Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

DOI Kapitel:
Nr. 101 - Nr. 110 (2. Mai - 12. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0045
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NuttM
-detberg.
pielleute)
k, den 12.
nkUich '..8M
sptprohe
Spielleute »t
kkapelle iu V<
rin Marstall. j
ligss ».pünktlich
l ist dringend ei
Kommando.
ieigsr
Otto Lütte!)
S?»fkMü!iM


Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,

, Adelsheim, Bürberg, Tauberbischofsheim rmd Wertheim.
einschl. Trägerlohn 20.- Mk., Anzeigenpreise:
Pktitzeile (36 mra breit) 3.— Mk., Reklame-Anzeigen
- mm breit) 8.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Gehelmmttteianzeigen werden nicht ausgenommen.
m^u?^»?unden: 8—'/,6Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.
Heidelberg, Mittwoch, 10. Mai 1922
Nr. 108 * 4. Jahrgang
Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton:
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O.Geibel; für dre Anzeigen A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbavischen Verlagsanstalt G. m. b. H-, Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstratze 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2648.

eriaittät:
ML'ZKKS
1 Karat. (Uli, t
ras fiorm,
>lls» vorrätig. H

erhiite r
> Neuheiten. ,
ll, Sofienstr. i
iWÄM
i»r8j«k!ksi!oll>ilieii
WiHIUUöll -
!-1, ßsusk'k. fW.
MzW
rl, Sofrenstr.^
ÜMMr
cknelÄer,
strnüs IW.

neuen Farben
und Kleider.
l, Sofienstr. t'

Genua.
Ein Denrentt Lloyd Georges. — Die russische Antwort.
Heidelberg, den 10. ME
Irgend etwas GermueS über die Entscheddungen des gestrigen
TMes ist noch nicht bekannt, insbesondere liegen bis jetzt Wer die
gestrige MtnGerratssitznng in Paris lediglich ganz nichtssagende
Meldungen vor. Gegenüber dem Gerede vom Ende der .eugftsch-
französischen Entente «dürste von Bedeutung sein, daß jetzt ein
Bries Lloyd Georges an Barthou veröffentlicht wird, in welchem
alle diesbezüglichen, von der Presse verbreiteten Sätze Lloyd Ge-
orge dementiert und als lügnerische Behauptungen zurüückasw tosen
Wevdsrk. Es heißt in diesem Bries u. a.: „Lange vor dem Krieg
bin ich ein aufrichtiger Anhänger der Entente zwi-
schen Frankreich und England gewesen. Für urich wie für joden
Engländer hat diese Freundschaft umso größeren Wert, als sie
durch die gemeinsamen Opfer geheiligt worden ist. Daher ist es
mein lebhafter Wunsch, daß nichts geschehen möchte, was die Auf-
fassungen unserer beiden großen Demokratien trennen könnte, deren
Zusammenhang von so großer Wichtigkeit für den Frieden Euro-
pas ist." Der Wortlaut dieses Dementis schließt allerdings nicht
aus, daß England sich allmählich aus der Allianz mit Frankreich
aus eine rein englisch d. h. handelskapitalistisch orientierte Europa-
politik zurückzuziehen beginnt, ohne es indes zu einem sichtlichen
dramatischen Bruch kommen zu lassen.

MW
!8 Kar. Oolcl,
mal« kormeu.
Veiten vorr-it.
bei Ltt
s UMM«, -
Steaks 104.
TN
Sofienstr.^
kturrg? "IM
TaNtten, WsiSr
wachs zu äußer
Preisen. A»!
rd billigst tape
ße. Umfang !l»'
gt.) Carl Goal
udlung,5KrM'
oruruf 1199. H
Zm?M
l, Sofienstr. iS
WM
ff L Korte,
kopfstraße 1. ,
.echer 2218. «
--
«ilnrvrnstsr
, Hauptstr. 14^
oste Mode ! i
ßMlANß.
,, Sofienstr.
e frrsche
Ar Zedst
WKW
ütermlmrl
straß« 120. osf
i, Sofienstr. i?
rmieter k
sucht.
'N. Offert, Ulli
en Verlag erbet»
tüchtige
drehst
gesucht.
. Jakob,
nitelektr.VelkW
gaffe 18.
^crufen
' Wolfshund'
Ncrkarhof
t und Zutat«"
zum
arbeiten/
Sofienstr. lz

