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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2097
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Sslts 3

„Doiksgemeinschast"

Samsla«. deu Lt. Naormbrk t9LI

Der roie Henker von Madrid

/,General Gorew"/ -er einst in Oeutschlan- -ie Tscheka organisieren sollte

Berlin. 20. November

.. Eki« aus den Verichten der nationalen lvani-
Negierung hervorgeht, sind die im bossnungs-
°>en Kampse um die spaniicke Hauvtstadt steben-
eoten Milizen einem sowjetrussischen General
^ierstellt. Es bandelt sich um deu früheren
-„"'iiirattacho an der sowjetrussischen Botschast
" Madrid, Gorew. Er übernahm das Kom-
«ando in letzter Minute oor dem unoermeidlichen
?.Uiammenbruch der kvanischen Volkssront, als sich
i„ Unzusriedenheit mit der roten Vlutherrschast
".°en Reihen der Milizsoldaten erschreckend aus-
^»reiten begann und z« einem Ausstand gegen
E Unterdrücker »u sühren drohte.

, Diese Wahl wurde anscheinend richtig getroffen,
bi^" kchon kurze Zeit nach der Ernennung stutzte
h ° Welt über die sell^st für das rote Svanien
.EOviel.osen Grausamkeiten. mit welchen Eorew
Ick k "°ues Amt zu sestigen und die Kamvfbereit-
der roten Truvven zu heben versuchte.
N^ntliche Erschietzungen roter Soldaten, die zur
^olchreckung vorgenommen wurden. zwangen die
t „"nven zum bedingungslosen Eehorsam. Es folg-
n Massenmorde an unschuldigen Eeiseln. Svren-
«ngen össentlicher Eebäude. Vernichtung der
'^onalen Kunstschätze, systematische Morde an
^utlichen und Mönchen, Zwangsarbeit an der
ti„ nt für Ereise, Frauen und Kinder, Vergewal-
Sung und Verböbnung der Frauen und Mädchen.
tj?nenbafte Quälereien an Eefangenen und fried-
^chen Vürgern usw. Jeder. selbst der geringste
n» luchung zur Auflehnung wurde in einem Meer
Blut erstickt.

tz. ist nun dieser sowjetruffische Eeneral. der
oigentlicher verantwortlicher Henker des sva-
^chen Volkes betrachtet werden mub?

^kganisaior der deutschen Tscheka

Es konnte bisher festgeftellt werden. dab Eorew
^Ner der jüngsten Eenerale Sowjetrutzlands ist,
t?r sjch jn der Revolutionszeit bei der Vertei-
k'Nung von Zarizin gegen die Weitzgardisten
imdie Eroberung der Festung Erodno
Kriege gegen Polen ausgezeichnet und sväter
2, höhere Militärschule in Moskau „mit bestem
^ugnis" absolviert bat. Damit ünd die Jnfor-
oationen, die aus sowjetrussischen Quellen stam-
'"rn. erschövft.

Jnteressante Ergänzungen zur Person Eorews
geben aber die deutschen Gerichtsakten im
Hochverratsvrozeh „Gorew-Skobelewski
und Genossen" aus dem Zahre 1923, aus denen
Man mit dem gröhten Erstaunen sestzustellen
vermag, dah Eorew als der eigentliche „O r-
«anisator der deutschen Tkckeka"
angeseben werden kann.

.^ni Juli 1923 erschien am Berliner Horizont
untersetzter. krästiger Mann mit grohen, der-
Händen und wenig intelligentem Eeücht. —
äAnem Aeuheren nach glich er einem Safen-
l» ,sfer oder einem Matrosen. Vom Bahnhos
ri,n^ " iofort seine Schritte nach der sowjet-
utzuchen Botschaft und wurde dort mit der gröh-
r.n Zuvorkommenbeit emvfangen. Sogar Kre-
h'nski. der damalige sowietrussische Botschafter,
- nr zu ihm äuherst liebenswürdig. Wic jedem
i„ nrinenten East wurde ihm sofort ein Zimmer
dsnr geheimnisvollen Seitenflllgel eingeräumt
bier konnte er erleichtert ausatmen: er besah
z,nen divlomatischen Pah. und die exterritorialen
^nnme der Votschaft schützten ihn gegen jeden
^ugrifs der Polizei.

