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Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.7987#0022
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Z- 82 -4-

KünstgMKökvKkillk,

Der Lmistgewcrbeverein zu pforzhciiii, welcher sich sxeziell die
Fördernng der heimischen Schmuck-Industrie zur Aufgabe gemacht und
auch die von Dir. Waag trefflich geleitete Uunstgewcrbeschule in's
Leben gerufen, hat nun nach 1 t jährigem Bestehen die Zahl von nahezu
tvoo INitgliedern erreicht; sein Vereinsvermögen belief sich bcim Ab-
schluß des Recbnungsjahres auf lNk. 12571,20. Das Budget xro I88Y
bilanzirt mit !Nk. 10262,99. Darin befindct sich u. A. cin posten von
Nik. 1000 als „Beitrag zur Reklame in lNodezeitungen." Im abge-
laufenen Vcreinsjahr hatte der verein mehrere bedeutsame Lrfolge
aufzuweisen: von den 22 an der lNünchener Ausstellung betheiligten
ZNitgliedern wurden 18 mit lNedaillen bedacht, und bei der vom Berlincr
Aunstgewerbeverein ausgeschriebenen Aonkurrenz um Schmuckentwürfe
sielen alle drei Preise auf Vereinsmitglieder. Bis jetzt gibt der Verein
Musterblätter ausgewählter Lntwürfe heraus, erstrebt aber die lferaus-
gabe einer kunstgewerblichen Monatsschrift. 6.

verein für deutsches Lnnstgewerbc zn Derlin. Der „vercin
sür deutsches Uunstgewerbe" besichtigte am z-l. Iuni das königliche
Schloß zu Lharlottenburg, das in seinen ksaupttheilen durch
Schlüter, Losander und Knobelsdorff, entstanden ist und eine große
Reihe kunstgewerblich hervorragender Arbeiten enthält. In der Schloß-
kapelle, in welcher Or. s). Iessen einige allgcmeinere Mittheilnngen
machte, stehen wegen Umbau des Mausoleums die Rauch'schen Ruhe-
bilder Friedrich Wilhelm III. und der Aönigin Louise; die anstoßende
jdorzellankammer, die srüher znm Theil in Vranienburg ge-
standen, wird als Gcschenk der englischen Uausmannschaft an die crste
Lönigin von Preußen bezeichnet. vauxtsächlich im siebenjährigen
Ariege (t^so) ist hier Manches entwendet wordcn, doch hat die Iaxan-
ische Aammer immer noch eiuen bedeutenden tverth. Das sürstliche
Brautbett, das in dem Nebenraume seinen Platz hat, besindet sich zur
Zcit im kfohenzollermuseum. Die kvände in den nächsten Zimmern
sind mit werthvollen Gobelins von französischer Arbeit behängt worden;
sehenswerth sind die Bildhauerarbeitcn an Decken und Thüren, die
stellenweise in die Lchlüter'sche Aeit zurückreichen. Die Deckengemälde
von Therwesten (t6g8), ksolzskulxturen von Aing (s?0-t), Haule lisss-
Tapeten aus der Vigne'schen Manufaktur zu Berlin, hicr und in den
oberen Gemächern sind sehr sehenswerth. Im „Neuen Schloß", das
östlich des ksauptbaues angefügt wurde, sieht man die goldene
Gallerie, ein lNeisterstück rein dekorativer sZnnenausstattung, welches
Friedrich II. bald nach Antritt der Regierung durch Anobelsdorff aus-
sühren ließ (t?-t2). Bemerkenswerth sind die Nöbel im Lmpire-
sti l mit vortrcfflich modellirten vergoldeten Bronzen in den Zimmern
der Aönigin Louise; serner eine Auswahl seltener Gläser, Pokale
und ksumxen im Audienzsaal des Aaisers Friedrich. Der Rundzang
wurde in der Vrangerie beschlossen, woselbst die reichen Deckenmalereien,
sowie kunstvolle vergoldete Gitter und Brüstungen Aufmerksamkeit
verdienen. — —

lllkll.