Die Antwort «der Russen ist nunmehr gestern abend
dem Vorsitzenden der Konferenz überreicht worden. Nach den bis
jetzt vorliegenden auszugsweisen Meldungen scheinen die Russen
weitgehend cntgegenznkommen, lediglich in der Kreditfrage,
die ihnen natürlich ökonomisch das wichtigste ist, halten sie an der
Fovdermvg von sofort greifbaren Barkreduen von Staat zu Staat
fest. Das Memorandum erinnert daran, unter welcher» Bodingurv-
gen SowjetruUand die Einladung der Mächte zur Teilnahme an
der Konferenz angenommen habe. Weiter wird darauf aufmerksam
gemacht, daß die russische Delegation von den Sitzungen der Un-
terkommisston Mr russische Angelegenheiten fern gehalten wurde.
Dann bedauert das Memorandum, daß die Unterschrift zweier
Mächte fehle, die am meisten mit den Interessen «der Sowjets
verbunden seien. Was die Frage der Propaganda in den anderen
Ländern betreffe», so erklärte die russische Delegation, daß diese
Klausel rein politisch sei. Betreffs die SchutdverPMchtinrgen und
die russischen Vorkrtegs schuld en erklärte die Not«, daß
Rußlarid bedeutende Opfer gebracht habe. Rußland würde seine
Verpflichtung eftchalten unter der Bedingung, daß es sofort
Kredite erhalte und zwar von Regierung zu Regie-
rung. Diese Kredite müßten in Var geleistet werden, denn
dies sei Mr den Wiederaufbau unbedingt nötig. Die Russen erklä-
ren weiter, daß es ihnen unmöglich sein würde, einen allgemeinen
Vertrag abzuschNeßcn, wenn man keine Garantie gebe, die dir Be-
willigung von Krediten enthalte.

Die Fralionsführer des Reichtagr bei
Bauer und Hermes.
Direkte deutsch-französische Verhandlungen über die
Reparattonsfrage.
Die Frakttonssührer des Reichstags fanden sich gestern nach-
mittag 4 Mr zu einer Besprechung in der Reichskanzlei ein, die vom
Vizekanzler Bauer geleitet wurde. Ueber ihren Inhalt erfährt
die „F rks. Zig.":
Reichsminister Dr. Hermes machte, wie wir hören, den Par-
teiführern eingehende Mitteilung über die Entwicklung der Repa-
rationsfrage feit der Note der Reparationskommisston vom 13. Apr.
Zu sachlichen Verhandlungen über die Forderungen der Note vom
31. März, zu denen sich die Reichsregierung in ihrer Antwort vom
7. April bcreiterklärt hat, ist es bisher noch nicht gekommen; sie
dürften erst bei der für die nächste Zeit beabsichtigten ReisedeS
Ministers Dr. Hermes nach Paris zu erwarten sein.
Immerhin scheint in den Vorbesprechungen mit per Reparations-
kommission und einzelnen ihrer Mitglieder, zu denen deutsche Ver-
treter in Paris und Genua Gelegenheit fanden, der Weg für die
Ausnahme unmittelbarer Verhandlungen über den Ge-
samtkomplex der Fragen geebnet worden zu sein. Den Verhand-
lungen wird die Beantwortung der letzten Note der Reparations-
kommission durch Deutschland vorausgehen, und zwar soll dieAnt -
wort note morgen nachmittag in Paris übergeben
werden.
Von ihrem wesentlichen Inhalt dürften die Parteiführer heute
durch Minister Dr. Hermes in Kenntnis gesetzt worden sein. Man
kann sich vorstellcn, daß auch diese Note bestimmt ist, die formel-
le n Vorfragen zu klären, die bisher einer nutzbringenden Aus-
sprache enlgcgenstandcn, und wir glauben, die Hoffnung ist erlaubt,
daß dieser Zweck in der Hauptsache erreicht wird. In der heutigen
Aussprache der FraktionSführer mit dem Finanzminister und dem
Vizekanzler haben, soweit wir unterrichtet sind, die durch die Ant-
wortnote gekennzeichneten Richtlinien des deutsche» Vorgehens all-
gemeine Zustimmung gefunden; lediglich bei der äußerste» Rechten
scheint man Vorbehalte erhoben zu habe».
Wann Herr Dr. Hermes nach Paris reist, ist im Augenblick
immer noch nicht bestimmt, doch wird angenommen, daß die A u f -
r h.e. r u n g zu der Reise irr der nächsten Zeit hier eintrifft.

