Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

DOI Kapitel:
Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0459
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen»

Adelsheim, Boxberg, Tauberbischossheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägsrlohn 42.— Ml-, Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 4.50 Mk., Reklame-Anzeigen
(88 mm breit) 12.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlatz nach Tarif.
Geheimnnttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstnnden: 8—V-6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Dienstag, 8. August 1922
Nr. 182 * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton r
I, B-: O. Gsibel; für Kommunales, soziale Rundschau u. Lokales:
O.Gsibel; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck m Verlag der Unterbadischen Berlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraßs 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2643.

Die Londoner Konferenz.

Der erste Tag.
Unbedingtes Stillschweigen.
Paris, 7. Aug. (Eig. Drahtmeldung.) Nach dem Sonder-
berichterstatter der Havas-Agentur in London hat nach der ersten
um 1 Uhr beendeten Konferenz Ministerpräsident PotncarS
Journalisten auf Befragen erklärt, sämtliche alliierten Vertreter
beabsichtigten, zum mindesten bis heute abend unbedingtes
Stillschweigen Uber ihre Beratungen zu bewahren. Die
zweite Sitzung beginnt um ^5 Uhr. Nach Beendigung derselben
wird ein amtliches Kommunique herausgegeben.
Lloyd Georges Antrag aus Gewährung eines Moratoriums.
Paris, 7. Aug. Nach den Berichten der Pariser Blätter ist
der ersten Konferenzsitzung, die von 11 Uhr bis kurz nach
1 Uhr dauerte, eine dreiviertelstündige Unterhaltung Poincares mit
dem belgischen Ministerpräsidenten Theunis vorausgegangen. Der
amerikanische Botschafter hat an der Konferenzsitzung nicht
teilgeuommen.
Nach einer Meldung des Jntraustgeant beantragte Lloyd
George nach Eröffnung der Konferenz ein Moratorium für
Deutschland und begründete diesen Antrag. Dann er-
griff Poincare das Wort, um die französische Auffas-
sung näher darzulegen. Sein Expose wurde durch die Mittags-
pause unterbrochen und sollte in der auf 4^ Uhr angesetzten Nach-
mittagssltzuug fortgesetzt, werden.
Trotz der Unterbrechung weigerten sich sowohl die englischen
als auch die französischen Delegierten, irgend eine Aussage
über den Verlauf der Sitzung zu machen, außer der lakonischen
Auskunft, daß erstvorvereitendeUnterhaltungen statt-
gefunden haben. Immerhin ließen einige Mitglieder der Konferenz
durchblicken, daß die Aussichten nicht ganz so schlecht
seien, wie es zu Beginn der Verhandlungen den Anschein hatte.
Einzelne verstiegen sich sogar zu der. optimistischen Voraussage,
das; einige Fragen sogar noch vor Schluß der Nachmittagssitzung
befriedigend gelöst werden könnten. Die Delegierten haben sich
verpflichtet, keinerlei Geheimnisse auszuplau-
dern. Poincare bestand aus der Verpflichtung als einer Be-
dingung für die Konferenz und er selbst ging mit gutem Beispiel
Vorau, als er bei der Rückkehr in sein Hotel den wartenden Jour-
nalisten erklärte: Ich kann im Augenblick gar nichts sagen. Man
vertritt hier in leitenden politischen Kreisen die Ansicht, daß Poin-
cars nur durch große Opfer Englands dazu gebracht Wer-
dern könne, seine feste Politik aufzugeben und Konzessionen
zu machen.
Lloyd George hat, wie versichert wird, den aus gerechnet,
die Italiener, Belgier und sogar die Java» c r dazu be-
wegen zu können, daß sie Poincare auf die schwere» Folgen
eines Bruches mit England aufmerksam machen sollten,
der erfolgenmützte, wenn Frankreich seine Repre f f alle n-
p o l ttik forts etzt, die En gland nicht mitzumachen willens ist.
Das erste Plaidoyer Poincares in London.
