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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 151 - Nr. 160 (3. Juli - 13. Juli)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Typingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Boarberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 32.— Mk., Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 3.— Mk., Reklame-Anzeigen
(93 mm breit) 8.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmtttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschästsstunden: 8—r/z6 Uhr. SprechstundenderRedaktion: 11—12Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Mittwoch, 5. Juli 1922
Nr. 153 * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
Dr. E. Kraus; Kommunales, soziale Rundschau «.Lokales: I. V.: Dr.
E. Kraus; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag derUnterbadischsn Verlagsanstalt G- m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2318.

Die Demonstration im Reich.
Vr Million Teilnehmer in Berlin.
Berlin, 4. Juli.
Die Demonstration, die heute seit langer Zeit zum ersten Male
gemeinsam von den sozialistischen Parteien, den Kommunisten und
den Gewerkschaften veranstaltet wurden, nahmen hier einen außer-
ordentlich eindrucksvollen Verlauf. Da das In-
nere der Stadt nach dem letzten Tumult vor dem Berliner Rat-
haus für Demonstrationen gesperrt ist, wurde als Mittlpunkt für
den heutigen Aufmarsch die im Westen Berlins gelegene Kai -
serWilhel m-G ediichtniskirche gewählt. Schon um 1 Uhr
war der Platz um die Kirche von Hunderten von Neugierigen be-
setzt. In den Häusern um den Platz herum längs des Kurfürsten-
dammes waren Abteilungen des Arbeitersamtätsbundes unterge-
gcbracht. Bald nach 2 Uhr kanten die ersten Züge der Demonstran-
ten nach Betrieben geordnet an. Bon Viertelstunde zu Viertel
stunde wuchs die bald nach Zehntausend«» und dann nach H u n -
derttausenden zählende Menge.
Da die Demonstration von den sozialistischen Parteien einve-
rufen worden war, überwogen die roten Fahnen, doch sah man
auch eine große Anzahl schwarz-rot goldener republikani-
scher Fahnen wehen. Der Aufmarsch der Züge vollzog sich trotz des
ungeheuren Gedränges, das sich um den Mittelpunkt der Demon
stratiouen von der Kaiser Wilhelm-Gedchtniskirche bis zum Kur-
fürstendamm hinauf gebildet hatte, in musterhafter Orb-
it u n g. Unter Absingung der Internationale und von Arbeiterlie-
dern und von Hochrufen auf die Republik und Riederrufen auf
Hclffellch und Ludendorff wogte die Menschenmenge in geschloffe-
nen Zügen heran.
Die Gesamtzahl der Demonstranten ist schwer abzufchiitzen; die
Fchätzuugeu schwanken zwischen einer Viertel und ei» er hal-
be n M > L l i o n. Sämtliche Restaurants und Läden in der Demon-
s rauteugegrnd waren geschlossen und vergittert oder wenig-
st: »2 verhängt. Fu irgendwelchen nennenswerte» Zwischenfälle«
ist es uicht gekommen. Der Sanitätsdienst hatte sich nur um marode
Leilruhmer des Zuges zu kümmern. Punkt 5 Uhr eröffnete die
c - undstahn ihre Bahnsteige wieder und 1V Minuten später
e arrn -> r-stche Verkehrsmittel auf den Straßen wieder in Betrieb.
- ie : .onstrationszüge lösten sich in vollkommener Ruhe
> :c st
Die Kundgebung in Frankfurt.
Zusammenstoß mit der Reichswehr.
I a ntsurt a. M. 4. Juli. Wie im übrigen deutschen Reich,
ec s alleten auch hier die drei sozialistischen Parteien und die
freien Gcwcrkscbasts- und Angestetttenverbüirde heute nachmittag
von 1 Ubr ab einen Generalstreik und im Anschluß daran eine De-
monstration für die Aeudernng der Verfassung zum Schutze der
Republik gegen Angriffe von rechts. Von 1 Uhr ab ruhte der
Slras-enbahnberkebr und die Arbeiter der einzelnen Betriebe mar-
schierten unter Voransiragen von Tafeln, die den Namen ihrer
Arbeitsstätte enthielten, nach dem Festhallengelände. Dort sprachen
von verschiedenen Stellen 12 Redner, Vertreter der drei sozialisti-
schen Parteien. Sie wandten sich insbesondere auch gegen die bür-
gerlichen Regierungsparteien, weil diese sich weigerten, an der De-
monstration teilzunehmen, und verlangten eine Fortführung
der Revolution, insbesondere eiche Beseitigung der rricht-
republitanischen Bewirte» und die Durchführung der kommunistisch-
sozialistischen Wirtschaftsordnung. Weiter feierten sie die Einig-
keit der sozialistischen Parteien und ließen Wer die bekannten so-
zialistischen Forderungen abstimmen. Mit Hochrufen auf das deut-
sche und internationale Proletariat wurden die Ansprache» geschlos-
sen. Dann marschierten die Demonstranten in einem etwa 1 ist Stun-
den langem Zuge die Viktoria-Allee und die Bockenüeimer Landstr.
nach dem Opernplatz, wo der Zug sich in 7 Züge anslöste. Während
der Demonstration kam es zu keinen Ausschreitungen.
Später drangen kleine Gruppen der Demonstranten aus
eigeFanst in Häuser, in denen sie Bureaus vermuteten, um
nachzusehen, ob darin gearbeitet wird. Abends kam es auf der Kai-
ser- und Kronprittzenstraste zu bedenklicher: Zusammenstößen. Von
der Menge wurden harmlose Ladenschilder herabgerissen, ohne
daß die Polizeimannschasten eiuschritten, um die Menge nicht zu
erregen. Jnsolgdesseu wurden die Tumultanten kecker und ver-
höhnten die Reichswehrmänner und bedrohten sie schließlich, sodaß
die Wehrmänner scharf schießen mußten. Es gab verscbiedene
Verletzte, darunter befand sich auch ein Wehrmann. Auch
To 1 e soll es gegeben haben.

