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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Bauten in Florenz

Grösse in Holz ausgeführt und bemalt werden, zu welchem Zweck
Michelangelo den Altar und die Stufen nach seinem Gutdünken
verändern könne. Später solle es dann in Marmor ausgeführt
werden. Als Fattucci keine Nachricht erhält, beklagt er sich am
8. Dezember: die Reliquien und Gefässe seien bereit zum Ab-
senden. Nun erklärt sich Michelangelo, obgleich er das Geschwätz
fürchtet, bereit, das Modell, das einfach und fest, mit Gesims ver-
sehen sein soll, auszuführen. (Frey: Briefe 274, 279, 291, 292).
Dann erfahren wir nichts weiter bis Ende Oktober 1531. Da-
mals ist das Ciborium aufgegeben und an seine Stelle der Plan
der Tribüne über dem Hauptportal getreten. Der Papst, einver-
standen, wünscht zu wissen, aus welchem Stein es gemacht werden
solle; Figiovanni hat ihm erwidert, aus Macigno, wie die Kirche,
aussen aber aus Marmor, um die Einheitlichkeit mit der Fassade
herzustellen, falls diese einmal ausgeführt werde. Unter der Tribüne
und über dem Portal beabsichtigt Michelangelo das päpstliche
Wappen nach altem Stile in „Pferdekopfform" zu machen, und zwar
so schön, dass es der ganzen Kirche zum Schmucke gereiche. Es
ist damals in der Arbeit. Der Papst aber will nicht das päpst-
liche, sondern das einfache Mediciwappen, wie es sonst in der
Kirche vorkomme. Figiovanni bittet Michelangelo, es doch noch
zu ändern, d. h. Tiara und Schlüssel wegzulassen. Ein Jahr ver-
geht: am 7. Oktober 1532 hören wir von der Arbeit an Ort und
Stelle. Michelangelo ist in Rom und hat sich die Maasse aus-
gebeten, welche maestro Bernardo ihm durch Figiovanni sendet
mit der Bitte um die sehnsüchtig erwartete Zeichnung. Bernardo
hat die zwei Säulen mit ihren Kapitälen errichtet: am folgenden
Tage soll das Gebälk aufgesetzt und dann das Wappen angebracht
werden. Das Loch, das in die Fassade hat gemacht werden müssen,
ist so gross, dass es wieder zuzumauern einen Monat dauern wird.
Michelangelo sendet nun eine Zeichnung (die zweite) und es
entstehen Schwierigkeiten bezüglich der Tiefenausdehnung der Tri-
büne. Michelangelo hat in dieser Zeichnung die Thüren innerhalb
der breiten, das Ganze abgränzenden Pilaster angeordnet. Figio-
vanni, der Grundriss und Aufriss von Bernardo einsendet, bemerkt,
dass dann die intaglirten Pilaster selbst weggelassen werden müssten
und räth, es beim Alten bewenden zu lassen. Alles Wichtige ist
zur Aufmauerung bereit und es wird nur noch Michelangelos Ent-
scheidung, auch über die Balustrade, abgewartet. Noch am 23. No-
vember wird an der Tribüne gearbeitet. Am 4. Dezember treffen
die Reliquien in Florenz ein und werden am 13. nach S. Lorenzo
gebracht, am 15. ausgestellt. Am 19. Juli 1533 schreibt der Meister
selbst, der „pergamo" sei sehr schön ausgefallen. (Frey: Briefe 309.
331. 332. 334. Dicht. 511. Milanesi: Les corresp. 108.)
 
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