Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

DOI Kapitel:
Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0542
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die Rode. Warr mW der Frage Mch dem Schicksal dieses Papiews
überhaupt keine Bedeutung mehr des rind stellt sich aus Gegenständ-
liches erst.

Politische Ueberficht.
Die österreichische Not.
Sozialdemokratische Rettungsversuche.
Wien, 24. Ang. Die gestrige sozialdemokratische Partcikonse-
renz hat beschlossen, die alsbaldige Einberufung des Nationalrats
zu verlangen, um ihm radikale sinanz- und steuerpolitische Maß-
regeln zu unterbreiten, die von der Sozialdemokratie als unerläß-
lich betrachtet werden. Gemäß dem von den sozialdemokratischen
Finanzpolitikern wiederholt entwickelten Programm handelt es sich
hauptsächlich um die Besteuerung des Besitzes in stärkerem Matze
als bisher, um die Einschränkung der Luxuseinsuhr, um besondere
Belastung des Luxuskonsums usw. Auch die eventuelle Wiederauf-
nahme der Rationierung des Lebensbedarfs und die auch in
Deutschland schon erwogene Bildung von Steuerverbänben wird
angedeutet. Das politisch Wichtigste in dem in Form eines Ausrufs
an die Arbeiterschaft kun-gegebenen Programm ist aber die Tat-
sache, daß die Sozialdemokratie sich zu der durch die lebensgefähr-
liche Lage des Staates gebotenen. Politik der Zusammenarbeit nett
den bürgerlichen Parteien bereit erklärt.

Wissel über den Rückgang des Welthandels.
Hamburg, 24. Aug. Aus dem Weltwirtschastswngreß in
Hamburg sprach heute Reichsminister a. D. Wissell. Er betonte,
datz der Rückgang des Welthandels heute in der ganzen Welt etwa
10 Millionen Arbeite« erwerbslos gemacht habe. Rund 11 Millio-
nen Menschen seien heute in Europa mehr in die Heere eingestellt
als in der Vorkriegszeit. Ohne Berücksichtigung der Kriegsverluste
fehlt der Welt heute der Arbeitsertrag dieser 11 Millionen Men-
schen. Das bedeutet den Verlust von etwa 26 Milliarden Arbeits-
stunden und der Mindererzeugung im Werte von 16 Milliarden
Goldmark.
Die Aufwendungen für die Erwervslosenfiirsorge und die Ver-
luste infolge des Produktionsaussalles in der: letzten 3 Jahren
brachten einen Verlust von etwa 100 Goldmilliarden. Auf die
Frage, was geschehe, wenn wir Erleichterungen erfahren und die
Valuta stabilisiert werden könne, antwortete Wissell: Leider wäre
Deutschland, Lessen Konjunktur lediglich aus die dauernd finkende
Valuta zurückzuführen war, bei einer stabilisierten Valuta nicht
wettbewerbsfähig gegenüber den durch die Krise nicht betroffenen
Volkswirtschaften.
In unserer Wirtschaft fehlt überhaupt die Einstellung auf die
neuen Probleme, die es da zu lösen gibt. Ernsten Blickes müssen
wir in die Zukunft schauen. Noch ist es Zeit, die richtigen Wege zu
beschreiten. Sie heißen: Förderung der Urproduktion, Zurück-
stellung des Einzelinteresses zugunsten der Gefamtwirtschaft. Die
ernsten Mahnungen Wissens verfehlten ihren Eindruck auf den
Kongreß nicht.

