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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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Volkszeitung

Tageszeitung für die Werttätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,

Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 42.— Mk-, Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 4.60 Mk., Reklame-Anzeigen
(98 mm breit) 12.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmtttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschästsstunden: 8—Vz6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Montag, 21. August 1922
Nr. 193 * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
I. V.: O. (Seibel; für Kommunales, soziale Rundschau u. Lokales:
O. (Seibel; für dis Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag derUnterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2313.

Zkl UW Kl MMllUMKlWÜlkk.
Eine Rede des Unentwegten. — Vorläufiger Abschluß der bayerischen Komödie.

Jur Reise der Reparationskommisstons-Delegation nach Berlin.
Parts, 19. Aug. Das „Echo de Paris" fragt sich heute mor-
gen, was die beiden Mitglieder der Wtedergutmachungskommisston
in Berlin ausrichten werden. Sie werden jedenfalls einmal mehr
den wirklichen Zustand der deutschen Zahlungsfähigkeit seststellen
sollen. In Wirklichkeit sei dies aber nicht der eigentliche Auftrag.
Sie gingen mehr in der Absicht nach Berlin, die produktiven Pfän-
der zu finden, die das Reich ausltefern könne, ohne darunter zu
stark zu bluten, und die an Stelle derjenigen Pfänder gesucht wer-
den, die hartnäckig vom französischen Ministerpräsidenten verlangt
werden, nämlich die Bergwerke und die Forsten. Im übrigen
glaubt man hier im großen und ganzen kaum an einen vollständigen
Erfolg der Delegierten in Berlin. Man hat hier scheinbar allen
Grund, an praktischen Resultaten des Besuchs in Berlin zu zwei-
feln. Jedenfalls wird in offiziellen französischen Kreisen dieser
Versöhnungsversuch im Schoße der Reparationskommission mit
einer ziemlich scharf ausgesprochenen Reserve beantwortet.
Kühle Beurteilung in London.
London/ 19. Aug. Die Gerüchte über Verhandlungen zwi-
schen Deutschland und Frankreich zwecks Anbahnung einer Ver-
ständigung in der Reparattonssrage laufen hier noch unvermindert
um, werden aber in der Presse nach wie vor wenig beachtet. Die
Regierungsblätter schweigen sich meistens gründlich hierüber aus.
Die „Times" erwähnen es nebenbei und glauben, daß dies ein
Schreckgespenst für kleine Leute sei, das aber von keinem Diplomaten
ernstgenommen werden könne. — Daß auch in der englischen Ar-
beiterschaft die Lage als sehr ernst betrachtet wird, beweist eine Rede
des bekannten Arbeiterführers Sen Billet in einer großen gestrigen
Versammlung, in der er a. a. den Vorschlag machte,-die ganze Ar-
beiterschaft aufzurufen, solange zu streiken, bis eine vernünftige
Lösung dieser Lebensfrage der ganzen Welt gefunden fei.
Moratoriumsentscheid Ende der Woche?
Paris, 20. Aug. Der „Temps" ist der Ansicht, daß Sir
John Bradbury und seine Begleiter spätestens nächsten Freitag
wieder in Paris sein werden, so daß die Reparationskommission
in der Lage sein dürfte, Ende nächster Woche ihre Entscheidung be-
kanntzumachen.
Dr. Meyer in Berlin.
Berlin, 20. Aug. Im Zusammenhangs mit den Repa-
rationsverhandlungen ist der deutsche Botschafter in Paris, Dr.
Meyer, gestern in Berlin eingetroffen. Er wird heute vom
Reichskanzler empfangen werden.
Die Ankunft der Reparattonsdelegatio» in Berlin.
Berlin, 21. Aug. Die von der Reparationskommisston ab-
gesandte Delegation ist am Sonntag in Berlin eingetroffen. Offi-
ziell Haven die Herren ihre Ankunft jedoch nicht bekanntgegeven.
Von deutscher Seite haben die an der Reparationssrage beteiligten
Ressorts eifrig die Besvrechungen untereinander sortgeführt, um
für die Verhandlungen der nächsten Tage voll gerüstet zu sein.
