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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.16726#0001
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Ein verständnißvolles Lächeln umspielte die Lippen dcr
schönen Frau.

„Jch kann mir denken, wo Du den Namen schon gehört
hasi," erwiderte fie, „aber ich hoffe, Deine Vorurtheile schwinden,
wenn ich Dir den ganzen Brief vorgelesen habe. Also weiter
im Text: Kennen lernte, desto inniger wurde meine Liebe zu
ihm, er ist wirklich ein herzensguter prächtiger Mensch. Ach,
warum müffen gerade die besten Menschen vorzugsweise vom
Schicksal verfolgt werden! Wir waren kaum einige Monate
verlobt, wir schauten mit froher Zuversicht in die Zukunft,
die sonnenhell vor uns lag, als ein Blitz aus heiterm Himmel
unser Glück vernichtend traf. Die Gesellschaft, in der Gerhard
angestellt war, fallirte. Alle, die ihr Vertrauen geschenkt und
ihre Aktien gekauft hatten, waren betrogen; wir erfuhren erst
jetzt, daß diese Gesellschaft nur ihre eigenen Direktoren be-
reichert, alle Anderen aber betrogen hatte. Das war, ich sage
es noch einmal, ein Blitzstrahl, der aus wolkenloser Höhe uns
mit vernichtender Wucht traf. — Und das Schlimmste sollte
noch kommen. Man beschuldigte Gerhard, er habe von diesem
Betruge Kenntniß gehabt und ihn gebilligt, da er sonst nicht
in die Dienste der Gesellschaft getreten wäre. Man warf ihm
sogar vor, er habe seine Hände in dem falschen Spiel gehabt,
und er hatte doch keinen Heller mehr erhalten als seinen Gehalt.
So wurde er überall abgewiesen, und er fand keine neue Stelle.

„Und nun, meine liebe Jenny, muß ich Dir über die
Familie Gerhards noch Einiges mittheilen. Sein Vater ist
schon seit vielen Jahren todt und hat kein Vermögen hinter-
laffen. Der einzige Verwandte, den Gerhard besitzt, ist ein
Bruder seiner Mutter. Er wohnt in Eurer Stadt, und dieser
Onkel, ein Herr Otto Hüning, soll ein sehr reicher Mann sein.
Aber zugleich ist dieser Herr auch ein Sonderling, ein Feind
der Menschen im Allgemeinen und seiner Verwandten im
Besondern. Er selbst hat weder Weib noch Kind, und dabei
haßt er seine Schwester und deren Sohn, weil er glaubt, von
Gerhards Vater betrogen worden zu sein.

„Begreifst Du diesen Haß? Jch kann es nicht, und doch
soll es ein unversöhnlicher Haß sein.

„Gerhard war in Verzweiflung, er konnte keine Stelle
finden; Du glaubst nicht, wie hier alle Geschäfte niederliegen,
und ich fürchte, es wird auch so bald nicht beffer werden.
Da hat er sich denn mit schwerem Herzen entschlossen, bei
dem reichen Onkel anzuklopsen; vielleicht gelingt es ihm, den
grundlosen Haß zu tilgen und sich den Rath und die Unter-
ftützung des alten Herrn zu sichern.

„Jch hege die besten Hoffnungen; lernt Herr Hüning seinen
Neffen kennen, so wird er ihn auch bald achten und lieben,
davon bin ich felsenfest überzeugt.

„Talent und redliches Wollen hat Gerhard auch; wird er
nun wieder auf einen Posten gestellt, auf dem er schaffen
kann, dann hat die Sorge für uns ein Ende.

„Jch denke, auch diese Wolken werden vorüberziehen; man
muß ja in diesem Erdenleben oft durch Sturm und Nacht
wandeln, ehe man zum Licht gelangt.

„Und so könnte es kommen, meine theure Jenny, daß wir
vielleicht bald wieder vereint würden; sobald Gerhard ein
sicheres Unterkommen gefunden hat, soll die Hochzeit gefeiert
werden. Vielleicht kennt Dein Gatte diesen Goldoykehi er
würde in diesem Falle Gerhard und mich zum größkn Dank?
verpflichten, wenn er ein gutes Wort für ihn bei Herrn
Hüning einlegen wollte.