Dis kommende BroLpeeiserhöhmig.
Berlin, 25. Aug. Zu unserer bereits gestern veröffenUich-
ten NaAMcht über eine neue BrotProiserHSHuug erfahWn wir noch
ergänzend, daß gegenwärtig im ReWsernKHrungsmiE Be-
ratungen zur Sicherung des notwendigen Broikornes gepflogen
werden. Infolge der seit Ende Inti in ganz Deutschland herr-
schenden Rsgenpeviode seien Re Ernteaussichten derart ungünstig
geworden, daß eine Durchführung des Getreideumlageiverfahrens
mit Bezug auf die Preisfestsetzung als unmöglich erscheint. Reben
einer Erhöhung der Umlagepreise wende auch «eine starke Jnan-
fpMchmstme von Auslandsgetreide nötig werden. Was das bei
einem Dollarstand von rund 2000 bedeutet, bsdars keiner weiteren
Erörterung. Ohne BrdtPreiserHöhung wird es nicht abgehen.
Wenn W Lieser Beziehung auch noch kein Beschluß vorliegt, rechnet
man doch bereits mit einer lOOproztg. Erhöhung des heutigen Prei-
ses des Martcnvrotes. Die zuständigen Stellen suchen angelegent-
U chnach einem Ausweg, Nur die VrotvertMemng wenigstens eind
gemäßen rrträWch
Ms Regelung der Lohn- und Uederfchrchten-
frage für Vas Kohlenrevier in Westfalen.
Berlin, 25. Aug. Die gestrigen Verhandlungen im Reichs-
arbeitsministerium über deir neuen Reichsmanteltarif für die Berg-
arbeiter im deutschen Stein- und Braunkohlenbergbau sowie über
die Frage der Ueberschichten sind für das Kohlenrevier Westfalen
zu einem Abschlüsse gebracht worden. Dis Einigung kam, wie die
Tel,-Union hört, auf folgender-Basis zustande: 1. Die Bergarbeiter
erhalten eine Lohnzulage von 150 Mark pro Lag und außerdem
eine Hausstandzulage von 3 Mk. und eine Kinderzulage von 2 Mk.
2. Die Frage der Ueberschichten erfährt ihre Regelung dahin, datz
dreimal je 2 Stunde» in der Woche, also 6 Stunden in der Woche,
Ueberschichten gefahren und dafür 50 Prozent Lohnzuschlag gewährt
werden. Die Verhandlungen über die Regelung der Lohn- und

Felix Notvest.
Roman von Jakob Christoph Heer.
(20. Fortsetzung.)
15.
Auf Schlößchen Reisenwerd ist fröhlicher Besuch Mgetrofsen —-
Kram SiMNde HoHspang!
In Heller Seide waandelt sie neben ihrer Schwägerin Frau
Kftttz Fürst, die dunkel gekleidet ist, durch den im ersten Anhauch
des Frühlings schwellenden Garten. Das Gewand Meßt ihr
wundervoll um die schmiegsamen Glieder, in die Stirn hängt das
blonde widerspenstige Löckchen, die graugrünlWen Augen leuchten
Ed strahlen in geHeimnisvoller Kühle, und um den frischen, üppi-
pen Mund spielt schalkhafter Uebermnt.
„Und also nicht eine einzige Mlderscheibe in den Veranden?"
spricht sie schelmisch.
„Es war dem Händler nichts abzuringen", erwidert die asch-
blonde Schwägerin mit ihrer gewohnten Zurückhaltung» „der Ver-
kauf ist die einzige rlnüberlegte Handlung Rudolfs gewesen!"
Eben Mutet Nie Fav-rikglocke zur Mittagspause und die Frauen
treten in das Haus. Ans einer Chaiselongue behaglich hingelehnt,
schaut Sigunde zerstreut nach der ehemaligen Abtei hinüber, aus
Deren Tor, wie ein Zug dunkler Ameisen, die Arbeiter und Ar-
beiterinnen strömen, jung und alt, zusammen mehrere Hundert,
Darunter besonders viel halbwüchsige Jugend.
Einige Gruppen hasten über Die Brücke gegen das Dorf, die
, bineu Musen barfuß und ohne Kopfbedeckung in bloßem HsmD-
krmcln, in Schlappschuhen, Bluse und Mütze, andere wenden sich
gegen die Spinnerhäuser, die Rudolf Fürst neben dem ehemaligen
MmeindMrchhsf hat bauen lassen und sich gleichförmig, lang und
Niedrig wie Schuppen 'dahirHtehen. . Noch andere setzen sich einfach
pn die Mauer des Friedhofs und verzehren Da im Märzsonnenschsin
pns Schüsseln und Papieren ihr MtAOrvt.
SignNde schaut auf das Treiben hinaus. „Wenn ich die Wahr-
heit sagen soll, so wäre eine Fährst vor den Fenstern nicht meiste
Liebbaberei, das geht gegen meinen SchöNheitsstMt, da lobe ich nu-
fere -MzeWs Villa. Blauer See, Weiße Segel, ferne Berge!"-
„Die Erträgnisse der Fabrik verschönern aber das Leben auch
-in der Villa .Venedig", versetzt Frau Kitty,, dis einen prüfenden
-Glick Mer Ute Mittagstafel wirst, etwas gereizt, „man soll den Vo-
gel, der Gold An Schnabel bringt, nicht tadelst."