heißt er wirklich?

solidieren". An der Ruhr hatte Eorew einen ganz
besonders gefährlichen Austrag auszuführen:

er sollte «in bewaffnetes Vorgehen der deut-
schen Arbeiter gegen die französische Ve-
katzungsarmee organisieren. Siervon erhosst«
man in Moskau, dah dies möglicherweise
einen osfenen Krieg Frankreichs gegen Deutsch-
land zur Folge habe, aus jeden Fall aber
einen ernsten Konslikt der auswärtigen Mächte
mit der deutschen Regierung nach sich ziehen
würde. Dieker teuflische Plan mihlang jedoch
Eorew vollständig, und zwar aus dem ein-
sachen Erunde, weil sich selbst die verhetzten
deutschen Arbeiter aufs energischste gegen
diekes abenteuerliche llnternehmen wehrten.

Der entscheidende Schlag sollte im Svätherbst
1923 geführt werden. Es war ein kritischer Moment
in Deutschland gebrochen und cs schien. dah der
rote Umsturz nun unvermeidlich wäre Zu dieser
Zeit batten Eorew-Skobelewski und Eenossen den
militärischen Aufmarschvlan bereits in
die kleinsten Details ausgearbeitet. Seine hauvt-
sächlichsten Punkte waren die folgenden:

1. Der kommunistische Aufstand sollte in allen
grohen Städten Nord- und Mitteldeutschlands
gleichzeitig vor sich gehen. d. h. gleichzeitig in
Berlin, Hamburg. Bremen, tzalle, Leivzig, Dres-
den, Chemnitz und anderen Städten. welche einen
Sammelvunkt der Jndustriearbeiler darstellen.

2. Der Hauvtschlag sollte in Verlin erfolgen.
dessen Ueberrumvelung die Befitzergreifung sämt-
Iicher verwaltungstechnischen und militärischen Be-
horden des Reiches bedeutet hätte.

3. Jn den besetzten Eebieten (Rbein und Ruhr)
sollte ein Ausstand inszeniert werden mit dem
Zweck. eine Provokation in großem Mahstabe. d. h.

ernste auhenvolitische Konslikte zwischen den Mäch-
ten bervorzurufen.

<. Süddeutschland und Ostvreuhen sollten sür's
erste „unbearbeitet" bleiben. Man kalkulierte und
hoffte, dah Ostvreuhen von Polen besetzt werde,
in Vayern und Württemberg aber nach Ueberein-
stimmung mit der ehemaligen Entente, sich die
„weihen Armeen" sammeln würden. Diese Länder
beabsichtigte man daher sväter. nach Ausbruch des
Bürgerkrieges, von den „gegenrevolutionären
Scharen" zu säubern.

Alles in allem — ein mit unglaublichem Zynis-
mus und kalter Verechnung ausgearbeiteter Plan.
Alles war fertig. man wartete lediglich aus den
geeigneten Augenblick. um das Signal zum Los-
schlagen geben zu können. Doch in diesem wichtig»
sten Punkte war unter den Organisatoren des
„deutschen Bolschewismus" keine Einigung zu er-
zielen. llnerwartete Ereignisse kamen dann da-
zwischen. Gorew selbst muhte nach der erfolglosen
Provokation an der Rubr das Ruhrgebiet eiligst
verlassen und wieder nach Berlin ziehen, wo er
indesien verhaftet wurde.

Jn dem stattgefundenen Prozeh hatte Eorew
im besonderen versucht, seinen Aufenthali an der
Ruhr zu verleugnen, doch andere Beweise gegen
ihn waren derart erdrückend, daß er von den
deutschen Eerichten zum Tode verurteilt, später
aber — im Austausch gegen drei in Moskau ge-
fangen gebaltene. unschuldige Deutlche — nach
Sowietruhland abgeschoben wurde. Eorew-Skobe-
lewski tauchte in den nachfolgenden Jahren des
öfteren wieder auf, überall dort. wo rots Henker
ihr blutiges Handwerk verrichteten, bis ibn schlieh-
lich Moskau als einen der besten „Svezialisten"
nach Madrid schickte. um dort den kommunistischen
Einsluh zu „konsolidieren".

