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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0543
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Demokratische Partei das Wort Demokratie mit Füßen trete. Es
sei ei- Hohn ar-f las A--'hlxecht und jür Sie Wähler. Solche Ge-
meindet ertreter. oie ihre Pflichten in re.a.t schnöder Weise miß-
achten, aehöre auch in Zukunft der Zutritt ans das Rathaus nicht
mehr gestattet. Das ganze sei nichts als eine Wahlumche. Unsere
Partei habe auch auf manches verzichten müssen und müsse heute
noch zu manchem Ja und Am-n sagen, was zwar den Parteigmud-
Atzen widerspreche, aver auf der anderen Seite durch die Verhält-
nisse geboten sei. Sich der Verantwortung zu entziehen und dann
hintennach bei der Wahlzeit den Wählern ein X für ein U vorzu-
machen, sei natürlich leichter. Hätten auch die übrigen Gemeinde-
verordneten so wenig Pflichtbewutztsein, so wären nicht nur die
heutigen Vorlagen, sondern auch die der vergangenen Sitzung ge-
scheitert und der Gemeinde wäre ein unermeßlicher Schaden hier-
aus erwachsen. Jeder Tag Verzögerung sei gleichbedeutend einem
tausendfachen Mehraufwand. Wie die Leiter der Demokratischen
Partei zu solch einer Handlung ihren Namen dazu hergeben könn-
ten, sei bezeichnend und könne nicht anders betrachtet werden, als
eine rein persönliche Politik der Einzelnen. Um so verwerflicher sei
das Verhalten dieser Partei, da der Gemeinderat Wolf (Dem.)
sämtliche Vorlagen, sowohl der heutigen als auch der vergangenen
Sitzung mitbeschlossen und genehmigt habe, aber in beiden Sit-
zungen ohne Entschuldigung ferngeblieben sei. Ferner, daß die
Vorlagen von heute zum Teil von der Demokratischen Partei in
roheren Beschlüssen gutgeheißen wurden. Das ganze Verhalten
ei mehr als Kinderei und er verlange namens der Sozialdemokra-
iicheit Partei, daß von'jetzt ab keine Rücksicht mehr gegen die ein-
i einen Bttrgevausschußmitglieder genommen werden dürfe, tnsbe-
fanders auch nicht gegen diejenigen Geschäftsleute, die von der Ge-
meinde lohnende Beschäftigung erhalten haben und nun als Dank
dafür, als Bürgerausschutzmitglied, der Gemeinde die nötigen Mit-
t>l versagen wollen. Den Ausführungen wurde allgemeiner Beifall
f -itens sämtlicher Bürgerausschutzmitglieder gezollt. Genosse
Nittmüller u. a. rügten ebenfalls in scharfer Weise das Ver-
halten des Gemeinderat Wolf. (Anmerkung des Berichterstatters:
Da der Gemeinderat Wolf der Intelligenteste der Demokratischen
Partei sein dürfte und bis jetzt immer als Gemeinderat tatkräftig
an sämtlichen Beschlüssen milgewirkt hat, so wird er selbst die Kon-
sequenzen aus dem Verhaken seiner Partei ziehen. Wie aus sei-
nen Aeutzerungen zu schließen, ist er mit manchem Unsinn, der ihm
von den Einzelnen seiner Parteifreunde gestellt wurde, nicht einver-
standen und wird sicherlich, gerade Wie wir, die vorstehende Hand-
lungsweise seiner Parteifreunde mehr als mißbilligen. Die Nie-
derlage, die sich die Demokratische Partei bei der letzten Bürger-
meisterwahl geholt hat, dürfte der Hauptgrund ihres Fernbleibens