Eine neue Hetzrede Poiucares
Parts, 20. Aug. PoincarS hat heute nachmittag, wie ange-
kündigt, ein neues Kriegerdenkmal eingeweiht, diesmal in Triau-
court im Departement Meuse. Man kann nicht behaupten, daß der
französische Ministerpräsident bet seiner Rede auf die seit einigen
Tagen herrschende Strömung einer deutsch-französischen Annähe-
rung Rücksicht genommen hätte. Er hat seine Ansprache zwar nicht
zu einer großen politischen Rede benutzt nach der Art der von Bar
le Dux, er hat «her alles dazu beigetragen, um die ganze Erbitte-
rung des Krieges bei der französischen Bevölkerung neu aufleben
zu lassen, anstatt, wie dies zum Zwecke der Völkerversöhnung un-
bedingt nötig wäre, sie endlich zu begraben. Er gab als Einleitung
seine übliche Versicherung, daß Deutschland die Kriegsschuld repa-
rieren müsse, eine besondere Schilderung der Krtegsereignisse und
damit mit Vorliebe den Bewohnern der Kriegszone die angeblich
von deutschen Truppen verübten Greueltaten in Erinnerung zu
rufen, und zwar von der Erschießung unschuldiger Zivilpersonen
bis zur Ausplünderung der eroberten Ortschaften. Poincars be-
tonte, daß Las deutsche Volk, das seinerzeit alle Verbrechen gebilligt
oder doch erlaubt habe, solidarisch dafür verantwortlich sei. Wer
also heute vorschlägt, diese Taten unbestraft zu lassen und -en
Deutschen einen Teil der den Kriegsbeschädigten schuldigen Summen
zu erlassen, müsse mit Blindheit geschlagen sein. Es mögen aus
der Rede folgende Stellen hervorgehoben werden: Die unglücklichen
Gemeinden von Ost- und Nordsrankreich haben leider nicht nur
Soldaten in die Armee gestellt, sie haben außer den Verlusten auch
eine große Zahl von Opfern unter den Zivilpersonen zu beklagen.
In Friaucourt und leider auch in einer Reihe anderer Gemeinden
gibt es zwei Kategorien vom Kriege schwer getroffener Familien:
die einen trauern um die aus den Schlachtfeldern Gefallenen, die
anderen um Angehörige, die beim Einmarsch des Feindes feige
getötet worden sind. Man möge mir verzeihen, daß ich die Auf-
regungen dieser schrecklichen Tage wieder wachrufe. Es gibt aber
Dinge, die wir nicht in der Vergangenheit begraben und die wir
zeitweise uns vor Augen halten müssen, um daraus unlöschbare
Lehren zu ziehen. Nach einer grellen Schilderung der Kämpfe um
Trtaucourt am 8. September 14 erklärte Poincare bezüglich des
deutschen Einwandes, daß ein Bewohner zuerst auf die deutschen
Truppen geschossen babe, dies seien „gewöhnliche Komödien, die

der Feind überall in Frankreich und Belgien von den blutigsten
Vorgängen gegeben habe". Hier aber sei die Lüge besonders er-
bärmlich, weil die Identität des deutschen Soldaten, der die Schie-
ßerei eröffnet habe, mit Leichtigkeit habe festgestellt werden können.
Ihr, die hier versammelt sind und Zeugen dieser Schreckenstage
ward, die Ihr diese Verspottung der Wahrheit gehört habt, die Ihr
unter den Geschossen der Deutschen Angehörige, Frauen und Kinder
sowie Freunde habt fallen sehen, wie könntet Ihr heute zulassen,
daß es nach unserem Siege auf der Welt Leute gibt, die es zulassen
wollen, die Urheber dieser Verbrechen unbestraft zu lassen und
Deutschland die Entschädigung, die es dn getroffenen Familien
schuldet, zu schenke». Während der kurzen Zeit, wo die Deutschen
bei Euch die Herren waren, habt Ihr sie die schlimmsten Uebeltaten
verüben sehen. Die deutschen Soldaten haben unter Euren Augen
sich als Mord- und Brandstifter erwiesen und die deutschen Offiziere
haben auf unsere Klagen geantwortet: „Was wollt Ihr, es ist eben
Krieg." Es war aber nicht mehr Krieg, sondern ein diszipliniertes
Barbarentum, eine offizielle Ermächtigung zu gemeinen Verbrechen.
