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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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Tageszeitung für die werttätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Morbach, Buchen,
Adelsheim, Boseberg, Tauberbischofrheim und Wertheim*

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 42.— Mk., Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 4.80 Mk., Reklame-Anzeigen
(SS mm breit) 12.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmtttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8—'/,6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22 877, Tel.°Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Montag, 28. August 1922
Nr. 199 * 4. Jahrgang

VerantworU.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
I. V.: O. Geibel; für Kommunales, soziale Rundschau u. Lokales:
O-Geibel; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraßs 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2643.

Die Beschlüsse des Reichskabinetts zur
Linderung der wirtschaftlichen Not.

' Berlin, 27. Aug. lieber das Ergebnis des gestrigen Mi-
nisterrats über die Frage der Steuerung der wirtschaftlichen Not
Wird ein amtliches Communique veröffentlicht, welches in seinen
wesentlichsten Punkten folgenden Wortlaut Hai:
Am Samstag trat unter Vorsitz des Reichspräsidenten ein Mi-
nisterrat zusammen, an dem alle Reichsminister bzw. ihre Vertreter,
die Staatssekretäre teilnahmen. Auch Vertreter der Preußischen
Staatsregierung wohnten der Sitzung vei. Gegenstand der Be-
ratung war die innere Lage des Reiches, namentlich die durch die
Geldentwertung der letzten Wochen und dadurch für die gesamte
Bevölkerung drohenden Schwierigkeiten für den kommenden Win-
ter. — Einleitend berichtete der Reichskanzler Wer die Ehefbespre-
chung vom Freitag, in der dieser Gegenstand bereits behandelt
worden war. In der anschließenden Aussprache Haben die Ver-
treter der einzelnen Ressorts ein Bild der Lage, wie es sich in ihrem
Aufgabenkreis darstellt, und erörterten ein gesetzgeberisches oder
verwaltungsmäßiges Vorgehen auf wirtschaftlichem Gebiete.
Das Reichskabinett hat bereits zur Verringerung des Bedarfes
an Ein- und Ausfuhrdevisen Maßnahmen vorgesehen, um eine
Beschränkung der Einfuhr von Luxusartikeln zu unterbinden, ferner
ist eine Erhöhung der Aussuhrabgabe in Sicht und wird nächster
Tage bekanntgegeben werden. Es sind Maßnahmen in Vorberei-
tung, um eine reine Devisenspekulation durch eine periodisch erfol-
gende nachträgliche Kontrolle des gesamten Devisengeschäftes zu
verhindern, ohne jedoch dabei die Beschaffung der nötigen Devisen
für den Handel zu untergraben. Ob auf dem Gebiete des Geld-
wesens, der Valutagestaltung und namentlich des Geldmarktes noch
weitere Maßregeln getroffen werden können, unterliegt noch der
Prüfung.
Zur besonders wichtigen Sicherstellung der VoWemiihrung
sollen folgende Maßnahmen getroffen werden: Die Regelung der
Versorgung mit Kartoffeln soll durch nachdrücklichen Vertrags-
abschluß zwischen Erzeuger und Verbraucher für den Winter weiter
verfolgt werden. Die Verwendung von Kartoffeln in Brennereien
wird auf das mit Rücksicht auf die Viehhaltung gebotene Mindest-
maß beschränkt. Durch sachgemäße Verordnung wird eine ord-
nungsgemäße Verteilung des Zuckers im nächsten Wirtschaftsjahr
erreicht werde». Die Verwendung von Jnlandszucker zu Trink-
branntwein wird verboten, ebenso ivird dessen Verwendung für'
Süßigkeiten weitestgehend eingeschränkt werden. In Aussicht ge-
nommen ist ferner nach Einvernehmen mit den Regierungen der
einzelnen Bundesstaaten ein Verbot der Herstellung von Starkbier.