Ueberschichtensrage für die übrigen Kohlenreviere sind auf heute
vormittag 9 Uhr anberaumt worden.

Traubs Märchen über Burg Saaleck.
Kapps Kultusminister, der berüchtigte Traub, eignet sich in
der „München-Augsburger Abendzeitung'' die Behauptung L u-
dendorfss an, an der Ermordung Rathenaus seien Kommuni-
sten beteiligt gewesen. Auch die Mörder Rathenaus, Kern und
Fischer, seien von Kommunisten unkgebracht worden, die ein In-
teresse daran Halen, daß die beiden stumm blieben.
Wie der „Frankfurter Zeitung" dazu von zuständiger Seite
mitgeteilt wird, wurde Kern auf Burg Saaleck durch den Schutz
eines Polizeibeamten getötet; der amtliche Sekiionsbefund ergab,
daß Fischer durch Selbstmord endete.
Traub bezweifelt, daß der Hamburger Bankier Warburg
und der berühmte Physiker Einstein auf der Liste derjenigen
standen, deren Tod von der Partei Meuchelmord beschlossen war.
Traub fragt, von wem diese Meldung ergangen sei. Dabei hat
darüber Traubs eigene Zeitung Auskunft gegeben. Am 29.
Juni teilte die amtliche Pressestelle des Hamburger Senats mit,
daß eine Liste der noch zu lötenden Personen bei der „Abteilung
Wernecke" gefunden fei. Aus der Liste standen 12 Juden, darunter
z. B. Bankier Max Warburg und der Chefredakteur des „Ber-
liner Tageblatts", Theodor Wolfs. Herr Warburg sollte wäh-
rend der Gründung des Uebersoeklubs in Hamburg ermordet wer-
den. —
In Händen des Oberreichsanwalts befinden sich auch noch mü-
dere Listen der Gesinnungsgenossen des Herrn Traub; sorgfältig
sind die zahlreichen Personen vermerkt, deren Leben diese Deutsch-
nationalen ein Ende zu machen verabredet halten.

