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Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0075
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C. Der Fremdling als Feind. § 55 — 59

61

— sogar ganz allgemein den Besitz aller anderen Menschen.
57 RV. 4. 4. 6 cd visväny asmai sudinäni räyö
dyumndny aryö vi düro abhi dyaut
All die Sonnentage des Reichtums (= das in
Reichtum bestehende schöne Wetter), [all] die Herrlich-
keiten (eigentlich: den Himmelsglanz) des Fremdlings
mögest du ihm (dem Priester) — auf [-strahlend] die
Tore — zustrahlen.
58 RV. 10. 191. 1 sdmsam id yuvase vrsann dgne visväny
aryä d
iläs pade sdm idhyase sd no vdsüny d bhara
Zusammen raffst du, Bulle, je und je, o Agni,
sie alle vom Fremdling fort — entzündet wirst
du am Platz der Stärkung —, du bring uns die
Güter herbei.
Es ist wohl kein Zufall, daß an diesen drei Stellen von
,.allen“ Herrlichkeiten oder Gütern die Rede ist. Mißt man
sich mit ihm, betont man die Fülle des Fremdlings in ihrer
Gesamtheit nicht; wünscht man sich seinen Besitz, dann
möchte man alles haben.
59 Eine andere Art der Emphase wird erreicht, indem
man das, was man sich wünscht, genauer bezeichnet. In
diesem Falle erhält der Wunsch Nachdruck nicht durch
seine alles begreifende Allgemeinheit, sondern durch seine
konkrete, anschauliche Fassung. Hierher gehört es, wenn man
erhofft zu bekommen die Kühe des Fremdlings (1. 121. 15,
1.33.3); den lebenden Besitz1) (ary’ö gdyam 8.24.22,
b An der von Neisser, Zum Wörterbuch II S. 82f. für richtig
gehaltenen Aufspaltung des Wortes gdya in zwei Homonyme: 1. Le-
benskraft, Leben. 2. Hab und Gut (zu ji „gewinnen“), möchte ich
zweifeln. Von „Leben“ zu „lebendiger Besitz“ (Vieh und Leute)
und zu „Anwesen“ scheint mir eine gerade Linie zu führen, die
in den Bedeutungen von aw. gaefiä eine genaue Parallele hat. Daß
der Ausdruck vavhdus gaem manavhö Yasna 43. le „das Leben des
guten Denkens“ das „Vieh“ meint, hat Lommbl, NG6W. 1934
S. 69, überzeugend vermutet: nur braucht’s der scharfsinnigen theo-
logischen Begründung, die er gibt, kaum. „Der dem V. M. gehörige
lebendige Besitz“ = „Vieh“ dünkt mich einwandfrei. Betreffend
 
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