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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 61.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.54706#0043
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M 22 » 61. JaKrgang

2. rJuni 1932


Fahrt in denNebel
Es qualmt der Schlot, der Kessel pufft.
Mit Volldampf losgezittert!
Hurra! Es weht die Morgenluft,
Die wir so lang gewittert.
Los in den Dunst! Den Kurs nach rechts!
Was tut das bisschen Schlingern?
Sirenen tuten mit Gekrächz.
Wir woll’n das Ding schon fingern!
Vom Strand aus winkt als Steuermann
Herr Hitler froh dem Schiffchen:
Tatü! Krachbum! — Da liegt Lausanne!
Uns schreckt nicht Fels noch Riffchen!
Nur mutig! Adolf lässt am Ziel
Uns Heldenstiebel schustern.
Rechtskurs! Ob vorne Bug, ob Kiel —
Volldampf nach rechts im Dustern!
Wenns Tag wird, wird sich Adolf kühn
Und majestätisch schneuzen,
Und ringsum wird die Welt erblüh'n
Von lauter Hakenkreuzen.
Inzwischen sucht dem Maultier gleich
Das Schiff die Nebelpfade.
Denn rechtsrum lockt vom Dritten Reich,
Sagt man, das Heilsgestade.
Kein Seemann kennt bis jetzt die Spur;
Seekrankheit lehrt uns Hoffen.-
Manch einer, der im Nebel fuhr,
Ist manchmal schon ersoffen.
T obias

Der Sieger
„Morgen gibt’s Fische," sagt meine Frau.
„Im Gegenteil,“ sage ich, „morgen gibt's
Salat. Mein Körper braucht frische Vita-
mine-“ n
„Fische sind billig.“
„Zum Donnerwetter, Salat ebenfalls.“
„Fische, Fische!“
„Salat, Salat!“
„Fische-“ Schon knalle ich ihr eine
runter.
Am nächsten Tage bekam ich Fisch-
salat. „Sehen Sie, mein Lieber, so zähmt
man widerspenstige Weiber!“
Kriminalgeschichte
Zu dem Detektiv kam ein Mann und
sprach: „Ich bin reich und unabhängig. Es
kann kosten, was es wolle, aber ich muss
sie wiederfinden. Sie trug ein grünes
Kleid, braune Halbschuhe und durch-
brochene Strümpfe. Unter dem Arm hatte
sie eine Schallplatte. Sie heisst Jutta. Wir
waren in einer Konditorei mit Nischen. Sie
ist gross und blond und hat ein Mutter-
mal über dem rechten und eins unter dem
linken Knie. Sie hat drei Portionen Eis und
sechsmal Schlagsahne gegessen. Sie ist ver-
heiratet, kann aber ihren Mann nicht
leiden. Später ist sie in diesem Hause ver-
schwunden. Können Sie feststellen, wer
es ist?“ Der Detektiv dachte nach.

Dann nahm er einen Kostenvorschuss
und sprach:
„Eigentlich müsste ich Ihnen das
Genick brechen, denn es handelt sich um
meine Frau. Aber weil Sie jung und un-
erfahren sind, werde ich Sie laufen lassen.
Adieu.“
— — Nach fünf Minuten teilten der
Detektiv und Jutta die Einnahme. Sie
wurden sehr reich.
Bargespräch
„Viele Frauen wären froh, wenn sie
einen Manhattan.“
Konjunktur
„Mein Geschäft geht glänzend.“
„Nanu, in dieser Zeit?“
„Ich habe ein Besserungsinstitut für
Ehemänner gegründet, wo sie vier Wochen
ohne ihre Frauen leben müssen.“
„Und?“
„Keiner will wieder nach Hause.“

Radio-Aktivität
Herr Altmessing hat eine Vortragsreihe
beim Rundfunk über das Thema „Die Ver-
jüngung des Nickels durch Kulturmassage'“
abgeschlossen. Mit dem bei Unterzeichnung
des Vertrages erhobenen Honorarvorschuss
erwirbt er einen Radioapparat.
„Was macht denn unser Freund Alt-
messing?“ fragt im Kaffeehause ein Be-
kannter den andern.
„Oh, der sieht einen kaum mehr an- Er
fühlt sich schon ganz und gar als Rund-
funktionär.“
„Und seine Frau?“
„Die kriegt kein Mensch mehr zu sehen.
Sie sitzt von früh bis spät vor dem Laut-
sprecher. Sie leidet schon geradezu an
Rundfunkulose.“
Der Schlager!
Ein Komponist geht mit einem Freunde
spazieren. Plötzlich hören sie aus dem Fen-
ster einer Villa eine Schlagermelodie.

