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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Boxberg, Tauberbischossheim und Wertheim.


Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 42.— Ml., Anzeigenpreise:
Tie einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 4.60 Mk., Reklame-Anzeigen
(98 mm breit) 12.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmtttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8—'/,6 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11—12Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22 577. Teb-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Donnerstag, 17. August 1S22
Nr. ISO * 4. Jahrgang

Verantwortl.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton;
I. V>: O. Geibel; für Kommunales, soziale Rundschau u. Lokales:
O.Geibel; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag derUntsrbasischen Berlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraßs 39,
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2613.

MW Mk» dis WlkNlllt.
(Von unserem Moskauer Korrespondenten.)
Most a u, Anfang AMust 1922.
Ms Lewin im April des Jahres 1947 seine erste große Rcdtz
vor den Sowjets hielt, sagte der Sozialdemokrat Goldenberg«
„Lenin stellte heute seine Kandidatur für einen Thron in Europa
auf, der bereits seit dreißig Jahren steht. Den Dhron Bakunins!
In Lenins neuen Worten klingt 'das alte wieher an; in ihnen klin-
gen die Wahrheiten Les überwundenen primitiven Anarchismus."
Achnlich dachten manche seiner Fremide, die einen klare» Einiblick
in die wirtschaftlichen Verhältnisse Rußlands hatten. Der Bolsche-
wist Stecklow warf Lenins Programm mangelnde Bekanntschaft
mit dem russischen Leben vor, die Bolschewisten Larin und
Sinowjew blieben im Gegensatz zu Lenin Anhänger der Ein-
berufung einer konstituierenden Versammlung. Das offizielle Or-
gan der Bolschewisten, die „Prawda", erklärte: Lenins Schema in
seiner Allgemeinheit dünkt UNS unannehmbar, sofern es die bür-
grrlich-'denwkmttsche Revolution als beendet vomussetzt und auf
eine!» unweigerlichen Uebergang dieser Revolution in eine soziali-
stische Revolution rechnet."
Was hatte Lenin in seiner Progvammrede gesagt? Er ver-
höhnte den Sowjet und die Pressefreiheit; man brauche keine pm-
iamelrtarische Republik, ja überhaupt keine Regierung außer den
Arbeiterräten, die Hauptsache sei, die Arbeiterschaft zu bewaffnen
und die Enteignung zu organisieren. Mair solle die „alte Wäsche"
— gemeint war die Sozialdemokratie — abwerfen und eine neue
„OrMnisation des Kommunismus" ins Leben rufen. Wenn '.nun
dell Lenin von damals mit dem Lenin von heute vergleicht, dann
erst erkennt mau die vernichtende Niederlage, die Lenins Programm
in der Praxis erlitten hat. Die große Organisation des Kommu-
nismus beschränkt sich auch in Rußland heute wieder auf das Zel-
lensystem, von dem sie ausgegangen ist. Lenin hat in den letzten
bedeutenden Reden vor seiner Erkrankung das kommunistische
Maulheldentum und seilte Unfähigkeit zu produktiver Arbeit mit der
ihm eigenen Offenheit gegeißelt. Gewiß, die Enteignung war gut
organisiert, aber sie führte nicht zum Kommunismus, sondern M
icuem primitiven Anarchismus, den Goldenberg voraussah und
heute wäre man in Sowjelrußland glücklich, wenn man die Rück-
kehr zum Privateigentum ebenso rasch organisieren könnte, wie söi-
uen Abbau. Bon der bewaffneten Arbeiterschaft ist in Rußland
nichts mehr zu sehen, im Gegenteil, mau wendet die Waffen gegen
sic, wo immer sie es wagt, von ihrer diktatorischen Rechten Ge-
