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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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480 Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes

Schmerzensverkrümmung befand sich im XVIII. Jahrhundert im Be-
sitze des Baron Stosch (Gori: Not. stor. 118.) —
In welch' innigem Zusammenhange diese künstlerische Ver-
herrlichung der Erlöserthat am Kreuze mit der geistlichen Gedanken-
beschäftigung des Meisters in den vierziger und fünfziger Jahren
steht, braucht nicht weiter dargelegt zu werden. Ich weise auf die
Gedichte im letzten Abschnitt des zweiten Bandes meines Werkes
(S. 453 und 459) und auf die dort gegebenen Ausführungen hin.
Dort auch deutete ich an, wie bedeutungsvoll für den Künstler der
„Kreuzeskultus", den Vittoria Colonna in so zahlreichen Gedichten
ausgedrückt hat, wurde. Einige derselben gab ich in Übersetzungen
(S. 405, 4!3), als Beispiele für viele andere.
XIX
Die Kreuzabnahme
In nahem Zusammenhange mit der Komposition der drei Kreuze
steht der Entwurf für eine figurenreiche Kreuzabnahme. Die Original-
zeichnung befindet sich in Haarlem.
I. Originalzeichnung.
Haarlem, Musee Teyler. v. Marcuard Taf. XIX. Thode 266.
Ber. (Sebastiano del Piombo) 2480. Vgl. oben II, S. 404. Röthel.
Von dem Kreuze, an das zwei Leitern angelehnt sind, wird Christi
Leichnam, dessen linker Arm bereits vom Kreuz gelöst ist, von
vier Männern heruntergelassen. Zwei befinden sich oben auf dem
Querbalken; der eine, auf der Leiter stehend, zieht den Nagel aus
der rechten Hand des Todten, der andere, sitzend, hält den Ober-
körper an einem um die Brust gezogenen Tuche. Der dritte, tiefer
auf der linken Leiter stehend und durch dieselbe hindurch greifend,
stützt Christus an der Brust, der vierte, auf der rechten Leiter, fasst
ihn unter dem linken Beine. Ein fünfter, am Boden, aber den Fuss
auf die Leiter gestellt, beschäftigt sich mit dem rechten, wie es
scheint, noch angenagelten Fuss. Links daneben Maria zu Boden
sinkend, eine sich über sie beugende Frau und eine nach oben
schauende Figur, die sie unter dem Arm fasst, rechts ein Mann in
erregter Bewegung nach oben schauend. — Auf demselben Blatte:
ein etwas anderer flüchtiger Entwurf für den Leichnam und ein
Mann, der hier dessen linkes Bein über die Schulter nimmt. Eine
Skizze für den Sitzenden oben, eine andere des Leichnams in ver-
änderter Haltung und eine vierte (nicht, wie Marcuard und v. Berenson
meinen) für eine Pietä, sondern für die zusammenbrechende Maria
in anderer Haltung: sie wird rückwärts von einer Figur unter den
 
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