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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 111 - Nr. 120 (13. Mai - 24. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0097
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Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,

Adelsheim, Boxberg, Tauberbifchossheim nnd Wertheim.


8

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 20.— Mk-, Anzeigenpreise:
Me einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 3.— Mk., Reklame-Anzeigen
(98 mm breit) 8.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimnuttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Gefchästsstunden: 8->/,6 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11-12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22 577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Samstag, 20. Mai 1922
Nr. 117 * 4. Jahrgang

Verantwortl.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O.Geibel; für die Anzeigen A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H-, Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schrodsrstraße 3S.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2313.

Der Schlußakt in Genua.
Rathenau saht das Gesamtergebnis in vier großen Thesen zusammen. — Bsrthou betont
Frankreichs glühenden und leidenschaftlichen Friedenswillen.—Lloyd George an die Ruffen.

Zur Lage.
Kr. H e i d elbe r g, den 20. Mai.
.Der Gmudgsdänte des Kongresses war, daß der Wieder-
aufbau ein Welt Problem sei, demgegenüber die Abvech-
uunam zwischen den einzelnen Staate» rmr TeilproAeme seien,
die ohne das «ganze nicht zu lösen sind." MA diesen Worte» cha-
rakterisiert Parvus im zweiten soeben erschienenen Heft seiner
Wtederanfbauzeitschrlft den ursprünglichen Leitgedanken, unter
welchem die Konferenz von Genna einbevusen worden war. Ge-
messen an diesem Leitgedanken Hat die Konferenz, die gestern zu
Ertde gegangen ist, ein ziemliches Fiasko, ein weltwirt-
schaftlich durchaus negatives Ergebnts gebracht.
Me diejenigen, — und ihre Zahl war nicht klein — die alle ihre
Hoffnung auf Genua gesetzt Hatten, die von dieser Europak»,v-
ferennz die UvberwiNdung der politischen und wirtschaftlichen
Wsllkrise, den Abbau der deutschen Reparationslasten, dte Stabilt-
sicrnng oder gar Besserung unserer Valuta erhofften, sehen sich
bitter eMtänscht, etwas mehr haben sie schon erwartet. Wir haben
von Anfang an vor allzngrotzen Hoffnungen gewarnt, zumail niach-
dci» es der PoliM Poincares qslungen war, das Reparaiions-
und Mrüstmtgsproblem grundsätzlich aus der Genuadebatte aus-
;uschalte». Wir schrieben an dieser Stelle in Nr. 84 der „Vo'lks-
^itltng" vom Samstag den 8. April:
„Solange der FrtedenSvertrag auf «ns lastet, solange »vir
jährlich 3—z Milliarden Goldmark Arbeitsiverte ohne jeden Ge-
genwcrt als Reparation herschenken müssen und solange die
Besatz«,Gstruppen jenseits des Rheins auf unsere Kosten so
leben, wie sie heute leben, solange wird leine Konferenz uns
Helsen können. Hier helfen keine schönen Worte, keim Reden
>md Vorschläge, hier helfen nur Tatet,, Taten derart, wie sie
ettvia Keynes und Nittt vorgöschlagen haben: Herabsetzung
der gesamten deutschen Zahlungen auf etwa 40-50 Milliarden,
zahlbar entsprechend der Leistungsfähigkeit unter Zuhilfenahme
eines internationalen Kredits, Rückgabe des Swargebiets und
Oberschlesiens u. dgl. Solange man sich nicht zu solchen heroischen