brauch zu »rachen. Und die ArMiterräte? Sie waren als erste
Jilstanz im wirtschaftlichen Aufbau Sowjetrußlands gedacht. Dai
das kommunistische System zusaMMMgebrochen ist, fehlt ihnen jede
reale Unterlage. Sie sind nicht einmal mehr Dekorationsstücke,
nachdem die beratenden und vollziehenden Organe der diktatori-
schen Staatsgewalt beschlossen haben, das kapitalistische System
innerhalb der industriellen Unternehmungen wieder herzustellen
und selbst die gewerkschaftliche Gliederung als alleinige Inter-
essenvertretung der Arbeiterschaft fallen zu lassen.
Wenn die diktatorische Staatsgewalt in Rußland die Vorstel-
lung von einem kommunistischen Rußland trotzdem aufrecht zu er-
halten versucht, so stützt sie sich hierbei hauptsächlich aus die angeb-
lichen politischen Rechte NeS russischen Proletariats. Da es die
Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Freiheit der politischen
Ueberzeugung in Rußland nicht gibt, bestehen diese Rechte lediglich
darin, den Kommunismus nach Herzenslust zu verteidigen. Der
Kommunismus ist aber gerade die Wirtschaftsordnung, mit der die
diktatorische Staatsgewalt in Rußland gebrochen hat. Die Rechte,
die der Kommunismus den Arbeitern in die Hand geben soll, sind
dein russischen Arbeiter in viel höherem Grade entzogen worden
als irgend einem anderen Arbeiter in Europa. Das Vorrecht des
russischen Arbeiters besteht also darin, daß er einen Gott anbetM
darf, der gar nicht mehr da ist.
Oder will man etwa behaupten, daß der russische Arbeiter in
den Sowjets zu Worte kommt? In diesen Scheinparlamenten
sitzen von einigen wenigen parteilosen Konzessionierten abgesehen,
Komumnisten. Die kommunistische Partei Rußlands zählt heute
nur noch knapp 30V 600 Mitglieder, eine Zahl, die wahrscheinlich
nicht einmal mehr genügt, um den Verwaltungsapparat des rus-
sischen Millionenvolkes aufzufüllen. Wie da noch von einer Ar-
beiterverlretung die Rede sein soll, ist rätselhaft. Außerdem ist die
innere Politik Rußlands vollständig mit einer arbeiterfeindlichen
Wirtschaftspolitik aiisgesüllt, die mir das eine Ziel kennt, Rückkehr
zum Kapitaltslnus als der heute in Rußland allein möglichen
Wirtschaftsform. Damit beginnt die revolutionäre Entwickelung
in Rußland zu dem Ausgangspunkt znrückzukehren, den die
„Prawya" in ihrer oben erwähnten Polemik vorausgesehen hat,
als sie bezweifelte, daß die bürgerlich- demokratische Revolution
für Rußland beendet und die Zeit reif sei für die sozialistische Re-
volution
An positiven Werten hat die bolschewistische Revolution ledig-
lich die endgültige Befreiung des russischen Bauern gebracht; daS
ist ein Programmpunkt, der auch ohne den Bolschewismus erzielt
worden wäre, da die gesamte Linke mit ihrer überwältigenden
Mehrheit ihn durchzuftthren Willens war. Was die Bolschewisten
darüber hinaus an sozialistischen und kommunistischen Ideen durch-
zusetzen versuchten, hat sich als ein verfrühtes Experiment erwiesen,
Alts völlig zerstörtem Boden wird die kapitalistische Wirtschafts-
ordnung nun von neuem aufgebaut. Man beginnt wieder da, wo
man stand, als der Bolschewistenputsch allem ein Ende machte. Rur
die Staatsform hat sich in der Zwischenzeit von Grund aus geän-
dert. An die Stelle der parlamentarischen Demokratie trat die Dik-
tatur. Da der Wiederaufbau der kapitalistischen Wirtschaftsform
Mute einer Vorbedingung für den gesicherten Bestand der russischen
Staatsgewalt ist, ist der russische Staat notgedrungen der Vertreter
/Sen dieser Wirtschaftsform, und er kann es um so rücksichtsloser '