Harrv v. Hallerderg:.

Eine letzte Warnung Krancos

Nöligenfalls Beschießung und Zerstörung Barcelonas

Londo», 20. November

Bei Erösfnung der Unterhanssitzung am Frei.
tag wiederholte der Führer der Oppofition Major
Attlee die bereits gestellte Frage, ob der Auhen-
minister die Mitteilung über eine Blockade und
Bejchiehung oon Barcelona aus Burgos
erhalten habe und welche Schritte die britische Ne-
gierung zu tun gedenke.

Außenminister Eden erklärte, hinsichtlich einer
Blockade keine Mitteilungen erhalten zu haben. Am
17. November sei der britischen Reaierung jedoch
von den Vehörden in Vurgos eine Nachricht über
eine mögliche Beschießung Barcelonas zugegangen.
Diese Mrtteilung habe wie folgt gelautet:

„Der skandalöse Transport von Waffen,
Munition, Tanks, Flngzeugen und sogar von
Eiftgasen Lber den Hafen von Barcelona ist
wohl bekannt. Dieses gesamte Material ist nach
diesem Hasen in Schissen befördert worden, die
verschiedene Flaggen sühren, aber deren tatsäch-
liche Nationalitiit zum gröheren Teil sowjet-
russisch oder spanisch ist. Die National-
Regierung, die entschlossen ist, diese Transporte
mit allen ihr znr Versügung stehenden Kriegs-
mitteln zu oerhindern. wird nötigensalls sogar
bis zu einer Zerstörung des ^<"ens gehen. Sie
macht daher alle in diesem Hasen liegenden

ausländischen Schifse darauf anfmerksam, datz «s
wünschenswert sei, Barceloua möglichst bald zu
verlassen, um den Schaden zu oermeiden, der
ihnen infolge der erwähnten militärischen Mah-
nahmen, hinsichtlich welcher k«in« weitrren
Warnungen ersolgen werden, «nbeabfichtigt
zugesügt werden könnte. Ausländer und Nicht-
kämpser in Varcelona rrhalten gleichsalls den
Rat, diese Stadt und oor allem die Eebiet« in
der Nähe des Hasens zu oerlassen, damit fie
selbst keine» Schaden erleiden, den wir zu »er-
meiden wünschen."

Nach Verlesung dieser Erklärung teilte Eden
weiter mit, datz der britische Botschafter in Hendaye
angewiesen worden sei, mit den Behörden in Bur-
os Fühlung zu nehmen und ste um eine Sicher-
eitsgarantie für bestimmte Ankerplätze in Bar-
celona zu ersuchen, wie das bereits bei anderen
Häfen geschehen sei.

Ferner habe der britifche Botschafter Anweisunz
erhalten, darum zu ersuchen, daß vor dem Beginn
der Operationen ein angemessener Feitraum zum
Abtransport der in Barcelona ansälligen britischen
Staatsangehörigen zugestanden werde. Der bri-
tische Eeneralkonsul in Varcelona und die britischen
Marinebehörden im Mittelmeer seien über Lie
Angelegenheit unterrichtet worden.

» Mehrere Monate trieb der mysteriöse Un-
.Ekannte in Deutschland sein Unweken, bis er
,.d«s Tages aus einem Vahnhof der Berliner
Mergrundbahn von der Berlmer volitischen Po-
„°Ei verhastet wurde. Bei der Verbastung
j?stnte er sich — „Skobelewski" . . . Höchstwahr-
lAdinlich jst ihm dieser Name erst im Augenblick
>ner Verhaftung eingefallen. Wäbrend seiner
'Nseitigen „Tätigkeit" in Deutschland ist er nie-
-?niz uiUxr diesem Namen ausgetreten. Seinem
^vlomatischen Pah nach hieh er — „Eorew'l.
^Nter diesem Namen hatte er auch die Moskauer
./legsakademie absoloiert. Ohne Zweisel war
r?" auch dieser Name ein Pseudonym. Seinen
».^tigen Namen konnte man niemals erfahren,
,?n> vieles svrach dafür. dah Eorew-Skobelewkki
»sn Lette war, denn die lettische Svrache, die sonst
"chtletten selten beberrschen, sprach er sliehend.