sein, denn mehrere Mitglieder haben nach der Wahl erklärt, daß sie
durchaus mit der Person unseres Bürgermeisters Bollschwei-
ler einverstanden seien. Aus diesem Grunde sollen auch 2 Mitglie-
der ihr Mandat als Gemeindeverordmte niedergelegt hab eit, wäh-
rend ein anderer Teil ihre Unzufriedenheit, wie schon gesagt, gegen
die Parteileitung ausgesprochen haben. Der seitherige Fraktions-
vorsitzende, I. M i ch a e l , erklärte sogar in Bekanntenkreisen, daß
außer ihm nur noch 3—4 wirkliche Demokraten bei der Partei
seien, während die anderen Deutschnattonal, Volkspartetler und
Landvündler seien. Aus dieser Aeutzerung kann man den Schluß
ziehen, daß die Demokratische Partei Ziegelhausen in der Auslö-
sung begriffen ist und bei den kommenden Wahlen einer sogen. Bttr-
gervereinigung Platz machen will.) Nach einigen Bemerkungen des
Vorsitzenden, Bürgermeister Bollsch w eiler, der- sich dahin aus-
sprach, daß bis jetzt immer im BürgerauSschutz jeder Meinungs-
äußerung, auch der von einer Minderheit, Rechnung getragen wor-
den sei, Wurde die Debatte über den Antrag geschlossen und zur
Abstimmung geschritten, welcher hierauf einstimmig angenom-
men wurde. Die Vorlagen 1 und 2 wurden debattenlos genehmigt.
Zu Vorlage 3 setzte ein« lebhafte Debatte dahin ein, daß von un-
serer Seite der Antrag gestellt wurde, nicht eine Umpflasterung, son-
dern eine vollständige Neupflasterung vorzunehmen. Bürgermeister
Bollschw eiter erklärte hierzu, daß man dieser Meinung sein
könne, jedoch scheitere ein solches Vorhaben an den finanziellen
Schwierigkeiten. Hierauf erklärte Genosse Hufnagel, dann möge
man das Pflaster nur ruhig liegen lassen wie es ist, wir Ziegelhäu-
ser wüßten uns schon mit dem Zustand abzufinden, wenn von fei-
ten des Kreises und Staates keine entsprechende Mittel hierzu be-
refigestellt werden würden. Genosse Rittmüller führte hierzu
aus, daß die Hauptstraße, überhaupt die Kreiswege, sehr unter dem
starken Verkehr der Last- und Luxusauio zu leiden hätten, und daß
seitdem, wo die elektrische Straßenbahn nach Neckargemünd fahre,
fast der ganze Verkehr auf die Ziegelhäuserstraße iibergeleitet sei.
Wenn die Regierung keine Mittel in der Hand hätte, um die Auto-
besitzer zu einer besonderen Steuer, zur Unterhaltung der Sraßen,
heranzuziehen, so könne man von einer Gemeinde allein nicht ver-
langen, solche zu unterhalten. Man stehe hiev wirklich vor einem
Rätsel, warum nicht da energisch vorgegangen werde. Es sei in
den letzten Tagen einem Anwohner der Hauptstraße ein großer
Schaden dadurch erwachsen, daß durch die Erschütterung, als ein
fchiverbeladeneS Lastauto durch die Hauptstraße fuhr, ein wertvol-
ler Spiegel und Bilder von der Wand gefallen seien. Von wem
bekommt dieser Anwohner den Schaden ersetzt? Die Erschütterun-
gen führten so weit, daß an mehreren Häusern Risse entstanden.
Aber es geschehe einfach nichts. Fraktionsvorsttzender A. Bau-
meister (Zentr.) erklärte, daß seine Partei unbedingt verlangen
müsse, daß der Kreis einen Beitrag leiste. Wird uns ein solcher ab-