sein, als er der von keinem Parlament und von keiner demokrati-
schen Verfassung abhängige Diktator ist. Lenin ließ in feinen letz-
ten Reden keinen Zweifel darüber Aufkommen, daß die russische
Staatsgewalt von ihren absolutistischen Rechten in dieser Richtung
den uneingeschränkten Gebrauch machen würde und vis wirtschaft-
liche Entrechtung der Arbeiter, die mich nach der Erkrankung Le-
nins ihren Fortgang nahm, läuft denselben Weg.
So verwandelt sich die russische Sowjetregierung, deren Name
eine leer« Phrase ist, allmählich aus einer Diktatur dies Proletariats

in eine Diktatur geigen das Proletariat. Das Wohl Rußlands)
das Wohl der russischen Arbeiterschaft, wären in ganz anderer
Weife gesichert worden, wenn das kommunistische Experiment unter-
blieben wäre und Vie russischen Arbeiter und Bauern könnten heut«
ihre Rechte in ganz anderer Weise vertreten, wenn Rußland ein?
gesicherte parlamentarische Demokratie hätte und nicht eine Dikta-
tur, die, wie Ne gestern den Bürger bliUD mrd erbarmuugZlos an
die Wand stellte, heute ebenso erbarmungslos die Rechte -ex Ar-
beiter preisgibt.

An die Adresse Poincares

Scharfe Zurückweisung der Angriffe.

Dr. Wirth gegen Poineare.
Berlin, den 16 August.
Reichskanzler Dr. Wirth hat heute Vertretern ausländischer
Zeitungen eine Erklärung über den Stand des Repara-
tiv nsproblems gegeben, die gleichzeitig eine Antwort auf
die Ausführungen PotneärSS in der Presse vor seiner Abreise
aus London bedeutet. Dr. Wirth erklärte, daß die Londoner Kon-
ferenz nicht nur keine Klärung der europäischen Lage ge-
bracht habe, sondern
eine noch größere Unsicherheit zurückließ,
als wie sie schon vorher bestand.
Dr. Wirth schilderte, wie der Dollar nach der ersten Droh-
note der französischen Regierung vom 26. Juli von 450 auf 800
Punkte sprang, nach der zweiten Drohnote auf 900 und nach denk
Abbruch der Konferenz auf 1050. Diese Etappen zeigten diewirk -
lichen Gründe für den Marksturz. Poincarä werde mit
seiner Behauptung, daß Deutschland die Entwertung der Mark
systematisch betreibe, nur wenige Menschen außerhalb
Frankreichs finden, die ihm das glauben.
Die Folgen des Marksturzes
für Deutschland seien: weitere Verelendung breiter Volks-
schichten, Zerstörung des Budgetgleichgewichtes, Ab-
sperrung der nötigsten Lebensmittel- und Rohstosfzu-
fuhren, Ausverkauf der Lagerbestände, Hungersnot, Ver-
zweislungsausbrüche der Massen, Unterhöhlung
jeder Regier» ngsautorität und speziell für die deutsche
Industrie Vernichtung des Betriebskapitals und Erlahmung der
Produktion.
Diesen Folgen gegenüber sei die Behauptung Poincares, die
Regierung oder die Führer der Privatwirtschaft arbeiteten auf den
