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\aQ VII. Die Malerwerkftatt; Gefellen und Fälfcher.

Ob üch das letztere jemals auf dem Originale befunden habe,
fleht dahin >).

Dem früheften Bildniffe, das Dürer auf ausdrückliche Beftellung
gemalt haben mag, begegnen wir erft im Jahre 1499; es ift das Por-
trät des Oswald Krell in der k. Pinakothek zu München. Es ift keine
einnehmende Perfönlichkeit, die hier in aller Herbheit ihrer Erfchei-
nung dargeftellt wird. Der knochige, bartlofe Kopf des jungen Mannes
ift etwas nach links gewandt, und ernft, faft mürrifch blicken die Augen
aus den äufserften Winkeln heraus. Das fchwarze Sammtkleid ftimmt
gut zu dem rothen Vorhange im Grunde, der links den Ausblick auf
hochftämmige Bäume frei läfst. Mit befonderer Sorgfalt ift wieder
das Haar und der von der rechten Schulter herabfallende, mit der
linken Fauft zufammengehaltene Pelzrock behandelt. Auch die grauen
Schatten im Fleifche find fein vertrieben. Ueberall ift die ganze un-
gefchminkte Wahrheit neben einer gewifien zeitgemäfsen Gravität
feftgehalten. Im Allgemeinen zeigen die frühen Bilder Dürers einen
fatteren, kräftigeren Farbenvortrag, eine mehr malende Technik, die
noch auf die alte, durch Wolgemut vermittelte flämifche Ueberlieferung
zurückführt, allmählich aber von der abftracteren, mehr zeichnenden
Methode in der Art von Mantegna und Schongauer durchdrungen wird.

Zu erwähnen wäre hier noch das Bildnifs des kaiferlichen Rathes
Sixtus Oelhafen, geb. 1466, geft. 1539, aus dem Jahre 1503, von wel-
chem fich aber das Original Dürers nicht erhalten hat, fondern blofs
Copien; die eine war in der Sammlung des H. v. Derfchau, die andere
befindet fich auf der Univerfitätsbibliothek zu Würzburg. Auch der
kleine Stich von J. A. Böner ift nicht nach dem Original gemacht2).
Nicht viel beffer fteht es um die Nachweifung eines Bildniffes von
Jakob Fugger, genannt der Reiche (1459—1525)> welches Dürer gemalt
haben mufs, aber doch erft in viel fpäteren Jahren. Die faft lebens-
grofse Originalzeichnung dazu, welche B. Suermondt in Amfterdam ent-
deckte und erwarb, flammt erft aus den Jahren 1518—'1520; ihr ent-
fpricht das, Kulmbach zugefchriebene Gemälde im Berliner Mufeum3)
und eine andere Copie im Befitze des Grafen Törring in München.
Nun giebt es aber ein nur fehr wenig abweichendes Porträt desfelben
Mannes, wie es fcheint, in der Münchener Pinakothek 4), aus Schleifs-
heim flammend und laut Inventar von 1760 auf der Rückfeite als ein
Werk Dürers aus dem Jahre 1500 bezeichnet. Das Bild war blofs in
Leimfarben ausgeiührt und hat demgemäfs viel gelitten; insbefondere

1) Wenigstens hat Eigner, der das Bild ! 223, 265 u. 909
leider reftaurierte, es nicht gefunden. 3) Nr. 557.

2) Katalog Derfchau S.6. Heller a. a. O. ' 4) Saal I. Nr. 51.
 
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