IO
Das Jüngste Gericht
Die andere Skizze (XII, 6i, Thode 53), welche eine sitzende, ab-
wärts schauende Figur, den linken Arm erhoben, den rechten auf-
gestützt, bringt, hat sicher keine Beziehung zu dem Christus, und
es ist mir auch zweifelhaft, ob sie von Michelangelo herrührt.
Maria.
Von Jacobsen und Ferri (Abb. XIII) ist eine flüchtige Kreide-
skizze nach dem Nackten eines vollen weiblichen, nach halb rechts
hinten gewandten Körpers auf die Maria, und zwar auf die Maria,
wie sie in den Entwürfen II und III erscheint, bezogen worden.
Sie befindet sich in den Uffizien (18735, Thode 224). Eine grosse
Ähnlichkeit in der Haltung lässt sich nicht ableugnen, doch dünkt
es mir wahrscheinlicher, dass die Studie für die den Baum hinauf-
kletternde Figur in der „Sündfluth" diente (s. oben S. 246 Nr. XXXII).
Eine Röthelzeichnung in der Casa Buonarroti (VII, 7), die Gestalt
des Fresko im Gegensinne zeigend, dürfte Schülerarbeit sein.
Der hl. Laurentius.
VI. Die ganze Figur, der Kopf nur angedeutet. Der Rost fehlt.
Der Kopf daneben besonders gezeichnet. Haarlem, Teyler
Museum. Kreide. Thode 261. Ber. 1468. St. 71 A. Abb.
Marcuard XIII. St. S. 671, 71.
Der hl. Bartholomäus.
VII. Nach halb links gewandter bärtiger kahler Kopf. In grossen
Verhältnissen. Kreide. London, British Museum. Malcolm 74.
1895—9—15—511. Thode 358. Ber. 1692. St. 73. Abb.
Ottley 34. St. S. 673, 73. Seit Ottley erhielt sich die An-
nahme, dies sei eine ausgeführte Studie für den Bartholomäus.
Berenson bestritt dies sowohl, als auch die Autorschaft Michel-
angelos. Steinmann liess beides zweifelhaft. Niemand wird be-
streiten, dass der Kopf unangenehm wirkt, aber das liegt in dem
Ausdruck, der ihm gegeben ist und dem Ähnliches wir ja im
Jüngsten Gericht genug gewahren. In der Technik aber —
es handelt sich um eine Kartonzeichnung — ist Nichts zu
finden, was gegen die Autorschaft des Meisters spräche, dem
ich die Röthelstudien auf der Rückseite bestimmt zuschreiben
möchte. Man betrachte den Kopf nur etwas aus der Ferne,
um seine Grossartigkeit zu gewahren. Aber mit dem Bartho-
lomäus stimmt die Zeichnung nicht. Die Haltung nicht allein,
sondern auch der Ausdruck sind ganz verschieden. Man
müsste annehmen, dass es sich um einen früheren, dann auf-
gegebenen Entwurf handelt. Und dies würde wahrscheinlich
durch die Bemerkung, dass ein anderer dieser Zeichnung ent-
Das Jüngste Gericht
Die andere Skizze (XII, 6i, Thode 53), welche eine sitzende, ab-
wärts schauende Figur, den linken Arm erhoben, den rechten auf-
gestützt, bringt, hat sicher keine Beziehung zu dem Christus, und
es ist mir auch zweifelhaft, ob sie von Michelangelo herrührt.
Maria.
Von Jacobsen und Ferri (Abb. XIII) ist eine flüchtige Kreide-
skizze nach dem Nackten eines vollen weiblichen, nach halb rechts
hinten gewandten Körpers auf die Maria, und zwar auf die Maria,
wie sie in den Entwürfen II und III erscheint, bezogen worden.
Sie befindet sich in den Uffizien (18735, Thode 224). Eine grosse
Ähnlichkeit in der Haltung lässt sich nicht ableugnen, doch dünkt
es mir wahrscheinlicher, dass die Studie für die den Baum hinauf-
kletternde Figur in der „Sündfluth" diente (s. oben S. 246 Nr. XXXII).
Eine Röthelzeichnung in der Casa Buonarroti (VII, 7), die Gestalt
des Fresko im Gegensinne zeigend, dürfte Schülerarbeit sein.
Der hl. Laurentius.
VI. Die ganze Figur, der Kopf nur angedeutet. Der Rost fehlt.
Der Kopf daneben besonders gezeichnet. Haarlem, Teyler
Museum. Kreide. Thode 261. Ber. 1468. St. 71 A. Abb.
Marcuard XIII. St. S. 671, 71.
Der hl. Bartholomäus.
VII. Nach halb links gewandter bärtiger kahler Kopf. In grossen
Verhältnissen. Kreide. London, British Museum. Malcolm 74.
1895—9—15—511. Thode 358. Ber. 1692. St. 73. Abb.
Ottley 34. St. S. 673, 73. Seit Ottley erhielt sich die An-
nahme, dies sei eine ausgeführte Studie für den Bartholomäus.
Berenson bestritt dies sowohl, als auch die Autorschaft Michel-
angelos. Steinmann liess beides zweifelhaft. Niemand wird be-
streiten, dass der Kopf unangenehm wirkt, aber das liegt in dem
Ausdruck, der ihm gegeben ist und dem Ähnliches wir ja im
Jüngsten Gericht genug gewahren. In der Technik aber —
es handelt sich um eine Kartonzeichnung — ist Nichts zu
finden, was gegen die Autorschaft des Meisters spräche, dem
ich die Röthelstudien auf der Rückseite bestimmt zuschreiben
möchte. Man betrachte den Kopf nur etwas aus der Ferne,
um seine Grossartigkeit zu gewahren. Aber mit dem Bartho-
lomäus stimmt die Zeichnung nicht. Die Haltung nicht allein,
sondern auch der Ausdruck sind ganz verschieden. Man
müsste annehmen, dass es sich um einen früheren, dann auf-
gegebenen Entwurf handelt. Und dies würde wahrscheinlich
durch die Bemerkung, dass ein anderer dieser Zeichnung ent-