Daten versteht, solange kommen wir aus der Krise nicht heraus,
solange sind alle Valutastabilisierungsvorschläge, alle Finanz-
reformen und Steuern umsonst. Die sozialistische Arbeiterschaft
bar auf ihren Konferenzen in Amsterdam und Frankfurt
den Weg gezeigt, auf dem eine Gesundung der Welt möglich ist,
ob aber die saften kapitalistischen Bourgeois, die Finanzkapita-
ttsten der City und Wallstreet diesen Weg gehen werden? . . ."
Es ist den Ententekapitalisten natürlich gar nicht eingefallen,
den Weg zu gehen, den das sozialistische Proletariat ansgezcigt
bat oder mich nur den der bürgerlich-bkonomischen und politischen
Vernunst eines Keynes und Nitti. Man hat überhaupt das deut-
sche Problem so gut wie beiseite geschoben und an feine Stelle das
russisthe Problem in den Vordergrund gerückt, aber auch hier kam
man nicht bis zur Inangriffnahme des eigentlichen Wiederaufbaus
Nu.klüntzs, matt blieb bei der PrkvateijgentttNlsfmge, dem Vov-
kriügs- und Krtegsschuldenproblem stecken m. a. W. auch das Pro-
Aon, des Wiederaufbaus der russischen Produltivkrast, der Land-
wirtschaft mw Eisenbahnen, das man auf alle» Seiten als so drin-
send im Interesse der Weltwirtschaft liegend bezeichnet Hatte, ist
rum mindesten wieder um ein ganzes Jahr Hmausgeschoiben. Denn
leibst wenn man sich in, Haag — was noch gar nicht sicher ist —
über die Vorfragen einigen sollte bis zum September, so wird
natürlich irgend welche größere Wtrtschaftsaktion in Rußland vor
dem nächsten Frühjahr kaum in Angriff genommen werden können.
Wan wird also das ökonomische Ergebnis von Genua nur recht
bering einschätzen dürfen, trotz der Arbeiten der Finanz- und Kre-
dilkommission. So schön alle die Gutachten und Vorschläge sind,
die da gemacht wurden, dir Empfehlungen, die gegeben wurden,
es ist ja vorläufig noch gar keine Aussicht vorhanden, daß sie in
die Tat mngesetzt werden. Oder doch? Bringen vielleicht die Re-
Parationsvcrhandlungen in Paris und die Konferenz der Zeutral-
norenbankcn doch noch ein positives Ergebnis, das man direkt oder
wdirokt auf das Habenkonto von Genua buchen darf? Es wäre
verfrüht, darüber heute irgend etwas zu sagen, wie ja üibechaupt
ivahrfcheinlich die wesentlichen Ergebnisse nicht in den offiziellen
Resolutionen und Beschlüssen liegen, sondern in den späteren Aus-
wirkuulgen der persönliche» Verbindungen, die geknüpft wurden,
mr Aussprachen von Delegation zu Delegation sowie der Abma-
chungen und Verträge, die vorbereitet wurden.
Welches ist das poltische Ergebnis von Genna? Hat Genna
wmttch, mw manche meinen, eine neue Mächtekonstettatio» ge-
bracht und wie ist in diesem Zusammenhänge der deutsch-russische
Vertrag zu bewerten? Das sind die politischen Tagesfvagen der
Wochen, über sie wird noch manches zu sagen lein im Arv-
ichluß a„ die Kaminerdebatteir in Berlin, Paris, London usw. —
Wir hoffen doch, daß sich der deutsche Reichstag auch offiziell mit
Genna befassen wird und daß nicht wieder alles vertraulich hinter
den Kulissen erledigt wird! — Vergliche» mit den Konferenzen
von Versailles, SM nnd London bedeutet Genua zweifellos einen
eminenten Politischen Fortschritt. Es war die erste wirklich
europäische Konferenz, in der man weitgehend das Prinzip der
Gleichberechtigung durchzuführen suchte, wo nicht nur mit Ulti-
matum und Diktaten, mit SaiMioitsdroHnnge» u. a. m. gear-
beitet wurde. In Genua sind Deutschland und Rußland mm

