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Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0026
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2. Kapitel: ari im RV.

Ihm, der zu Hause ist, wo immer Gepreßtes
vorhanden, dem hohen Indra, singt auch der
Fremde ein hohes Einladungslied (?) (Geldner:
Locklied).
Hie Auffassung ari = „Fremder“ ermöglicht es, dem
nyökase Kraft zu leihen: es handelt sich um gegensätzliche
Begriffe. Auch beim Fremden fühlt sich Indra heimisch,
wenn er zu trinken bekommt. Auch der ihm Unbekannte,
dem er und der ihm ein Fremder ist, darf ihn einladen.
b) Der Fremde als Besitzer von jemandem un-
rechtmäßig genossenen („fremden“) Gutes
9 RV. 10. 27. 8 gavo ydvam präyutä aryö aksan
td apasyam sahägopäs cärantih
hävä id aryö abhitah sdm äyan
kiyad äsu svdpatis chandayäte
Die Kühe, freigelassen, fraßen des Fremden
Gerste. Ich sah sie weidend mit ihrem Hirten.
Des Fremden Rufe kamen von allen Seiten. Wie
lange wird der Herr des Eigentums an ihnen Ge-
fallen finden (= wie lange wird er sie sich gefallen lassen) ?
Die Oedenberg (Noten) beschäftigende Frage, ob aryäh
zu gavah oder zu ydvam gehöre, ist für uns fast belanglos,
da „Fremder“ ein reziproker Begriff ist, und man ebensogut
sagen könnte: „des Fremden Kühe fraßen die Gerste“. Daß
die Rufe aber von dem Besitzer der Gerste und nicht von
dem Besitzer der Kühe ausgehen, scheint mir evident: er will
die Kühe verscheuchen oder darauf aufmerksam machen,
daß sein Eigentum angegriffen ist.
Oldenberg meint, daß die Kühe „Getreide (vermutlich
fremdes) fressen“: die in Klammern gesetzte Qualifikation,
die in der Tat das Verständnis des Verses erst ermöglicht,
ist durch unsere Interpretation zum Ausdruck gebracht.
Dafür läßt man gern die Gelegenheit fahren, darüber zu
grübeln, ob der Herr der Kühe als „reich“ oder „geizig“, oder
der Herr der Gerste als „arm“ oder „reich“ oder „geizig“
 
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