Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

DOI Kapitel:
Nr. 111 - Nr. 120 (13. Mai - 24. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0109
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SWMMe
en u. MOB
waterstrnßö d
lrektorat), Lo^
chlfahrtsstelle.
-den: Miltwot
von 8-'/j 7M
ÄsmA
Velbsrg.
stag, 28,
»rg rmd
Lusmsr^
upagnien steheE
v Uhr auf dei^
rlntz.
iommandv:
- berle.

KWII8


ck
e
s


, H8S88s8tsgs
vkr

... 15S7.
NÄÄ
Mä'dchenhW
spe,',!kilanslass'
b. Verkauf
straße 13.
, HeidelbeH
Weber

»meister
7 . ÄNF
sich in aM
n Arbeiten be-
Zedisnung iw"
Berechnung.
_
MVS
f der
DMAiiSB
kisttilenKtkiU"

blieb solicks
i'AERGM
MM iiemu-U«
UraLe 8V. kl

^letkiov.
dstt-st
lila, szellbla",
Züteu. Kleider
Sofienstr.
:ßen '

eßen
IMM
-ßea
WM
s sickeren
Zen Kckuli!
UMS.
8t:lrmjät
trsüs 37
iS Ockeon.
cster 1SSZ.
E>
KLWÄMM
renhüten.
Sofienstr. 1L
Kuben in clck
Vviksr-eitu»^
z! »

^Vschs
-d weiß
L Korte,
psstcaßc 1
her 2218.
nrdHutate«
m
.'beiten. .
Softe istr. 1^
«schein Inh.
»orbriicke bis
tern NachrN'
langen,
g.Belohnung
>. dieser M


Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Aürtrbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Epprngen, Eberbach, Mosbach, Buchen,


Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.
Arugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 20.— Mk., Anzeigenpreise:
E einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 3.- Mk., Reklame-Anzeigen
' o mm breit) 8 — Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittelanzeigen werden nicht' ausgenommen.
mW^sstunden: 8—>/,6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12 Uhr.
/P ostscheckkonto Karlsruhe Nr. 22 577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.
Heidelberg, Dienstag, 23. Mai 1922
Nr. 119 * 4. Jahrgang
Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokals«:
O.Geibel; für die Anzeigen A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u, Verlag der Unterbadischen Verlagsanftalt G. m. b. H-, Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2618.

Die Verhandlungen in Paris.
Morgen erste Sitzung der Anleihekommisfion. — Die Gefahr de« 31. Mai über-
Amnden? — Urteile über Genua.