Angesichts der hohen Fletschpreise soll die besonders wichtige Frage
der Versorgung der Bevölkerung mit Seefischen durch eine ge-
nügende Versorgung der Hochseefischerei mit deutscher Kohle be-
wirkt werden. Die Belieferung mit deutscher Kohle würde es
gleichzeitig ermöglichen, ein Verbot des Löschens in fremden Häsen
an deutsche Fischdampfer und ein Ausfuhrverbot für Seefische zu
erlassen. Dem Srgerniserregenden und widerlichen Treiben in den
Schlemmergaststütten und in vielen Vergnttgungslokalen muß Ein-
halt geboten werden. Es ist. Sache der Länder und Gemeinden
und sonstigen Behörden, durch geeignete Maßregeln diesem wach-
senden und beschämenden Unfug entgegenzutreten. Innerhalb der
preußischen Staatsregierung ist bereits eine Verordnung ausge-
arbeitet, daß bei neuen Konzesstonsgesuchen für Schankstätten das
Bedürfnis grundsätzlich zu verneinen sei.
Auf dem Gebiete der Fürsorge für die notleidende Bevölkerung
sind vor allem verstärkte Hilfsmaßnahmen für die Kriegsbeschädig-
ten und Hinterbliebenen, Sozial- und Kleinrentner eingeleitet. Die
Teuerungszuschüsse für bedürftige Kriegsbeschädigte und Hinter-
bliebene sind mit Wirkung ab 1. August bedeutend erhöht worden
und erhöhen sich ab 1. September um weitere 66?L Prozent. Die
Hauptfllrsorgestellen sind fernerhin ermächtigt, Wtntervorräte auf
Vorschuß zu beschaffen. Auch die Mittel der Sozialfürsorge für
Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene sind verdoppelt. Die Ver-
doppelung der Mittel für Kleinrentner steht bevor. Verhandlungen
über wettere Maßnahmen stehen vor ihrem Abschluß, Um eine
bessere Ernährung besonders bedürftiger Volkskreise zu ermöglichen,
soll der Ausbau der sogenannten Volks-, Kinder- und Studenten-
speiseanstalten soweit wie irgend möglich in die Wege geleitet
werden.
Auf dem Gebiete des Transportwesens sind von der Reichs-
vahnverwaltung alle Vorbereitungen getroffen worden, um für den
kommenden Winter einen geregelten Abtransport von Kohlen, Kar-
toffeln und Getreide zu sichern.
Die Reichsregierung ist entschlossen, in Erkenntnis der Gefah-
ren, denen bei einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen
Lage, weiteste Bevölkeruwgsschichten ausgesetzt wären, mit schnellen,
umfassenden und vorbeugenden Maßnahmen einzugreifen."
Preußen ergreift ebenfalls Maßnahmen zur Linderung der Not
der Bevölkerung.
Berlin, 27. Aug. Laut „Berliner Tageblatt" sind auch von
den preußischen Ressorts eingehende Pläne zur Linderung der Not
der Bevölkerung Preußens ausgearbeitet worden in Zusammen-
hang mit den Vorschlägen der Reichsregierung. Ministerpräsident
Dr. Braun wird diese Vorschläge der morgen zusammentretenden
Ministerpräsidententagnng vorlegen.
Keine Reichstagseinberufung.
Berlin, 27. Aug. -Bei der gestrigen Besprechung der gegen-
bärtigen politischen und wirtschaftlichen Lage brachten die Ver-
reter der Sozialdemokraten und Unabhängigen einen Antrag auf

sofortige Einberufung des Reichstags ein. In Regieruttgskreism
ist man jedoch der Auffassung, daß die allgemeine Lage, trotz ihres
großen Ernstes, eine sofortige Einberufung des Reichstags nicht
erfordere.
Der Stand der Reparattonsveryandlrmgen.
Berliner Eindrücke der Reparationsdelegierten.
London, 28. Aug. Die „Sundah Times" veröffentlicht eine
Erklärung Bradburhs von seiner Rückkehr aus Berlin. Es heißt
darin: Ich bin überzeugt, daß Deutschland ernste Anstrengungen
Machen wird, um die Forderungen der französischen Regierung zu
erfüllen. Ich bin fest davon überzeugt, daß die französische Regie-
rung ebenfalls ihr möglichstes tun mutz, um Konzessionen zu machen.