Zn der Liste der Offiziere der Roten Armee
Eorew als Brigade-Eeneral geführr. Zn
>^n Jahren des bolschewistiicken Terrors 1918/19
er ein hervorragendes Mitglied der Moskauer
^cheka gewesen sein und galt für cinen „hock-
Kvalifizierten Svezialisten in der
^Nnst der Trennung des Leibes von
i? r S e e l e", wie Radek-Sobelsohn von
^n> einst gekagt hatte. Man nabm an. dah Eorew-
Mbelewski nur der Organisator der „deutschen
i'scheka" gewesen wäre. — in Wirklickkeit war
'Ne Stellung eine viel bedeutendere. denn wie
i??n später erfubr. hatte ihn Moskau dazu be-
K"nmt. sofort nack dem vollzogenen Umsturz das
^"nrmando über die „deutsche Rote
^^Mee" zu llbernehmen.

^hnsinne>pläne an der l^ulir

„ 2m Sommer und Herbst 1923 reiste Eorew
jNunterbrochen in Deutschland umher. Man sah
„ n in Hamburg, in Sachsen, in Braunschweig
Md an der Ruhr. Ueberall organisierte er
"Uialen der „dcutschen Tscheka

so

der
meinte er

,.d c u t s ch e n
ohne Terror

liehe

denn
sich der

^Nsniunistische Einfluh in Deutschland nicht „kon-

Oeuisches Ll-Noot gesunken

Acht Mann vermißt

Berlin, 20. November

Am Freitagoormittag ist das U-Voot „U 18"
von dcr Unterseebootsflottillc Weddigen währrnd
einer Torpedo-Schiehübung in d«r Lllbecker Bucht
insolge cines Zusammenstohes gesunken. Von der
20 Mann starken Besatzung ^onnten zwöls Mann
gerettet werden. Für dic Geretteten besteht keine
Lebensgesahr. Vermiht werden acht Mann. Mit
ihrer Rettung ist leider nicht zu rechnen. Für die
Bergung dcs Bootes und dcr Bermihten sind alle
geeigneten Mahnahmen eingeleitet.

WieVer 2060 lranzösische Marxisten
in Barcelono einqeiroffen

London, 20 November

Wie Reuter aus Barcelona meldet, trasen dort
am Freitag 2000 französische Marxisten, darunter
eine Reihe von Frauen, ein. Sie wollen stch den
jpanischen Bolschewisten zum Kampf gegen die
Natioiialregierung zur Verfügung stellen.

Llnberechtigte polnifche Maßnahme

Berlin, 20. November

Wie aus Polen berichtet wurde, hat die pol-
nische Regierung dem deutschen Privatgymnasium
in Posen und Eraudenz die Oeffentlichkeitsrechte
entzogen. Eanz offenbar soll es sich dabei um
eine Vergeltungsmaßnahme" handeln im
Zusammenhang mit einer Maßnahme der deutschen
llnterrichtsbehörde innerhalb des polnischen Eym-
nasiums in Beuthen. Jn Beuthen handelte es sich

aber darum, bestimmungswidrige Anordnungen,
die die polnische Schulleitung eigenmächtig getrof-
sen hatte, wieder aufzuheben. Dort hatte man näm-
lich ohne Eenehmigung der Behörde einen real-
gymnasialen Zug dem erlaubten und weiter be-
stehenden gymnasialen Unterrichtsbetrieb anzuglie-
dern versucht. LediglichdieserUebergriff
ist rückgängig gemacht worden. Demgegenüber muß
die von der polnischen Behörde für ihr Vorgehen
gegen die deutschen Privatgymnasien gegebene Be-
gründung, daß diese bei der Aufnahme neuer Schü-
ler die bestehenden Prüfungsvorschriften nicht scharf
genug beachtet hätten, allzusehr als nachträgliche
Konstruktion erscheinen.