gelehnt, so soll an den Kreis herangetreten werden, daß die Ge-
meinde Ziegelyausen aus mindestens 5 Jahre von jedem Kreisbei-
trag befreit bleibe. Bürgermeister Bollschwetler fand diesen
Antrag für begründet und sagte entsprechende Vorlage an den
Kreis zu. Hierzu wurde der angeforderte Kredit im Betrage von
400 000 Mk. einstimmig bei einer Stimmenthaltung genehmigt. Die
Ausschellgebühren wurden auf 80 Mk. festgesetzt. Die Steinsetzerge-
btthren wurden derart festgesetzt, daß die Steinsetzer den jeweiligen
Stundenlohn der Bauhilfsarbeiter erhalten. Beide Beschlüsse wur-
de» einstimmig genehmigt. Die Anforderung eines Kredits von
150 000 Mk. zur Beschaffung von Heu für die Kleintierhalter, löste
eine lebhafte Debatte aus. Unverständlicher Weise spricht ein Teil
der Landwirte sich gegen die Vorlage aus. Die Vorlage wurde
alsdann mit 23 gegen 13 Stimmen angenommen. Einstimmig ge-
nehmigt wurde ferner der beabsichtigte Geländeaustansch zwischen
einem Grundstück der Gemeinde und der Frau Peter Gärtner
Witwe. Einstimmig genehmigt wurde auch die vorläufige Erhe-
bung einer Gemeindeumlage von 8 Mk. Der Gemeinderat wünschte
zuerst die Erhebung einer Umlage von 10 Mk. Seitens der Zen-
trumspariei kam jedoch ein Antrag ein, zur Erhebung einer vor-
läufigen Umlage von 5 Mk., worauf der Vermittlungsvorschlag,
' eine Umlage von 8 Mk. zu erheben, wie schon gesagt, einstimmig
genehmigt wurde. Sämtliche Sprecher waren der Ueberzeugung,
.daß die finanzielle Lage der Gemeinde eine solch hohe Umlagefeft-
setzung notwendig mache, daß aber andererseits es vielen Einwoh-
nern schwer falle, neben der großen Anzahl Abgaben, auch noch die
Umlage zu bezahlen. Bürgermeister Bollschw ei lex erklärte
hierauf, daß der Gemeinderat in weitgehendster Weise begründete
Gesuche um Befreiung von der Umlagezahlung berücksichtigen wür-
de, daß aber andererseits derjenige, der finanziell noch in der
sHage sei, die Umlage bezahlen zu können, verpflichtet wäre, dazu
beizutragen, daß insbesondere die Maßnahmen der sozialen Für-
sorge zur Durchführung gebracht werden könnten. Es seien u. a.
hier erwähnt, die Unterstützung der Invaliden-, Alters-, Witwen-
4md Waisenrentenempfänger, Kleinrentnerfürsorge, Erwerbslosen-
fürsorge usw. In ausführlicher Weise schildert er noch die Aufwen-
dungen, die die Gemeinde auch auf anderem Gebiete zu machen hat.
Seine Ausführungen fanden allseits Unterstützung. Genosse Win-
Nikes stellte noch verschiedene Anträge. U. a. verlange er, daß ein
ß. Polizeidiener angestellt werde, denn die Polizeidiener Müßten
fchinenMM einrichten, als Baumwolle spinnen — doch das kommt
vielleicht noch — zunächst heißt es, alle Kraft für die Eisenbahn ent-
setzen, die von Rheinsee bis ans Gebirge gebaut werden soll. Sie
Mutz Reifenwerd berühren!"
„Vorher, Ruedi, kommt noch was anderes", versetzt Sigunde,
hie sich oben einen Apfel schält; „ich habe dir den Appetit nicht ver-
idervan wollen, darum bringe ich es zum Nachtisch. Haft du schon
Wind vor« -er Eingabe der Schulbehörde Reisenwerd wegen deiner
Fabrik?"
.(Fortsetzung folgte

