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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 111 - Nr. 120 (13. Mai - 24. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0069
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Heidelberg, Montag, 16. Mai 1922
Nr. 112 * 4. Jahrgang

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Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibel; für tue Anzeigen A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Berlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraß« 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2373, Redaktion 23t?.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 20.— Mk-, Anzeigenpreise:
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Geschäftsstunden: 8—'/,6 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Test-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Eine neue Konferenz im Haag.
Lloyd George Weicht vor Frankreich zurück. - Sachverständigenkonferenz ohne Deutschland
und Rußland. - Vor dem Ende der Konferenz.

Genua.
Nach langen: Hin und Her sind die Alliierten gestern zu einer
Einigung gekommen, die man heute zu einem Beschluß der
Politischen Unterkommisston erheben wird. Da man jetzt in Genua
zu keiner befriedigenden Lösung der russischen Frage kommen kann,
soll am 15. Juni eine ne u e K o nf e r en z: m H a a g beginnen,
in welcher die Sachverständigen aller in Genua vertretenen Mächte
mit Ausnahme Deutschlands die strittigen Frager: bearbeiten sollen.
Es scheint, daß man mit diesem Vorschlag in den nächsten Tage»
die Konferenz von Genua zu Errde führen wird, da irgend eine po-
sitive Arbeit nicht mehr zu erwarten ist. Es ist natürlich nicht
möglich, heute schon ein abschließendes politisches Urteil Uber diesen
Ausweg abzugeben. Sicher ist, daß Frankreich bezw. Barthou i»
wesentlichen Punkten seine Auffassung dnrchgesetzt hat gegen Lloyd
George, der anfänglich die Rußlandsrage unter allen Umständen in
Genua selbst zum Abschluß bringen wollte, selbst aus die Gefahr
bin, daß Frankreich sich von der Konferenz zurückztehen würde. Der
Taktiker Lloyd George hat jetzt nachgegeben, er wollte offenbar den
offenen Bruch der Konferenz und damit der englisch-französischen
-Allianz vermeiden, man täuscht letzt der Welt eine Einigkeit vor,
die ja in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist. Auch der vorläufige
Ausschluß Rußlands aus den Beratungen im Haag bedeutet einen
recht beträchtlichen Erfolg Barthous. Andererseits hat natürlich
auch Lloyd George einige Zugeständnisse erreicht, so insbesondere
die Befristung der Haager Verhandlungen auf 3 Monate, nach wel-
chen dann jeder Staat zu Sonderverträgen mit Rußland freie Hand
haben soll. Damit ist zweifellos einer französischen Verschleppungs-
taktik ein Riegel vorgeschoben. Daß Deutschland zu diesen Be-
ratungen nicht hinzugezsgen wird, ist Weiter nicht verwunderlich
und auch nicht zu bedauern, da wir ja uns bereits mit den Russen
geeinigt haben.
*
Die Kämpfe mn Gamstag.
Genua, 14. Mat. (Prtv.-Tel.) Am Samstag fanden zwei
Sitzungen der politischen Unterkommission statt, die aber zu einer
endgültigen Einigung über die Antwort an Rußland nicht geführt
haben. Lloyd George lehnte mit heftigen Worten den ersten
polemischen Teil der russischen Antwort ab, hob aber den versöhn-
lichen Ton des zweiten hervor. Er schlug die Bildung einer Korn-
mission oder dreier gemischter Kommissionen für die Schuldenfrage,
die Kredit- und Eigentumsfrage vor. Barthon lehnte diesen
Vorschlag grundsätzlich ab, insbesondere die Bildung dieser Kom-
mission durch die Konferenz. Auf alle Fälle sollten die Russen nicht
an dieser Kommission beteiligt werden. Italien suchte zu vermit-
teln, jedoch ohne Erfolg. Unmittelbar nach Schluß der erregten
Vormittagssitzung fand eine zweistündige Unterredung zwischen
Lloyd George und Barthou statt, die eine starke Annäherung der
beiderseitigen Standpunkte brachte. In der Nachmittagssitzung der
Politischen Kommission äußerte Barthou zunächst seine Befriedi-
gung über die Fortschritte, die in der nachmittäglichen Unterhaltung
mit Lloyd George erzielt worden seien. Ob man die Mitglieder der
Kommission von den Negierungen oder von der Konferenz ernennen
lassen wolle, jedenfalls würde diese Kommission doch eine Folge der
Konferenz von Genua sein. Er hoffe, daß man auch über die Frage,
ob die russischen Delegierten teilnehmen sollen oder nicht, eine Eini-
gung finden würde. Für den Augenblick sei er noch nicht ganz mit
Lloyd George einig, aber er hoffe, daß man sich in der für morgen
Vormittag angesetzten interalliierten Besprechung auch darüber ver-
ständigen würde. Er habe gegen den provisorischen Friedenspakt,
wie ihn Lloyd George vorgeschlagen habe, nach der nachmittäglichen
Besprechung nichts wesentliches mehr einzuwenden.
Lloyd George schaltete darauf ein, daß es unbedingt nötig
sei, sich hier wenigstens sofort Mer Ort und Zeit des Zusammen-
tritts der Kommission zu einigen. Man müsse darüber hier zu
einem Abkommen gelangen, weil es sonst unmöglich sei, zu verhin-
dern, das; S o nd e r a b k o m m e n doch geschlossen würden. Der
Provisorische Friedenspakt mit Rußland sei förmlich eine Vorbedin-
gung für das Gelingen des vorgenommenen Werkes.
Als auch diese Sitzung keine völlige Einigung erzielen konnte,
vertagte man sich aus Montag, damit die Alliierten am Sonntag
Gelegenheit hätten, zu einem gemeinsamen Vorschlag zu kommen.
Die Einigung vom Sonntag.
Genua, 14. Mat. (Priv.-Tel.)
Der heutige Sonntag war bis in die Abendstunden von Kon-
ferenzen der Vertreter der Interalliierten ausge-
ftrkt. Im Mittelpunkt stand die große gemeinsame Bespre-
ch !>» g in der Villa Alberti bei Lloyd George, auf die zahl-
reiche Unterhaltungen zwischen den einzelnen Delegierten folgte«.
Die Alliierten haben heute beschlossen, der mor-
pigen Sitzring der Unterkommission vorzuschlagen, daß die tn
Genua vertretenen Mächte mit Ausnahme Deutschlands
patestcns bis zum 15. Juni ihre Vertreter nach dem Haag entsen-