M MMNN MMMW im MM.

Unerhörter reaktionärer Regirneytsfest-
Rurnmel.
Ein katholischer Dtvistonspfarrer bedauert, daß nicht alle deutschen
Männer am Rhein gefallen sind.
* Heidelberg, den 10. Mai.
In Karlsruhe fand am vergangenen Sonntag der 1. Regi-
mentstag der ehemaligen Leib-Genadiere statt, tausende und aber-
tausende von denen, die nichts vergessen und nichts Hinzuge lernt
haben, waren aus dem ganzen Badnerland herbeigeeilt, um sich an
der Erinnerung an die Herrlichkeiten von ehedem zu berauschen,
denn das ist es ja gerade, was uns jetzt nottut. Der „Volksfreund"
berichtet zwar, daß die Veranstaltung sich im allgemeinen in den
Grenzen gehalten habe, deren Ueberfchreitung zu innerpolitischen
Kämpfen unabwendbar hätte führen müssen, daß auch weder monar-
chistisch« noch besondere militaristische Demonstrationen sich ereignet
haben. Mag stimmen, aber wenn man die Berichte der bürgerlichen
Karlsruher Presse liest, so hat man doch den Eindruck, daß die ganze
Geschichte mehr oder weniger chauvinistische Stimmungsmache war,
vergißt doch sogar der „Bad. Beob." nicht daraus htnzuweisen,
.daß eigentlich „Kaiserwetter" (!!) war und daß der „Grobherzog
von Baden" (I) durch seinen Adjutanten einen Kranz für die Ge-
fallenen ntederlegen ließ. Von irgend einer moralischen Abrüstung
war da nichts zu spüren, im Gegenteil, man berauschte sich an der
„großen" Zett des Weltkrieges und sammelte Kraft für die
Zukunft!
Das stärkste Stück aber leistete sich der katholische ehe-
malige Divtsionspsar?er Me'er in seiner Gedächtnis-
rede für die Gefallenen. Nur zwei Kostproben sollen unseren Lesern
vorgesetzt werden. Der Mann sprach von einem Soldaten, der mit
dem Tode ringend darum gebeten habe, ihm Beistand zu leisten,
damit kein Schmerzenslaut über seine Lippen komme. Wörtlich
tm Anschluß daran führte der Herr Pastor aus:
„Hätten wir gedacht, Wie jener Soldat, von dem ich eben er-
zählte, dann konnte es nie so kommen, wie es gekommen ist.
Millionen deutscher Männer hätte» dann geschworen wie ihre
Väter: Sie solle« ihn nicht habe«, den freie« deutschen Rhein,
bi« seine Flut begraben de« letzten Mann« Gebein!"
Sind diese Worte angesichts der wirklichen geschichtlichen Vor-
gänge, die zu unserer Niederlage geführt Haven, nicht ein ganz
ungeheurernationalisttscherExzeß, doppelt unwürdig
eines katholischen Geistlichen. In der Tat, Friedrich Badenstedt
hatte recht in seiner poetischen Anklage gegen die kriegerische«
Nazarene r, als er dichtete:
Ihr mögt von Kriegs- und Heldenruhm
So viel und Wie ihr wollt verkünden,
Nur schweigt von eurem Christentum,
Gepredigt aus Kanonenschlünden!
Bedürft ihr Proben eures Muts,
So schlagt euch wie die Heiden weiland.
Vergießt so viel ihr »küßt des BlutS,
Nur redet nicht dabet vom Heiland.
Noch gläubig schlägt das Türkenheer
Die Schlacht zum Ruhme seines Allah,
Wir haben keinen Odin mehr.
Tot sind die. Götter der Walhalla.
Seid, was ihr wollt, doch ganz und frei,
Auf dieser Seite wie auf jener,
Verhaßt ist mir die Heuchelet
Der kriegerische« Nazarener.
Aber weiter. Der Herr Pfarrer sagte an einer anderen Stelle
seiner Rede mit ganz deutlicher Anspielung auf die R ev o lutto n,
die Unterschrift des Friedensvertrags usw.:
„Ein Grab gibt es, über dem steht das Wort: „Umson st".
Das haben wir selbst geschaufelt. Wir warfen hinein alles, was
uns einst groß und heilig und teuer war: Die Heldenbilder der
Vergangenheit, den Amboß und de« Hammer, die einst das deut-
sche Schwert geschmiedet Haven, den Stahlhelm, durchsiebt von
vielen Granatsplittern und Kugeln, da« Schwert, umrankt von
roten Rosen, den Schild, der uns über 4 Jahre beschirmte. Dieser
brachte die Bibel, jener die Gesetzestafeln von Sinai, ein Dritter
den Kodex von Zucht, Ordnung und Sitte. Immer hinein und
hinab, es war wie ein großes Aufräumen. Das Vergangene war
verrostet, eine neue Zeit sollte anbrechen. Aus diesem Grave gilt
es, Auferstehung zu feiern. Wie haben die Feinde gelacht, als
sie uns bei dieser Totengräberarbeit sahen. Als wir mit Füßen
traten, was anderen Völkern heilig ist, als wir uns die Ehre vom
Leibe rissen, da haben auch sie uns ihre Verachtung ins Gesicht
gespien. Niemand hat auf mehr Ehre Anspruch als er sich selbst
gibt."
Das also ist eS, was ein chrtstkatholischer Priester am Grabe
gefallener Krieger zu sagen hat! Kein Wort von Menschenliebe und
Menschenversöhnung, keine Anklage gegen die Macht- und Gewalt-
poolitik, gegen Kapitalismus und Imperialismus, sondern ein
feiges Klagen um die verloren gegangenen Ideale der guten, alten
Zeit, um Stahlhelm und Schwert. Nun ja, wir kennen ja diese
Herrschaften im schwarzen Rock, das sind dieselben Töne, die wir
mit ganz wenigen Ausnahmen von ihnen während des Krieges
von den Kanzeln herab vernommen haben. Da redeten sie vom
gottgewollten Krieg unter sträflichem Mißbrauch des Jesuswortes:
„Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, fände- das
Schwert." Sie predigten vom Volk« Jehovas und davon, daß
drsuße» tm Schlachtendonner der Wille Gottes ertöne. Wer hört

