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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Oktober bis Dezember)

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Nr. 272 - Nr. 297 (1. Dezember - 31. Dezember)
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An öie ^lsnü mit üielen kuflrlien!
Mhastung der MarMn-ZMn Bergmann

Der Reichspräsident hat den dänischen
Hauptmann Lembvurn, der lvegen Spionage
vom Reichsgericht zu einer mehriährigen
Strafe verurteilt worden war, anläßlich des
Weihnachtöfestes begnadigt. Der Reichsprä-
sident hat von seinem Begnadigungsrecht des-
halb Gebrauch gemacht, weil dis hochbetagten
80jährigen Eltern kränklich sind und ihnen
Gelegenheit gegeben werden soll, noch einmal
das Weihnachtsfest mit ihrem Sohn zu ver-
leben.
*
Die Halbinsel Chalkidtke wurde am Mitt-
woch erneut von starken Erdstößen hetmgcsucht.
In Saloniki wurden gleichfalls Erdstöße ver-
spürt, die von langer Dauer waren.
-!-
Die japanische Stadt Jtoigawa wurde von
einem gewaltigen Großfeuer hetmgcsucht, dem
800 Wohnhäuser zum Opfer fielen. Die Zahl
der Opfer wird mit zehn angegeben.
-i-
Der mexikanische Außenminister Dr. Ma-
nuel Tellez ist zurückgetreten.
Als erste Sendung des deutsch-ägyptischen
Austauschabkommens trafen in Kairo SOOO
Tonnen Kunstdünger aus Deutschland ein, die
gegen Baumwolle ausgetauscht werden.
Der neu gewählte chilenische Kongreß hat
Arturo Allesandri zum verfassungsmäßigen
chilenischen Präsidenten ernannt.
*
Ein französischer Transportdampfer, der von
Rochefort nach Boulogne unterwegs war, ge-
riet im Golf von Gascogne in einen heftigen
Sturm und mußte von der 70küpfigen Besa-
tzung verlassen werden. Zwei in der Nahe be-
findliche Handelsschiffe übernahmen die Schiff-
brüchigem Das Schiff kann wahrscheinlich nicht
mehr gerettet werden.

Hannover, 22. Dez. Mit einer Dreistigkeit,
die ihresgleichen sucht, wurde am heutigen
Donnerstag vormittag ein großer Raub von
Brillantschmuck ausgeführt. Am Hause des
Juweliers Richard Levin an der SeUwinder-
Straße fuhren zwei Unbekannte in einem
Lunrelfarbige« Kraftwagen vor. Einer von
ihnen sprang heraus, zerschlug mit einem in
Papier gewickelten Backstein die große Schau-
fensterscheibe des Ladens, ritz mit größter Ge-
schwindigkeit ein Tablett mit Brillautriuge«
heraus und sprang wieder in das Auto. Ohne
daß einer der vielen Passanten der verkehrs-
belebten Straße es zu hindern veruwchte, fuhr
der Kraftwagen iu schnellstem Tempo davon,
«m die kostbare Bente, die eine« Wert vou
etwa 20 000 Mark hat, in Sicherheit zu bringe».
Das Auto trug die Erkennungszeichen I. P.
2881, das auf den Herkunftsbezirk Schleswig-
Holstein schließen läßt, falls es nicht gefälscht
sein sollte. Die Firma hat ein Zehntel des
Wertes der geraubten Schmucksachen für de-
ren Wiederherbeischaffüng und bis zu 2999
RDl. Belohnung für die Ergreifung der Tä-
ter ausgesetzt, was bei dieser Raffiniertheit
wohl schwer Hallen wird.
Schwerer BerkebrSunsall
* Berlin, 22. Dez. Am Mittwoch nachmittag
ereignete sich nach einer Meldung Berliner
Blätter aus der Chaussee bei Müncheberg ein
schwerer Autounfall. Bei dem Versuch, einem
entgegenkommeirden Lastwagen auszuweichen,
geriet bas Auto des Gutsbesitzers Friedrich v.
Waldow aus Sophienwalde, Kreis Oststern-