den. Dort sotten sie sich zunächst darüber einigen, welche Mächte an
den späteren Verhandlungen mit Rußland teilnehmen
sollen. Diese Vertreter der in Genua versammelten Mächte werven,
nachdem sie die Teilnehmerzahl bestimmt haben, festsetzen, wieviel
S ach verständige für die einzelnen Mächte an den Besprechun-
gen teilnehmen sollen. Die gestern noch stark umstrittene Frage, ob
diese Sachverständigenkommission die Russen direkt zulassen soll oder
nicht, ist heute gelöst worden, daß man sich vorbehält, zunächst
ohne die Russen den Weg zu suchen, der zu einer Lösung
führen könnte und sie dann zu gemeinsamen Besprechungen einzu-
laden.
Die holländische Hauptstadt ist gewählt worden, weil sie gegen-
über Stockholtn, das auch viele Anhänger hatte, den Vorteil
bietet, daß man in dem dortigen Fritz denspala st bereits alle
Räume und technischen Vorrichtungen zur Verfügung hat, die für
solche Zusammenkünfte nötig sind.
Die Zusammensetzung der Sachverständigen-
kommission wird im Grunde dieselbe sein, wie die der Kom-
missionen in Genua, nur an Zahl wesentlich geringer.
Italien hat seine Vorschläge mit Unterstützung Eng-
lands durchgesetzt. Es hat erstens erreicht, daß man den Kom-
missionen vor» Tage ihres Zusammentritts
3 Monate Frist zur Beschlußfassung
gewährt; dann soll jeder Staat freie Hand haben, Sonderver-
trägemitRutzland abzuschließen. Ferner hat es durchgesetzt,
daß das Verbot von Sonderverharwtftngen sich nur aufpoliti-
sche Abkommen und nicht auf Handels- oder Exportverträge
bezieht. Es ist vorgesehen, daß die im Haag versammelten Sachver-
ständigen drei Unterkom Missionen bilden, eine für dir
Frage des Eigentums, eine für die Kredite und die dritte
für die Schulden. LloYd George brachte ferner den Bor
schlag ein, für den er auch Verständnis fand, daß man Schritte
unternehmen solle, ob Amerika an diesen Besprechungen
im Haag teilnehmen wolle. Ferner ist es ihm gelungen, für
seinen Vorschlag für den europäischen Frtedenspakt ans der Grund-
lage der Gegenseitigkeit und für die Dauer der Kommissions-
tagung Verständnis zu finden. Morgen Montag werden diese
noch allgemein gehaltenen Richtlinien der Unterkommisston zur
Gutheißung vorgelegt werden, die dann auch ihre Antwort an die
Russe» ans deren letzte Note vorbereiten soll. Für Mittwoch sieht
man voraus, daß die Kommission noch eine Vollsitzung ab-
halten wird, in der u. a. die Unterkommisfwnen ihre Berichte vor-
legen müssen.