„Nun weißt Du Alles, was mich drückt; Du wirst mir
sicher Deine herzliche Theilnahme nicht versagen.

„Und nun zu Dir. Schreibe mir recht bald, wie es Dir
und Deinen Angehörigen ergeht; Du mußt mir Alles recht
ausführlich mittheilen, damit ich zwischen den Zeilen lesen
kann, ob ich Dich auch noch fernerhin meine herzliebe Freundin
nennen darf.

„Leb' wohl, ich sende Dir und Deinen Lieben tausend
Grüße und bleibe in inniger und treuer Liebe Deine

Elisabeth Haldern."

„Postskriptum: Mein Verlobter heißt Gerhard Grunert.
Jch habe ihm von Dir erzählt; es wäre möglich, daß er mit
Deinem Gemahl bekannt würde. Lebe wohl!"

Der Staatsanwalt hatte sich erhoben, seine ernste, düstere
Miene bekundete, daß ihn der Jnhalt dieses Briefes unan-
genehm berührte; mit verschränkten Armen schritt er langsam
auf und nieder.

„Und da Du mit diesem Herrn Hüning befreundet bist,
so wirst Du gewiß gerne meiner Freundin den Gefallen
erzeigen!" sagte die junge Frau, während sie den Brief
wieder zusammenfaltete und in das Kouvert schob. „Du
könntest ja zuvor die Ursache dieses Hasses erforschen und
alsdann Herrn Hüning die Nichtigkeit desselben beweisen.
Daß Das, was Elisabeth Haldern schreibt, auf Wahrheit
beruht, dasür glaube ich bürgen zu können."

„So seid Jhr Frauen!" erwiderte der Staatsanwalt achsel-
zuckend. Jhr möchtet gern Jeden glücklich machen, und interessirt
Jhr Euch einmal für eine Person, dann seid ihr mit zahllosen
Projekten bei der Hand. Aber mit diesem wirst Du so wenig
Glück haben, wie Du es mit Deinen Unternehmungen an der
Börse hattest."

„So weißt Du schon Näheres?"

„Mein liebes Kind! Deine Freundin hätte diesem Manne
fern bleiben sollen, dann wäre ihr eine traurige Erfahrung
erspart worden."

„Du kennst ihn?" fragte Jenny erwartungsvoll.

„Ja, ich kenne ihn. Jch war gestern Abend zugegen, als
er sich seinem Onkel vorstellte. Es kam zu einer heftigen
Szene in meiner Gegenwart: der alte Mann stieß Belei-
digungen aus, und der Neffe ließ sich dadurch auch zu
Drohungen hinreißen, die er besser unterlassen hätte."

„Vielleicht läßt sich Das noch ausgleichen."

„Dazu ist es nun zu spät," fuhr der Staatsanwalt fort;
„Hüning ist in der vergangenen Nacht ermordet worden."

„Das ist ja entsetzlich!" rief die junge Frau bestürzt.
„Und wer hat die That begangen?"

„Allem Anscheine nach der Jngenieur Gerhard Grunert;
auf ihm und der Haushälterin des Ermordeten ruht schwerer
Verdacht, sie sind Beide schon verhaftet."

„Und er soll wirklich die That begangen haben?" fragte
Jenny erschüttert. „Das ist ein furchtbarer Schlag für Elisabeth,
sie wird unter ihm zusammenbrechen."

„Ob er die That begangen hat? Jch glaube es, muß
es glauben; es sind Beweise gefunden, die kaum noch Zweifel
daran aufkommen laffen."

f

Woglrändischer Anzeiger und Tagcklatt. §eilo 10.

„So war's ein Akt der Nache —"

„Vielleicht etwas mehr, liebes Kind; es ist konstatirt, daß
ein Raubmord vorliegt —"

„Daun kann Grunert der Thäter nicht sein!"

Ein sarkastisches Lächeln glitt über das Gesicht des Staats-
anwalts, indem er wieder auf- und abging.