Sturz der Mark hin, unsinnig. Dr. Wirth wies dann die
weitere Behauptung PoincarSS zurück, daß Deutschland der
Tschechoslowakei eine Anleihe von 4 Milliarden Mark
angeboten habe. Der Kanzler stellte fest, daß weder von der deut-
schen Regierung noch von deutschen Banken ein solches Angebot
gemacht worden ist. Keiner dieser Stellen sei auch nur irgend etwas
von derartigen Verhandlungen bekannt.
Ebenso wies Dr. Wirth die PoincarLsche Behauptung zu-
rück, daß Deutschland in Dänemark, Rumänien und Holland
Bankfilialen gegründet habe, um den VerkaufderMark
im Auslande zu erleichtern. In Dänemark und Rumä-
nien sind, erklärte der Kanzler,
von deutscher Seite keine Banken gegründet
worden und wenn die deutsche Ftnanzwelt sich in Holland an
einigen Bankunternehmungen beteiligt habe, so lag einfach der
Zwang vor, nach den fünf Jahren der wirtschaftlichen Blockade
auf diesem Wege wieder den Anschluß andte iuternatio -
nale Wirtschaft herrustellen.
Wenn der französische Ministerpräsident ferner behauptet,
Frankreich brauche eine Beteiligung von 80 Prozent der
deutschen chemischen Industrie, uük die Herstellung von
Giftgasen zu verhüten, so sek demgegenüber daraus hinzu-
weisen, daß der Friedensvertrag den alliierten Mächten Kon-
troll m ö gl i ch k e t t e n dieser Art genug gebe. Es handle
sich bet dieser Forderung einfach um einen
Borwand, in das Geschäftsverfahren der deutschen Industrie
rinzudringen und ihre Konkurrenz zu beseitigen.
Dr. Wirth beschäftigte sich dann mit der ab l e h n e n d e n Hal-
tung Poincarös gegenüber dem Vorschlag Lloyd Georges, den
Völkerbund anzurufen. Der Kanzler fragt,
wieviel Zutrauen das deutsche Volk
wohl zu der Unparteilichkeit des Völkerbundes haben könne, wenn
der französische Ministerpräsident selbst dem Völkerbund die Auto
rität abspreche, nur weil in ihm neutrale Mächte vertreten seien.
Schließlich erklärte der Kanzler, daß der heutige Stand der
Mark, die ein Zweihundertsünfzigstel ihres Friedenswertes hat,
es unmöglich mache, für die Barzahlungen an die Alliierten
ausländisch« Zahlungsmittel anzukaufen.
Wenn London zu einem günstigen Ergebrrts geführt hätte, so
stände der Dollar heute vielleicht auf 400 oder 500 und das Ver-
trauen der Welt in die deutsche Kreditfähigkeit würde teilweise
wiederhergestellt sein. So aber sei die internationale An-
leihe zerschlagen und Frankreich habe durch feine Politik
selbst das Ziel, von Deutschland Barzahlungen zu erhalten,
wiederhinausgeschoben.
Der Kanzler schloß mit der Erklärung, -atz Poincare wieder
einmal den Nachweis erbracht habe, daß mit Drohungen
und wirtschaftlicher Knechtung das gesamte europäische Problem