„Ist der Walzer von dir?“ fragt schmei-
chelnd der Freund.
„Noch nicht“, ertönt es prophetisch
zurück.
In memoriam Augusti
Die Aebtissin in einem in der sächsischen
Lausitz gelegenen Kloster hiess Waurick.
Friedrich August wollte an einem schönen
Maientag dem Kloster mit seinen Kindern
einen lange versprochenen Besuch abstatten.
Es war am Ende des Religionsunter-
richts, und die Prinzen sagen zum Hof-
geistlichen: „Mir fahr'n heide noch zur
alten Wauricken.“ Darauf der Geistliche
entsetzt: „Aber, ich bitte Sie, Königliche
Hoheit, man sagt da: zur gnädigsten Frau
Aebtissin!“
Im selben Augenblick erscheint der
König auf der Bildfläche. Freundlich
lächelnd fragt er: „Na, seid Ihr nu balde
fert’ch? Sonst komm’ mer im Leb’n nich
zur alten Wauricken!“ H ft

IIIIIIIIIIIIIlIllllllllIIIIIII!lllllllllI!IIIIII!I!Illl!IIIIIIIIIIinilllIllllIIII!IIIIIIIII!lll!inillllllllinillllllllllllllllilllllllinilll!ll!lllllll!IIIIIIIIIIIIIIIIII!llllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII


Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen . . .

Wer weint um
Heinrich ?
Gedanken zur Kanzlerkrise
Ein italienisches Sprichwort sägt: „Chi
mancia di papa i morte.“ Sollte man nicht
lieber sagen: „Chi mancia di papen . . .?“
*
Gegen Hagelschauer kann man sich
versichern... Wer versichert uns aber
gegen Januschauer?
¥
Unsere Reichswehr darf keine Ein- und
Zweidecker halten. Sie bedient sich daher
der Neudecker. ..
¥
Herr von Papen ist mit der Kabinetts-
bildung beauftragt. Hoffentlich lässt er
sein Ernennungsdekret nicht in der Unter-
grundbahn liegen! . . .
¥
Und wer hat Schuld?
Die Schulden!
¥
Die Zeit des Mohren ist jetzt um,
Man will das Moratorium.
¥
Nächste Notverordnung
§ I: Die Ausgaben werden erhöht.
§ 2: Die Steuern werden herabgesetzt.
§ 3: Das Defizit wird durch stramme
Haltung gedeckt.
§ 4: Die Lausanner Konferenz findet
in Neudeck statt. Klops
Der Dekorateur
Das Kaufhaus suchte einen neuen
Dekorateur.
Blickfang bewarb sich.
„Ich habe auf meinem letzten Posten
alle Schaufenster selbständig dekoriert“, er-
klärte er, „keine Frau ging an unseren
Fenstern vorüber, ohne umzukehren, die
meisten waren direkt hypnotisiert.“
„Welche Spezialität?“, fragte der Chef.
„Spiegel!“ J. H. R.
Briefkasten
Max F., Ohrdruff. Nein, die Tauben
am Markusplatz von Venedig sind noch
nicht photographiert worden — aber jetzt
schnell, ehe andere daraufkommen!
Alwine P., Traunstein. Lassen Sie
sich nichts von amerikanischen Pferde-
gefängnissen erzählen; der angebliche
Sträfling ist ein Zebra.
Emma N., Freie Scholle. Sie können
nicht verlangen, dass Ihnen wegen der Auf-
wartestelle am Halleschen Tor eine
Untergrundbahn bis zur Laube geschaufelt
wird; die Sache mit Onkel Toms Hütte
war eine Ausnahme.
Tilly R., Nürnberg. Sekt soll man
nicht im Finstern trinken, er zermoussiert
so leicht die Bluse.

Verantwortlich: Hans Flemming
 
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