„Du urtheilst doch etwas zu rasch und zu leicht darüber,"
sagte er; „Du scheinst zu übersehen, daß nach dem Tode
Hünings der Jngenieur Grunert der Universalerbe ist —"

„Und eben deßhalb —"

„Eben deßhalb, mein liebes Kind, wurde mit dem Mord
ein scheinbarer Raub verknüpst; man wollte dadurch den
Verdacht von dem Erben ablenken. Die gestvhlenen Papiere
sind in Sicherheit gebracht worden, Uhr und Ring des Er-
mordeten hat man schon bei dem Verhafteten gefunden."

„Das ist ja unbegreiflich!" sagte die junge Frau in fieber-
hafter Erregung. „Wo man das Eine fand, mußte man doch
auch das Andere finden."

„Jch hoffe, man wird das Andere auch sinden," erwiderte
der Staatsanwalt; „einstweilen ist dieser Beweis genügend,
die Anklage zu begründen."

„Und ich hatte mich schon darauf gefreut, zum Glück
meiner Elisabeth Etwas beitragen zu können."

„Diese Hoffnung wird sich freilich nicht verwirklichen, und
ich fürchte, daß Deiner Freundin noch andere Schicksalsschläge
bevorstehen. Jch werde es ihr nicht ersparen können, daß sie
vorgeladen wird, um einige Fragen zu beantworten, die in
Bezug auf ihr eigenes Verhältniß zu dem Angeklagten und
auch auf den Lebenswandel des Letzteren an sie gerichtet
werden müssen."

„Auf diesen Brief hin? Das darfst Du nicht, Theodor:
ich habe diesen Brief nicht dem Staatsanwalt, sondern
meinem Manne vorgelesen; es wäre Mißbrauch des Ver-
trauens, wenn Du —"

„Sieh das Alles nicht gleich so scharf an, Jenny," unter-
brach er sie mit ernster Ruhe; „Grunert wird ja nicht ver-
schweigen, daß er mit der jungen Dame verlobt ist, und thäte
er es, so würden wir es dennoch erfahren. Handelt es sich
aber um die Enthüllung eines so schweren Verbrechens, dann
darf der Untersuchungsrichter keine Rücksichten walten lassen,
die möglichen Falls den Thatbestand verdunkeln oder der
Untersuchung selbst schätzbares Material entziehen könnten."

Ein schwerer Seufzer entrang sich den Lippen der jungen
Frau, der Staatsanwalt aber zog seinen Paletot an, nahm
Hut und Handschuhe und bot ihr lächelnd die Hand.

„Jch gehe ins Bureau," sagte er, „vor Abend werde ich
schwerlich nach Hause kommen. Schreibe Deiner Freundin
heute noch nicht; es wäre ja möglich, daß Entdeckungen
gemacht würden, die einen Andern der That verdächtigen
können, obschon ich Das nicht glaube. Ueberdies wird auch
die Form der Antwoit Dir Kopfzerbrechens genug machen,
wir sprechen heute Abend noch nüher darüber."

„Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten, hinaus, trat
noch einmal ins Kinderzimmer, um nachzusehen, ob auch hier
Alles in Ordnung war, und verließ dann das Haus.

Jm Begriff, in die Straße einzubiegen, an welcher das
Gerichtsgebäude lag, sah er sich einem alten Herrn gegen-
über; Dieser nahm den Hut ab und trat rasch zur Seite;
um ihn vorbeizulassen.

Der Staatsanwalt blieb stehen. Der alte Herr war der
Chef des Bankhauses Fernhaus und Kompagnie.

„Jch habe eine Bitte an Sie, Herr Fernhaus," sagte er,
„eine Frage, die ich aber nicht in amtlicher Eigenschaft an
Sie stelle. Sie kennen wohl Herrn Tenhaff?"

„Friedrich Tenhaff?" erwiderte der Bankier aufhorchend.
„Gewiß, Sie haben doch nicht —"

„Bitte, ich bemerkte Jhnen schon, daß mein Amt mit dieser
Frage Nichts zu schaffen hat. Es liegt durchaus Nichts gegen
den Herrn vor, ich frage nur aus persönlicheni Jntereffe;
man muß in der heutigen Zeit in Bezug auf den Verkehr
mit anderen Personen sehr vorsichtig sein, wenn man die
Gefahr, sich zu kompromittiren, vermeiden will. Was halten
Sie von den Börsengeschäften dieses Herrn? Jst er wirklich
ein reeller und, wie man behauptet, ein reicher Mann?"

