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Vordertheile des Maskenkopfes, der nur in seinen hinteren Parthieft antik ist, woraus sich die
vollständig verfehlte Ergänzung der Maske bei Sandrart, sowie bei Marcanton erklärt. Auf dem
unvollendeten Stiche des letzteren ist der Kopf im Profil nach rechts gewandt, und die gesenkte
rechte Hand fasst das Untergewand.

IX. Muse. — P. 150. B. 267.

Ergänzt auf dem Originale: ein Theil des Gesichtes, ein Theil des Obergewandes an der rechten
Schulter, fast der ganze rechte Arm bis auf die beinahe vollständig erhaltene rechte Hand und
die untere linke Ecke der Kithara. Marcanton giebt die letztere und das an dem einen Ende
pfeilförmig, an dem anderen eiförmig gebildete Plektron getreuer als Sandrart wieder und ergänzt
den von diesem nicht angegebenen und noch jetzt auf der Sculptur fehlenden linken Arm in
richtiger Weise. Den am Originale rechts unten am Boden befindlichen Altar in ganz flachem
Relief haben beide Zeichner übersehen.

i

Taf. IV.

X. Muse. —

Ergänzt ist auf dem Relief bloss die Nase. Marcanton hat die Muse entweder gar nicht repro-
ducirt oder man muss sie in P. 161. B. 278 suchen.

Sandrart giebt sie getreu.

XL Apollo. — P. 146. R 263.

Ergänzt am Originale: der vordere Theil des Gesichtes mit dem Haare über der Stirne, der linke
Vorderarm, beide Beine mit Ausnahme der Füsse und viele Theile am Greifen. Marcanton Hess
in seinem nicht vollendeten Stiche letzteren, sowie den Pfeiler ganz weg, gestaltete das Gesicht
bärtig und gab dem nach oben gekrümmten linken Arme einen Bogen in die Hand.

Wie wir gesehen haben, ergänzten Marcanton und Sandrart Jeder das Relief selbstständig.
Ein Vergleich, zu dem ihre beiden Interpretationen der Antike herausfordern, fällt entschieden zu
Gunsten des ersteren aus, da er sowohl feiner und richtiger das Vorhandene reproducirte, als auch
das Fehlende geschickter und in nicht übler Weise ersetzte. Obgleich er die alte Reliefcompo-
sition auflösend die ohne Zweifel in derselben venvertheten Statuen gewissermassen rehabilitirte
und so den deutlichen Hinweis auf das Original, dem er die anmuthigen Gestalten zu verdanken
hatte, verwischte, verrathen seine Stiche dennoch eine grössere Achtung vor der Antike und ein
liebevolleres Eingehen auf dieselbe, als die um mehr als ein Jahrhundert spätere Publikation in
der Gallerie Giustiniani, von der man bei weitem eher Treue und Zuverlässigkeit erwarten sollte,
Möglich, dass schon in Raimondis Tagen, wie späterhin, die Erfindung der Blätter ihm oder gar
Raphael auf Kosten der Antike zugeschrieben wurde, da sich der Sarkophag, wie aus dem
Mangel jeglicher Erwähnung bei Aldovrandi und Boissard hervorgeht, keines grossen Rufes zu
erfreuen schien — den Vorwurf des Plagiates verdient Marcanton desswegen doch nicht, als Kind
einer Zeit, die auf dem Gebiete künstlerischer Ideen nicht so peinlich zwischen Mein und Dein
unterschied, wie die jetzige. Im Gegentheilc scheint mir die Art der Reproducfion die Bewunderung
des Künstlers für die Antike in noch hellerem Eichte zu zeigen: jede einzelne Figur des Reliefs
erschien ihm so schön, dass er sie für würdig erachtete, getrennt von den anderen in einen
besonderen Rahmen gebracht und als selbstständiges Kunstwerk behandelt zu werden. Im
Allgemeinen zeichnet er sie weniger schlank, als sie auf dem Sarkophage sind, während Sandrart
ihre Höhe etwas übertreibt. Die Pfeiler scheint Marcanton wiederholt (bei III, IV, VI, XI) mit
Absicht weggelassen zu haben.

6. Sechs weiblicJie Figuren mit verschiedenen Attributen. — P. 151. 155. 156.
157- 158. 159- — R 268. 272. 273. 274. 275. 276.

(Copien giebt es von P. 155 B. 272 und P. 157 B. 274.) Sie sind dem Hochzeitssarkophag von
S. Lorenzo füori le mura, in welchem der 1256 verstorbene Cardinal Guglielmo di Lavagna, ein
Neffe Innocenz' IV. beigesetzt wurde, entlehnt. Die Frontansicht abgeb. bei Bartoli: Admiranda 58.
danach bei Sandrart: Ant. Rom. , Perrier: Icones et segmenta Taf 18 und Montfaucon ant. cxpl.
III, 2, pl. 130, 1. Auch bei Beger: contempl. gemm. p. 28. — Der ganze Sarkophag wurde

mangelhaft von Ficoroni:

le vestigia etc.

p. 115, Bottari: pitture e sculture sagre Tom II, p. 117

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