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Hercules von 1500. I47

der grüne Hintergrund und die Kleidung find ganz übermalt. Der
beffer erhaltene Kopf aber mit der noch immer fehr guten Modellie-
rung und dem heiteren, lebhaften Ausdrucke deutet allerdings auf
Durer, und zwar durch die etwas gekniffenen Augen und Mund auf
deffen frühe Zeit hin. Damit fteht aber wieder in Widerfpruch, dafs
die dargeftellte Perfönlichkeit keineswegs zwanzig Jahre jünger aus-
geht, als auf den zuvor genannten Bildniffen, fondern vielmehr greifen-
haft, und nach der eingefunkenen Oberlippe zu fchliefsen, zahnlos:
ein Widerfpruch, den ich nicht zu erklären vermag, es fei denn, dafs
das Münchener Bild gar nicht Jakob Fugger, fondern blofs einen ihm
fehr ähnlichen, vielleicht auch leiblich verwandten Mann darfteilt.

Noch bleibt uns ein anderes Gemälde in Wafferfarben, gleichfalls
aus dem Jahre 1500, zu betrachten, das in mancher Hinficht unter
Durers Werken vereinzelt dafteht: Hercules im Kampfe mit den ftym-
phalifchen Vögeln auf der Vefte zu Nürnberg. Waagen fah das Bild
noch in Schleifsheim in fchadhaftem Zuftande und erklärte es auch
für fchwierig, es auf irgend eine Weife wieder herzuftellen. Seitdem
ift es mit Oelfarbe und Firnifs ganz überftrichen worden bis auf wenige
kleine Stellen, unter denen fich zum Glück der Stein mit Monogramm
und Jahreszahl befindet. Der nackte Hercules in halber Lebensgröfse
Ichreitet l.nkshin aus, ftramm den grofsen Bogen fpännend, fo dafs
er mehr von rückwärts, der Kopf mit den fliegenden Locken gerade
im Profil gefehen wird. Der Vogel links in der Luft und feine beiden
Gefeilen find als kleine geflügelte Drachen gebildet, mit länglichen
Frauenköpfen und mitBrüften, ähnlich den Sirenen; fie% fehen gar
nicht fchrecklich aus. In den Hintergrund erftreckt ficri VbieSrohl-
angeordnete Flufslandfchaft. Nach der völligen Verwüftung des Ge-
mäldes ift es ein Glück, dafs uns wenigftens ein Entwurf Dürers
zu denselben erhalten ift, nämlich in der grofsherzoglichen Samm-
lung zu Darmftadt. Es ift eine lavierte Federzeichnung, auf wel-
cher die Hauptfigur mehr in der Mitte fteht und das Löwenfell
nachfchleift, mit dem auch der Rücken zum Theil bedeckt ift. Starke
Pentimenti zeigen, wie Dürer bemüht war, der Anatomie Herr zu wer-
den und die energifche Bewegung in der Stellung und Muskelfpannung
der Glieder auszudrücken; während die ihm geläufige Landfchaft nur
ganz flüchtig angegeben ift. Es ift dies unter allen Gemälden die
wir von Dürer kennen, eines der beiden, in welchem er keinen heili-
gen Gegenftand und kein Bildnifs giebt, und das einzige mit einer
mythologifchen Darfteilung. Wer mag wohl der Befteller gewefen fein?
 
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