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Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0016
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1. Kapitel: Mittelindisch are, re ,,du da“

„Herz“, wir würden sagen: „Herzchen“, eine passende An-
rede für eine geliebte Freundin ist, bedarf keiner weiteren
Darlegung.
Die Vasantasenä redet ihre Zofe sowohl im Cärudatta wie
im Mrcchakatika mit hahje an (z. B. Cär. II V. 0/1, Mrcch.
II V. 0/1). Das Wort ist so augenscheinlich ein Vokativ
eines Nomens auf ä, daß man gedrängt ist nach einem mög-
lichen Äquivalent eines Nominalstammes *hanjä im Sanskrit
auszuschauen. Als solches kommt aber nur das Femininum
zu skrt. hrdya, von Pän. 4. 4. 95 als Synonym von priya
„lieb“ gelehrt, in Frage, hanje steht also für *hajje1) und heißt
eigentlich „meine Liebe“. An dieser Auffassung des Aus-
drucks, den der Dichter kaum zufällig der zartsinnigen
Vasantasenä in den Mund legt, wird uns nicht irremachen
die Behauptung später Lexikographen, hanje sei schlecht-
weg eine einer Dienerin gegenüber gebrauchte Anrede (z. B.
AK. 1. 715).
Der Vorgang, daß ein in der Anrede gebrauchter Ausdruck,
mag es sich nun um einen Vokativ, einen Imperativ, oder
ein ganzes Sätzchen handeln, sich zur Anredepartikel ent-
wickelt und dann weiterhin aufs neue, wenn nicht zum
Vokativ wird, so doch zu vokativischer Form strebt, wobei
dann das etymologische Verständnis erschwerende Bildungen
entstehen, läßt sich wie bei halä so auch sonst nachweisen.
Die Begrüßungsformel bhadram te „Heil Dir“, erscheint als
„Anredepartikel“ bhad{d)ante im Pali und als „Vokativ“
bhadanta im Sanskrit (Wackebnagel, Grammatik II, 1 § lf).
Gewiß hat es dabei eine Rolle gespielt, daß in der Mägadhi
die a-Stämme den Nom. sing, auf e bilden, und daß derselbe
für den Vok. stehen darf (Pischel, Prakrit-Sprachen § 366b):
bhad{d)ante selbst konnte also bereits als Vok. aufgefaßt
werden, zu welchem man denn einen Plural bhad(d)antä tat-
sächlich gebildet hat (vgl. Pali Text Society’s Pali-English
Dictionary s. v. bhadanta, wo aber unmögliche Anknüpfung
an skrt. bhavän). Der Imperativ hanta „schlagt“ erscheint

b Zum Lautlichen vgl. E. Schwyzer, KZ. 61 S. 240.
 
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