Tritt die Genfer Leiche in Aktion?

Gcnf, 20. November

Die Anerkennung der spanischen National-
regierung durch Deutschland und Jtalien hat hier
nicht überrascht und ericheint auch den aus-
gesprochencn Volksfrontkreijen im Völkerbunds-
sekretariat als das kleinere Uebel gegenüber einer
Austrittserklärung Jtaliens, die man am Iahres-
tage des Sanktionsbeginns besürchtet hatte.

Das „Journal des Nations" fordert die
Einberufung des Nölkerbundsrats weil man beim
Zusanimentritt des Paktreformausfchusses am 7. De-
zember, dem auch Spanien angehört, es nicht dem
Saaldiener überlassen könne, welche spanischen
Vertreter zugelassen seien. Wenn der Rat bei
früheren Anlässen bereits den Abbruch der diplo-
matischen Veziehungen zwischen zwei Ländern als
eine Friedensbodrohung und damit als Anlaß zuni
Eingreifen betrachtet habe, so sci die Anerkennung
noch viel ernster U beurteilen. Es sei die Pflicht
des amtierenden Ratspräsidenten, zu handeln.

HnseikL AFLinrsrrsf

Schacht in Eerade im wirtschaftlichen Lebc» ist
Ankara eine pcrsönliche Fühlungnahme erjvr-
derlich. Man kann zast sagen, daß sie
gerade hier noch mehr die Voraussetzung für eine
geregelte Zusammenarbeit ist, als im politischen
Leben selbst. Unter diesem Eesichtspunkt sind auch
die Reisen Dr. Schachts zu wsrten, die den Reichs-
bankpräsidenten im Laufe der letzten Zeit nach
Paris, Belgrad, Athen, und jetzt nach Ankara und
Teheran führten. Die Besuche Dr. Schachts stellten
in den meisten Fällen eine Erwiderung der Besuche
der Notenbankpräsidenten der betrefsenden Länder
in Berlin dar. Auch der Besuch in Ankara war eine
Erwiderung des Besuches des türkischen Notenbank-
präsidenten Selah Eddin in Berlin. Er dient, wie
Dr. Schacht hervorhob, keinem besonderen Verhand-
lungsgegenstand, aber es ist selbstverständlich, datz
verschiedene praktijche Fragen besprochen worden
find, und zwar im Geiste einer Freundschaft,
die Deutschland und die Türkei von jeher verbun-
den hat. Gemeinsamkeit der Jnteressen und die
Möglichkeit gegenseitiger Ergänzung sind die Heson-
deren Merkmale, die die wirtschaftlichen Veziehun-
gen Deutschlands und der Türkei auszeichnen.

Darüber hinaus kommt noch eine weitere Ee«
meinsamkeit hinzu: Die Tatsache, daß sowohl
Deutschland wie die Türkei Staaten sind, die im
Zeichen des Aufbaues stehen, wenn auch diesd
Erundgedanken nach Lage der Dinge verschiedene
Ausgangspunkte haben. Deutschland, von jeher ein
Staat im Herzen der europäischen Kultur, schafft
sich sein neues Reich im Eeiste der Einheit und der
nationalsozialistischen Jdee. Die Türkei hat die
Schwelle abendländischer Kultur überschritten und
ist dabei, den modernen Staat Atatürks nach den
Prinzipien abendländischer Staatsauffassung zu
festigen. Eerade die Ersch'ietzung des Neuen aber
bringt auf wirtschaftlichem Eebiete die Möglichkeit
für die Ausgestaltung weiterer Beziehungen zwi-
schen Deutschland und der Türkei mit sich.

Auch für den Iran, sür das neue Persien unter
ieinem katkräftigen und fortschrittlichen Herrscher,
tzelten ähnliche lleberlegungen. Die Reise Dr.
Schachts ist deshalb von besonderer Bedeutung.

