Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/thode1908bd2/0329

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Leda

313

enttäuscht sah, da der König sich nicht dort befand. Bevor er im
März 1533 nach Lyon zurückkehrte, deponirte er die Bilder bei
einem Giuliano Bonaccorsi, der ihn um dieselben betrogen hat.
Vergeblich suchte er, im Mai wieder nach Paris gehend, sein Recht,
und ist Ende 1533, durch diese und andere Enttäuschungen ge-
brochen, gestorben.
Auf welche Art Antonio um seinen Besitz gekommen, sagt
uns ausführlich ein am 1. Juli 1540 in Lyon geschriebener Ricordo
Tedaldis, welch' letzterer durch Darlehen an Mini zum Mitbesitzer
des Michelangelo'schen Gemäldes (der Hälfte des Werthes) geworden
war (Gotti I, 201). Er lautet:
„Ich erinnere mich, wie im August oder besser in der Mitte
des Jahres 1532 Antonio Mini, auf seiner Heimkehr von Nantes in
der Bretagne, nach Paris in das Haus des Giuliano Bonaccorsi ein
Gemälde mit der Darstellung der Leda von der Hand Michelangelos,
an dem ich halben Antheil hatte, brachte: auch brachte er aus ge-
nanntem Orte ein anderes, das er hier in Lyon von einem seiner
Gehülfen, Namens Bettino del Bene, als Kopie ausführen liess; und
er brachte sie in das Haus des Giuliano, als seines Freundes. Dann,
etwa ein Jahr später, wollte Mini die beiden Ledabilder fortnehmen,
oder besser gesagt, sie dem Hause jenes Bonaccorsi entführen, um
ein Geschäft damit zu machen. Bonaccorsi aber wollte sie ihm
nicht geben und behauptete, Nichts von ihm erhalten zu haben;
jene Leden hätte ihm auf Wunsch des Königs Luigi Alamanni ins
Haus gebracht. Hiergegen erhob Mini am 6. August 1533 Protest
und forderte die Herausgabe der beiden Leden, Klage auf allen
Schaden und alle hieraus entstehenden Kosten erhebend. Giuliano
antwortete hierauf vor zwei Notaren, wie ich gesagt: nämlich dass
er Nichts von Mini erhalten, und Messer Luigi Alemanni auf Wunsch
des Königs die beiden Leden in sein Haus hätte bringen lassen.
Das war eine Lüge; denn nach dem Tode Antonio Minis erhielt
ich einen Brief, den besagter Messer Luigi am 26. Januar 1534 an
Giuliano gerichtet hat und in dem er sagt, nicht er, sondern Mini
habe die Leden in sein Haus gebracht, wie Mini im Protest es ge-
sagt. Diesen Brief habe ich absichtlich von Messer Luigi schreiben
lassen, um zu beweisen, dass Jener falsch ausgesagt. Den Protest,
von zwei Notaren ausgefertigt, sandte ich zusammen mit Luigis
Brief am .... nach Florenz an Giov. Battista Mini, Antonios Onkel,
um den Versuch zu machen, ob man von dort aus zu seinem Eigen-
thum gelangen könne; den Empfang bestätigte mir ein Brief Gio-
van Battistas vom 23. Februar 1539. Und da ich den halben An-
theil an der Leda Michelangelos behaupte, habe ich diesen Ricordo
gemacht, damit mein Erbe, falls ich ihn nicht selber früher geltend
gemacht, ihn geltend mache, wenn er in Florenz, wo man summa-
 
Annotationen