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Tiedemann, Friedrich
Das Hirn des Negers mit dem des Europäers und Orang-Outangs verglichen: Mit sechs Tafeln — Heidelberg, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5794#0075
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in den Europäischen Niederlassungen der Küstenländer Afrika's, oder au Sklaven
der Amerikanischen Colonien angestellt haben.

Die Nachrichten über die Naturgaben der Neger in den Afrikanischen Küsten-
ländern sind von keinem Werth, seitdem es erwiesen ist, dafs diese nur elende
Ueberreste zu Boden getretener und unterjochter Völker sind, welche ihren Na-
tional - Charakter längst verloren haben. Aufserdem sind sie durch die Be-
kanntschaft und den langen Umgang mit den verworfenen Europäischen Abentheu-
rern, die des Wuchers und des Sklavenhandels") wegen Niederlassungen an den

a) Die Neger-Sklaverei ist übrigens, wie bekannt, keine neue Erfindung, denn Neger wurden zu den
Zeiten der Phönicier als Sklaven gehalten, und die alten Aegyptier, sowie dieAssyrer und Perser hatten
schwarze Eunuchen. Auch die Carthager , die Griechen und Römer besafsen nach den Eroberungen in
Afrika Neger-Sklaven. Und die Araber führten Neger in alle der Muhamedanischen Herrschaft unter-
worfene Länder. Doch ist der so schändliche Menschen - Handel erst zu Ende des fünfzehnten Jahr-
hnnderts recht emporgekommen.

Im Jahr 1481 errichteten die Portugiesen das Fort Elmina im Reiche Fetu an der Goldküste, und
brachten von hier Neger nach den Canarischen und andern Inseln zur Betreibung des Landbaus. Der
Portugiese Alonzo Gonzalez war einer der ersten, der einen förmlichen Handel mit Negern auf Skla-
ven-Schiffen einführte, und dadurch die Habsucht anderer Schiflarth treibenden Nationen Europa's
weckte.

Im Jahre 1502 wurden Neger von Spaniern nach dem durch ihre unmenschliche Grausamkeiten ent-
völkerten St. Dmingo gebracht, (Ajndeiison History of Commerce T. 1. p. 356). Ferdinand der Katholische
liefe im Jahr 151(f auf eigene Rechnung Neger-Sklaven nach Pein führen, zur Ausbeutung der Berg-
werke. Zur Zeit des Ministeriums des Cardinais Xuuenes , unter Kaiser Kam. V, wurde der Handel
mit Negern gesetzlich erlaubt, und Papst Leo X trug kein Bedenken, diesen Menschen- Handel förmlich
zu sanktioniren, unter dem Vorwande, dafs die Neger keine Christen seyen, und folglich Freiheit
nicht in Anspruch nehmen konnten. Während der Regierung der Königin Elisabeth und Ludwig des
Dreizehnten fingen auch die Engländer und Französen an, den einträglichen Handel mit Negern zu trei-
ben. Doch machte sich der König von Frankreich lange den Vorwurf, die Erlaubnifs erthcilt zu haben,
Neger in die Französischen Colonien zu führen. Dieser wurde ihm indefs, wie Montesquieu (Esprit des
lois Liv. 15.) berichtet, dadurch benommen, dafs man ihm vorstellte, es sey solches das beste Mittel
die Neger zum Christenthum zu bekehren.

Der Neger-Sklaven-Handel bleibt ein unauslöschlicher Schandllcck in der Geschichte der Euro-
päischen Völker, der jedoch auch den Arabern und Aegjptiern anhängt, welche in jedem Jahre grofse
Caravanen von Negern nach Cairo führen. Viele dieser Unglücklichen erliegen den grofsen Entbehrungen
und Mühseeligkeiten in den Sandwüsten, wo ihre von der Sonne gebleichten Gebeine den Zug der Cara-
vanen bezeichnen. In Ober-Aegypten, namentlich im Dorfe Siout, das vorzüglich von Christen bewohnt
ist, werden die aus Sudan ankommenden Neger-Knaben zu Eunuchen gemacht. (L. Frank Mein. Sur
le Commerce des Negres au Cai're; in Mein, sur l'Egypte T. 4. p. 126). Zu Burkhardt's Zeiten übten
zwei Koptische Mönche diese abscheuliche Kunst als Meister. Man wählte hiezu Knaben von acht bis zwölf
Jahren, und von Hundert starben meistens zwei bis vier. Die Eunuchen werden dann von Cairo in die
Harems nach Constantinopel und andere Städte des Orients theuer verkauft. Dieser Gehrauch ist übri-
gens sehr alt und war schon bei den alten Aegyptiern üblich, denn auf den Bildern in den Tempeln Ober-
Aegyptens, namentlich in Medinat-Abu, ist die Vornahme der Entmannung öfters dargestellt. Doch
wählte man damals hierzu nur gefangene Feinde.

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