„Beides, Herr Staatsanwalt. Er hat iu der letzten Zeit
Unglück gehabt, aber er scheint seine Verluste leicht verschmerzen
zu 'können. Unter uns gesagt, er schuldete meinem Hause eine
bedeutende Summe, und mir bangte schon, er werde nicht zahlen
können, aber er hat die Schuld, nachdem einige Differenzen
geordnet waren, auf Heller und Pfennig abgetragen. Und
wer in dieser schweren Zeit seine Verpflichtungen voll erfüllen
kann, der muß solide Fonds besitzen."

„Und seine Geschäflsführung? Jst sie reell?"

„Nach unseren kaufmännischen Ansichten, ja!" erwiderte
der Bankier mit feinem Lächeln. An Gründungen hat sich
der Herr nicht betheiligt, er hat Papiere gekauft und ver-
kauft, er hat Summen gewonnen und verloren, und ich
glaube nicht, daß ihm Jemand den Vorwurf machen kann,
von ihm betrogen worden zu sein."

„Das war Alles, was ich zu wiffen wüuschte," sagte der
Staatsanwalt; „ich danke Jhnen herzlich für die Auskunft
und bitte nur noch um Verschwiegenheit. Es wäre mir unan-
genehm, wenn Herr Tenhaff erführe, daß ich diese Fragen
aufgeworfen habe; er könnte mir Das übel deuten."

„Seien Sie ganz unbesorgt, ich werde nicht mit ihm
darüber reden."

Damit war die Unterredung beendet, die Herren trennten
sich. Gleich darauf trat der Staatsanwalt in sein Bureau,
wo ihn seine Schreiber erwarteten.

(Fortsetzung folgt.)

Obstbau-Kalender für August.

(Nachdruck verboten.)

Die im Obstbau-Kalender sür Juli empfohlene und dort nLhcr be>
schriebene Sommerdüngung kann auch in diesem Monat noch ausge-
sührt werden. — Vom August bis zu der Zeit im Frühjahr, wo der Saft
sich zu regen beginnt, doch niemals bei Frost, ist die Zeit, in welcher das
Ausputzen der ObstbLumc vorzunehmen ist. Das Ausputzen der Baum-
kronen ist nothwendig, um Gesundheit und Fruchtbarkeit der BLume her-
zustellen und zu erhalten. Alle sich kreuzenden oder zu dicht aneinander-
stehenden und die in das Jnnere der Baumkrone wachsenden Aeste müssen
entfernt werden, damit Lust und Sonne alle Knospen beleben können.
Ebenso sind auch die zu tief herabhLngenden, alle kranken und absterbenden
Aeste zu beseitigen. Hierbei ist die wulstartige Erhöhung, welche sich da
befindet, wo der Ast dem Stamme entwachsen und Astring genannt wrr,

zu schonen; der abzuschneidende Ast ist deßhalb unmittelbar über tiem
Astring mit ciner scharfen SLge wegzunehmen, denn dieser Theil enthSlt
eine Menge Reservestofle, welche durch dcn herbeiströmenden Saft gelöst
und zur Üeberwallung der Wunde verwendet werden. Um ein Abschlitzen
der Rinde zu verhüten, ist der Ast zuerst von unten anzuschneiden, worauf
dann der Schnitt von oben in der Weise erfolgt, daß stch die Schnntc
trcffen. Jede mit der SLge gemachte Wunde ist mit dem Mefler gl»tt
zu schnciden, denn nur glatte Schnitte können gesund übcrwallen. End-
lich sind dicse SchnittflSchcn mit Baumsalbe oder Holzthcer, welch' letzterer
mit Asche oder Erde verdickt wird, zu verstreichen. Man beg-gnet immer
noch hier und da dcr irrigen Meinung, daß man oon dem wegzuschneidenden
Aste einen fingerlangen Stumpf müffe stehen laflen, damit der Stamm
gcsund blcibe. Dadurch bewirkt man aber gerade das Gegentheil. 2)er
Stumps, der nie überwallen kann, trocknet ein, fLngt an zu saulen, und
die FLulniß dringt dann in den Stamm hinein. Von der Richtigkeit des
hier Gesagten sich zu überzeugen, hat man bei Betrachtung so mancher
Llteren BLume in Gärten und Anlagen Gelegenheit. — Die reifenden
Früchte werden oft durch die im August und September auftretenden
Feinde dcs Obstes: Wespen, Hornisscn, Ameisen und Ohrwürmer ange-
fressen. Die bciden ersten Fcinde laflen sich in Glasflaschen, in welche
man ctwas Zuckerwasser füllt, fangen; die beiden letztcren HSlt man ficher
ab, wenn man unten um den Stamm Watte bindet.