Dresdcn, 22. Dez. Wie die Telegra-
phen-Nnio» erfährt, sind am Donnerstag vor-
mittag auf Grund eines Haftbefehls des
Amtsgerichts Dresden , die Inhaber der Zi-
garettenfabrik ,Zaus Bergmann", Generaldi-
rektor Carl Bergmann und Direktor Sigmund
Bergmann, verhaftet worden.
Die Brüder Bergmann wäre» bisher Haupt-
aktionäre der Hans Bergmann Zigaretten-
fabrik A.-G. Nachdem der Reemtsma-Nener-
burg-Konzeru auf die Ausübung einer Optio«
auf das Bergmanu-Zigarcttengeschäst verzich-
tet hatte, ist soeben das Aktienkapital aus die
British-American-Tabacco-Co. vezw. deren
Hamburger Tochtergesellschaft Lbergegangeu.
Wie wir weiter erfahren, haben diese beiden
jüdischen Ganner mehrere Millionen Mark
ins Ausland verschoben.
Mordtat in einem memellSndischen
Dorf
)-( Memel, 22. Dez. (Tel.) Donnerstag
früh umrde in dem memelländischen Dorf
Grabuppen ei« bestialischer Mord entdeckt.
Als der Besitzer Schnell sein Söjähriges Dienst-
mädchen Emilie Platoschaite wecke« wollte, war
die Kammer des Mädchens leer. Mau durch-
suchte das ganze Gehöft und fand das Mädchen
im Viehstall ermordet ans. Der Kopf war fast
ganz vom Rnmpfe getrennt. Neve« der Leiche
fa«d man eine schwere Kartofselhacke, an der
Blutspureu und Haare des Mädchens klebte«.
Dem Morde mutz ein erbitterter Kampf vor-
ansgega«ge« sei«. Die Kriminalpolizei «ahm
de« 17jährige« Kutscher Ewald Matzeleit fest,

berg, ins Schleudern und überschlug sich. Die
21jährige Gattin des Gutsbesitzers Frau Dit-
mara von Waldow, eine Tochter des früheren
Reichswirtschaftsmintsters Neuhaus, erlitt
schwere Verletzungen, denen sie kurze Zeit spä-
ter erlag. Der Mann wurde nur leicht verletzt.
Das Ehepaar, das seit einem Vierteljahr ver-
heiratet ist, war auf dem Wege nach Berlin zur
Weihnachtsfeier bei den Schwiegereltern.
Hofbesitzer ermessen
* Berlin, 22. Dez. Ein schweres Verbrechen
wurde nach einer Meldung Berliner Blätter
am Mittwoch nachmittag in der Ortschaft Grü-
neberg in der Mark verübt. Dort wurde der
88 Jahre alte Landwirt Paul Schenk auf dem
Hofe seines Grundstücks erschossen aufgefun-
den. Nach Gerüchten, die im Orte umgehen,
handelt es sich um einen Racheakt.
An Moskau blüht -er Flieder
)-( Moskau, 22. Des- Irr Moskau und in
der gesamten Sowjetunion wird eine für die
jetzige Jahreszeit ungewöhnliche Erscheinung
wahrgenommen. Während sonst überall in
Rußland schon Mitte Dezember strenge Fröste
herrschen, wird jetzt aus allen Gebieten eine
Temperatur gemeldet, die zwischen 4 und 8
Grad über Null schwankt. Trotz der gelegent-
lichen Nachtfröste sprießen in Moskau die
Knospen an den Fliederbüschen und Sen
Kirschbäumen. Auch aus Leningrad wird be-
richtet, daß der Finnische Meerbusen vollkom-
men eisfrei ist. Die Schiffahrt ist in vollem
Gange.

Millionen ins Ausland verschoben
an dessen Kleidern frische Blutspureu bezw.
frisch gewaschene Stellen gefunden wurde«.
Zwischen dem Kutscher und der Ermordeten
bestand seit langem eine heftige Feindschaft.
Zwei kommunistische Funktionäre
verhaftet
« Gladbach-Rheydt, 22. Dez. Wie das Poli-
zeipräsidium mitteilt, hat die politische Polizei
in den letzten Tagen bei einer Reihe von kom-
munistischen Funktionären Haussuchungen uor-
genommen. Der Organisatlonsleiker der KPD.
in Gladbach-Rheydt, Wateler, und der politische
Leiter Lenzen wurden festgenommen und dem
Richter vorgeführt, der geaen beide Haftbefehl
wegen bringenden Verdachts der VdiM""-!tung
zum Hochverrat erließ. Es handelt sich um
Zersetzungserscheinunge« bei der Polizei.
Streikbeschluß in Hamburg
Hamburg, 22. Dez. (Eigener Drahtbericht).
Im Tarifstrell des Hamburger Gastwirtsge-
werbes, über dem wir berichteten, haben die
Urabstimmungen der Angestellten eine '/«-
Mehrheit für einen Streikbeschluß ergeben.
Am Donnerstag wird der letzte Versuch un-
ternommen werden, den Streik zu verhindern.
Die Lage ist nach wie vor außerordentlich ernst.
SroWuer
im WiWfelsrr Schloß
Weißenfels, 22. Dez. Heute früh in der
drillen Morgenstunde brmh im Weißenfelser
Schloß ein Großfeuer aus, als dessen Ursache
wahrscheinlich Kurzschluß in der im Schloß-
turm untergebvachten Funktstation der Polizei
anzusehon ist. Außer Ser Weißenfelser Feuer-
wehr eilten auch noch die Feuerwehren aus
Halle, Leuna und anderen umliegenden Orten
herbei. Der Schloßturm brannte vollständig
nieder. Nach viereinhalbstündiger Arbeit ge-
lang es, den Brand auf seinen Herd zu be-
schränken, doch sind die Feuerwehren noch in
voller Tätigkeit. Der Sachschaden ist sehr groß.
Das Weißenselder Schloß, die sogenannte
Augustusburg wurde in den Jahren zwischen
1664 und 1690 als Residenz der Herzöge von
Sachsen-Weißenfels, einer 1746 ausgestorbenen
Nebenlinie des Kurhauses Sachsen, errichtet.
Gegen 8.36 Uhr früh wurde das Feuer ent-
deckt. Da es nicht gelang des Brandes Herr zu