MNkjMS-MstkM»
mit der Tagesordnung:
1. Die kommenden Kreis-, Bezirks- und
GemeindLmahken
2. Der Badische Parteitag
finden statt:
Sonntag, den 27. August, nachmittags 2 Uhr
für den Amtsbezirk Wertheim in Wertheim, Gasthaus
„Zum Engel".
Sonntag, den S. September:
Amtsbezirk Sinsheim: nachmittags 2 Uhr in Sinsheim,
Lokal Petri.
Amtsbezirk Wiesloch: nachmittags 2 Uhr in Wiesloch,
Lokal „Friedrichshof".
Sonntag, den 1v. September:
Amtsbezirk Mosbach: vormittags Uhr in Neüarelz,
Gasthaus „Zur Alpenrose".
Amtsbezirk Tauberbischofsheim: nachmittags Vz2 Uhr
in Tauberbischofsheim, Gasthaus „Zum Roß".
Sonntag, den 17. September:
Amtsbezirk Eberbach: vormittags Uhr in Eberbach.
Amtsbezirk Buchen: mittags 1 Uhr in Walldürn, Gast-
haus „Zum Schlüssel".


tagtäglich 12—15 Stunden Dienst verrichten. Er wünschte ferner
Auskunft, warum die vom Vorstand des Hausbesitzer-Vereins be-
antragte Wohnungsluxussteuer nicht eingeführt werde, und welchen
Beitrag Redakteur Geisel zur Bekämpfung der Wohnungsnot
bezgl. der Zuzugserlaubnis geleistet habe. Bürgermeister
Bollschwetler gab zu den einzelnen Fragen die Antwort da-
hin, -aß der Anstellung eines 3. Polizeidieners finanzielle Schwie-
rigkeiten entgegenstehen, daß die Wohnuugsluxussteuer kein großer!
Ertrag in hiesiger Gemeinde bringe (Anmerkung des Berichterstat-
ters: Wenn man eine recht hohe Steuer bestimmt, so wird sie schon
ertmgsreich sein). Wegen der Zuzugserlaubnis Geisel bezgl.
Leistung eines Beitrages seien die Verhandlungen noch nicht abge-
schlossen. Von Zentrumsseite aus wurde gewünscht, daß eine
Hilfsfeldhut gebildet werde. Entsprechende Zusage wurde erteilt.
Gen. Winnikes wünschte noch, daß alsbald mit der Direktion
der Elektrischen Straßenbahn Verhandlungen eingeleitet werden,
daß die Ziegelhäuser nicht den „Ausländerpreis" bezahlen müßten,
sondern dieselbe Vergünstigung wie die Heidelberger erhalten.
Bürgermeister Bollschweiler machte entsprechende Zusage und
schloß hierauf dis Versammlung mit Worten des Dankes an die
Gemeindeverordneten für die verständnisvolle Mitarbeit.