Ein zweiter Rosa-Lu«emburg-Prozetz?
Aus Amras des Staatsanwaltschaftsrates Ortmann ist das
Verfahren gegen den von dein Verbrechen des Mordes an Rosa
Luxemburg freigesprochenen Leutnant a. D. Krull jetzt wieder
ausgenommen worden. An Stelle des verstorbenen Landgerichts-
rats Leiden führt Landgerichtsrat Ebelt die Voruntersuchung,
der gestern Termin zur Vernehmung des Krull und einer großen
Reihe von Zeugen angesetzt hat. Die Neuaufnahme des Verfahrens
ist bekamrtlich herbeigeführt worden durch die Veröffentlichungen
des „Vorwärts", Der Redakteur Kuttner hatte, wie seinerzeit
jMitgeteilt, an, Tage vor dem Termin gegen Krull, in dem es sich
um den Diebstahl der Uhr Rosa Luxemburgs handelte, den Vor-
sitzenden der betreffenden Strafkamemr, Landgerichtsdirektor Dr.
D u st antelephoniert und ihm mitgeteilt, daß der IägerRunge
bei ihm in der Redaktion gewesen sei, und ausdrücklich behauptet
habe, daß Krull den tödlichen Schutz auf Rosa Luxemburg abgege-
ben hätte. Er teilte dem Vorsitzenden ferner mit, datz noch am
Abend ein Artikel im „Vorwärts" erscheinen würde und es bestände
daher die Gefahr, daß Krull daraufhin flüchtig würde. Von
Rechtsanwalt Bahn wurde seinerzeit gegen diese Hineinziehung
der Mordsache in die Diebstahlsangelegenheit energisch protestiert.
Dementsprechend wurde auch dieses Moment bet der Verhandlung
ausgeschaltet. Die Zeugenvernehmungen werden sich sehr umfang-
reich gestalten, da fast sämtliche Zeugen, die seinerzeit schon in dem
Rosa-Luxemburg-Prozetz vernommen wurden, wieder vorgeladen
sind. Bon den, Ausgang dieses Voruntersuchungsversahrens wird
es abhäugen, ob nach den Gerichtsserien ein neuer Nosa-Luxemburg-
Prozeß die Geschworenen des Landgerichtes H beschäftigen wird.
Kommunistischer Terror.
Berlin, 23. Aug. Mer von den beide» fozMdemokmtischet,
Parteien einverufene ProteMMÄgevnngen gegen Das Moskauer
Bluturteil sind gestern astend von -den Komm u nistenge -
s p r e n g t worden. Schon stundenlang vor Versanmrlungsbeginn
waren Die Säle mit kommunistischen Stoßtrupps besetzt. Die Red-
ner der Unabhängigen und der Sozialdemokratischen Partei wur-
den teils dauernd unterbrochen, teils gar nicht rum Worte gelassen.
In drei der Versammlungen sahen sich die Sozialdemokraten
genötigt, die Tagung abzubrechen. In den Germaniasälen wurde
die Versammlung daraufhin unter kommunistischer Leitung sort-
gesühvt. Auch in Kliems FostMen blieben Vie KomnMNisten zu-
sammen, nachdem die Sitzung für geschlosson erklärt worden War,
nahuren ein Referat ihres Parteigenossen Hecker« entgegen und
faßten eine Resolution, die sich gegen die Gozialrevolntionäre in
Rußland und gegen das Verbot der „Roten Fahne" in Deutsch-
land richtet. Sie beginnt Mit den Worten: „Die heutige Ver-
saMmlung, einberufen von de« SPD., der USPD, und der Ge-
sverkschastskommisston, verurteilt aufs schärfste den von den So-
ziatccboiutionärcn mit Men Waffen des Terrors geführten Kampf
gegen die Sowjetrsgierrmg." Davon, daß diese Entschließung te--
diglich von Kommunisten gefaßt worden ist, Wird kein Wort gesagt.
An der Leitung der SPrengabteMng haben sich dem „Vorwärts"
zufolge mehrere kommunistische Landtagsabgeordnete führend be-
teiligt. Unter den Schreiern taten sich besonders die jugendlichen
Kommunisten hervor. Die meisten von ihnen kannten, wie aus
den stürmischen Erörterungen und Zwischenrufen yer-vorging, nicht
einmal die Namen der Sozialrevolutionäre, deren Kops sie forder-
ten. Hochrufe ans Hölz wurden laut. Eimer der kommunistischen
Jünglinge erklärte: „Ich stehe mit Ludendorff aus dem Stand-
punkt: Pazifismus ist Feigheit." Und in der Versammlung in
der Viehhofbörse wurde der unabhängige Sozialdemokrat Moses
Erst jetzt, wie sich alle Arbeiter verlaufen Haven, kommt Rudolf
Fürst erregt und erhitzt in die Wohnung. „Wenn nur der Leusel
Vie Spinnerei holte! Gut, daß man wenigstens seinen Bövsentag
bat Md daß ich bald für Mr paar Wochen in den Militärdienst
einrücken kann. Da ist man doch Wieder Mensch, grüß dich Gott,
Sigunde!" ,
„Meinen Glückwunsch zu deinem Hauptmannstitel", erwidert
die Schwester. Er aber wirst sich erschöpft in einen Stuhl, Sorge
und Uevermbeituug haben ihre Spuren in sein Gesicht gezeichnet.
„Hier ist das Haus, Die Fabrik ist drüben; es ist nicht erlaubt,
den Geschäftsverdruß in die Wohnung zu tragen", versetzt Kitty
verweisend.
„Da.habt ihr Frauen leicht reden", erwidert Rudolf Fürst
finster, „grad vor 12 habe ich ein Unglück verhüten können. Es ist
stets die gleiche Geschichte. Sobald man nicht bei ihnen steht,
schwatzen die dummen Mädchen. Man taucht in einer Ecke auf, da
stürzen sie an ihre Maschinen-, stecken die Hände in das Getriebe
hinein oder begehen sonst einen Unsinn. Soeben habe ich einem
MWchvn den Zopf abgeschnitten, mit Dem es in die Transmission
verwickel! worden ist — einen Augenblick später — Doch ich will
euch das Mahl nicht verderben — WM, Sigunde, wie steht es in
der Villa Venedig?"
Geschäftsmäßig fragt er, eMig und UMchagkich itzt er.
Sigunde aber plaudert vergnügt von Den mannigfaltigen Be-
suchen, die sie in der Villa Venedig empfängt, von der Bewunderung
die das Landgut bei allen Gästen erregt, das einfache, Doch geräu-
mige Haus in italienischem Stil, seine Veranden mit den leichten,
farbenfreudigen Malereien Nach venetianffchen Motiven, die Aus-
sicht durch die Reihe hochstämmiger Platanen aus Den von Segeln
belebten. See und die fernen Schneeberge, Vie Rosenguirlanden an
den heimlichen Wegen und die stillen Keinen, von Sträuchern und
SchMf umwachsenen Buchten, in denen We Vergnügungsboote
liegen.
Bei uns ist ein stetes Kommen und Gehen von Leuten, ge-
wöhnlichen und ungewöhnlichen, faden und geistreichen — der fa-
deste ist natürlich Alfred!" sprudelte sie lachend heraus.
„Ich finde es ohne Geschmack, Daß du dich Mer deinen Mann
lustig machst", rügt Frau Kitty, „man wird sagen» du habest ihn nur
wegen seines Reichtums genommen!"
„Warum soll man es nicht sagen?" erwidert Sigunde mit
kampflustig aas blitzend en Augen. Gott, ich habe ihn doch sticht
wogen seines Geistes nehmen können, diese Torheit wird mir nie-
mand zutvauM. Gerade deswegen» weil ich nicht enttäuscht vm,

