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XIV. In den Diehften des Kaifers.

berichtet fpäter (1524) felbft, wie er auf Andringen einiger von den
Eiteren Herren, die deshalb mit ihm unterhandelt, »dem Rathe zu
Ehren und zur Erhaltung feiner Begnadungen, Gebräuche und Ge-
rechtigkeiten gutwillig davon abgeltenden fei« ').

Dürer hielt dem Kaifer Wort. Auch ohne alle Entlohnung war
er fleifsig bei der Arbeit. Bereits im Jahre 1515 war der erfte Theil
des coloffalen Werkes in der Zeichnung für die Holzfehneider voll-
endet. Die Ehrenpforte (B. 138) befteht aus 92 Holzftöcken; die
Abdrücke zufammengefetzt, mifst das Blatt 10 '/2 Schuh Höhe, 9 Schuh
Breite. In einer langen Befchreibung und Erklärung, welche unten
anzufügen ift, belehrt uns Stabius, »die Pforte der Ehren des Kaifers
Maximilian fei in der Geftalt von ihm aufgerichtet, wie vor alten
Zeiten die Arcus triumphales den Römifchen Kaifern in der Stadt
Rom, deren etliche zerbrochen find und etliche noch gefehen werden«.
Das alfo war die Abficht des Gelehrten und des Künftlers, und das
ift bemerkenswerth, wenn wir auch durch das fertige Kunftwerk
Dürers fchwerlich an einen römifchen Triumphbogen erinnert werden.
Das Ganze hat vielmehr die hohe fteile Giebelform des deutfehen
Renaiffancehaufes; die beiden Rundthürme zu äufserft an den Seiten,
umwunden von Spruchbändern, erinnern an die Treppenthürme an
den Ecken franzöfifcher und deutfeher Schlöffer; die Kuppeln und
Lunetten aber, mit denen der pyramidifche Aufbau oben abgefchloffen
und gekrönt wird, können ihre Herkunft von venetianifchen Vor-
bildern nicht verläugnen. Entfprechend der hochaufflrebenden Grund-
form find auch die drei Pforten, die fich unten öffnen ziemlich enge,
zwifchen und über ihnen bleibt dann noch fehr viel Raum für den
Ueberfchwall von gelehrtem und künftlerifchem Zierrath. Das gröfste,
mittlere Hauptthor ift »die Pforte der Ehre und Macht«, über ihr
hängt, einem Kleinode gleich, eine reizende Fortuna, die Kaiferkrone
hinabhaltend. Darüber ift das hohe Wandfeld mit dem Stammbaume
des erlauchten Haufes Oefterreich gefchmückt, zu oberft der Kaifer
felbft thronend, umfehwebt von vielen Siegesgenien, und darunter
feine Nachkommen, ein jeder den Granatapfel, das Zeichen des Ueber-
fluffes und Maximilians Sinnbild, in der Hand haltend. Auf den zu
beiden Seiten auffteigenden Leiften die 102 Wappen von Ländern und
Provinzen, die ihm unterthan find. Ueber den beiden kleineren Seiten-
thoren, der »Pforte des Lobes« und der »des Adels« find auf 24 Fel-
dern Darftellungen aus der Gefchichte Maximilians angebracht, und
darüber je ein Spruchband mit den erklärenden Verfen von Stabius;

1) Campe, Reliquien, 60. Dürers Briefe, 163 | und 52. Baader, Jahrbücher f. K.1.222 u. 243.
 
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