Vor dem Jahre 1914 hat sich die Menschheit bemüht, internationale
Gesetze aufzustellen, uM die Kriege weniger mörderisch zu gestalten.
Man hatte in Konferenzen unnütze Grausamkeiten verboten und
den Kriegführenden die Einhaltung der hauptsächlichsten Gesetze
zur Wahrung der Menschenliebe auferlegt. Das kaiserliche Deutsch-
land hat sich geweigert, diese Vorschriften zu achten. Seine Armee
hat während der ganzen Dauer der Feindseligkeiten diese Vor-
schriften, die von allen zivilisierten Völkern anerkannt worden
waren, mißachtet. Schlechte Behandlung der Zivilbevölkerung,
Mord, Raub, Brandstiftung und die Anwendung von giftigen
Gasen, alles das hat man benutzt, um durch eine Schreckensherr-
schaft den Sieg zu erringen, den man befürchtete, auf den Schlacht-
feldern nicht zu gewmnsn.
„Wie das Berliner Protokoll zustande kam".
Die „bedauerliche" bayerische Unterschrift,
München? 19. Aug. Die Münchener Zeitungen veröffent-
lichen heute eine Zuschrift, betitelt: „Wie das Berliner Pro -
tokoll zustande k a m." Darin heißt es: „Sofort bei Beginn
der Verhandlungen zeigte sich deutlich, daß die Reichsregie-
rung offenbar auf Grund eines Kabinettsbefchlusses zwar bereit
war, in der Frage des Beamtengesetzes und in gewissen
Einzelheiten des Reichskriminalgesetzes Zugeständnisse zu
machen, dafür aber die Frage des Staatsgerichtshoses
als unantastbar zu behaupten und das Hauptgewicht ihres
Widerstandes darauf zu verlegen. Die Verhandlungen der beiden
Justizminister drohte» bet der wiederholten schroffen Erklärung des
Ministers Radbruch, daß der Staaisgerichishos völlig
undiskutabel bleiben müsse und das Kabinett Mit Rücksicht auf die
Wahrung seiner Autorität zu keinerlei Zugeständnissen bereit sei,
völlig zu scheitern, zumal Minister Dr. Gürtner erklärt hatte,
daß bei dieser Starrheit des Reichskabinetts in der Frage des
Staatsgerichtshofes jedes andere Entgegenkommen Br Bayern
unnütz sei — selbst wenn es der Chef der Mission zugeben sollte.
Dieser kritische Augenblick, der den Abbruch der Verhandlungen
in sich tragen konnte und eine deutliche Verlegenheit des Reichs-
kabinetts hervorrtef, wurde von dem Reichspräsidenten Evert mit
der Bemerkung unterstrichen, daß durch das Urteil des bayerischen
Justizministers eine Verschärfung der Lage eingetreten sei.
Die Wendung wurde dadurch herbeigeführt, daß es dem Reichs-
präsidenten gelungen ist, -em Grasen Lerchenseld in Privat-
unterredungen den Gedanken eines süddeutschen Senats
nahezubringen. Durch eine sofort einberusene Kabinettsitzung wurde
denn auch dieser Vorschlag zuW Beschluß erhoben und der Minister
Radbruch beauftragt, dies Kompromiß dem bayerischen Justiz-
Minister als neue Berhandlungsgrundlage vorzuschlagen. Dr.
Gürtner erklärte hierauf, daß er nicht In -er Lage sei, das
Kompromiß anzunehmen, da dasselbe unter die Grenz-
linien hinabgehe, dis ihm durch seine Instruktionen gezogen feien.