mit den Worten empfangen: „SchmMt Veit Juden raus! HMt
tzm BMiünsigell,,!" Her «BorwäxEUchroMr...
„'Deutschs UrKeitex, einst -ans ihre BMung Dud ihre GesittnM
auf ihr Wissen stolz — vielleicht sind sie es heute noch und würdet»
die Gleichstellung mit den Wlvastatifchm MuschKs entrüstet e-MS-
nen, aus die sich die Macht der SowjetrsgieWng hauptsächiru
stützt — deutsche Proletarier riefen Bravo!, als das barbariM
Moskauer Urteil erwähnt wurde, sie riesen „Lump! Mörder
Nicht Venen Zu, die diese Mutjustiz ausWen, Gndern denen, W-
dagegen Protest erhoben, Gcht'K überhaupt nD tiefer? O M
Wir glauben schon, daß dttfe-voWSntzW verrott««» Seelen auch
Schlimmerem fähig wären, wenn sie die Macht dazu hätten. Aber,
»lögen sie Durch frühzeitiges Belegen der vordersten Plätze in VN»
Berliner Sälen und durch fortgesetztes Lärmen und Johlen vier
Versammlungen stören und deren vorzeitiges Ende bewirken, erm
verschwindende Minderheit des deutschen Volkes sind sie doch M
sie werden es auch bleiben." 4 ? '