Da«zig, 22. Dez. Als am Mittwoch abend
der Spielleiter an einem Roulette-Tisch im
Zoppoter Spielkasino die letzten drei Spiele
ansagte, da um elf Uhr abends das Roulette-
spiel geschlossen wird, erfolgten unter dem Rou-
lettetisch mehrere Explosionen. Natürlich löste
der Anschlag unter den anwesenden Spielern
und Klub-Angestellten eine große Panik aus,
die jedoch bald wieder beseitigt werden konnte.
Eine Untersuchung des aufregenden Vorfalls
ergab, daß jemand einen raketeartigen Feuer-
werkskörper unter den Spieltisch geworfen
und zur Explosion gebracht haben mußte. Ir-
gend ein Schaden ist nicht entstanden. Wer den
Feuerwerkskörper geworfen hat, ließ sich nicht
feststellen. Ganz ohne Zweifel wollte die be-
treffende Person eine Panik auslöson. Ent-
weder handelte er aus Aerger gegen den Spiel-
klub ober es handelt sich sogar um einen Dieb,
der die Absicht hatte, während der Panik Bar-
geld und Spielmarken vom Tisch zu raffen.
Trotz der großen Verwirrung ist es dem Un-
bekannten jedoch nicht gelungen, irgend etwas
zu stehlen.
Raketenexptosion in einem italienischen
AM
Drei Tote
* Rom, 22. Dez. Im Fort Appio, im Süd-
osten des alten römischen Befestigungsgürtels,
ist am Mittwoch ein Signalraketenlager in
Brand geraten. Das Feuer konnte nach größ-
ten Anstrengungen zahlreicher Feuerwehrab-
teilungen am Abend gelöscht werden. Eine
amtliche Meldung liegt noch nicht vor. Wie
verlautet, wurden drei Soldaten getötet und
ein weiterer schwer verletzt.
1 Toter, 16 Schioerverletzte bei einer
EMosion
* Berlin 22. Dez. Eine schwere Explosion er-
eignete sich nach einer Meldung Berliner Blät-
ter aus Chicago in einem Wohnblock. Es ent-
stand eine Panik unter den Bewohnern, die fall
alle AnSgängc ver'perrt sanden, da durch die
Explosion noch ein großer Brand entstanden
war. Bisher wurden ein Toter und 16 Tttwcr
verletzte geborgen. Mehrere Hausbewohner
werden noch vermißt.