Die folgenden Besprechungen bewegten sich aus dem Gebiet der
technischen Einzelheiten des Vorschlags, ohne Verbindlichkeit, wie
die gesamten Berliner Verhandlungen überhaupt, entgegen dem
eilfertigen Versuch, mit dem die amtliche Presse sich bemühte, das
bekannte Protokoll mit seiner namentlichen Unterschrift sanktio-
nierte und dadurch zweifellos eine starke Bindung mit den Berliner
Vereinbarungen eingegangen ist, über deren Abweichen von den
Münchener Instruktionen der bayerische Justizminister keinen Zwei-
fel gekästen hat. (?)
Die bayerisch«« Minister beim Reichskanzler.
Berlin, 19. Aug. Die beiden bevollmächtigten der bayeri-
schen Regierung, der bayerische Innenminister Schweyer und
der bayerische Justizminister Gürtner, sind heute vormittag um
9 Uhr hier eingetroffen. Um INI UHP begaben sich die Herren in
Begleitung des bayerischen Gesandten Dr. von Preg er, der sie
am Bahnhof erwartet hatte, zum Reichskanzler zu der angekün-
dtgten Rücksprache übe« die Vereinbarungen der Reichsregierung
Mit dem Ministerpräsidenten serchenfeld,
Die »«Handlungen! mit Bayern.
Berlin, 20. Aug. Die Berhandlunsen zwischen der Reichs-.
regieruug und den Vertretern der bayerischen Regierung zur Bei-
legung des bekannten Konfliktes werde» morgen fortgesetzt. Es ist
Mit den bayerischen Vertretern vereinbart worden, daß, solange dis

Besprechungen noch im Fluß sind, die Oeffentlichkeit über ihren
Verlauf nicht unterrichtet wird. Sobald die Verhandlungen zum
Abschlüsse gekommen find, wird eine amtliche Mitteilung ausgegebsn
werden. Was bisher in der Presse darüber mitgeteilt wurde, ent-
stammte nicht amtlichen Quellen.
Die neuen Berhandlunsen mit Bayern.
Berlin, 19. Aug. Bet den heute eingeleiteten neuerlichen
Besprechungen der Reichsregiernug mit den bayrischen Regierungs-
vertretern führte der Reichskanzler selbst dm Vorsitz. Die heutige
VormittagsfitzuM, der auch der bayrische Gesandte in Berlin, Dr.
von Preg er, beiwohnte, wurde gegen 1 Uhr geschloffen. Heute
nachmittag finden Persönliche Aussprachen des Reichsjustizminister
Prof. Radbruch und dem bayrischen! Justizminister Dr. Gürtner
statt, wobei besonders die Frage des Staatsgerichtshoses erörtert
werden soll. Die bayrischen Delegierten werden voraussichtlich
noch morgen in Berlin btüiven, da Vie Besprechungen, die sie rnit
der Reichsregierung pflögen, von wichtigen Besprechungen der ein-
zelnen Ressorts über die bevorstehende Auseinandersetzung mit der
ReparationskommissionWelogatiM gekreuzt werden.
Zur heutigen Bayernbesprechung.
Berlin, 20. Aug. Der „Berliner Lokalanzeiger" berichtet:
Heute vormittag iverden die bayerischen Minister Schweyer und
Gürtner vom Reichspräsidenten empfangen werden. An der
Besprechung, die dann stattfindet, wird auch Neichsinnenminister
Dr. Köster teilnehmen, der inzwischen mit dem Reichspräsidenten
aus Hamburg wieder in Berlin eingetroffen ist. Wie von zustän-
diger Sette erklärt wird, sind gewisse Formulierungen gefunden
worden, denen beide Teile zustimmen können.
Vorläufiger Abschluß der Verhandlungen mit Bayern.
