Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI.

Heirath und Hausstand.

»dieweil das durchdringend fterblich ver-
gifft nachredender gefpiüer zimgen allzeit
bereit ift auszefliefsen.« Dürer.

ürers perfönliche Erfcheinung während der
Wanderfchaft ift uns in feinem Selbftbildnifs
vom Jahre 1493 erhalten. Goethe, der das-
felbe noch in der Sammlung des Hofraths
Beireis in Helmftädt fah, giebt davon fol-
gende Befchreibung: »Unfchätzbar hielt ich
Albrecht Dürers Porträt, von ihm felbft ge-
malt, mit der Jahrzahl 1493, alfo in feinem
zwey und zwanzigften Jahre, halbe Lebens-
gröTse, Bruftftück, zwey Hände, die Ellenbogen abgeftutzt, purpur-
rothes Mützchen mit kurzen, fchmalen Nefteln, Hals bis unter die
Schlüffelbeine blofs, am Hemde geflickter Oberfaum, die Falten der
Aermel mit pfirfichrothen Bändern unterbunden, blaugrauer, mit gelben
Schnüren verbrämter Ueberwurf; wie fich ein feiner Jüngling gar zier-
lich herausgeputzt hätte, in der Hand bedeutfam ein blaublühendes
Eryngium, im Deutfchen Mannstreue genannt, ein ernftes Jünglings-
geficht, keimende Barthaare um Mund und Kinn, das Ganze herrlich
gezeichnet, reich und unfchuldig, harmonifch in feinen Theilen, von
der höchften Ausführung, vollkommen Dürers würdig, obgleich mit
fehr dünner Farbe gemalt, die fich an einigen Stellen zufammen-
gezogen hatte« 1). Das Bildnifs, damals fchon fchadhaft, ift feitdem
völlig von dem grofsen Pergamentblatte, auf dem es gemalt war, ab-
gelöft, auf Leinwand übertragen und dabei gründlich reftauriert worden.
Blofs der untere Theil mit den Händen zeigt noch die urfprüngliche
Malweife, breit und flüffig bei kräftiger Vorzeichnung. Der Kopf drei-
viertel rechtshin gewandt, hat genau diefelbe Stellung, wie auf dem

I) Goethes Werke, Bd. XXXI. S. 216. Vergl. Heller, S. 176.
 
Annotationen