Nach Genua.
D"s Fazit ftir Deutschland. — Die englisch-italienische Annäherung.
Was vom deutschen Standpunkt aus momentan scher Genua
>u sage« ist, wurde am letzten Samstag an dieser Stelle gesagt, im
Trigen wird man den Reichstagsbericht der deutsche»
Delegation abwarten müssen, der anscheinend noch in dieser
Woche gegeben werden soll. Recht pessimistisch schreibt die „Reue
Züricher Zeitung" über das Fazit für Deutschland. Sie
weint, die deutsche Delegation hat wenig Grund, mit dem Ergeb-
nis von Genua zufrieden zu sein. Sie hat zwar einen Vertrag
w't den Ruffen in der Tasche, aber für dieses Dokument von
problematischem Wert hat Deutschland eine große Chance aus der
Hand gegeben. Es ist kein Geheimnis mehr, datz die Verhandlun-
bk» über die internationale Anleihe aus sehr aussichtsreiche Bahnen
Gleitet war, als die Bombe von Rapallo platzte und zunächst wie-
der alles verschüttete. Zum Glück für Deutschland hat die Kon-
ferenz gerade lange genug gedauert, um den Zwischenfall fast
wieder vergessen zu lassen. Als übelste Folge bleibt leider be-
uchen der formelle Verlust der Gleichberechtigung Deutschlands
iu den kommenden Verhandlungen mit dell Russen, die auch sür
andere politische Fragen wichtig werden können.
Eine auffallend große Rolle spielt in der öffentlichen Diskussion
bü' englisch-italienische Annäherung, die Genna
chsensichtlich gebracht hat, manche Meldungen wollen direkt von
dem Abschluß eines englisch-italienischen Vertrags wissen. Auch
w Italien selbst wollen diese Gerüchte nicht verstummen. Sowohl
>u parlamentarischen Kreisen wie auch in der Presse beschäftigt man
sich lebhaft mit dieser Angelegenheit, deren Glaubwürdigkeit sogar
bü „Epoca" annimmt, und zustimmende Kommentare daran
Eüüpft. England und Italien, sagt das Blatt, könnten gemeinsam
in Europa das Gleichgewicht sichern. Auch in parlamentarischen
Kreisen wird der angebliche Bündnisvertrag günstig ausgenommen
und als eine entschiedene Kursänderung im Sinne einer englisch-
italienischen Politik aufgefaßt. Im Anschluß daran wird auch
bereits von der Möglichkeit einer Rückkehr Nikkis in die
Negierung gesprochen.
In einer Unterredung des italienischen Außenministers
Schanzer mit dem Vertreter des „Manchester Guardia n"
Über die Meldungen vom Abschluß eines englisch-italienischen Ab-
kommens erklärte Schanzer, formelle Dokumente seien nicht aus-
getauscht worden, jedoch sei ein eingehender Meinungsaustausch
über die Gesamtheit der Probleme der europäischen Politik erfolgt,
wobei es sich darum handelte, die traditionelle Freundschaft beider
Länder in etwas Greifbares umzuwandeln. Dabei Mächten die
Garantien weniger in beschriebenen Papieren als in der freudigen
Zustimmung der össenkttcheu Meinung beider Länder gesucht wer-
ben. Man könne das Resultat der in Genua gepflogenen Unter-
haltungen, die sich wegen Zeitmangels und wegen Ueberbürdung
ber Konfernz mit den dringendsten Problemen noch nicht auf alle
Einzelheiten erstrecken konnten, als eine engttsch-italteutsche En-
tente, rordtale bezeichnen, jedoch füge sie sich in den Rahmen der
bestehenden Entente ein. Schanzer fügte hinzu, er habe einige der
Probleme auch mit Barthon erörtert, da auf keinen Fall ein
Abkommen Italiens sich gegen Frankreich richten dürfe und eine
mößere Intimität Italiens mit England sich überhaupt gegen
Niemand richte. Politische Fragen seien in den Unterhandlungen
mit den englischen Staatsmännern nicht angeschnitten worden,
dagegen sei nach den Erörterungen der wirtschaftlichen Probleme,
namentlich in bezug ans die Rohstoffe wie Kohlen und Petroleum
»«ch auf Einzelheiten eingegangen. Italien wolle niemand das
Seine nehmen, aber es beanspruche das Recht, in der Rohstoff-
politik der Stationen mitznreden.
Lloyd George a» de Facta.
Rom, 23. Mai. Lloyd George hat an de Facta ein Tele-
gramm gesandt, in dem es heißt: Die Dankbarkeit Englands sür
me wunderbare Organisation der Konferenz von Genua und für
me Unterstützung, die sie von feiten der italienischen Regierung
miunden hat, findet nicht die rechten Worte. Unsere beiden
Demokratien arbeiten zusammen, und ich hoffe, auch
ote französische Demokratie wieder an unserer Sette zu sehen, um
wtt uns zum Andenken der für Freiheit und Recht Gefallenen den
Frieden wieder gemeinsam aufzurichten. Es ist ein englisches Jn-
wresse, daß Italien wirtschaftlich und politisch stark sei und ich
maube, daß Italien dasselbe Interesse an der Macht, Wohlfahrt
und Blüte Großbritanniens hat.
Ein russisches Urteil.
Basel, 22. Mai. Der russische Vertreter Litwinow pas-
Mte gestern auf der Reise von Genua Basel. In einer Unter-