erstenmal wieder aktiv in de» Kreis der europäischen Politik ein-
getreten, das politische Schwergewicht, das die letzten drei Jahre
ganz einseitig in London und Paris lag, besinnt sich 'langsam wie-
der etwas ans die Mitte »nid dm Osts» Europas zu verteilen. Es
ist richtig, daß Frankreich in Genua sehr stark isoliert stand und es
ist W0W nicht ausgeschlossen, daß das z. T. die Absicht Lloyd
Georges war. Aber durchaus falsch wäre es, von einem Bruche
der Entente in dem Sinne zu roden- als 0b England jetzt Frank-
reich endgültig fallen lassen und an der Seite etwa Deutschlands
und Rußlands nach einer nsnen Mächtegruppierung gegen Frank-
reich suchen würde. Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß
die ökonomischen Notwendigkeiten in der Zukunft eine solche Ent-
wicklung erzwingen werden, aber bis dahin ist noch eine lange
Meile und für den Moment könnte uns ein Bruch zwischen Eng-
land nnd Frankreich auch nicht das geringste Helfen. Denn wer
würde denn Frankreich daran Hindern, sich ungehemmt durch
irgendwelche Bindungen auf Deutschland zu stürzen und seinen
Schein von Versailles eiNMlösm?.
Das Gehaltvollste, was in den gestrigen pathetischen Schluß-
reden der Konferenz gesagt wurde, hat zweifellos der deutsche
Außenminister Dr. Rathenau gesagt. Während sich
Lloyd George lediglich mit einigen allgemeinen Randbemerkungen
begnügte und der^Welt nochmals dte „Vorurteile" des westeuro-
päischen Finanzkapitals vordetnonstrierte, arbeitete Rathenau aus
der gesamten wirtschaftspolitischen Diskussion Genuas vier
Grundtheseu heraus, die gleichsam den Punkt markieren, alt
dem jetzt im Mai 1922 am Ende der ersten großen Europakonferenz
dte öffentliche Meinung über den Versailler Vertrag, über die Re-
parationslast Deutschlands und den Rüstungswahnsin» Frankreichs
angelangt ist. Diese Rede Rathenaus mutz in ihrer überlegenen
Großzügigkeit und Sachlichkeit, ihrer Klarheit und Wahrheit als
ein Meisterstück der deutschen Diplomatie anerkannt werden und
allen vorliegenden Meldungen zufolge scheint sie auch bei allen
Konferenzteilnehmer» ihren Eindruck nicht verfehlt zu habKr. Es
ist ganz klar, daß Rathenau in dem Problem der unproduktiven
Ueberschuldung nochmals das deutsche Reparativ ns-
Problem als das Kentproblem der gegenwärtigen Weltwirt-
schaftskrise aufgeworfen hat, und zwar ohne das verpönte Wort
auszusprechen oder auf die Nöte der deutschen Wirtschaft irgend-
wie einzugehen. Und wenn er davon sprach, daß die öffentliche
Meinung in einigen Ländern noch nicht genügend demobilisiert fei,
so war das ganz offensichtlich an die Adresse Frankreichs gerichtet.
Es war deshalb ganz selbstverständlich, daß Bartou in seinem
sehr mäßigen Schlußwort gerade auf diese Stelle der Rathenau-
schen Rede einging und mit der ganzen theatralischen Geste und
Rethorik, dte nun einmal den Franzosen eigen ist, versicherte, daß
auch Frankreich vom Willen zum Vorwärtsgehen beseelt sei und
daß Frankreich, das den Krieg nicht wollte — Frankreich sicher
nicht, aber die Poincare, Delcassä und ihre Hintermänner? —
glühend und leidenschaftlich den Frieden will. Im ganzen kann
Marr sagen, daß die deutsche Regierung trotz der vorübergehend
recht gefährlichen Situation, in welche sie durch die psychologisch
mangelhafte Vorbereitung des deutsch-russischen Vertrags geraten
war, mit einer ganz erheblichen Stärkung ihres außenpolitischen
Prestiges Genua verläßt. Das wird für uns in den innerpoliti-
schen Debatten über Genua in de« nächsten Tagen nnd Wochen
richtunggebend sein inüssen.
Genua.
Genua, IS. Mai.
Heute ist der Schluß tag der Konferenz. Der Palazzo San
Giorgio ist in weitem Umkreise von starken MilttSrnwachen abge-
sperrt. Kurz vor S Uhr betreten Reichskanzler Dr. W i r t h und
Reichsaußenminister Dr. Rathenau den Saal. Ihnen folgen
die übrigen Mitglieder der deutschen Delegation. Ziemlich spät,
nach der Begrüßungsansprache des Präsidenten Facta, erscheint
Lloyd George. Der erste Puu-lt der Tagesordnung: Zustim-
mung zu dein SitzungSprotokoll der zweiten Vollsitzung, zu dem
Präsident Facta das Wort ergreift, wird nach kurzer Geschästs-
ordltimgsdebatte angenommen. Zu Punkt 2: Vorlegung der Be-
schlüsse der dritten Kommission, ergreift der Berichterstatter der
Wirtschaftskommission, Co trat, das Wort. Er führt aus, daß
die augenblicklichen Probleme der Weltwirtschaft von einer der-
artig großen Bedeutung sind, daß sie in der Kommission selbst zu
großen Resolutionen geführt hätten. Unter allen Nebeln, unter
denen die Welt leidet, fei die
Störung des Gleichgewichts der Produktion
dasverhängntsvollste. Der Krieg Habe in allen Ländern Industrien
erstehen lassen, die nicht lebensfähig seien u. Habe die Produktion
ins Riesenhafte, weit über das Rationelle Hinaus, gesteigert. Dte
Kommission habe geglaubt, auf die außerordentliche Bedeutung
der landwirtschaftlichen Produktion Hinweisen zu müssen.. Die
Steigerung der industriellen Produktion, die Kräfte vom Lande in
die Stadt gezogen Habe, Halbe die Verminderung der landwirtschaft-
lichen Produktion bewirkt. Dte landwirtschaftliche Unterproduktion
sei gleichbedeutend mit der Hungersnot. Es käme darauf an, die
landwirtschaftliche Bevölkerung zu belehren. Gleichfalls hohe Be-
deutung käme der Frage der Rohstoffe zu ' Die.Schutzrmchrmhmen -
der einzelnen Staaten hätten eine» a g g r e s s i veu Cha r r k t e r
angenommen aus es sei dazu gekommen, daß die Rohstoffe zur Ver-