Soziale Rundschau.
Aus der Tavakindristrie.
Die vorige Woche iu der Karlsruher Handelskammer stattg^
fundenen Lohnverhandlungen für die bad. Zigaretlcnindustric hkb
ten das Ergebnis, daß für die erste Hälfte des Monats August 8»
Prozent, für die zweite Hälfte 40 Prozent aus die Julilöhne durck-
gesetzt wurden für alle Zeitlohn- und-Akkordarveiter. In Anbetracht
der spontanen Teuerung war mall sich einig, daß Anfang Oktober'
eine weitere Lohnregelung zu erfolgen hat.
Für die deutsche Zigarrenindustrie sind die LohnverhandlnilM
am Samstag, den 19. 8. in Eisenach zu Ende geführt worden, w»
dem Resultat, datz die bisherige WProzentige Tenerungszulage am
170 Prozent erhöht wurde, gütig vom 21. 8. 22. Diese LohmegeluW
bedeutet eine Erhöhung der bisherigen Löhne um 72 Prozent. Die
Verhandlungen waren schwer, besonders wegen der Kündigung-^
frist des Lohnabkommens von 6 Wochen. Eine Aenderung ist
4 Wochen durchgeführt worden. Auch hier wurde festgelegt, daß iw
September die Lohnverhandlungen weiter ausgenommen werde»
sollen. Die Verhandlungen standen immer noch unter dem Eindruck
der Vorgänge im Juni. Die Labakarbeiter waren durch das Ver-
halten der Fabrikanten damals in Eisenach in eine furchtbare, be-
greifliche Aufregung gekomen. In vielen Gegenden Deutschland
war es zu spontanen Arbeitsniederlegungen gekommen, wodura)
den Fabrikanten bewiesen wurde, datz die Not der Tabakarbeiür -
groß war, und diese gewillt sind, ernsthaft den Lohnkampf zu si"st .
reu. Auch die Tavakarveiter haben erkannt, daß mit schönen Wok'- !
ten und Versprechungen die Magenfrage nicht gelöst werden kann- ,
Bei einigermaßen sozialem Verständnis auf feiten der Fabrikaisttti
wären diese Vorgänge erspart geblieben. Auch nach dieser LolM-
regelnng gilt für die Tavakarbeiterschaft, sich immer fester im freie»
Tabakarbeiterverband znsammcnzuschlietzen; denn nur dieser MV
band ist ernsthaft gewillt und in der Lage, die Lebensbcdingunge»
der Gesaiuttabakarbeiterschast zu bessern. Das beweisen seine i»-
neren Einrichtungen, die auf dem im August in Dresden stattgcsun-
denen Verbandstag noch wesentlich erweitert wurden. Für jede»
vernünftig und solidarisch denkenden Tabakarbefter mutz das Ziel
sein, eine EinheitSorganisation zu schaffen gegenüber dem Fabn-
kanten-Verband. Weit über 130 000 Labakarbeiter sind dem freie»
Labakarbeiter-Verband ««geschlossen. Der kleine Rest,' welcher
noch abseits steht, meistens beeinflußt durch falsche Freunde, so«
unverzüglich dein Wut finden, alle Hemmnisse und Bevormundung««
zu überwinden und sich der große« Armee «»schließen. Zugleich
geht der Appell an die Tabakarbeiterschaft, die Konsum- und PE
duktivgenossenschasten, die von unserer Seite gegründet, durch
sortigen Beitritt zu unterstützen; denn dadurch stützen wir unsere
wirtschaftliche Position wesentlich. Auch die politische Arbeiter-
presse darf in keinem Haushalt fehlen; denn Aufklärung über alle
Tagesfragen ist heut dringender notwendig denn je. In all diesen
Angelegenheiten sowie Taris- und Organisationsfragen wird un-
emgeltlich Auskunft erteilt im Büro des Deutschen Tavakarbefter-
Verbandes, Heidelberg, Rohrbachcr Straße 13 (GcWerkschaftShans)-
Fernsprecher 2692.