redung, die er einem Vertreter der „Nationalzeilung" gewährte,
erklärte er, daß die Russen in keiner Weise mißgestimmt Von Genua
zurückkehrten. Schon allein die Tatsache, datz die Sowjetregierung
als gleichberechtigt zum ersten Male mit europäischen Re-
gierungen verhandeln konnte, sei von allergrößter Bedeutung. Was
die eigentlichen Resultate der Konferenz betresse, meinte der rus-
sische Diplomat, er müsse sagen, daß er von den gefaßten Reso-
lutionen nicht gerade viel halte. Tschitscherin sei noch an der
Riviera, um sich von der überaus anstrengenden Tätigkeit der
letzten Wochen auszurnhen. Nicht Tschitscherin führe die ab-
schließenden Verhandlungen mit den Italienern, sondern Krassin
und Worowski. Was die Konferenz an praktischen Resultaten
für die Russen ergeben habe, werde man bereits in den nächsten
Tagen sehen können, wenn ein Handelsvertrag nach dem
anderen mit verschiedenen Ländern zur Unterzeichnung komme. In
der wetteren Unterredung erklärte Lttwinow, er werde sich noch
einige Tage in Berlin aufhalten.
Das Reichskabinett über Genua.
Berlin, 23. Mat. Das Reichskabinett trat gestern nach-
mittag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers zusammen,
um den Bericht der Genua-Delegierten entgegenznuehmen. In der
Besprechung, die bis in die späten Nachmittagsstunden dauerte,
wurde man sich noch nicht schlüssig, wann der Reichskartzler im
Auswärtigen Ausschuss und im Reichstag Mitteilungen über die
Konferenz von Genua machen wird. Die Sitzung wird heute
vormittag 1v Uhr fortgesetzt. Bon zuständiger Stelle
wird darauf hingewiesen, daß es noch nicht sicher ist, ob der Fi-
nanzminister Dr. Her md S bereits in dieser Woche nach
Berlin kommt, nm dem Kabinett über den Stand der Verhand-
lungen mit der Reparatiouskommission Bericht zu erstatten.
1 Milliarde Dollar für Deutschland?
Die Hoffnung auf Verftäiwignug.
Paris, 23. Mai. Von unterrichteter italienischer Sette
wurde gestern erklärt, die italienischen Delegierten im Wie-
dergutmachungsausschntz feien davon überzeugt, datz eine Einigung
zwischen den Deutschen und den Franzosen Zustandekommen werde.
Der „Jntranstgeant" schreibt, es scheine sestzustehen, daß
die offiziösen Vorschläge Hermes von der Wiederherstellungskom-
mission mit gewissen Aenderungen als so zufriedenstellend
angesehen würden, datz Hermes seine offiziellen Vorschläge umer-
breiten könnte. Demnach wäre also die Gefahr von Sanktionen
am 31. Mai als endgültig beseitigt auzusehen.
Parts, 22. Mai. I. P. Morgan, der entgegen seiner ur-
sprünglichen Absicht in London geblieben ist, wird Dienstag abend
in Paris eintreffen. Mittwoch früh tritt dann der Anleiheaus-
schuß der Reparatkonskommisfton zusammen. Die „Chicago
Tribüne" meldet, die Amerikaner rechnen auf ein Anleihe-
ergebnis von etnerMtllardeDollar, wenn genügend hohe
Verzinsung (wahrscheinlich S Prozent) zugebllligt würde und wenn
die Alliierten sich verpflichten, während der Laufzeit der Anleihe
keilt weiteres deutsches Gebiet zu besetzen. Nach dem amerikanischen
Anleiheplim wird ein Viertel der Anleihe Deutschland für Roh-
stoffkänfe übergeben werden, drei Viertel sollen als Voraus-
bezahlung mehrerer Reparationsjahresraten an Frankreich gehen,
womit selbsttätig ein« Stabilisierung des Markkurses erreicht werde.