Besucht am Sonntag, den 27. August den
MiWMMlM

auf dem Neüarvorland.

Aus der Stadt.


Geschichtskalender.
25. August. 1776: Der engl. Philosoph David Hume gest.
in E-iNbmig. — 1882: Der Astronom Frisdr. Wich. Herschel gest.
zu Slough (England). -- 1S21: Friedensschluß zwischen Deutsch-
land und den Vereinigten Staaten.
Parteinachrichten.
Sozialdemokratische Stadwerordneten-Fraktion. Sonntag, den
27. August Besichtigung des Geländes zur Beschaffung von Neuland
in Handschuhsheim. Treffpunkt vorn». 8 Uhr am Hainsbachweg
(Ecke Bergstraße).

Erhöhung der Gas-, Wasser- und Strompreise. Wie aus dem
Anzeigenteil der heutigen Nummer zu ersehen ist- sind die Preise
für Gas, Wasser und elektrischen Strom wiederum in die Höhe ge-
gangen.
Die Bad Heidelberg A.-G. hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu-
gunsten der Kinderhilfe am Montag, den 28. Aug. d. I., eine
große Operetten-Festvorstellung in der Stadthalle zu veranstalten.
Zur Aufführung gelangt „Die Fledermaus" von Johann Strauß.
— Bedeutende Solisten wie Gertrud Rung e, Therese Müller-
Reichel sind gewonnen. Für die Gesellschafts-Szene im 2. Akt
sind Solo-Einlagen vorgesehen, u. a. ist auch die 15jährige Spitzen-
und Charaktertänzerin Peggie Mörser vom Convent-Garden-
Theater in London — eine besonders interessante Erscheinung
gewonnen. In entgegenkommender Weise hat die Firma L. Mayer
hier die Toiletten für die Solisten zur Verfügung gestellt.
Vom Bismarckgarten. Zwei auffallende Bilder aus der großen
Familie der Schmetierlingsblüter fallen zur Zeit jedem Natur-
freund ins Auge. An der Grenze des Parkes dem Neckar zu
stehen mehrere große Bäume von Sophoren mit unzähligen, zier-
lich gelbweißlichen Blüten. Der Baum hat nicht nur dunkelgrüne
Blätter, auch dessm Zweige sind dunkelgrün. Die Blüten flehen
in Trauben und sind bei schönem Wetter von Tausenden von
Bienen umschwärmt. Der Baum ist japanischen Ursprungs. Eine
Hängeform derselben Art ist im städt. Park in Handschuhsheim.
Betritt man den Park von der Brückenstmtze aus, findet man an
-er Ägavengruppe prachtvolle, -dunkelkirschrote Blüten. Es ist dies
der zu obiger Gruppe zählende Hahnenkamni-Korallenbaum, Ery-
trynia crista galli. Die Pflanze wächst strauchartig und stammt aus
Brasilien. Die Aeste find hellgrün und glatt. Die Blattstiele und
Nippen dornig. Letztere werden im Herbst aus dem Freien ent-
nommen und im Gcwächshanse der Stadtgärtnerei überwintert.
Ermittlung von Fahrraddieven. In letzter Zeit mehren sich die
Fahrvaddievstähle in außergewöhnlich starkem Maße. Um -er Tä-
ter und der gestohlenen Fahrräder habhaft zu werden, ist es für
die Staatsanwaltschaft von großem Wert, die Favrilnum-
mern der entwendeten Fahrräder zu wissen. Der größte Teil der
Anzeiger ist zu dieser Angabe nicht imstande. Der Eigemschutz ge-
bietet jedem Fahrradvesttzer sich die Favriknnmmer seines Rades
zu merken.
Polizeivericht vom 24. August. Fe st'genom m e n wurden:
ein zugereister Schreiner, der eine silberne Herrenuhr und einen
goldenen Herrenring, über deren Erwerb er sich nicht ausweisen
konnte, an den Mann zu bringen versuchte, wegen Verdachtes des
Diebstahls, ein feit Februar 1922 arveits-, mittel- und wohnungs-
los umherirrendes Dienstmädchen wegen Landstreicherei, Gewerbs-
unzucht und salscher Namensangave, ein Wjähriger berufsloser
Mann von hier, der gestohlene Sachen zum Preise von 8000 Mark
verkaufte, ohne dem Dieb von dem Erlös Evas zu geben, wegen
Betrugs. — Aufgegrissen wurden: ein von zu Hause davon-
gelaufenes lOjähriges Mädchen aus Mannheim, em entwichener
Wrsorgezögling und zwei Trunkenbolde. — Zur Anzeige ge-

langten 17 Personen, darunter zwei Dienstmädchen wegen Entw m
düng von Wäsche- und Kleidungsstücken und Schmuckgegcnständrw
die wieder beigebracht sind, ein lediger Schneider wegen Unterschla-
gung eines Ulsters, ein Dienstmädchen und eine Köchin wegen Ent-
wendung von 32 Flaschen Wein im Werte von 3350 Mk., zwei Per-
sonen wegen Körperverletzung und drei Krastfcchrzeugsührcr wegen
übermäßig schnellen Fahrens. — Gestohlen wurde in der Zeit
vom 22. August, abends 7 Uhr, bis 23. August, vormittags 10 Uhr,
in einem Hause der Brückenstraße ein Kindersportwagen „Brenna-
bor", Wert 1500 Mk.