nicht gelöst werden könne. Für dies» Lösung gebe es nur den
Weg, aus den Dr. Rat Henau in seiner letzten Rede in Genua
hingewiesen habe, nämlich den Weg der freien und gut-
willigen Verständigung von Volk zu Volk.

Erst Brot für das Bott.
London, 16. Aug. „Daily Ehronicle" veröffentlicht ein«
Unterredung seines Berliner Berichterstatters mit dem Reichskanz-
ler Dr. Wirth: Der Reichskanzler begann mit der Erklärung, daß,
obwohl keine übertriebenen Hoffnungen auf die Londoner Kon-
ferenz gesetzt worden seien, doch niemand ein solches Ergebnis er-
wartet habe. Wenn die Londoner Konferenz mit einem Sieg des
französischen Standpunktes geendet hätte, hätte sie, wie angenonv-
men werden könne, das Ende der deutschen Währung
bedeutet. Das Ergebnis der Konferenz sei jedoch eine Kata-
strophe. Deutschland habe keiuessalls die Absicht, sich seinen
Verpflichtungen zu entziehen und zum Nachweis dafür habe
Deutschland unter den äußersten Schwierigkeiten gestern eine
Summe von M)0M Pfund Sterling von dem Betrag der gestern
fälligen 2 Millionen Pfund Sterling gezahlt.
Wirth sagte: Wir sind bereit, zu zahlen im Verhältnis zu
unserer Zahlungsfähigkeit. Diese Zahlungsfähigkeit nimmt von
Tag zu Tag ab und der augenblickliche Zusammenbruch der Mark
bedeutet ihre weitere Verminderung. Diese Tat politischer
Gewalt erschüttert die wirtschafliche Lage ganz Europas.
Uever die künftige Politik der deutschen Regie-
rung befragt, erklärte der Kanzler: während der nächsten Monate
werden wir und können wir unsere Verpflichtungen nur soweit
durchführen, als die Sicherung der Brotversorgung für die
Existenz des Volkes es zuläßt. Erst Brot für das Volk, dann
Wiederherstellung. Was wirtschaftlich möglich ist, mutz von selbst
zusammenbrechen. In der Frage des Moratoriums erklärte
der Kanzler, es hätte, wenn es von praktischem Werte sein sollte,
sich auf viele Monate erstrecken müssen. Sechs Monate wären vor
kurzer Zeit noch ganz wirksam gewesen. Mit dem Fallen der Mar«
aber würde das Moratorium immer weniger wertvoll.
Vertrauensvotum für Potnrare. — Geheimniskrämerei.
Parts, 16. Aug. Der Ministerrat trat, wie angekündigt,
heute vormittag 10 Uhr in Rambonillet unter dem Vorsitz deS
Präsidenten Millerand zusammen. Sänrtliche Minister,
die zum Teil von ihrem Urlaub telegraphisch zurückberufen wor-
den waren, wohnten in Anbetracht der Wichtigkeit der Beratung bei.
Der erste Teil des Ministerrats ging um 12.50 Uhr zu Ende. Für
die Presse wurde folgendes kurzes CommuniquL ausgegeben:
Der Ministerpräsident hat eine vollständige Dar-
legung der in London geführten Verhandlungen gegeben und die
Gründe auseiuandergesetzt, durch die es unmöglich war,
zu einer Verständigung zu gelangen. Der Ministerrat hat
etnst tmmig die Haltung des Ministerpräsidenten gebilligt
und sich mitthr solidarisch erklärt. Der Mtnistermt wird
heute nachmittag eine zweite Sitzung abyalten.
Der Berichterstatter des „Temps" glaubt htnzufügen zu kön-
nen, daß die Einberufung der Kammer keinen Augenblick in
Betracht gezogen worden sei.
Diezweite Sitzung des Mtnisterrats begann um 2 Uhr. Um
8 Uhr gab der Minister des Innern den Pressevertretern folgende
Erklärung: Ich bin ermächtigt, Ihnen zu sagen, daß nicht die
Rede davon ist, die Kammer einzuverufen.
Die Nachmittagssitzung ging gegen 4)L Uhr zu Ende.
Es wurde nur die lakonische Erklärung abgegeben, die Minister
hätten die Differenzen und die Möglichkeiten geprüft, die sich aus
der Lage ergeben, und sich dann getrennt.
Ueber die Ergebnisse der Beratung ist noch nichts bekannt
geworden. An amtlicher Stelle glaubt man, daß der genaue
Inhalt der Unterhandlungen und der eventuellen Beschlüsse bis
auf weiteres geheim gehalten wird. Immerhin, wurde ausge-
sührt, habe man nicht den Eindruck, daß bereits ein vollständiges
Aktionsprogramm fertiggestellt worden ist.
Anscheinend wird zunächst die Entscheidung der Repara-
ttonskommisfionavgewartel werden, ehe die Regierung
mit ihren Absichten hervortritt.
Das Morgankomitee als letzte Instanz?
Parts, 16. Aug. Die „Chicago Tribüne" schreibt, daß, falls
die Reparationskommission zu keiner Einigung in der Frage des
Moratoriums komme, diese Angelegenheit dem Morgankomitee
überwiesen werden wird mit dem Ersuchen, einen Bericht über die
Reparationsfrage in ihrer Gesamtheit auszuarbeiten. Diese Lösung
soll von England, Belgien und Amerika in der Reparationskommif-
sion unterstützt werden, auch von Frankreich sollen Widerstände
gegen diesen Plan nicht bestehen.
 
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