Dagegen behauptet der „Matin"-Korrespondent, die Delegierten
hätten erklärt, Berlin sei eine Stadt von bewunderungswürdiger
Tätigkeit und es fehle niemand an Geld. Die Delegierten hätten
ein Land gesehen, dessen Bürger reich sind, während der Staat un-
mittelbar vor dem Bankerott stehe.
Deutsche Vertreter vor die Reparationskommission geladen.
Paris, 28. Aug. Die Reparationskommission, an deren
gestriger Sitzung sämtliche Vertreter und Berater Frankreichs, Eng-
lands, Belgiens und Italiens sowie der inoffizielle amerikanische
Botschafter teilgenommen haben, hat folgendes Communique aus-
gegeben:
„Die Kommission ist der Auffassung, daß sie über das von
der deutschen Regierung am 12. 7. 22 eingereichte Stundungs-
gesuch nicht vor kommenden Mittwoch eine Entscheidung treffen
kann. Die Kommission hat die Reichsregierung davon verstän-
digt, daß sie geneigt ist, iM Laufe des Mittwoch bevollmächtigte
Vertrerer anzuhören, falls die deutsche Regierung von dem in
Art. 234 des Versailler Friedensvertrags stipulierten Rechte,
ihrerseits ihre Meinung zu äutzern, Gebrauch machen will."
Heute Ernennung der deutschen Delegierten.
Berlin, 28. Aug. Heute vormittag 10 Uhr findet eine Chef-
besprechung der Reichsregierung unter dem Vorsitze des Reichs-
kanzlers statt, in der über die hier eingegangene Mitteilung der
Reparationskommission beraten und wegen der Entsendung der
Delegierten und der ihnen mitzugebenden Instruktionen Beschluß
gefaßt wird. Unter den Delegierten befindet sich, wie wir ver-
nehmen, jedenfalls Staatssekretär a. D. Bergmann. Ueber die
weiteren Mitglieder der deutschen Abordnung ist vor der Chef-
besprechung noch keine Feststellung erfolgt.
Die Reparationssitzung vertagt.
Paris, 27. Aug. In der gestrigen Sitzung der Reparations-
kommission, die von 5 bis 7 Uhr nachmittags tagte, erstatteten
Bradbury und Mauclere Bericht über ihre Berliner Verhandlungen
mit Reichskanzler Dr. Wirth und Reichsfinanzminister Dr. Hermes.
Eine Aussprache über dieselbe fand nicht statt. Dieselbe soll heute
vormittag 11 Uhr in einer neuen Sitzung der Reparationskommis-
fton beginnen. Eine Entscheidung der Moratoriumsfrage dürfte
also infolgedessen vor Montag nicht zu erwarten sein.
Amerika und die Reparationskommission.
London^?. Aug. Cox hat bereits von England, Frankreich
sind Deutschland die Versicherung erhalten, daß diese drei Staaten
mit dem Eintritt Hoovers als Schiedsrichter in die Repara-
tionskommisston einverstanden sind.

Politische Uebersicht.
Dr. Wirth über die Sicherheit der Republik.
Berlin, 27. AUS- Die Vertreter der Amsterdamer Inter-
nationale, Jouhanx, Shaw und FimNen wurden gestern
nachmittag 4 Uhr vom Reichskanzler empfangen. Sie ersuchten um
Auskunft über eine Reihe von Fratzen, die Dr. Wirth bereit-
willigst gab. Insbesondere fragten die Arbeitervertreter, ob die
Sicherheit der Republik UM der Demokratie in
Deutschland genügend gewährleistet sei auch angesichts der Minde-
rung der Schutzgesetze durch die Verhandlungen mit Bayern. Dr.
Wirth erwiderte, daß, abgesehen von der drohenden Wirt-
schaftsgefahr, die Republik als ganz gefestigt angesehen
werden könnte. Er gab dann einen Ueberbltck über den Stand der
Reparation SV erhandlungen und legte dar, daß Deutsch-
land Pfänder nicht geben könne, ohne sich Wirtschaftlich völlig zu
ruinieren, daß es aber sonst in seinem Erfüllungswillen bis an die
äußerste Grenze gegangen sei. Er wies auch darauf hin, daß
die Regierung entschlossen sei, durch energische Maßnahmen der
wucherischenANsbeutungder Notlage des Volkes kräftig
entgegenzutreten.