nicht dieselben Klänge wieder in der Karlsruher Grenadierfestrede
des katholischen Divistonspsarrers? Und was das Bezeichnendste
ist: der „Bad. Beob.", das führende Organ des badischen Zentrums,
findet nicht nur kein Wort der Kritik gegen den Geist, der auS
dieser Rede sprach, sondern sein ganzer Bericht ist eitel Lob und
Anerkennung der „ttefpoetischen Ansprache von seltenem rhetorischen
Schwung". Und achl „Selbst die wetterfestesten Männer Ware»
weich geworden — man weinte." Ja, da möchte man wirklich
weinen, wenn man steht, wie groß die Zahl derer ist, deren Gott
die Macht ist, die heute noch den alten Phantomen nachjagen. Der
einzige Trost ist, zu wissen, daß unsere Arbeiterschaft aus der Wacht
ist, daß sie diese nationalistischen Machtkutte aus tiefster Seele haßt
und daß jeder Versuch, die politische Entwicklung rückwärts zu
drehen, an ihrem Widerstand jämmerlich scheitern würde.
Badischer Landtag.
Ist der Regierung bekannt, wie das badische Volk
ausgeräubcrt wird?
Zur Preistreiberei in den badischen Kurorten ist dem Land-
tag folgende kurze Anfrage der Avg. Stock (Soz.) und Genosse«
zugegangen:
„Der Fremdenzustrom nach den in Baden vorhandenen Er-
holungs- und Luftkurorten ist in dieseni Jahre besonders groß.
Insbesondere machen Angehörige valutastarker Länder dir für
ihre Verhältnisse billige Lebensweise sich zu Nutzen. In Baden-
Baden, Badenweiler, Heidelberg usw. ist in den Hotels -ein Zim-
mer mehr zu Haven, so daß die Hotelbesitzer von dem Angebot
Privater starke» Gebrauch machen und dadurch die Preis« für
möblierte Zimmer unerhört in die Höhe schnellen. Nach ZeftnWs-
meldungcn kostet im Hotel „Stefanie" iu Baden-Baden bereits ein
Tag 1000 Mark. Di« Lebensmittelpreise werden durch den Auf-
karvf der Waren seitens der Hotelbesitzer zn den höchsten Preisen
— ein Liter Milch bis zu 25 Ml. — gewaltig in die Höhe getrie-
ben, so daß es großen Teilen der Bevölkerung nicht mehr möglich
wird, sich mit dem wichtigsten Lebensmittel zu versorgen; resp.
ihren Kindern Mülch zu verabreichen. Sind diese Verhältnisse der
Negierung bekannt? Was gedenkt die Regierung zu tun, um die-
sen offensichtlichen Wucher Einhalt zn gebieten, insbesondere um
eine weitere gesundheiMche Schädigung unseres Volkes zu ver-
hindern?"
Dem badische» Landtag gingen verschiedene Gesuche zu. Der
Gemeinderat Mosbach petitioniert um Ausbau der dorti-
gen Mittelschule in eine Vollansialt, das Ortskartell Ba-
den-Baden des Deutschen Beamtenbundes petitioniert vezttgl.
des Grund- und Gewerbesteuergesetzes. Der Verein badischer Fori-
