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Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0167
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B. Die Aufnahme des Fremdlings. § 143—146

153

Vorzeit lebendig war: „Die Menschen, die zu den Göttern
des lichten Himmels, den deivos, gebetet, haben auch den
Gedanken der elementarsten Menschlichkeitspflichten ge-
faßt und in sprachlichen Symbolen von so starker Lebens-
kraft festgehalten, daß ihr Nachhall uns aus der Überliefe-
rung der verschiedensten indogermanischen Völker noch
heute vernehmlich entgegenklingt“ (Kleine Schriften S. 206).
Der Nachhall, von dem Wh. Schulze hier spricht, ist
auch im späteren Indisch nicht verschollen. Wh. Schulze
selbst hat aus Mah. Bh. 3. 75. 4 erschlossen, daß es üblich
war, als erstes dem ankommenden Fremdling Feuer und
Wasser zu geben (a. a. 0. S. 197), und die Ächtungsbestim-
mungen bei Manu 9. 278 und Yäjn. 2. 276 als Verbot der in
charakteristischen Leistungen (Geben von Essen, Unterkunft,
Feuer, Wasser und Rat) bestehenden Gastlichkeit erhellt
(a. a. 0.). Vgl. auch oben 64.
145 Im Mahäassärohajätaka (Jät. III S. 8ff.) wird er-
zählt, wie ein flüchtiger König in ein Dorf kommt und, ohne
seinen Namen verraten zu haben, von einem Dorfbewohner
gastlich aufgenommen wird. Dieser geht ihm entgegen
(paccuggamanam katvä a. a. 0. S. 9), fragt ihn, wer er sei
{tvam ko si, räjapuriso, corapuriso V), führt ihn ins Haus
{geharrt netvä), läßt ihn auf seinem eigenen Sitze Platz nehmen
(attano pithake nisldäpetvä), befiehlt seiner Frau, des „Freun-
des“ Füße zu waschen {sahäyassa päde dhovä ti bhariyäya
päde dhoväpetvä), gibt ihm zu essen, so gut er vermag {attano
balänurüpena ähäram datvä), und weist ihm dann ein Lager an
{sayanam panhäpesi). Auch für das Pferd des Fremdlings
wird gesorgt. Der Dörfler läßt es abschirren {sannäham
mocetvä), läßt es bewegen {camkamäpetvä), gibt ihm Wasser
zu trinken {udakam päyetvä), läßt seinen Rücken mit Öl ab-
reiben {pitthim telena makkhetvä), und gibt ihm Heu {tinam
adäsi). Die Bemühung um das Tier hat ihr Gegenstück in
der Klage des Zara$ustra, daß der Vaepya auch mit seinen
Zugtieren kein Erbarmen hatte (Yasna 51. 12, oben 143).
146 Der gastliche Dorfbewohner, der den König aufnimmt,
geht freilich weit über das hinaus, was die Menschlichkeits-
 
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