Um für das nächste Jahr die Früchte vor der sogenannten Obst»
made lOarpoeaxZg, xowoneUa, la.) zu sichern, legt man jetzt um den
Stamm Streifen von Glanzpapier, die man mit Bindfaden so befestigt,
daß oben das Papier dicht an den Stamm sich anschließt, während es
nach Unten trichterförmig absteht. Die röthlichen Maden verbergen sich
nun unter dem Papierstreifen und können dann später abgelesen und ge-
tödtet werden. Eü ist nicht nöthig, die Papierstreifen mit Klebstoff za
versehen, da man gefunden hat, dah beim Anlegen solcher Bänder nur
höchst seltcn cinc Madc darüber hinauSkommt. — Mit dem Okuliren
aufs schlafende Auge ist in diesem Monat fortzufahren. — Den im Früh'
jahr veredelten StLmmchen nehme man wieder einen Theil der wiiden
Reiser. — An jungen BLumen und ZwergstLmmen werden die übcr«
flüssigen Augen pincirt, d. i. abgcdrückt. Dieses einfache Verfahren ist
weit besser, als wenn man nächstes Jahr mit dem Messer an den Bäumcn
herumschneiden muß. Sollten jetzl noch einige Zweige der Formobst»
bäume zu üppig treiben, so kann man das Wachsthum derselben durch
Entblättern schwächen. Zu diesem Zwecke liißt man die 4 bis 5
untersten Blätter unbcrührt, schncidet sodann 3 bis 4 BlLtter, ohne den
Blattstiel mitzunehmen, ab, worauf man wieder einige BlLtter unberührt
laßt, und fährt so fort, läßt aber an der Spitze wieder ein oder mehrere
Blätter unverlctzt stehen. Der Trieb wird dann sofort nachlassen, ohne
daß, wie es beim Zurückschneiden oder Abbrechen geschehm könnte, ein
Austreiben der oberen Augen veranlaßt wird. — Junge Bäume, welche
in Grasboden versetzt worden sind, darf man wenigstens in den ersten
4 bis 5 Jahren an dem Fuße ihres Stammes nicht mit Gras verwachsen
lassen, sondern muß die Erde um denselben immer rein und locker er-
halten, modurch ihr Wachsthum ungemein gefördert wird. — Bei älteren^
dichten StrLuchern von Johannis- und Stachelbeeren ist das alte,
nicht mehr tragfähige Holz unmittelbar nach der Ernte zu entfernen,
um durch Zusührung von Licht und Luft auf eine vollkommnere Aus-
bildung des jungen Holzes und damit auf eine gute Fruchtbarkeit im
nächsten Jahre hinzuwirken. Bei dcn meisten Sorten unserer Himbeeren
sind im n ächstcn Jahre nur die diesjährigen Triebe sruchttragend, währcnd
die in diesem Jahre fruchttragenden Triebe absterben. Deßhalb ist es
nöthig, nach der Ernte Lctztere unten an der Erde abzuschneiden, damit
die während des diesjährigen Sommers gewachsenen AuStriebe besser ge-
deihen können.

Maunichfalliged.