Die gewerbliche Zeichen- und Luiistgewerbeschule zu Lassel,
welche im Iahre I8SY gegründet uud im Iahre t880 von Direktor
ks. Stiller reorganisirt wurde, hat im Laufe des letzten Iahres eine
bedeuteude veräuderung und Erweiterung erfahren. An Stelle des
zur Leitung des bayer. Gewerbe-Museums nach Nllrnberg berufcnen
Prof. v. klramer, trat als Direktor jdrof. L. Schick aus Uarlsruhe;
der xreußische Staat und die Stadt Aassel erhöhten ihre Iahresbeiträge
von i7ooo auf -12000 Mark, während zugleich durch den Umzug der
Schule in das sreigewordene Gebäude der aufgelösten Gewerbe- und
ksandelsschule, allen Bedürfnissen nach vergrößerung der Schulräumlich-
keiten geniigt wurde. — Die Anstalt besteht im kvesentlichen aus zwei ihren
Namen entsxrechenden Theilen. Die gewerbliche Zeichenschule,
welche sich mit der weiteren Ausbildung von Lehrlingen und Gchülfen
aller Gewerbszweige befaßt und infolge davon auf den Abend- und
Sonntags-Unterricht angewiesen ist, zerfällt in vorschule und s Fach-
klassen; die Aunstgewerbeschule setzt dagegen den ganztägigen
Unterrichtsbesuch voraus uud besteht außer einer vorschule aus Fach-
klassen: Architektonische Dekoration und architektonisch-xlastisches Uunst-
handwerk, — Dekorationsmaler und Lithographen, — Utodelleure und
Holzbildhauer, — Liscleure. Daueben bestchcn außer den gemeinschaft-
lichen Lehrfächern wie Figuren- und Vrnamentenzeichnen, jderspektive rc.
noch besondere Aurse für Zeichen- und Ieicheulehrerinnen, sowie eine
Damenklasse. — Die Anstalt verfügt Lber eine reiche Bibliothek, die
durch das ksinzutreten der Bibliothek der Gewerbehalle, sowie des
Architckten- und Ingenieur-Vereins in neuester Aeit eine beträchtliche
vermchrung erfahren hat. Der räumliche Zusammenhang, in welchem
die Schule mit der Gewerbehalle steht, ermöglicht dic Benutzung der
Sammlungen der letzteren als Lehrmittel. Jm Schuljahr 1888/8Y zählte
die Anstalt 252 Abend- und 72 Tagesschüler, somit im Ganzen 42». T.

Die Großberzogliche Lunstgewerbeschiile zu pforzbeim war im
Schuljahr 1888/89 von 219 Schülern besucht (gegen 192 im vorjahre);
die Sammlungen sind erwcitert wordcn u. A. durch Ankauf vieler
Schmuckgegenstände in Aarlsruhe, Dresden, Frankfurt a/M., Lortina
(im Ampezzothalc) sowie durch Schenkungen des Niiuisteriums. <2.

Liinstgewerbeballe zu Dresden. Mit Abschluß des Axrils ist
die Uunstgewerbehalle auf der jdragerstraße, welche die einzige bequeme
Gelegenheit bot, die Interessenten über die Fortschritte des Dresdener
Uunstgewerbes auf dem Laufendeii zu erhalten, cingegangen, da die
Unkosten und der Lrtrag nicht mehr in Liuklang zu bringen waren.
Bei dieser Gelegenheit erfährt man, daß die ksalle schon seit einiger
Zeit nicht mehr vom Dresdencr Aunstgewerbeverein, soudern von einem
ktonsortium von jkrivatunternehmern unterhalten wurde. (ktunstchronik.)

MUellüngm. Wctthmicrllllngc» rc

Ausstellungen.

Die Lamburgische Gewerbe- uud Industric-Ausstellung kann
nunmehr als vollendet angesehen werden. In der großen ksauptaus-
stellungshalle (sooo /D m) sind die kverke des kcunstgewerbes, Möbel,
Lisen- und Lederarbeiten, Tapezierwerke, Goldschmiedearbeiten und
vieles andere vertreten; auch finden wir hier die mannigfachsten In-
dustrien, welche den Gummi, das Llfenbein, die Iute u. A. verarbeiten.

Die ktunsthalle nimmt augenblicklich das Interesse des Publikums
besonders stark in Anspruch, da eine von ksamburgs jkrivatgallerien,
die Sammlung des kserrn Ld. Behrens sen. dort zur Betrachtung
ausgestellt ist. Die vorzüglichkeit aller Bilder derselben gewährt eiuen
Aunstgenuß, wie er wohl selten dem Auiistfreunde zu Theil wird;
man bewegt sich bei Betrachtung dieser Ausstellung fortwährend auf
den Gipfeln der klunst. — ktkit dem künstlerisch hochinteressanten
jdanorama, welches den ksamburger Brand iin Iahre ;8»2 darstellt,
ist ein Restaurationshaus verbunden, welches genau ein altes ksam-

burger ksaus des vorigen Iahrhunderts mit seiner großen Diele, seiner
ksolztrepxe und seinen kklalereien nachahmt, und eine vorzügliche
kvirkung hervorbringt. — Die ksandelsausstellung, welche Roh- und
ksalbxrodukte zur Anschauung bringen soll, wird in den ersten Tagen
des Iuli eröffnet werden; indessen ist dafür gesorgt worden, daß die
dem ksandel dienenden neuen Anlagen der Zollanschlußbauten bequem
besichtigt werden können, nämlich durch die Linrichtung täglicher Rund-
fahrten, mittelst deren man sich einen vollständigen Begriff der großen
Umwälzung machen kann, welche ksamburg im vorigen Iahre ab-
geschlossen hat, und welche indirekt die veraulassung zur Ausstellung
geworden ist. T-l-kk.

Aubiläums-Schul-Ausstclliiiig in Stuttgart. wir machen unsere
Leser aus die von Mittc Iuli bis gegen Lude Angust d. I. in Stutt-
gart stattsindende kvürttemb. Iubiläums-Schul-Ausstellung
angelegentlich aufmerksam. — Bekanntermaßen nimmt kviirttemberg
anf dem Gebiete des Schulwesens — namentlich aber der gewerblichen

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