London, 8. Aug. Neber den Verlauf Der gestrigen Sitzung
verlautet, PoincarS sei geneigt, in der Moratoviuurssrage unter
der Bedingung Zugeständnisse zu machen, daß eine positive Fi-
nanzkontrolle in Deutschland eingerichtet wird. Mau glaubt, daß
es gelingen wird, in London zu einer vorläufigen Verständigung
zu kommen, man zweifelt aber daran, daß es möglich sein werde,
eine endgültige Lösung schon jetzt zu finden.
Poincares Vorschlag einer Kollektivrwtc.
London, 8. Aug. Wie heute abend bekannt wird, behan-
delte Poincare in seiner heutigen Rede auf der Londoner Konferenz
zunächst die Kontrollmittel, die die Alliierten gegenüber der Kapital-
flucht und der Finanzgebahrnng Deutschlands anwenden sollen
und ebenso die Mittel gegen die Spekulationen, sowie dis finan-
ziellen Sanktionen und Strafmatznahmeu. Der französische Premier
glaubt, es sei entsprechend seinem Vorschläge notwendig, Deutsch-
land entweder eine Kollektivnote der Alliierten zu senden oder aber
eine Note Frankreichs, die vorher von Italien und England ge-
billigt worden ist. Die Frage der internationalen Schulden wird
voraussichtlich erst heute nachmittag angeschnitten werden.
Keynes über die Finanzlage Europas.
London, 7. Aug. Der bekannte BEswirtschaftler Keynes
hat gestern in einer längeren Rede ausgeführt, das einzige Mittel,
um die Mgenblicktiche Finanzlage Europas zu retten, fei eure An-
wendung folgender vier Grundsätze: 1. ein sofortiges Moratorium
für Deutschland von mindestens einem Jahr, 2. Einberufung einer
internationalen Konferenz, um das Problem der Re-
parationen und der innralliierten Schulden zu diskutieren, 3. Auf-
gabe des Planes der Verbündeten, die Pensionen durch Deutschland
bezahlen zu lassen und 4. sofortige Räumung der besetzten
Gebiete.
Staatssekretär Bergmanns Sonderauftrag.
London, 8. Ang. Dis „Daily News" teilt mit, daß die de-ut-
sche Regierung einen Sonderbevollmächtigien nach Loudon gesandt
habe, der eine Rots der deutschen Reg-i-ening überreichen solle, wo-
rin Lloyd George gebeten wird, dafür eiuzutrelen, daß leine Maß-
nahmen gebilligt werden, die Deutschland zur Verzweiflung trei-
ben müßten. Die deutsche RegierMg ersuche die- NWierten, nicht
an denr guten Willen zu zweifeln. Deutschland sei bereit, die Re-
parationen zu bezahlen, aber mau müsse Geduld mit DeutMarÄ

haben. Es brauche eine Atempause. Die Regierung sei Durch die
Politik der Zwangsmaßnahmen irr ihrem Bemühen, die Demo-
kratie in Deutschland zu festigen, immer wieder gestört worden.
Die durch die Reparationspolitik hervorgevufemn Schwierigkeiten!
hätten bereits eine große Anzahl von Deutschen aus dem Lager
der Demokraten heraus in das reaktionäre Lager getrieben. Die
deutsche Regierung weise ferner darauf Wn, welche Dienste Deutsch-
land Europa und der Menschheit geleistet habe, indem es ein Boll-
werk gegen den Bolschewismus gebildet habe. Deutschland bittet
dringend, eine Lösung des Repawtionsproble-nis zu suchen, dis
Deutschland nicht dem Chaos ausliefere.
Wie der „Tag" dazu in vorgerückter Abendstunde erfährt, weilt
Staatssekretär Bergmann in London, um tatsächlich mit den dor-
tigen Maßgebenden Kreisen FühMntz M nehmen.
Dr. Wirth über Deutschlands Notlage.
Loudon, 8. Aug. (M.-Blätter.) Der Berliner Korrespondent
der „DEY Ncws^ hatte ein Interview mit Reichskanzler Dr.
Wirth, in dem dieOc über die Frage der Ausgleichszahlungen u.
a. sagte, Deutschland Wünsche nicht, die Zahlungen zu umgehen.
Noch eins Note von Herrn PoincarS in diesem Tone und der Zu-
sammenbruch der deutschen Währung würde vollständig fein.