-tz

Eine Fahrt i« Wenn die englische Presse sich
Englands Elend nur mit halb so viel Eifer des
Elends im eigenen Lande anneh-
men würde, wre sie in änderen Ländern, vor allem
in Deutschland, nach nicht vorhandenen sozialen
Mißftänden sucht, so würde sie ihre an sich schon
ausführlichen Ausgaben noch um weitere Blätter
vermehren können. Dabei könnte sie sogar das
Bewußtsein haben, daß ihre guten Ratschläge, mit
denen sie anderen gegenüber so rasch bei der Hand
P, in diesem Falle wirklich angebracht wären.
Selbst im Parlament wurden die Debatten über
die Notstandsgebiete Englands vor allem über
Siidwales jeweils so rasch wie möglich zu End«
gefüyrt. Allerdings versäumte man nie, theo«
retische Beschlüsse zu fassen, die dafür sorgten,
daß das Parlament nicht wieder so rasch mit die-
ien Fragen befaßt wurde. Die Reise Eduards VIII.,
der sich schon vor der Thronbesteigung persönlich
immer lebhaft für die Linderung der Not in den
englischen Elendsgebieten einsetzte, zwingt aber
jetzt auch die englische Presie, diesen Fragen die
notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Fahrt des Königs nach Südwales ist im
wahrsten Sinne des Wortes eine Fahrt in Eng-
lands Elend. Die wirtschaftliche Lage dieser Ge-
biete ist katastrophal. Dieser Distrikt fristet
sein Leben ausschließlich durch die Förderung von
Kohle. Aber diese Kohle kann nicht mehr ver-
kauft werden. Die Fördertürme und die Gruben
stnd stillgelegt. Es besteht auch keine Hoffnung
mehr, sie jemals wieder in Arbeit zu bringen. Die
Produktion ist um über 60 Prozent abgesunken und
vie Arbeitsloflgkeit hat erschreckende For-
men angenommen. Nach den letzteren ZWungen
stnd rund 143 000 Personen arbeitslos.

Die Not der arbeitenden Bevölkerung steigt von
Tag zu Tag. In einzelnen Bezirken muß bereits
heute die gesamte Bevölkerung, oft bis zu 50 000
Menschen durch die öffentlichen Küchen gespeist
werden. Das sind nur einige Zahlen, die da»
Elend aufzeigen. Zahlen, in denen eine scharfe
Anklage liegt, die noch erschwert wird, wenn si«
in einem Lande laut werden, das mit Stolz von
sich behauptet, das reichste Land der Erde zu sein.

Es ist an der Zeit, daß die englische Regie-
rung, die in der mternationalen Politik immer
mit Vorliebe das Postulat der Humanität und
Menschenfreundlichkeit in Anspruch nimmt, hier
energisch eingreift und eine Milderung dieser
schreienden sozialen Mißstände herbeiführt. Man
wird sich in London nicht wundern dürfen, wenn
gerade diese Eebiete der Keimboden bolsche-
wistischer Agitation sind. Es bleibt abzu«
warten, ob die Reise des Königs energische Maß-
nahmen zur Hilfe für diese Notstandsgebiete von
Seiten der englischen Regierung zur Folge hat.

Staaissekrelär Schmidt bei
Generaloberst Göring

Verlin, 20. November

Ministerpräsident Eeneraloberst Eöring emp-
fing am Freitag den österreichischen Staatssekretär
Dr. Schmidt zu einer längeren Vesprechung und
gab anschließend zu Ehren des Gastes ein Frllhstück.

Jm Anschluß an das Frühstück besicktigte Staats-
sekretär Dr. Schmidt mit den Herren seiner Beglei-
tung unter Führung des Staatssekretärs Eencral
der Flieger, Milch, zuerst die Anlagen und Ein-
richtungen der Luftkriegsakademie und der Luft-
technischen Akademie in Eatow, dann den Flieger-
horst des Iagdgeschwaders Richthofen in Döberitz.

Nach Rückkehr Staatssekretärs Schmidt nach
Berlin führte Eeneraloberst Eöring seinen East
persönlich durch das Luftfahrtministerium und das
Haus der Flieger.
 
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