Eröffnung der Leipziger Konferenz über
Weltwirtschaftsfragen.
Leipzig, 28. Aug. Die anläßlich der Messe stattfindende
Konferenz über Weltwirtfchaftsfragen wurde in Anwesenheit zahl-
reicher in- und ausländischer Pressevertreter, Vertreter des Wirt-
schaftslebens und der staatlichen und städtischen Behörden am
Sonntag mittag vom Direktor des Metzamts, Dr. Köhler, mit einer
Ansprache eröffnet, in der er ausführtc, daß wir nur durch ein Zu-
sammenwirken der führenden geistige» und wirtschaftlichen Kräfte
Europas aus der WeltwirtsKaftskrtfe herausgeführt und einiger-

maßen normale Verhältnisse wieder rrngebahnt werden könnten. I«
seinem Vortrag über Wesen UM Bedeutung der Leipziger Messe
betonte der Letter der literarischen Abteilung des Messeamtes, Voß,
daß nur ein gesunder, vernünftiger Solidarismus die Maschine der
Weltwirtschaft wieder in normalen Gang bringen könne. An-
schließend fand eine Besichtigung der Metzpaläste statt.
62. Deutscher Katholikentag zn München.
München, 28. Aug. Am Sonntag vormittag begann auf
dem Königspratze der Festakt zum 62. Deutschen Katholikentag.
Der Erzbischof von München-Freising, Kardinal von Faulha-
ber, legte in seiner Predigt den größten Wert darauf, die Ein-
stellung des Katholiken zu den neuen Ereignissen, zu unserer neuen
staatlichen Ordnung zu finden. Allerdings erklärte er feierlich, daß
die deutsche Revolution vom katholischen Standpunkte aus als ein
Meineid und Hochverrat anzusehen sei, und dem deutschen Volke
das Kainszeichen dieses begangenen Unrechtes anhafte. Er sand
auch Worte schärfster Verurteilung jener Gesetzesmacherei, die Be-
stimmungen trifft, ohne das sittliche Bewußtsein seinem Volke zu
stärken, die in der Verfassung wie in den Gesetzen den Namen
Gottes und die göttlichen Grundsätze verleugneten.
(Etwas anderes war aus dem Munde des Kardinals v. Faul-
haber, nach seiner bisherigen politischen Tätigkeit zu urteilen', nicht
zu erwarten. Es ist nur tief bedauerlich, daß ein Kirchenfürst nicht
mehr Blick für die Zeitverhältnisse besitzt. Im übrigen braucht man
sich nicht mehr zu wundern, wenn die preußische Reaktion in Mün-
chen solche Blüten treibt, sie hat ja eine bewährte Stütze in dem
Erzbischof von München. Vieles, was sich in letzter Zeit in Mün-
chen ereignet hat und das bisher nicht ganz verständlich war, wird
wohl jetzt jedermann klar sein. Die Red.)
Der kaiserliche Deserteur als — hoher Autor.
Der große Maulheld und Feigling Wilhelm II., zurzeit Holz-
arbeiter in Holland, hat bekanntlich unter Assistenz des Herrn Ros-
ner ein Werk über Ereignisse und Gestatten aus den Jahren 1878
—1918 verfaßt, das Ende Oktober im Verlage K. F. Köhler-Leipzig
erscheinen wird. Der Verleger entfaltet bereits jetzt eine große
Reklame für das Buch. Er gibt auch bekannt, daß eine numerierte
Luxusausgabe hevausgegeben wird, über die nachstehende Mittei-
lungen im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel gemacht wer-
den:
„Nm.merierte Luxusausgabe: Nummer 1—39
(KMiser-AuWave) zur Verfügung des hohen Autors. Nr. 1 bis
1V00 (Bibliophilen-Ausgabe). Preis voraussichtlich je 2500 Mk.
ord. Papier: Fein, weiß, gerippt, handgeschöpftes Bütten
von I. W. Zanders, Bergtsch-Gladvach, besonders für dies Werk
gefertigt. Jeder Bogen trägt Zweimal als Wasserzeichen das
Faksimile der kaiserlichen Unterschrift mit dürüberste-
hender MiserkroNe. Einband: Entwurf und Titel;eichnun-
gen von Professor Walter Tiemanm; Ganzpergamentbaud, mit
der Hand gebunden in der Ktmsteinbände-Ubteilung der Firma
H. Sperling in Leipzig: Seidener Vorsatz, Fadenheftung, Gold-
oberschnitt, handumstochenss Kapitelband, seidenes Lesezeichen.
