Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thode, Henry
Die Antiken in den Stichen Marcanton's, Agostino Veneziano's und Marco Dente's — Leipzig, 1881

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4302#0035
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Da

&feÄ&fe£&AÄ&te^



'^X9

5&

5<?^v

jem

IL

Stiche, welche antike Denkmäler bewusst umbilden oder benutzen.

I laben wir im Vorhergehenden einen Einblick in das antiquarische Interesse der ersten Jahrzehnte
des XVI. Jahrhunderts gethan, so werden wir uns im Folgenden mit dem Einflüsse der Antike zu
beschäftigen haben, wie er sich in den selbständigen Schöpfungen der Renaissancezeit äussert. In noch
höherem Grade, wie der I. Theil kann der II. nur als ein Bruchstück einer grösseren noch aus-
zuführenden Arbeit, als ein Versuch, auf einem kleinen Gebiete nachzuweisen, was fast der gesammten
Kunst jener Zeit eigentümlich ist, betrachtet werden.

I. Marcantonio Raimondi.

a. Religiöse Darstellungen,
i. David. — P. 7. B. 12.

Der Stich gehört zu denen, deren Erfindung dem Marcanton selbst zugeschrieben wird, und
verräth den Einfiuss Francias. Offenbar hat dem Künstler bei der Gestaltung des jugendlichen
ausschreitenden, mit der Chlamys bekleideten Mannes, der in der Linken einen Sack, in der Rechten
die Schleuder hält, der Typus des römischen Mercur als Handelsgottes vorgeschwebt. Das Gewand,
der Beutel, selbst die Bewegung erinnert unwillkürlich an denselben. Die spitzige scharfe Behandlung
der Formen aber, der Kopf und die gesucht zierliche Haltung sind durchaus modern. Diese
Benutzung ist nicht ohne Interesse, hält man sie mit der Thatsache zusammen, dass im Mittelalter
und noch in der Frührenaissance Hercules oder seltener auch Theseus der Typus des David war.
Die künstlerische Ungereimtheit einer Gleichstellung des jugendlichen, judäischen Hirten mit dem
gewaltigen, männlichen Hercules tritt uns besonders deutlich in einem Stiche des Stechers P P,
den Passavant (V, 142) nach Harzen Martino da Udine nennt hervor, auf welchem David von
hinten gesehen die riesigen Körperverhältnisse des farnesischen Hercules zeigt, den der Künstler
offenbar benutzt hat (P. 1). Hermes, der als a,pyei(f)6vTy<; ja auch zu den streitbaren Gestalten
der heidnischen Götterwelt gehört, als Vorbild für einen David zu nehmen, ist jedenfalls viel
logischer und natürlicher. Wie auf dem die Fama in die Luft posaunenden Mercur eines Stiches
von Caraglio (B. 36) die Zuthat des Riesenkopfes und des Schwertes zu erklären sei, ist noch
 
Annotationen