Dr. Hermes in Paris.
Paris 14. Mat. Retchsfinanzminister Dr. Hermes ist gestern
mittag 12.25 uhr in Begleitung des Staatssekretärs a. D. Berg-
mann mit dem Schnellzuge hier eingetroffen. Er wurde am
Bahnhofe von dem deutschen Botschafter Dr. Maher begrüßt. In
dem Abteil fand dann eine kurze, intime Besprechung statt. Auf
die Frage der Journalisten, ob er konkrete Vorschläge von Seiten
der deutschen Regierung mitbringe, antwortete Dr. Hermes lä-
chelnd: „Das werden Sie ja sehen!" Er begab sich dann
mit Dr. Mayer nach der deutschen Botschaft. Heute nachmittag ha-
ben Dr. Hermes und Staatssekretär Bergmann mit dem Vorsitzen-
den der Rcparationskommisston Louis Dubois Fühlung genom-
men. Offizielle Verhandlungen werden erst am Montag beginnen.
Gestern mittag hat eine kleine Vorbesprechung zwischen der deutschen
Botschaft und den deutschen Delegierten unter Führung von Dr.
Hermes stattgcfunden.
Die Auffassung des Reichsfinanzministers.
Paris, 13. Mai. Der Korrespondent des Pariser „Echo" be-
richtet über die Auffassung einer der einflußreichsten Persönlich-
keiten der deutschen Regierung über die bevorstehenden Pariser
Verbandknngen mit der Reparaii onskomrmssion folgendes, wobei
bemerkt wird, daß diese hohe Persönlichkeit an den finan-
ziellen Verhandlungen in Genna teilgenommen habe: Die be-
sondere Besprechung, die Reichsminister Dr. Hermes mit der
Reparattonskommisston haben wird, dürfte viel weiter führen,
als ein Notenaustausch. Die deutsche Antwort an die Kommission
hat den deutschen Wunsch bewiesen, zu einem Abschluß zu kommen.
Was wir wollen, ist nichts anderes, als unser Budget ins Gleich-
gewicht zu bringen. Wir können aber eine ständige Kontrolle un-
serer Finanzen nicht akzeptieren. Dagegen sind wir bereit, unsere
Buchführung der Revarattonskommission zu unterbreiten, damit
diese sich von der Zahlnngskvaft Deutschlands Rechenschaft ablosen
kann. Minister Hermes geht nach Paris, um ein Uebergangssta-
dium zu bestimmen, das seit unserer Erklärung besteht, und nm
zu erklären, daß wir nicht in der Lage sind, das Ultimatum zu er-
füllen. Der Minister wird eine vollständige Bilanzrechnung für die
Gesundung der Reichsfinanzen vorlegen. Bisher Hatzen wir ver-
sucht, mit eigenen Mitteln unsere Finanzlage wäederherzustellen;
aber wir können nicht noch mehr Stenern erheben. Das deutsche
Volk ist sowieso zu stark belastet. Eine Anleihe kann uns aus der
gegenwärtigen Lage heraushelfen. Man kann zur Stunde aber
nur eine kurzfristige Anleihe von 4—4 Jahren und einen: Be-
trage von 4 bis 5 Milliarden Gold-Mark in Aussicht nehmen.
Eine solche Anleihe würde uns Vie Möglichkeit geben, Frankreich
ru bezahle» und die Mark zu stabilisieren. Nach einer Frist von