W WW M Skl! MUMM».
Mannheim- (Braudschade n.) Vorgestsrn vormittag gegen
143 Uhr geriet an einer Zollhalle beim Hauptzollamt lagernder
Stapel vo>l Harzsässern in Brand, wodurch eine solche Hitze ent-
stand, daß die Fenster des ersten und zweiten Stocks zersprangen
und der in der Halle lagernde Tabak Feuer sing. Die Decke zwi-
schen den beiden Stockwerken, das Dachgesims und ein Eisenbahn-
wagen sind angebrannt, ebenso eine Anzahl von Tabakballen. Das
Feuer wurde von der Berufsseuerwehr gelöscht. Der Schaden be-
trägt mehrere hunderttausend Mark. Ueber die Ursache konnte noch
nichts sestgestellt werden.
Rheinbischofsheim. (U nw e t t e r s ch a d e n.) Das Unwetter
am Dienstag abend riß die sämtlichen Nebengebäude der unteren
Mühle, die dem Friedrich Klein gehört, sowie den Dreschschuppen,
in welchem zirka 15 Personen mit Dreschen beschäftigt waren, zu-
sammen. Mit Ausnahme einer Frau, Vie mit schweren inneren
Verletzungen unter den Trümmern hervorgezogen wurde, hatten
sich alle unter die mit Frucht und Stroh beladenen Wagen retten
können. Weiter sind hier zwei große Tabakschuppen eingestürzt; eine
Unmasse der schönsten mit Früchten behangenen Bäume liegt ent-
wurzelt am Boden. Auch im benachbarten Hohbühn und und Links
sind Tabakschuppen und Wohnhäuser dem Orkan zum Opfer gefal-
len. Der Schaden ist unberechenbar.
Achern. (Verschiedene s.) Der in Obevacheru in Dienst
stehende 21 Jahre alte Knecht Leonhard Bruder: von Lterbach bei
Oppenau wurde auf dem Heimwege vom Felde vom Blitz erschla-
gen und war sofort tot. — Zwischen Faulenbach und Oensvacy
wurden durch den Sturm einige Masten der telephonischen Fern-
leitung umgcrissen. Die Leitung war längere Zeit unterbrochen.
Der Schaden an Obstbäumen und Feldsrttchten ist erheblich.
Freiburg. (ZweifelhästesTalent.) Ueber ein Schwind-
ler- und Diebestalent, das sie wie kaum eine zweite auszunützen
versteht, verfügt die 28jährige Näherin und Stickerin Anna Fran-
ziska Witzel aus Schopfheim, mit der sich das hiesige Schöffengericht
in der vergangenen Woche beschäftigen mußte. Ihre Spezialität
war, sich bei Männern oder Frauen anzubiedern und Zutritt zu
deren Wohnungen zu erlangen, aus der sie dann als Vergelt der
Gastfreundschaft mit einem gestohlenden Kleidungsstück oder einem
anderen wertvollen Gegenstand heimlich verschwand. Sie arbeitete
unter stets wechselnden falschen Namen. Im April des Jahres war
sie erst aus der Strafanstalt Bruchsal entlassen worden. Nach dem
Urteilsspruch des Gerichts bleibt die Menschheit einstweilen vor
diesem Ausbund weiblicher Raffiniertheit auf einige Zeit geschützt:
2 Jahre Gefängnis.

MMM M 25. MW 2M Mk.

Erngesemdt.