Kommunales.
MirgeransschuWtzung in Ziegelhausen.
Der letzten Bürgerausschußsttzung lag folgende Tagcsor-nuW
zugrunde: 1 und 2) Umbau der Wirtschaft zum „Neckartal" u>io -
Aufnahme eines Kapitals von 276000 Mk. 3) Reupflasterung »er
Hauptstraße mit einem Kostenaufwand von 800000 Mk., hier, v§V
läufige Ausnahme eines Kredits von 400000 Mk. 4) Erhebung
einer vorläufige!: Gemeindeumlage. 5 und 6) Erhöhung der Aus-
schell- und Steinsetzergebühren. 7) Bekämpfung der Futternou
hier Anlauf von Futtermitteln im Betrage von 150000 Mk. 8) Ge-
ländeaustausch zwischen dem GcmeindegrnndstüÄ Lgb. Nr. 195 »»«
dem Gniudstttck Lgb. Nr. 186 der Frau Peter Gärtner Witwe
hier.
Es waren 36 Mitglieder erschienen. Bürgermeister Bolls ch -
Weiler stellte fest, daß die Mitglieder der demokratischen ParM
der Sitzung sernblieben. Hierauf wurde von unserer Partei em
Antrag eingebracht, der verlangte, daß gemäß K 56 der G. O. dw
Fehlenden nicht für diese, sondern auch für die vergangene Sit-
zung wegen ihrem Fernbleiben eine Rüge ausgesprochen erhalten-
Genosse Rode begründete den Antrag und erklärte, datz die sogen-

finde ich ruich aufs glüMchsts mit meinem Schicksal M. Und mA
bat ja doch auch seine Zerstreuungen. Habt ihr den N-ämen Fred»
Ce.'tc-s, des Violinvirtuosen und Komponisten, schon gehört? Er
ist ein großer Künstler, hält sich selber für ein Genie, und sein gE
zcs weiches Wesen ist Wie eine Bitte an die anderen, datz sie w»
auch als solches anerkennen möchten. Ich tue es natürlich. Rw'
flammen mir die schöne», melancholischen Augen entgegen, d»
wilde, unstete Seele ist mir völlig ergeben, so daß ich nur hinzu-
blicken brauche, und seine Kunst liegt mir zu Füßen. O Dien
Mustkabende auf Villa Venedig! Ich trage dazu das Domini-
kanerinuenkleid, er ein dunkles Sammetkostüm, die Lichter lasse«
Wir rot verhängen, und in seinen ausschweifenden Tönen entsteht
für mich eine fremde Welt. Da kann ich träumen!" „
Erst jetzt bemerkt Sigunde das strenge Gesicht Kittys, die Mm
wieder eine«! TudÄ bereit hält.
„Keine Entrüstung, liebe Schwägerin", lacht sie, „Cella ist eB
durchaus aiistälrdiger Mann, du würdest die Eltern meines unist-
treiwn Pfarrers damit beleidigen, wenn du etwas anderes anmM
Uten Wolltest, sie Haben ihn nämlich schon letztens Herbst, bald nach-
dem er in der Stadt ausgetaucht ist, als -cs Violinspiels für Mu
Spinnerin Christli augestellt, die sich über das Wehr geworfen HM
Ja, Horch nur, Ruedi!! In eiindgsn Jahren wird eine Künstlerin van
Ruf aus deiner Spinnerei Hervorgegaugen fein, das Heißt, wen»
man ihr die Lausbahn nicht abschueidet! Cella schwört es bei jetrM
edlen Melancholie und seiner kastanienKraunsn Künstlevmähne,
sei ein großes und ausgeprägtes Talent!"
„Wer sollte ihr denn die Laufbahn abschueiden?" fragte Kind
kühl.
Da blitzt es aus den grünlichen Augen Sigundens: „Dem llM
Neu Götzen, der-mir meinen Felix Mtrüuuig gemacht hat? Als ich
Cella in die Villa Venedig .einladen ließ, war etwas wie Berech-
nung Dabei, und ich dachte nicht, daß wir wirklich so befronn-el
Würden."
Sie lächelt verträumt, daN» fragt sie plötzlich: „Was denkst den»
du, Ruedi?"
„An den Bruder des Mädchens, dorr chomaligen WertMfter
Wehrli. Sein Name klingt überall durch die Webindustrie, VM
einer Fabrikbörse zur änderen. Er hat einen Stuhl erfunden,
in der mechanischen Weberei eine Revolution bedeutet. Die Weben
die nicht Wehrli-Maschinen anschaffen, sind ruiniert. Es ist MeV'
hast! Der« Vorteil haben die Franzose!« Gescheiter wäre es .ge-
wesen, ich hätte ihn behalten können, und er hätte für mich elm
tüchtige Erfindung gemacht. Ich wollte auch lieber eine rechte Mk-
 
Annotationen