einigen Jahren wird Deutschland in bei Lage fein, eine Anleihe
wufznnlehnEN, die eine endgültige Erledigung der Reparationen
ermöglichen wird. Ms Garantien für die vorläufige Anleihe kom-
men unsere Zoll einnahm en in Betracht, die ungefähr 8 bis
9 Milliarden Papiermark einbringen. Es wäre auch möglich, ein
Alkohol- und Tabakmonopol zu schaffen. Der Tabak bringt etwa
L'X MiMarden ein, der Alkohol 2^ ANMarden Mark. Wenn
unsere Ausfuhr die Einfuhr übersteigt, so beziehen wir ausländi-
sche Devisen, die gestatten, die Zinsen und die Amortisationen
einer Anleihe zu bezahlen, sowie im Auslände Änznkausen. So-
lange unsere Handelsbilanz passiv ist, sind wir gezwungen, Papier
zu fabrizieren, nm uns Aus land sdev isen zu beschaffen, daraus
folgt natürlich ein Sturz der Mark, gegen Äen Mr ohmnächttg sind.
Amerikas Bedingungen.
Der Sonderberichterstatter der „Voss. Z t g." rneldet aus
Paris.
In offiziellen amerikanischen Kreisen in Paris liefen Mel-
dungen aus Newyork ein. nach denen die größten Banken Ncw-
yorks und Chicagos sich an Morgan gewandt haben, um zu ver-
langen, wie „Chicago Tribüne" meldet, daß Frankreich und
Belgien sich verpflichten, nicht nach Deutschland
einzurücken wenn eine Anleihe in den Vereinigten Staaten
möglich gemacht wird.
Morgan wurde sogar aufgesordert, zu verlangen, daß ein gro-
ßer Teil der Befatzungstruppen am Rhein zurück-
gezogen werde, um Deutschland zu gestatten, die Wiedergut-
machungskosten leichter aufzubringen. Morgan wird etwa an: 20.
Mai in London eintrcffen, wo er zwei oder drei Tage für persön-
liche Geschäfte bleiben wird, ehe er nach Paris geht.

Völkerverhetzung durch gefälschte
Geheimberichte.
Der Fälscherfpiorr Anspach.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
DerFall Anspach, der seit einigen Tagen die Oefsentlich.
leit beschäftigt und über den wir weiter unten ausführlicher be-
richten, leuchtet in ein sehr dunkles Kapitel unserer Zeitgeschichte
hinein. DieSpionagehat stets zu den schlimmsten moralischen
Seuchen gehört, mit denen Kriegswesen und Militarismus un-
trennbar verbunden sind. Nun hat die Tätigkeit der militärischen
Kontrollkommission und das Mißtrauen gewisser ausländischer Krei-
se in die Friedensliebe Deutschlands für dieses schmutzige Gewerbe
einen besonderen fruchtbaren Nährboden geschaffen. Anspach,
dessen ungeheuerliches Treiben nun enthüllt worden ist, zwar sicher
nicht der einzige deutsche Ehrenmann, der dem Ausland für Geld
Kundschafterdienste geleistet hat, und vielleicht auch nicht der ein-
zige, der erfand und verfertigte, was er weder wußte noch besaß.
Auf solche Weise kommt aber dann das Material zustande, das zur
Anklage gegen Deutschland dient, Konflikte hervorrust oder be-
stehende verschärft.
Wir möchten auf keinen Fall und in keiner Weise mißverstanden
werden. Und darum möchten wir betonen, daß wir keineswegs der
Ansicht sind, daß angesichts der Affäre Anspach alle Beschwerden,
die im Ausland erhoben werden, ohne weiteres in nichts zerfallen.
Zweifellos gibt es in Deutschland Kinder, die gern mit dem Schieß-
gewehr spielen, ohne zu begreifen, welchen Schaden sie damit an-
richten. Solchen gefährlichen Spielereien entgegenzu-
treten, haben wir stets für unsere Pflicht gehalten, und dabei wer-
den wir auch in Zukunft bleiben.
Aber was in französischen Blättern und tn der französischen
Kammer über die furchtbaren „geheimen militärischen Rüstungen
Deutschlands" erzählt wurde, war in seiner Uebertreibm g so aber-
witzig und absurd, daß es der ruhige deutsche Beobachter nur ans
einer Art von Verrücktheit oder bösem Willen erklären konnte. Ins-
besondere der frühere französische Kriegsminister LesLvre hat in
dieser Beziehung unrühmlich hervorgetan, man erinnert sich noch
des Aussehens, das seine unsinnigen Geschichten in der franzö-
sischen Kammer und in der ganzen Welt hervorriefen. Jetzt stellt
sich heraus, daß Herr Lefevre mit einer geradezu unglaublichen
Leichtfertigkeit einen: Fälscher aufgesesfen war, daß ein verkomme-
ner junger Mensch deutscher Herkunft ditzses Feuerchen angezündet
hatte, das als vermeintlicher Vorbote eines kommenden Welt-
vrandes halb Enropa beunruhigte.
Weua die Konferenz von Genua noch dazu kommt, über den
Burgfriedcnspakt Lloyd Georges berate», dann wäre es wahr-
 
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