Berlin, 21. Aug. Die Verhandlungen mit der bayerischen
Delegation wegen der bayerischen Rückfragen an die Reichsregie-
rung sind heute mittag zum Abschlüsse gekommen. Die beiden De-
legierten sind Sonntag abend nach München zurückgekehrt, um das
Ergebnis der Besprechungen dem Ministerrai vorzulegen. Neber
den Inhalt dieses Ergebnisses wird vorläufig noch Stillschweigen
bewahrt, wenigstens solange, als der bayerische Mintsterrat dazu
noch nicht Stellung genommen hat. An den heutigen Verhand-
lungen nahmen rieben dem Reichskanzler auch der Reichspräsident
Ebert und Innenminister Dr. Köste r, die beide aus Hamburg
zurückgekehrt sind, teil.
Wie in Königsberg.
München, 19. Aug. Wie die „Münchener Neuesten Nachr.*
melden, soll die Reichswehr aus Weisung von Berlin nicht an der
offiziell«« Begrüßungsfeier in München für den Geuemlfeldmar-
schall von Hindenburg teilnehmen dürfen. Es soll ihr mW
erlaubt sein, den Feldmarschall an einem anderen abgesonderten
Orte zu begrüßen.

Politische Ueberficht.
Die zwölf Todeskanditaten.
Wir bringen nachstehend kurze biographische Angaben über M
zwölf Sozialrevolutionäre, die vom Moskauer Tribunal zum Tode
durch Erschießen verurteilt worden sind:
1. Abraham Gotz, 40 Jahre alt, Mitglied des Zentralkomi-
tees der Sozialrevolutionären Partei, steht seit 1900 in der revo-
lutionären Bewegung, war seit 1905 einer der Hauptleiter der
Sozialrevolutionären Kampforgantsatton. Unter seiner unmittel-
baren Beteiligung wurden die Attentate organisiert gegen den
Minister des Innern Durnow», ferner gegen General Min und
Oberst Riemann, die Unterdrücker des Moskauer Aufstandes, gegen
den Justizminister Akimow, den Moskauer Stadthauptmann Schu-
walow und den Vizedirektor des Poltzeidepartements Ratschkows«.
1906 verhaftet, wurde er im folgenden Jahr vom Kreismilitärgericht
in Petersburg zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Ver-
büßung der Strafe wurde er 1915 nach Sibirien deportiert. Nach
Ausbruch der Märzrevolution 1917 wurde er zum Vizepräsidenten
des Allrussischen Zentralen Exekutivkomitees gewählt. Im Novem-
ber 1917 wurde er zum Mitglied der Konstituierenden Versammlung
gewählt. Im Mai 1920 wurde er von den Bolschewisten verhaftet
und befindet sich seitdem ununterbrochen in Haft.
2. Eugen Timofejeff, 36 Jahre alt, von Beruf Jour-
nalist, steht seit 1900 in der revolutionären Bewegung, ist seit 1902
Mitglied der Sozialrevolutionären Partei, wo er seit 1905 eine
führende Rolle einnimmt, wurde von den zaristischen Gerichten
zweimal zu langen Zuchthausstrafen verurteilt, von denen er zwölf
Jahre verbüßte. Durch die Märzrevolution 1917 befreit, nahm er
regen Anteil an der revolutionären Bewegung in Sibirien, wo es
«ine führende Rolle in der Verwaltung spielte. Ende 1917 wurdi
er in die Konstituierende Versammlung gewühlt, nach deren Spren-
gung er aus dem Allrussischen Rätekongreß im Jahre 1918 zum
Mitglied des Exekutivkomitees gewählt wurde. Im Jahre 1920
wurde er von dm Bolschewistei« verhaftet und befindet sich seitdem
ununtervrochm in Haft.
S. Michael Hendel mann, 41 Jahre alt, Rechtsanwalt
und Schriftsteller, steht seit 1899 in der revolutionären Bewegung,
wo er organisatorisch und schriftstellerisch fortgesetzt tätig war. Seit
dem Dritten Partetkongreß gehört er dem Zentralkomitee an. Nach
der Miirzrevolution 1917 war er Vorstandsmitglied des Moskauer
Arbetternttes, später Vorstandsmitglied des Allrussische» Zcntral«
exeftttivwmitees, Mitglied der KsnMuierenden Versammlung rM«
 
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