arbeitung zu Bedingungen gelifert würden, die jede Konkurrenz
stillegen. Die Kommission glaubt hiergegen ein System wirksame«
Garantien gefunden zu haben. Der Redner weist darauf hin, daß
die umgesetzte Tonnage seit 1913 ans die Hälfte gefalle»
sei. Weiterhin weist er aus die Arbeitslosigkeit und die
Stockungen auf dem Markte der Rohstoffe hin. Das prohibltive
System in den einzelnen Staaten sei hauptsächlich schuld daran.
Die Kommission schlage den Nationen vor, sich auf dem Wege
eines gemeinschaftliche» Abkommens zu einigen.
Hieraus sprach Handelsminister Rosst. 10 Minuten vor
10 Uhr erhebt sich Dr. Rathenau und hielt in französisches
Sprache seine Rode über das Wirtschaftsleben Emopas, Mer die
Gründe der heillosen Verwirrung und über di« Möglichkeit des
Wiederaufbaus.
Reichsnrinifter Ds. Rathenau.
Dr. Rathenau führte aus, daß der Abschluß der Arbeiten
der Konferenz einen Ueberblick über dte welthistorischen Leistungen
der Welt gestatte. ES wäre ei« unberechtigter Optimismus, zu
hoffen, daß durch den Abschluß dieser Arbeiten die Weltkrise sofort
eine merkliche Milderung erfahre. Eine solche Besserung der all-
gemeinen Weltlage werde erst dann eintrelen, wenn eine Reihe von
Prinzipien erfüllt seien, die in dn Beratungen der Kommissionen
mit immer wachsender Deutlichkeit hervortrete«. Rathenau ging
dann auf die
vier großen und»nausgesprochene»
Wahrheiten
ein, die aus den Beratungen hervorzugehen Meinem die für ihn
dte unbedingten Voraussetzungen für eine Gesundung der Welt-
wirtschaft bilden. Die erste dieser Wahrheit«» laute: Die gesamte
Verschuldung der Länder ist zu groß im
Verhältnis zu ihrer Produktionskraft.
Alle hauptsächlichen Wirtschaftsläuder sind in einen Berfchuwungs-
krcis hineingczogem der die meisten gleichzeitig zu Gläubiger« und
Schuldnern macht. Durch ihre Eigenschaft als Gläubiger wissen
die Staaten nicht, wieviel sie von ihrem Guthaben erhalten werden,
in ihrer Eigenschaft als Schuldner wissen ste nicht, wieviel st«
zahle« kömren und müssen. Ueberhaupt kann kein Staat
einen wirklichen Haushalt anfstellen. Kein Staat kann
es wagen, sich in große umfangreiche Neueinrichtungen einzmaffen,
die seine Wirtschaft verbessern und dte dem Geldmarkt neue Nah-
rung geben. Auch in früheren Zeiten waren dte Staaten unter-
einander verschuldet. Aber diese Schulden standen in ein«« Ver-
hältnis zur Produktionskraft um» entsprachrn überdies werben-
de» Anlagen. Die heutige Verschuldung beläuft stch auf mehr, als
Vie Staaten in Jahrzehnten ersparen und abzahlen können. Ste
ist somit eine finanzielle Realität. Eine wirtschaftliche Re-
alität aber ist ste insofern, als ste de« Produktionsprozeß der
Welt hemmt. Die zweite der Genueser Wahrheiten scheine in dem
Satz zu liege», daß
kein Gläubiger feine Schuldner am
Bezahlen der Schulden hindern
sollte. Ein Land könne einem ander«» auf die Dauer feine Schul-
den nur in Gold bezahlen und wem» es Gold Nicht produziere oder
nicht in größerem Umfange besitze, in Gütern. Eine Zahlung in
Gütern sei indes nur möglich, wen» der Gläubiger sie gestatte.
Verbiete er sie, so trete Zahlungsunfähigkeit ein und
erschwere er ste durch irgendwelche Maßnahmen, so werde der Be-
trag der Schulden willkürlich vermehrt. Die dritte der Wahrheiten
sei vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck gekommen und ausge-
sprochen in dem Satz, daß die
Weltwirtschaft erst dann wieder he »gestellt
werden könne, wenn das wechselseitige Vertrauen wie-
der gewonnen sei. Der heutige Zustand der Welt sei nicht fried-
lich, sondern ein Zustand, der dem Kriege ähnlich ist. Wenn man
nun fragt, ob es wirklich kein Mittel gibt, die erschlafften Kräfte
des Weltaustausches neu zu beleben, die Maschinerie der Welt-
produktion von neuem in Bewegung zu setzen, so ergibt sich die
vierte der unausgesprochenen Thesen, nämlich die, daß nur durch
das Zusammenwirken aller ökonomischen
Prinzipien
die wirtschaftlichen Weltproblems einer Lösung «ttgegcngeführt
werd«» können. Durch ein individuelles Opfer mutz die leidende
Menschheit und die leidende Welt geheilt werden. Das erste Opfer
wird in dem allgemeinen Abbau des Vsrschuldungs-
lreifes zu suche» sei«. Das weitere Opfer besteht in der ge-
 
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