Deutscher Reichstag.
Die Brotversorgung. — Reichswirtschaftsminister Schn,idt über
unsere Wirtschaftslage.
Berltn, den 22. Mai.
Am Regierungsttsch Reichsernährungsmtnister Fehr. Die
Interpellation von Lerchner (D.VP.) und Hergt (D.N.) be-
treffend die Veröffentlichung des Materials zur Aufklärung der
Schuldsrage am Weltkriege wird, wie die Negierung
erklärt, im Laufe der nächsten Zett beantwortet werden.
Der Gesetzentwurf über die Verteilung des Reingewinnes der
Reichsbanl für das Jahr 1921 wird angenommen.
Die zweite Lesung des Haushalts des ReichsernährungSmini-
steriums wird darauf fortgesetzt.
Minister Fehr
bespricht die Frage der Brotversorgung. Eine Gesetzesvor-
lage über diese Frage wird vorbereitet. Es handelt sich darum,
einen Teil des notwendigen Brotgetreides in feste Hand zu be-
kommen. Man kann dieses Verfahren Umlage, Brotreserve oder
Brothilse nennen, dies alles ist ein Spiel mit Worten. Der Preis
wird in Verhandlungen mit der Landwirtschaft festgesetzt werden
müssen. Der volle Marktpreis wird dieser Preis dann allerdings
nicht sein. Der Gedanke der Durchführung einer gewissen Steuer
für die Durchführung der Verbilligung des Brotes hat große
Schwierigkeiten und Bedenken, man würde die Minderbemittelten
sich melden lassen, anstatt sie zu suchen. Ein Referenienentwurf
darüber ist mit den Vertretern der Länder bereits besprochen wor-
den. Der Retchsausschutz der deutschen Landwirtschaft bemüht
sich für die