Ueber die Londoner Konferenz lagt- der Kanzler, dort werde
sich das Schicksal Europas entscheiden. Ein Fehlschlag in Lon-
don würde den vollkommenen Zusammenbruch der deutschen Wäh-
rung mit allen seinen Folgen bedeuten.

Politische Uebersicht.
Die Verhandlungen mit Gras Lerchenfeld.
Berlin, 7. Aug. Die Reise des bayerischen Ministerpräsi-
denten Grafen Lerchenfeld nach Berlin ist nunmehr endgültig auf
Mittwoch abend festgesetzt. Der Ministerpräsident wird mit den
ihn begleitenden Herren der Regierungskommisston am Donners-
tag früh in Berlin eintressen. Am 10. d. M. vormittags wird Graf
Lerchenfeld vom Reichspräsidenten empfangen werden und am sel-
ben Tage werden noch die Verhandlungen mit dem Reichskanzler
über die.Aufhebung der bayerischen Verordnung und die Durch-
führung des Gesetzes zum Schutze der Republik, sowie über die
Wahrung der Hohettsrechte der Einzelländer beginnen. Die Ver-
handlungen werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Die Mi-
nister Dr. Geßler und Dr. Fehr, die Besprechungen mit dem baye-
rischen Ministerpräsidenten hatten, werden morgen nach Berlin zu-
rückkehren und über die Unterredungen Bericht geben.
Ausfuhrabgabe und Valuta.
Berlin, 8. Aug. Der Ausfuhrabgabenausfchuß beschätigte
sich in seiner Sitzung am 6. mit der Frage der Anpassung der Aus»
fuhrabgaben an die veränderte Devisenlage. Nach längeren Aus-
führungen des Vertreters des Reichswirtschaftsmiuisteriums über
die Ursachen und mutmaßlichen Wirkungen der jetzigen Markent-
wertung sprach sich der Ausschuß entsprechend einem Antrag der
Regierung mit 3:2 Stimmen (der Ausschuß hat 6 Mitglieder)
grundsätzlich für eine Anpassung der Ausfuhrabgaben an den Va-
lutastand aus. Dafür sind die Arbeitnehmer und die Vertreter der
freien Berufe; dagegen die Arbeitgeber des Handels mtd der
Industrie. Ueber die Höhe der etwaigen Zuschläge wurde ein Be-
schluß noch nicht gefaßt. Hierüber verbreitete anderslautende Presse-
meldungen entsprechen nicht den Tatsachen.
Reichsverkehrsminister Grüner über die
„Reichsbahndirektionen."
München, 7. Aug. Retchsverkehrsminister Grüner hat auf
der Durchreise durch München einem Vertreter der „Münchener
Neuesten Nachrichten" auf die Frage der Umwandlung einer Reihe
von Eisenbahngeneraldirektionen mitgeteilt: „Ich bin sehr über-
rascht, daß die Bezeichnung der bisherigen Eisenbahngeneraldirek-
tionen als „Reichsbahndirektionen" so lebhafte Beunruhigung her-
vorgerufen hat. Es handelt sich dabei doch lediglich um die Aende-
rung des Namens, im Grunde nur um die Klarstellung, daß diese
Behörden Reichsbehörden sind. Gewiß haben die Generaldirektionen
in Karlsruhe, Stuttgart, Dresden usw. eine Reihe von Zu-
ständigkeiten, die von den früheren Etsenvahnministerien der Länder
üerstammen. Man darf aber die Bedeutung dieser Sonderstellung
nicht überschätzen; denn der Schwerpunkt der Aufgaben auch dieser
Behörden liegt in der Führung der lausenden Verwaltung ihres
Bezirks, und darum sind sie eben alle Direktionen der Deutschen
Reichseisenbahn, für die die Bezeichnung „Reichsbahndirektionen"
ganz zutreffend ist. Irgendeine Aenderung in den Befugnissen
und in der Stellung der bisherigen Generaldirektionen ist nicht ein-
getreten, sie liegt auch durchaus nicht in der Absicht des Ministe-
riums. Die Zuständigkeiten bleiben genau so wie vorher, und
deshalb sind die Klagen, daß eine Aenderung der Organisation
ohne Benehmen mtt den Ländern etngeleitet und daß der Staats-
vertrag verletzt würde, ganz unbegründet. Ich muß die Unter-
stellung, daß ich die Reichsbahnorganisation in zentralistischem
Sinne ändern wolle» entschieden zurttckweisen. Für Zentralisie-
rungsbestrebungen vtn ich nicht zu Haven. Auf einzelnen Teil-
gebieten kann es natürlich Sei einem so mannigfachen, im Wechsel
des Wirtschaftslebens stehenden Unternehmen, wie der Reichsbahn,
immer nötig werden, gewisse Geschäfte von einer Zentralstelle aus
zu bearbeiten. Im ganzen wird aber die große Linie der Orga-
nisation auch weiterhin tu der. Richtung der Dezentralisation
liegen."

