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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 9. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44127#0138
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung -er Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Cppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg
Tauberbischofsheim und Wertheim.


.Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 3.50 Ml. Anzeigenpreise:
Oie einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 80 pfg., Reklame-Anzeigen
(93 mm breit) 2.20 Mk. Lei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8-'/,b llhr. Sprechstunden der Redaktion: I1-i2llhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22Z77. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Mittwoch, 2. Juni 4920
Nr. 425 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Fürinnereu. Sußerepolitik^Volkswirtschostu. Feuilleton: Or.
G.Kraus; für Kommunales ».soziale Rundschau: F.Kahn; für Lokales:
O.Geibel; für die Anzeigen: y. Hoffmann, sämtlich in Heidelberß
Druck und Verlag der llnterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heibelber-
Geschäftsstelle: Gchröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigeii-Annah^^M^edMoi^^i^^^

Ein letztes Wort!
KU«« M Iklkitkllk AMUIINM!

Der Frontbund in der Reichswehr verboten.
Berlin, 1. Juni. Der „Vorwärts" meldet: Reichs-
rvehrminister Geßler hat zu der Verordnung des Reichs-
präsidenten eine Ergänzungsbestimmung für die
Angehörigen der Reichswehr erlassen, in welcher der Bei-
tritt zum Frontbund verboten wird. Andere Organi-
sationen von Reichswehrangehörigen werden durch dieses
Verbot nicht betroffen. Ferner ist an die Kommandeure
der einzelnen Reichswehrformationen strenge Weisung
ergangen, Soldaten, die entlassen oder beurlaubt werden,
schon am Ab rüftungsort dieWaffen abzunehmen.
Auf den Berliner Bahnhöfen sind Beobachtungsfta-
tionen eingerichtet worden, die ankommenden bewaffneten
Soldaten sofort die Waffen ab nehmen.
Der Kongreß für internationales Recht.
Portmouth, I.Juni. (Reuter). Der Kongreß der
Vereinigung für internationales Recht wurde heute geschlossen.
Es wurde ein Ausschuß ernannt, der darüber Bericht er-
'tatten soll, wie die Übereinstimmung mit den Bestimmungen
des Völkerbundsftatuts eine internationale Zusammenarbeit
für die gemeinsamen wirtschaftlichen sozialen Bestimmungen
auf die rechtlichen ausgedehnt werden kann. Lord Reoding
wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Die nächste
Sitzung der Konferenz der Vereinigung findet 1921 im
Haag statt.
Ein neuer Friedensapell SowjetrußlandZ.
Der russische Minister des Aeußeren, Tschitscherin,
wendet sich mit einer neuen Botschaft an die Welt und
drückt den Wunsch Sowfetrußlands aus, mit allen Nationen
im Frieden zu leben. Die Räteregierung sei bereit, auch
mit feder bürgerlichen Regierung Verhandlungen einzuleiten
und auf jede Agitation im Innern eines jeden Landes zu
verzichten. Sie wäre auch stets bereit, Auskünfte über die
innere Lage Rußlands zu geben.
Gegen Reaktion und Kommunisten.
Wien, 31. Mai. (Eigener Drahtbericht des „Vorwärts".)
Im Neichsarbeiterrat, 'der heute zusammentrat, referierte
Friedrich Adler über die politische Lage: Seit der letzten
Reichskonferenz hat sich eine Wandlung der politischen
Situation vollzogen. Während damals im Osten Ungarn
noch Räterepublik war, herrscht dort heute ein reaktionäres
Regime. In der ersten Periode hatten sich die Arbeiterräte
mit der Frage zu beschäftigen, in wie weit das österreichische
Proletariat verpflichtet fei, den revolntionäen Aufstieg
in Europa zu unterstützen. Die zweite Periode ist den
Maßnahmen gewidmet, um die Reaktion innerhalb und
außerhalb Oesterreichs zu bekämpfen. Wenn wir zurück-
blicken, so wissen wir, daß die vorige Reichskonferenz, indem
sie den Kommunisten nicht gefolgt ist, die richtige Taktik
eingeschlagen hat.
In der Debatte sprach u. a. Otto Bauer, der sich
gegen die Kommunisten wandte und ihre Angriffe wegen
der Waffenausfuhr nach Polen zurüüwies. Bauer führte
aus, daß es leicht sei, zu deklamieren, daß aber die Sozial-
demokratie in zäher stiller Tätigkeit geleistet habe, was zu
leisten Möglich war.
Die Revolution steht in ganz Europa an einem Wende-
punkt. Wir wissen nicht, wie stark die Reaktion in Deutsch-
land ist, wir wissen auch nicht, wie das neue Bündnis
zwischen Frankreich und England auf die Gestaltung Europas
wirken wird. Das einzige, was wir tun können, ist die
Mahnung, gerüstet zu jein und unser Pulver trocken zu
halten. Nie war Einigkeit nötiger als jetzt, wo das
Proletariat von den größten Gefahren bedroht ist!
Damit vergleiche man das Tun der deutschen Un-
abhängigen, die den Wahlkampf ausschließlich gegen die
Sozialdemokratie führen.
Die französische Republik gegen die Koalitions-
freiheit der Beamten.
Paris, 1. Juni. (W.B.) Der Kammer ist heute
rin Gesetzentwurf über das Statut der Beamten zugegangen.
Durch dieses Statut wird den Beamten der Anschluß an
die Gewerkschaften untersagt, jedoch ist den Arbeitern der
öffentlichen Dienste dieses Recht zugestanden. Das Gesetz
sieht Maßnahmen vor, durch die die Beamten ihre For-
derungen Vorbringen können. Es dürfen jedoch nur die
Beamtsnkörperschaften unter sich, wenn sie ein und der-
selben Verwaltung angehören, in Verbindung treten. Jede
Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen ist den Be-
amten untersagt.
Paris, 1. Juni. Gegen den Allgemeinen Arbeiisr-
oerband (T. G. T.) ist eine neue Untersuchung eingeleitet
worden, weil sie nicht amtlich anerkannte Gewerkschaften
unter Umgehung des Gesetzes ausgenommen hat. Gemeint
sind die Gewerkschaften der verschiedenen Beamtenver-
einigungen, die vor einigen Wochen ihren Anschluß an die
C. G. T. beschlossen haben.