Sicherstellung einer bestimmten Menge von Brotgetreide.
Ich schätze dies sehr hoch, doch scheint es mir in der Tat sehr frag-
lich, Sb diese Organisation ihre Ansprüche ohne gesetzliche Hilfe
wird durchführen können. Seit der Zusage, datz die Brotumlage
die letzte Maßregel in diesem Jahre sein soll, haben sich die Ver-
hältnisse leider geändert. Die Reichsgetreidestelle hat nicht 8VV,
sondern nur 650 Ml. Unkosten sür die Tonne Getreide. Die Ver-
sorgung der Saarbevölkerung mit deutschem Getreide soll gesichert
werden. An einen Zollschutz habe ich nicht gedacht. Stadt und
Land sind in verschiedener Hinsicht aufeinander angewiesen. Sie
müssen in Zetten der Not Zusammenarbeiten. Unter solcher Vor-
aussetzung kann die Regierung die Selbständigkeit und Freiheit
der Wirtschaft ansrechterhalten.
Abg. HaMmer (D.N.) Weist aus die Zuckerno t hin. Nicht
einmal die Säuglinge können versorgt werden. An anderer Stelle
gibt es Zucker im Ueberfluß. Der Redner nennt die Schokolade«
und Likörfabriken und tritt dem Vorwurf entgegen, als ob der
Kleinhandel den Zucker verteuere. Der Zuckerwucher lieg«
Seim Großhandel. Der Redner wendet sich gegen die Ab-
sicht der Konservenfabriken, 1Z4 Millionen Kilo Gemüsekonserven
nach dem Auslande zu verkaufen.
Abg. Meses (U.S.P.) tritt für die Hebung der Ernährungs-
wissenschaft ein. Der Redner begründet einm sozialistischen An-
trag, der ein Verbot der Spargelkonservenausfuhr
verlangt.
Abg. Schiele (D.N.) vekämP ft die Ge 1 reideumlage,
Weil sie das Brot durch die hohen Unkosten der Getreides ewirft
schastung verteuere.
Abg. Krätzig (Soz.) fordert nach der Einführung der Wett-
marktpreise auch die Einführung der Weltmarktlöhne.
Damit ist der Haushalt des Ernährungsmintsteriums erledigt.
Die Abstimmungen werden vorläufig ausgesetzt.
Es folgt die Beratung des Haushalts sür das Reichsw irt -
schastsministeri u m. Auch au diesem Etat bat der Aus-
schuß Abstriche vorgenommen. Ferner fordert der Ausschutz in
seinen Entschließungen einen besonderen Ministerialrat für Hand-
werkerangelegenheiten, einen Abbau des Reichswirtschastsgerichtes
und Verbesserung der Kohlenprodnktion.
Mit der Etatvcralung verbunden werden die Interpellationen
Dr. Petersen (Dem.) über den Verkehr aus dem besetzten in
das unbesetzte Gebiet, der durch die örtlichen Stellen des Reichs-
kommissars sür Ueberwachung der Ein- und Ausfuhr behindert
werde und Hergt (D.N.) auf weiteren Ausbau der Befugnisse
der Innungen, Handwerks- und Gewerbekammern im Lehrlings-
weserr. Diese letztere Interpellation ist auch von der deutschen und
bayerischen Volkspartei und den Welfen unterschrieben.
Abg. Dr. Rietzer (D. BP.) erstattet den Ausschutzbericht.
Reichswirtschaftsminister Schmidt
hielt eine längere Rede über die Aufgaben und die Tätigkeit seines
Amtes, in der er etwa folgendes aussührie:
Es ist unmöglich, mit gesetzgeberischen Maßnahmen die Grund-
tendenz unserer wirtschaftlichen Entwickelung zu beeinflussen. Ge-
setz und Verwaltung können Wohl Auswüchse beseitigen, aber das
System bleibt. Wir haben Warenmangel und die Preisbildung
geht nicht unter dem normalen Druck der üblichen Konkurrenz vor
sich. Unsere Wirtschaftsorganisation ist durch den Krieg zer-
rüttet und daneben sind die Kartelle und Syndikate in
bisher unbekanntem Umfange gewachsen. Wir haben uns nach
Kräften bemüht, die Mark im Jnlande nicht in derselben
Weise sinken zu lassen, wie es auf dem Auslandsmarkt in Erschei-
nung tritt und ihre Kaufkraft ist denn auch im Jnlande noch erheb-
lich stärker wie im Auslande.
Von manchen Wirtschastspolitiker» wird gefordert, wir sollten
mit dem Inlandspreis an den Weltmarktpreis herankom-
men, aber diese Auffassung ist durchaus töricht, den» im gleichen
Augenblick würde unsere Konkurrenzfähigkeit aus dem internatio-
nalen Markt zunichte gemacht; die Ausfuhr würde erheblich zurück-
gehen. Angesichts der sich Häufenden Beschwerden über
Auswüchse des KartellwesrnS
ist eine besondere Stelle im Einvernehmen mit den Spitzen der
Organisationen von Industrie, Großhandel und Einzelhandel zur
Prüfung dieser Verhältnisse errichtet worden. An sich ist jede
Hemmung des Verkehrs . mit dem Auslände uner-
wünscht, aber wir befinden uns noch nicht in normalen Verhält-
nissen und das Interesse der Allgemeinheit widerstreb zu-
weilen dem des Einzelnen. Unser Interesse ist, datz die
Differenz zwischen dem Inlands- und Auslandspreis nicht von
dem Auslande aufgeschluckt wird, sondern dec Allgemeinheit zugute
kommt» Anderseits müssen wir den Außenhandel fördern, um
Mittel sür die Reparationen zu gewinnen. Wenn also tu der
Ausfuhr gegenwärtig noch eine Beschränkung nötig ist, so kann die
Einsuhr im wesentlichen freier gestaltet werden, doch dürfen Luxus-
artikel nicht in großen Mengen eingesührt werden.
Der Minister ging dann aus die
Wirtschaftsverhandlmkgeu in Genua
ein, die. wie er betonte, in durchaus ruhiger, sachlicher
Form geführt und von der sonst in Genua herrschenden politische»
Erregung nicht berührt worden find. Die Verhandlungen gingen
voraus hinaus, möglichst alle Beschränkungen im Handel und Ver-
kehr aufzuheben, soweit sie nicht unbedingt erforderlich sind'. Man
hat sogar von der Möglichkeit eines einheitlichen Zoll-
tarifs gesprochen. Auch die Frage der M e i st b e g ü n st i g u n g
wurde erörtert und dabei die ganz unbillige Auferlegung des
Zwanges zuungunsten Deutschlands durch den Versailler Vertrag
zur Sprache gebracht. Auch die Vertreter der Entente Haven die
Ungerechtigkeit dieses Zustandes anerkannt und es ist im
Protokoll der Wunsch sestgelegt worden, daß man zu einer gleich-
mäßigen Regelung oer Meistbegünstigung für alle Nationen kom-
me» möge. Bei künftigen Handelsvertragsverhandkunge» werde»
 
Annotationen