Titelaufdruck auf Rück- und Vordersette echt Goldvild des Ver-
fassers.
Eine Menge wertvolle Rohstoffe wird also zur Anfertigung
dieser Luxusausgabe vergeudet, damit die kaiserlichen Wuche-
rer und Schieber in den Besitz dieser Bände gelangen können. Man
denke: „kaiserliche Unterschrift, Bild Des Verfassers". Da lassen
zahlreiche Großgrundbesitzer, Schwerindustrielle gern die lumpigen
259Ü Mk. springen. Sie sind dazu in der Lage, da sie seit acht Fah-
ren die Volksmassen in der unerhörtesten Weise aus geplün-
dert haben. Und dann die „Kaiserausgabe". Sie wird dem
„hohen Autor" zur Verfügung gestellt. Der Verlag liegt vor dem
Deserteur auf dem Bauch, indem er von dem Hohen Autor spricht.
Freilich, ihm Winken enorme Gewinne. Da lohnt sich das Schweif-
wedeln. So verächtlich bat sich ja das ganze Bürgertum bis zur
Revolution der Hohenzollernsippe gegenüber verhalten.
Deutsche Volkspartei gegen „Vaterländische
Einheitsfront".
„Eine Einheitsfront im innerpolitischen Streit unmöglich".
Das offizielle Organ der Deutschen Volkspartei, die „National-
liberale Correspondcnz", schreibt in ihrer letzten Nummer:
„In Pommern sind Bestrebungen im Gange, ziemlich wahllos
Verbände, Vereine usw-, auch solche rein wirtschaftlicher oder so-
gar geselliger Natur, politisch zu einer „vaterländischen
Einheitsfront" zusammenzufassen, die in deutschnationales
Fahrwasser gelenkt werden soll. Da die Gefahr Besteht, daß sich
auch der Deutschen Volkspariei angehörige Organisationen durch
die gewählte Bezeichnung zum Anschluß verleiten lassen könnten,
hat sich der geschäftsführende Ausschuß der Deutschen Volkspartei
Pommerns damit besaßt. Er hielt unter dem Vorsitz des Reichs-
tagsabgeordneten Dr. Mittelmann eine gemeinsame Sitzung
mit der Provinziallandtagssvattidn ab. Die Sitzung, an der un-
ter anderem Landtagsabgeordneter Exzellenz Kriege und Fran
Reichstagsabgeordnete Dr. Matz teilnahmen, war aus allen Teilen
der Provinz Pommern äußerst zahlreich besucht. Es wurde zur
Frage der vaterländischen Einheitssront folgende Entschließung
gefaßt:
„Eine Einheitssront ist nur tm Kampf gegen äußere Feinde
und gegen inneren Umsturz notwendig und möglich, und die
Deutsche Volkspartei Pommerns wird im Ernstfälle einem Ruse
noch ihr, ihrer vaterländischen Auffassung und Pflicht getreu, je-
derzeit Folge leisten. Eine Einheitsfront im innerpolitischen
Streit ist unmöglich, und der Versuch, sie zu bilden, aussichtslos
und schädlich, weil er nur zur Verstärkung alter und Schaffuitg
neuer Gegensätze führt. Die Deutsche Volkspartöi Pommerns sieht
eine Möglichkeit zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes nur in
einer Entschärfung der Gegensätze, sie kann daher an der Bildung
einer se>'n - umien vaterländischen Einhe'itsfrv»z nach ttmeu, Wie-
ste in Pommern versucht ivird, nicht Mitwirken und fordert ihre
-Organisaiion im Lande auf, entsprechend zn handeln."
 
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