NUN. Aik kS M M Mk.
Von Dr. Ernst Rohden.
Wir stehen empört und erschüttert Vox der Tatsache, daß Ml-
gesichts der schwierigsten außenpolitischen Latze die bayrische Regie-
rung sich von verantwortungslosen Männern in eine Lage drän-
gen läßt, in der es ihr selber Angst und Bange werdet,- mutz. IN
hochtönenden Worten, die aber nichts find als hdWe Schellenklänge,
wird ein Spektakelstllck aufgeführt, das znm Heulen ist. In dein
größten Tönen, die sich anhören sollen, als sich dahinter eine
Ueberzeugung verbürgt, wird von den heiligsten Volksinteressen,
von völkischer Eigenart, von ein Jahrtausend alter Staft-tshoheU
und angestammten Fürstenhäusern geredet. Dabei lehrt auch ein«
nur oberflächliche Kenntnis der Geschichte des bayrischen Volkes
nicht nur, daß es sich Wer unt ein demagogisches Phrasmtum San-
delt, sondern auch, daß eine Politik, die die Umtriebe der Franzo-
sen begünstigt, zu den vielleicht einzigsten Eigenarten gehört, auf
die sich Bayern berufen könnte.
Ein geschichtlicher Rückblick ist immer besonders lehrreich, er
läßt Uns leichter Schwächen und Fehler erkennen und künftig ver-
meiden, nnd darum soll auch dieser Rückblick allf die Entwicklung
Bayerns gestattet sein. Das -eigentliche Heimatland der Bayern ist
das heutige Böhmen, das alte Bojorland, nach dem sie den Namen
Baiw-aren angenommen haben, während der Völkerwanderung
nach Westen vordrä-ngten, die keltische Urbevölkerung verdrängten
und das Land bis zum Lech in Besitz MH men. Die Gründung
von Bregenz, Kempten, Straubing geht aus die keltischen Binde»
lizler, dis von Augsburg, Regensburg, Passau ans die Römer zu-
rück, unter deren Herrschaft das Land zu der Provinz Räija ge-
hörte. Die Baiwaren gerieten bald in Abhängigkeit zu den Fran-
ken, aus der sie sich durch Unterstützung der Lougobarden zu be-
freien trachteten, welche Kämpfe all die nächsten Jahrhunderte aus-
füllte. Im 7. Jahrhundert sand das Christentum hier Eingang
bis auch der Herzog Theodo II. mit seine» Söhnen sich taufen hieß,
739 gründete Bonifacius die Bistümer Passau, Fretsiutz, Salzburg
und Regensburg. In der Schlacht auf dem Lechfelde unterlagen
dir Baiern den Franken, denen dau -ganze Land nördlich der Donau
zur umnttte-lbaren Herrschaft zufiel. Doch die Kämpfe mit den
Franken dauerten an. Tassilo HI., mit der Tochter des Longobar-
denkönigs vermählt, leistete den Franken keine Heeressolge und
erließ Gesetze im eigenen Namen. Er wurde nach mehrfacher Em-
pörung gegen das Reich im Jahre 788 vom Reichsgericht zu Ingel-
heim zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt einem Kloster zuge-
wisfen. Auf dem Reichstage zu Frankfurt a. M. -hat er im Jcchrz
791 feterlichst auf Bayern Verzicht geleistet.
