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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Das Ciborium und die Reliquientribüne in S. Lorenzo

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2
Zeichnungen
I. Früher Entwurf.
Heinrich v. Geymüller hat einen Entwurf für die Tribüne nach-
gewiesen:
I. Florenz, Casa Buonarroti XLI, 76. Thode 131. Abb. v. Gey-
müller Bl. 2, Fig. 5. Frey 68. 69. Rückseite: Frontansicht:
zwei Säulen mit Gebälk und Gesims schliessen eine Wand
ein, die fast ganz durch eine Thüre durchbrochen wird. Über
der Thüre, von zwei Konsolen getragen, läuft balkonartig ein
Gang mit Säulchenbalustrade, auf den von innen eine Thüre
herausführt. Daneben Skizze des Balkons im Profil, von einer
anders geformten Volute getragen, und drei Säulchenkapitäle.
Das eine, ausgeführt, hat Voluten (deren Rosettenmitte da-
neben detaillirt ist); der Hals zeigt zwei Reihen von Kanne-
luren über einander und zwei Kränze. Das zweite zeigt keine
Voluten, sondern nur zwei Kränze angedeutet, das dritte
Spiralen. — Die Vorderseite, die v. Geymüller nicht beachtet,
bringt den Grundriss eines Altares mit seiner Architektur-
umgebung; die Breite desselben ist auf gl, Ellen angegeben.
Auch andere Maassangaben, auf den Altartisch, das Ciborium,
die Stufen u. A. bezüglich, sind verzeichnet und weiter Notizen:
l'altare e alto b 2d, la chapella braccia 19 e dua terzi per
ogni verso el vivo. Und ferner: a di 8 febrajo 1525 (id est:
1526) dichati 6 e 3 lire Antonio a portato a chambiare a oro.
Die Zeichnungen sind offenbar Studien für die am 4. Februar
1526 dem Papste eingesandten Entwürfe, die eine für die Wand-
tribüne, die andere für den Altar mit dem Ciborium im Chor von
S. Lorenzo, welch' letzterer ja von Fattucci „la capella" genannt
wird (Frey S. 274). Die angegebene Breite der Kapelle von
I91/2 Ellen auf der Skizze der Vorderseite entspricht der Breite des
Chores: 11,60 m (s. Grundriss von S. Lorenzo in der Arch. d. Ren.
in Toskana, Brunellesco S. 11, Fig. 1). Der Künstler dachte sich
den Altar mit seinen vier (angegebenen) Säulen nahe an die Rück-
wand des Chores gestellt und plante, wie es scheint, eine Belebung
der Seitenwände durch Pilaster in der Axe der Vorderseite des
Ciboriums.
Frey lässt seltsamer Weise die doch ganz überzeugende Be-
ziehung der Skizze der Rückseite auf die Tribüne über der Thüre
nicht gelten und behauptet irrig, der Altarentwurf sei für den Chor
der Medicisakristei bestimmt gewesen. Dieser Chorraum ist aber
doch 4,55 m tief und breit -— Verhältnisse und Form des Ent-
wurfes passen nicht zu ihm, der Altar wäre viel zu gross. Weiter
 
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