— (Ehrengabe für die Universitat Heide!berg/'
Dank dcr Unterstützung durch die Pc-ssr hat die Sammlung stzt
die Heidelbergcr Jubiläumkstistung in dcn lctzten Wochen eincü
sehr ersMAichen Fortgang genommen. — Unter den reichlich
fließenW^Zeiträgen befinden sich mehrere von 100 Mark ui
sodar einer von 500 Mark von cinem Herrn aus Preußen, d
seinen Namen nicht genannt wissen will. Diejenigen chcmalig
akademischen Bürgcr der Rup-rto-Carola, welche selbst zum Fest
kommen, dürste die Miitheilung interessiren, daß in Heidelber
währcnd deS Festcs sich Sammelstellen in den Buchhandlungen
der Herren Köster und O. Pettcrs (Expedition dcr „Ruperto-
Carola") bcfinden. — Für die nicht beim Feste E.scheinenden
bleibt nach wie vor das Bankhaus der Herren H. L Hohenemser
und Söhne in Mannheim die Z-ntralsammelftelle. Der Rechnungs«
abschluß findet eist einige Monate nach dcm Fcste Statt, da eine
Antwort auf die in außereuropäffche Ländrr versandten Exemplare
des Auf-uss erst nach längerer Fcist eintreffen kann.

— (RömischeBlätter) erzählen: Trotz seiner 76 Jahre
befindet sich Leo XIII. wohl und gesund und verdankt dies zu»
mcist seiner geregeiten Lebensweise. Der Papst steht nämlich
im Sommer um 6 Uhr Morgens auf, hört eine Messe in seiner
Privalkapelle und nimmt dann um 7 Uhr sein Frühstück, bestehend
aus einer Tasse Chokolade mit Milch und zwei weichgesottenen
Eiern, zu sich. Glcich nachher erscheint der Kardinal-Staatssekretär
mit den von den verschiedenen Nuntiaturcn eingelaufenen Bcrichten
und Noten. Jnteressant ist es, zu ersahren, daß das Chiffren«
system, in dem der Papst mit den Nuntiaturen und Kirch-nsürsteN
korrispondilt, nicht aus einzelnen Z fferngruppen, sondern «us
eincr ununterbrochcn sortlausendcn Reihe von Z-ffern besteht. DesN
StaatSsekretär solgt dann dcr Prioatsekretär, um dem Papste die
auS all-n Weltgegenden cingelaufenen Briefe von Fürsten, Misfions-
häusern' und Prioaten zu unterbreiten. Alle diese Briese wandern
dann ins Archiv. Täglich lausen auch etliche Hundert DepeschcN
ein, in denen Kranke und Sterbende um den Apostolischen Segcn
in urtiLnlo wortis flchen. Punkt 12 llhr wird dann das Mittags»
issen ausgctragen, worauf der Papst eine längere Siesta hält-
Um 6 Uhr Abends begiebt sich Leo XIII. in dcn Garten. n>o
er in einer Laube den Kaffee einnimmt und mit seinem Gesolzc
plaudert. Um 8 Uhr kehrt er dann der Malaria halber in seinc
Gemächer zurück, betet dort noch eine halbe Stunde in seinem
Bctschemcl, und Punkt 9 Uhr begiebt er sich zur Ruhe.

— (AusJnnsbruck) wird uns vom 28. Juli geschrieben:
Die Arlbergbahn hat das ganze obere Jnnthal, das ftüher
für die Touristen nuc zu Fuß oder zu W igcn zu erreichen w-n,
ungemcin bclebt, denn die Personenzüge der genannten Bahn,
namentlich aber die mit allem Komsort d:r Neuzeit ausgestatteten
Wagen der beiden direkt zwischm Wien und Bregenz verk.-hrendew
Extrazüge, sind zur Reisezcit sast immer voll bes-tzt. Aber auch
dcr Güterverkehr ist ein ungemein reger, wie die langen Güter»
züge, welche auf der Arlbergbahn gehcn, zur Genüge beweisen.
Es werden auf derselben monatlich 14—15000 Wagen mi
Frachtgütern besördert. Daß allrrdings nicht nur der Bau, sono«"
auch die Unterhaltung der Bahn große Summen beansprucht»
zeigen die Ersahrungen der 2 BetriebSjahre. Erst gestern wurde
die Bahn durch eine in der Gegend von Schönwies ni-dergegangen-
Murc (Bergrutsch) derart beschädigt, daß die Züge ^roße Ver-
spätungen crlitten. Arbeitskräste waren genug zur Stelle, um
die aus das Gleis geschwemmten Felstrümmer zu b-seitigen und
die Bahn in fahrbarem Zustande zu erhalten, doch konnten bie
hcutigen Züge auch nur langsam über die beschädigte stclle
 
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