bildungsschullehrer macht Vorschläge zur Ausgestaltung deS
Fortbildungsschulgesetzes. Die Ortsgruppe Lahr der
U.S.P. und Kommunisten legt eine Resolutton bezüglich der
Feier des 1. Mal und des 9. November, Erfassung d«r Sachwerte
»sw. vor, die an den Haushattsausschuß geht.
Beginn der SchuldebatLe.
Karlsruh e, den 9. Mai.
Ein kulturpolitischer Zentrumsvorstotz.
Eingegangen ist ein Antrag der Abgg. Dr. Schofer (Ztr.)
u. Gen., bei der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden, daß
die Bekenntnisfchule nicht hinter de, Simultanschule zurückgesetz«
wird.
Abg Dr. Schoser (Ztr.): Ich bitte, den Antrag bei der jetzigen
Unterrichtsdebatte sofort tm Plenum zu behandeln.
Abg. Marum (Soz.): Der Antrag ist so wichtig und ein-
schneidend- daß erst Kommissionsberatung nötig ist.
Abg. Dr. Schofer (Ztr.) beharrt auf sofortiger Beratung.
Es folgt eine Abstimmung, ob der Zentrumsantrag sofort
zur Behandlung kommen soll.
Der Antrag Dr. Schofer, den Zentrumsantrag zu behan-
deln, wird mit 34 Stimmen der Demokraten, Liberalen Bolkspartei,
des größten Teils des Landbundes, der Sozialdemokraten, U.S.P.
und Kommunisten gegen 31 Stimmen des Zentrums, der Deutsch-
nationalen und des Abg. Hertle (Landb.) abgelehnt. Der Zen-
trumsantrag geht darnach an den Haltshattausschutz.
Die Abstimmung über die Justizauträge.
Der Voranschlag des Justizministeriums wird gemäß Ausschuß-
antrag mit allen Stimmen bei Stimmenthaltung der Unabhängigen
und Kommunisten genehmigt.
Ausschutzantrag: „Die Regierung wird ersucht, bet der Reichs-
regierung dahin zu wirken, daß bei der bevorstehenden Justizrefornk
die bisherigen Voraussetzungen zum Studium der Rechtswissen-
schaft und die bisherigen Voraussetzungen zur wissenschaftlichen
und praktischen Befähigung zum Richteramt beide halt e n wer-
den." — Der Antrag wird mit allen gegen die Stimmen der Sozial-
demokraten Unabhängigen und Kommunisten genehmigt.
Antrag der sozialdemokratischen Fraktion: „Der Landtag wolle
beschließen: Das Staatsministerium wird ersucht, dafür einzutreten,
daß bei der bevorstehenden Reichsjustizreform gemäß Artikel 109
und 128 der Reichsverfassung die Frauen hinsichtlich der Zulassung
zu Justizämtern aller Art und zur Rechtsanwaltschaft den Männern
völlig gleichgestellt werden." — Der Antrag wird mit 39 Stimmen
gegen 30 Stimmen der Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommu-
nik n und Abgeordnete Beyerlc (Ztr.) ab gelehnt.
Antrag vo,r Abgeordneten des Zentrums: „Der Landtag wolle
beschließen, die Regierung zu ersuchen,, bei der bevorstehende«
 
Annotationen