Unter der Staatsverfassung eines Karl des Großen wurde
Bavern völlig mit dem Frankenreich verbunden, unter den Nach-
folgern jedoch durch mehrfache Teilungen wieder an einzelne Her-
zöge verliehen, hatte aber nunmehr viel unter VeMsiistungsn durch
die Ungarn zu leiden. Die weiteren Kämpfe gingen immer wie-
der auf völlige Loslösung vom Frankonre-ich aus. Im Jahre 921
wurde Herzog Arnulf vom Reiche das Recht zuerkan-nt, auf eigene
Hand Kriege zu führen, Recht zu sprechen, Münzen zu prägen und
über Klöster und Bistümer zu verfügen; aber die Weigerungen,
die Oberhoheit der Frankenkönige anzuerkennen, entfachte bei dem
Auftritt eines neuen Herzogs immer neue Kümpfe. Rach man-
cherlei wechselvollen Schicksalen wurde aus dem Reichstag zu Re-
gensburg mu 24. Juni 1180 Pfalzgraf Otto von Wittölsbach mtt
dem Herzogtum Bayern -belehnt, der aber schon 1183 starb. Sein
Sohn Ludwig V. erwarb 1214 dis Ryeinpfalz, dessen Nachfolger
sich das Land teilten, so daß es jetzt ein Over- und ein Nieder-
bayern gab. Im Jahre 1313 wurde nach langem Bruderkrieg auch
Oberbayern noch geteilt, so daß einer die Pfalz, ein anderer das
eigentliche Oberbayern regierte. Nach Aussterben der niederbay-
rischen Linie fiel dieser TM wieder an Oberbayern zurück (1310),
aber schon 134S wurde der «ganze Besitz mit Brandenburg. Tirol
und Holland ausgeteilt und es entstanden in Bayern vier Linien-:
Ingolstadt, München, das erst kurz zuvor Stadtrechte erhalten
hatte, Landshut und Straubing. . Nachdem ein Teil Niederbayerns
wieder mit Oberbayern vereinigt war, wurde 1508 die Unteilbar-
keit festgesetzt und der Ucbergang der Herrschaft an den ältesten
Sohn. Vom Papst mit weitreichenden Befugnissen über Bistümer
und Klöster auSgefiattet, fetzte Bayern der Reformation entschie-
denen Widerstand entgegen und rief 1541 die Jesuiten ins Land,
denen bald das ganze -Schulwesen amsgeliefert wurde und die
cinen unheilvollen Einfluß auf die Regienillgsgeschäfte ausWten.
Während des dreißigjährigen Krieges stand Bayern ganz aus der
Seite des Kaisers, der lieber eine Wüste als ein Land voller Ket-
zer scheu wollte. Für diese Dienste ging die Kurwürde von der
geächteten pfälzischen Linie an die oberbayrische Wer.
An dieser neuen Würde hatte Bayern nicht viel Freude, die
Schweden besetzten das Land und suchten es schwer heim. Der
erst vom Kaiser nut der Kurwürde bedachte MaAmMau rief spä-
ter die Hülse der Franzosen an und schloß sogar 1647 einen förm-
lichen Vertrag mit diesen, und von dieser Zeit an datiert eine enge
Anlohmmg Bayerns an die französische PEN-k. Im spanische;«
Erbfslgekrieg standen die bayrischen 'Truppen an der Seite der
Franzosen gegen die Kaiserlichen, die deshalb Bayern als erober-
tes Land behandelten, da nach -der Schlacht Sei Höchstädt am 13.
August 1704 die Kaiserlichen ganz Bayern besetzten und -der Kur-
fürst sich nach den Niederlanden zuriickziehen mutzte. Erst 1714,
nach dem Frieden von Baden, fiel das Land an die Wittsisbacher
zurück. Jnr Jahre 1714 verband sich Kurfürst Karl MSremt er-
neut mit Frankreich und erhob auf Grund eines gefälschten Testa-
ments Einspruch gegen die ThroWesteiguug Maria Theresias, und
während Bayern voll den Oesterveichern besetzt wurde, ließ er sich
in Prag als König von Böhmen huldigen und sogar 1742 in
Frankfurt- zum -deutschen Kaiser wählen. Erst sein Sohn erhielt
nach deut Frieden vorr Füßen das Land zurück, mit dem aber die
bayrische Linie der Wtttelsbacher erlosch und die Herrschaft an die
 
Annotationen