werden, wurden die Werkfeuerwehre« der Um-
gebung und schließlich auch die Hallesche Feuer-
wehr herangezogen. Sechs Motorspritzen schick-
ten aus 9 Schlauchleitungen viereinhalb Stun-
den lang ungeheure Wassermassen in das Ge-
bäude. Infolgedessen ist der Wasserschaden au-
ßerordentlich hoch. Die schwere Kupferkuppel
stürzte glücklicherweise in den Hof und nicht
auf die benachbarten Sellenflügel, so daß cs
gelang, diese zu retten. Der Mittelbau selbst
ist vollständig verbrannt.
liebevolle Nsckbsm
Gin Toter, zwei Schwerverletzte bei
einer Kellerei
8 Hindenburg, 22. Dezember. Am Mittwoch
nachmittag kam es in den Gemeindebarackeu
in Nikultschütz zwischen de« dort wohnenden
Brüdern Wolfgang und Richard Mirosiz, die
angetrunken waren, und dem gleichfalls dort
wohnenden Invaliden Franz Czapla und sei-
nen Söhnen Paul, Richard und Raimund zu
einer schweren Schlägerei.
Wolfgang Mirosiz, der Vater von sechs un-
mündige« Kinder« ist, umrde durch Dolchstiche
getötet. Sein Bruder Richard wurde durch ei-
nen Stich in Sie Herzgegend lebensgefährlich
verletzt. Raimund Czapla erhielt dnrch eine«
Schlag mit einer Kartofselhacke eine« Schädel-
bruch. Der Schlag gegen Raimund war von
seinem eigenen Vater geführt worden, der in
der Dunkelheit seinen Sohn für den Wolfgang
Mirosiz angesehen hatte. Franz Czapla und
sein Sohn Paul wurden verhaftet. Paul Czap-
la hat gestanden, die tödlichen Stiche gegen
Wolfgang Mirosiz abgegeben zu haben. Die
Schlägerei ist nicht auf politische Beweggründe
zurückzuführen.
Acht Ate »ei einem SKiMza!mnmen>
«eß
* Loudon, 22. Dezember. Der englische 700
Tonnen Dampfer „Gateshead" wurde von dem
holländischen Dampfer „Miranda" (1800 Ton-
nen) im dichten Nebel auf der Höhe Kes ost-
englischen Hafens Seaham gerammt. Die
„Gateshead" sank innerhalb von zwei Minu
ten. Der Kapitän und sieben Mann -er Besat-
zung, die sich im Schiffsraum befanden, er
tranken. Fünf Mann konnten von der „Mi-
randa" gerettet werde«.

O Paris, 22. Dezember. Die Gendarmerie
in Barjols in der Nähe von Toulon hat einen
auf der Straße umher irrende» 14jährigen
Jungen in Schutzhaft genommen. Bei seiner
Vernehmung erklärte der Junge, Josef Hof-
mann zu heißen und in Düsseldorf geboren zu
sein. Er sei mll einer fahrenden ZirkuStruppc
nach Frankreich gekommen, sei aber geflüchtet,
da man ihn zu schlecht behandelt Habe.
Schwere javanische Niederlage bei
Mulden?
Schanghai, 22. Dez. Aus Muköen werden
chinesische, angeblich auch von japanischen Stel-
len bestätigte Berichte verbreitet, denen zufol-
ge es südlich der Stadt, und zwar zwischen
der Muköen—Antung-Eisenbahn und der süd-
mandschurischen Bahn zu schwere» Kämpfen
zwischen einem japanischen Bataillon und star-
ken Froiwilligenverbänöen gekommen ist. Da-
bei sind die Japaner umzingelt worden. Ihre
Lage wird als kritisch bezeichnet. Der Kom-
mandeur der japanischen Truppen ist im
Kampf gefallen.
drei Todesurteile im Lemberger
Mramerprozeß
l-I Warschau, 22. Dez. Mit drei Todes-
urteilen hat am Dienstag der Prozeß vor dem
Lemberger Ausnahmegericht gegen die vier
Ukrainer, Mitglieder der geheimen ukraini-
schen Militärorganisation, geendet. Die Ange?
klagten Danylyszyr, Bilas und Zuraküwski
wurden zum Tode durch den Strang verur-
teilt. Die Sache des vierten Angeklagten
Kossak wurde dem gewöhnlichen Gerichtsver-
fahren überlassen. Die drei zum Tode Verur-
teilten waren des Raubübersalls auf das Post-
amt Grodck bei Lemberg angcklagt. Den
llcl ill Huben sie. ihren Aussagen gemäß,
ans Befehl ihre? Geheimbund-s als Terror-
akt zu <m ''weck vallführt, für die Organisa-
tion Geld zu beschaffen.

Berwegener Rauhübeefafl
Für 29 999 RM. Brillanten entwendet - Werfall am Hellen Tage in
einer der belebtesten Straßen Hannovers


Flugzeugabsturz ans ein W Hnhaus: 2 Tote, 19 Bcrttß.e
Die Trümmer des Flugzeuges auf dem Dach des schwer beschädigten Hauses
Ueber dem Pariser Vorort Antony stürzte ein französisches Militär-Flugzeug ab, durchschlug
das Dach eines Hauses und geriet in Brand. Der Pilot und eine alte Frau, die im Hause
wohnte, kamen ums Leben, 19 Personen erlitten schwere Verletzungen oder Brandwunden.

Panik im Zoppoter Epielkasino
AugendstreiO oder Verbrechen?

Ein angeblicher deutscher MuSjunge
in Frankreich geflüchtet
 
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