Das deutsche Volk steht vor seiner Schicksals-
stunde. Am 6. Juni wird entschieden zwischen
friedlicher Entwicklung auf demokratischem
Boden oder Rückkehr zur Katastrophenpolitik
der früheren preußisch-militaristischen Macht-
haber. Es kann daher für die friedliebende Land-
bevölkerung kein Zweifel bestehen, wem sie die
Stimme bei der Wahl zu geben hat; denn
Wer hat von jeher gegen den Riistungswahn-
sinn, der zum Kriege führte, Einspruch erhoben?
Die Sozialdemokratie!
Wer hat allein von allen Parteien gegen das
Tirpitz'sche Flottenprogramm gestimmt, das,
wie selbst die Alldeutschen heute Zugeben, zum Krieg
mit England führen mußte?
Die Sozialdemokratie!
Wer versuchte den Krieg Lis zuletzt zu ver-
hindernd' Die Sozialdemokratie!
Wer machte Front gegen den U-Bootkrieg,
der uns Amerika auf den Hals hetzte?
Die Sozialdemokratie!
Wer ist von Kriegsbeginn an für einen Ver-
ftändigungsfrieden eingetreten?
Die Sozialdemokratie!
Wer raubte zahllosen Frauen ihre Männer und
Millionen Kindern ihre Väter?
Die alldeutschen Kriegsverbrecher!
Wen rief Ludendorff zur Hilfe, als er vor dem
Bankrott stand? Die Sozialdemokratie!
Wer übernahm mit Zentrum und Demokratie
die Regierung zum Wiederaufbau von Staat
und Wirtschaft? Die Sozialdemokratie!
Wer hat damit das deutsche Reich vor dem
drohenden Verfall geschützt?
Die Sozialdemokratie!
Wer sichert auch für die Zukunft die friedliche
Fortentwicklung von Reich und Wirtschaft?
Die Sozialdemokratie!
Wessen Politik treibt Deutschland in einen neuen
Krieg, der das deutsche Vaterland der Gefahr der
Verwüstung aussetzen würde?
Die Politik der Rechtsparteien!
Was hat uns das zusammengebrochene Kaiser-
reich hinterlassen?
Ungeheure Milliardenschulden
und namenloses Elend!
Wer will diese Milliardenschulden den breiten
Volksmassen aufbürden?
Die Vertreter des Kapitalismus!
Wem verdanken wir die Schonung der kleinen
Einkommen und kleinen Vermögen bei den

neuen Reichssteuern, was besonders den kleinen
Landwirten zugute kommt?
Die Sozialdemokratie!
Wer wollte in Baden die stärkere Besteuerung
der Einkommen über 600000 Mark und der Ver-
mögen über 10 Millionen Mark verhindern?
Die Demokraten!
Wer trat für die starke Besteuerung dieser großen
Einkommen und Vermögen ein?
Die Sozialdemokratie!
Wer führte das deutsche Volk ins jetzige Elend
und Unglück?
Die Kriegspolitik der Rechtsparteien!
Wer hat die Zwangswirtschaft eingeführt?
Die frühere kaiserliche Regierung!
Wer will an Stelle der Zwangswirtschaft eine
Ausgleichswirtschaft zwischen Stadt und Land auf
gsnossenschaMcher Grundlage setzen, um den
wucherischen Zwischenhandel auszuschalten?
Die Sozialdemokratie!
Wer will durch Planwirtschaft und Verge-
sellschaftung der Großindustrie den Landwirten
den künstlichen Dünger und die Bedarfsgegenstände
verbilligen? Die Sozialdemokratie!
Wer forderte im badischen Landtag vom Staat
ausreichende Belieferung der Landwirtschaft mit
Stickstoff? Die Sozialdemokratie!
Wer verfocht am emsigsten die Siedelungs-
Politik, mn den Söhnen der Kleinbauern selbständige
landwirtschaftliche Existenzen zu verschaffen?
Die Sozialdemokratie!
Wer sorgt für anständige Löhne der in Stadt
und Industrie arbeitenden Söhne und Töchter der
Landwirte?
Die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften!
Wer bekänlpft den Aufkauf des Landes durch
die Großbauern und Kriegsgewinnler?
Die Sozialdemokratie!
Wer schuf zum Schutzs des kleinen Landwirts
das Sperrgesetz? Die Sozialdemokratie!
Wer stimmte im badischen Landtag gegen das
Sperrgesetz?
Die Deutschnationalen und Mitglieder
des Zentrums!
Wer trat entschieden für die Aufteilung der
Standesherrschaften ein?
Die Sozialdemokratie!
Wer verlangt eine wahrhafte Kleinbauern-
politik? Dis Sozialdemokratie!
Wer fördert dagegen die Interessen der Groß-
grundbesitzer? Die Rechtsparteien!

Deshalb lassen sich die Frauen und Männer auf dem Lande nicht betören durch
schöne Reden und Flugblätter der bürgerlichen Parteien, sondern wählen die
MWWWU «kk UMM. Partei I« Mil
die beginnt mit dem Namen
Geä Redakteur und Stadtverordneter,
 
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