronymus Holper1). Der-
felbe erfcheint 1461 unter den vier Meiftern, die vom Rath zu Ge-
fchworenen ihrer Genoffenfchaft ernannt werden, und wird gleichzeitig
als »Silberwäger« genannt. Seine Gefellen mögen ihm nicht blofs in
der Werkftatt, fondern auch in feinem öffentlichen Amte redlich bei-
geftanden haben, denn fchon im folgenden Jahre wird er vom Rathe
angewiefen, die Gebühren deffelben, das Zeichengeld mit ihnen zur
Hälfte zu theilen. Meifter Holper fcheint fein Handwerk in gröfserem
Mafsftabe betrieben zu haben und auch Hausbefitzer gewefen zu fein,
wenigftens ift in Endres Tuchers Baumeifterbuche der Stadt Nürnberg
im Jahr 1467 die Rede »von des Holpers Haus«2). Von feiner Ehe-
frau Kunigunde, einer gebornen Oellinger von Weifsenburg, hatte er
ein Töchterlein Namens Barbara. Kaum dafs das Kind herangewachfen
war, hatte fich der fremde Gefelle Albrecht das Vertrauen der Eltern
dermafsen erworben, dafs fie ihn zu ihrem Eidam auserfahen. Im
Jahre 1467 führte der 40jährige Albrecht die erft 15jährige Braut heim,
»eine hübfehe, gefäde Jungfrau«, wie Dürer nach den Auffchreibungen
des Vaters berichtet. Nicht ohne Zuthun des Meifters mochte es ge-
fchehen fein, dafs gleichzeitig »des Holpe/s Eidam, Albrecht genannt«
vom Rathe aufgefordert ward, mit feinem Meifter zu fchwören, dafs
er des Silberzeichen- und Goldftreicher-Amtes getreulich warten wolle;
zugleich ward er angewiefen Bürger von Nürnberg zu werden. Dem
Auftrage leiftete Albrecht Dürer am 8. Juli 1468 Folge, indem er fich
gegen Erlag der bei den Goldfchmieden auf zehn Gulden Stadtwäh-
l) Lochner im Nürnberger Correfpon-
denten vom 18. Aug. 1858, Nro.421, ein treff-
licher Nachweis aus Archivalien. Der bisher
angenommene Name »Haller« in der einzigen
vorhandenen fpäteren Abfchrift der Familien-
ftanden fein. Am wenigften durfte man hin-
ter dem Meifter ein Mitglied der Patrizier-
familie Haller fuchen.
2) Edition v. Weech u. Lexer, Biblio-
thek des literarischen Vereines, Stuttg. 1862.
chronik kann nur aus einem Lefefehler ent- I S. 114 Z. 21.