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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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312 Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe

in meinem Hause zu haben, dünkt mich, bis ich dieses sehen kann,
jede Stunde ein Jahr. Und so sende ich vorsätzlich den Über-
bringer dieses, meinen Diener, genannt den Pisanello, und bitte
Euch, es durch ihn mir zu senden und ihm Rath und Weisung zu
ertheilen, wie es sicher transportirt werden kann. Und nehmt
keinen Anstoss daran, dass ich Euch heute durch den Boten noch
nicht die Bezahlung sende, denn ich habe weder von Euch gehört,
was Ihr verlangt, noch kann ich den Werth selbst beurtheilen, da
ich es noch nicht gesehen. Wohl aber verspreche ich Euch, dass
Ihr die Mühe, die Ihr mir zur Liebe auf Euch genommen, nicht
verloren habt und Ihr würdet mir die grösste Freude machen,
wolltet Ihr mir schreiben, wie viel Ihr wünscht, dass ich Euch
sende, denn ich bin Eures Urtheiles bei der Abschätzung viel
sicherer, als des meinigen. Und ich versichere Euch, dass ich, ganz
abgesehen von der Bezahlung Eurer Arbeit, immer den Wunsch
haben werde, Euch Freude und Annehmlichkeit zu bereiten, sowie
es nach meiner Meinung Euer hoher Werth und Eure seltene
Begabung verdient, und inzwischen und allezeit biete ich mich
von Herzen Euch in Allem an, was ich Euch Willkommenes zu
thun im Stande bin." (Campori: Atti e Mem. della Dep. di storia
patria dell' Emilia 1881. N. S. VI, p. I.)
Wie die Ungeschicklichkeit des Abgesandten, Michelangelos
Stolz empörend, Diesen veranlasste, das Gemälde, statt es dem
Herzog zu senden, später seinem Schüler Antonio Mini zu schenken,
ist bekannt (s. meinen I. Band S. 112). Dies geschah im Herbst
1531. Zugleich mit dem Bilde erhielt, für welche Vorgänge
Clemens VII. sich interessirte (Frey: Briefe 313), Mini auch den
Karton zu demselben. Beide wurden dem, mit grossen Hoffnungen
auf den König nach Frankreich Reisenden, der sich in Gesellschaft
eines jungen Malers Benedetto del Bene befand, nach Lyon nach-
geschickt. Am 23. Dezember schreibt Antonio seinem Meister von
dort, dass er, von Francesco Tedaldi freundlich aufgenommen, in
Lyon bleiben werde, bis die Leda eingetroffen sei, die er dem
König zu verkaufen gedenkt. An diesem Gedanken hält er fest,
obgleich auch in Lyon ihm Anerbietungen gemacht werden. Am
11. Januar 1532 ist die Tafel, die per Schiff gesandt wird, noch
nicht eingetroffen. Dann aber am 9. März theilt er Michelangelo
mit, dass er den Auftrag hat, nach dem Karton drei Gemälde der
Leda anzufertigen (Frey: Briefe 315 ff.). Über eine Kopie, die
Benedetto del Bene gemacht hat, haben wir bestimmte Nachrichten.
(Tedaldis Brief vom II. Februar 1532 bei Gotti I, 202 und dann
seinen Ricordo ebendaselbst S. 201.) Im Sommer 1532 begab er
sich mit dem Original und der Kopie nach Paris, wo er zweimal
je zwei Monate sich aufhielt (bis März 1533), seine Hoffnungen aber
 
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