An die Direktion der Wiesloch-Waldhoser Straßenbahn.
Schon des öfteren sind an dieser Stelle Klagen betreffs der
Straßenbahn Wiesloch Staatsbahnhof—Walldorf laut geworden.
Auch jetzt nach Wiedereröffnung des Betriebes wollen die Klagen
absolut nicht verstummen. Als besonders unangebracht empfinden
es die auswärts in Schicht arbeitenden Arbeiter Walldorfs, daß
man jetzt den 11-Uhr-Wagen einfach nicht mehr lausen läßt, so daß
die betr. Arbeiter, wenn sie müde von ihrer Arbeitsstätte zurück-
kehren, trotzdem sie irn Besitz von Wochenkarten sind, einfach lausen
müssen. Die aus wiederholtes Vorstelligwerden gebrauchte Aus-
rede, die Zahl der zurüüsahrenden Arbeiter wäre zu gering, ist un-
serer Auffassung nach nicht stichhaltig, da doch am Tage die Wagen
ost nur mit dem vierten Teil von Fahrgästen, als Arbeiter den 11-
Uhr-Wagen sicher benützen würden, den Weg zum und vom Bahn-
hof «rachen. Hosfentlich tragen diese Zeilen dazu bei, daß man sich
an maßgebender Stelle endlich einmal dazu entschließt, dem berech-
tigten Wunsche der betr. Arbeiter Rechnung zu tragen.
Versammlungskalender.
Leimen. Samstag, 26. Aug., abends 8 Uhr im „Rößle"; Sitzung
der Bürgeransschutzsraktion. Tagesordnring: Die bevorstehende
BUrgerausschußsitzung. Wegen Wichtigkeit der Tagesordnung
wird um vollzähliges Erscheinen ersucht.
Bammental. Samstag, 26. August, abends 8 Uhr im der „Krone":
M itglied erv ersammlung.
Königshofen. Samstag, 26. Ang., abends 8 Uhr: Mitglie-
derversammlung. Res.: Gen. Amann.
Gaiberg. Sonntag, 27. Ang., nachmittags 4 Uhr: Oefssntl.
Volksversammlung. Res. Stadtr. Kilger-Hel-ME.
-i°
Walldorf. Sonntag, 27. Aug., Nachmittags 1 Uhr, findet tim Par-
teilokal zur „Rose" Mitgltederverfammlung der Soz. Partei
statt. Tagesordnung: Die kommende Bürgermeisterwahl und
die Gemeindewahlen im November. Pflicht aller Parteigenossen
ist, pünktlich zu erscheinen.
Sennseld. Sonntag, 27. August, nachmittags ^2 Uhr im
Grünen Baum": Mitgliederversammlung, i. Vor-
trag des Gen. Hauptlehrer Meyer: „Ueber das Schulpro-
gramm der Sozialdcmokratie; 2. Bericht von der Bezirks-
konscrenz. *
Kirchheim. Montag, 28. August, abends 8 Uhr im „Pfälzer Hof":
Mitgltederversam m l m n g. Tagesordnung: Stellung-
nahme zum badischen Parteitag unter besonderer BerüSstchtk-
WMg der Eimgungssrage. Res.: Gen. Am ann.

WeLLer-Nachrichtsn der „Volkszeitung".
am 25. August 1922, morgens 7 Uhr

Wärme-
Erad
n. Cels.
Niederst. Höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Lustr.
mm
12,2
11,8
17,0
Süd-West
trüb
748,9

Niederschlag 3,8 mm
Temperatur 14,0°, Dunstdruck 79,7 mm
Relative Feuchtigkeit 68,7°/,

Boransstchtttche Witterung r
Meist heiter und trocken, ziemlich kühle Nordwinde.

MMSOSUWWII der,WWili!U".

Ü.OÜ

23.
2.39
8.27
8.08
4.18

22.
2.38
8.38
8.16
4.28

0.00
4.07

Rhein:
Schusterinssl
Kehl
Maxau
Mannheim

24. 25.
1.81 1.47
0.00 0.80
0.00 1.11

Neckar: 23.
Heidelberg 1.19
Neckarsteinach 0.00
Heilbronn
Mannheim

24.
0.00
0.00
0.00
0.00
 
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