Dortmund, 4. Juli. Die heutigen Demonstrationen verlie-
fen anfangs ruhig. Dann begann die Menge auf verschiedenen Ge-
bäuden schwarz-weiß-rore Fahnen herunterzuholen und zu verbren-
nen. Vor dein Hotel „Römischer Kaiser" kam es zu einem Auflauf,
sodaß die Polizei eingrcisen mutzte. Als die Menge eine drohende
Haltung einnahm, ging die Polizei mit blanker Waffe vor. Es
wurde geschossen. Maschinengewehre sind aufgestellt und
Panzerautos fahren durch die Straßen. Am Abend dauerten die
Unruhen noch an. — JnEssenverliesdieDemonstra-
stration ruhig.
Stuttgart, 4. Juli. (Priv.-Tel.) Von zuständiger Seite
wird gemeldet: Die heutige Demonstration der drei sozialistischen
Parteien und der Gewerkschaften verlief zunächst vollkommen
ruhig. Als der Zug am Wilhelmsplatz angekommeu war, wo er
sich auflösen sollte, Log ein Trupp von 466—500 Leuten nach dem
Justizgebäudeav. Auf dem Wege dorthin wurde ein Mann,
der eine abfällige Bemerkung über die Demonstration machte, blutig
geschlagen. Am Gefängntsgebäude wurde ein Tor einge-
drückt, woraus die Menge unter Vorantragen roter Fahnen in den
Gesngnishof eindrang und die Freigabe der Gefangenen verlangte.
Die grüne Ordnungspoltzei griff sofort in genügender Stärke
ein, um den Hof zu räumen. Bet der Durchführung der Säuberung

kam es zu weiteren Zusa mm men stöben zwischen den De-
monstranten und der grünen Polizei. Die Menge zeigte sich äußerst
widerstrebend, einzelne ergriffen Holzscheite, um damit aus die Poli-
zei einzuschlagen. Schließlich gelang aber die Säuberung. Ein Rä-
delsführer wurde verhaftet.

Die Verhandlungen mit den Unabhängigen.
SP. Berlin, 4. Juli.
Das Schreiben der R e i ch s t a g s sr a kt i o n an den Vorstand
der unabhängig ert Reich stagsfrakt ton betreffend
Eintritt der U.S.P. in die Regierung hat folgenden
Wortlaut:
Berlin, 1. Juli.
An den Vorstand
der Reichstagsfraktion der
Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
zu Händen des Herrn Abgeordneten Erispicn
Berlin.
Werte Genossen!
In einer Besprechung, die die Vertreter unseres Fraktions-
vorstandes mit Vertretern eures Fraktionsvorstandes hatten, er-
klärten unsere Vertreter mehrfach, daß eine dauernde Niederhal-
tung der Monarchisten mir möglich ist, wenn in Deutschland eine
feste republikanische Regierung gebildet wird. Eine Regierung,
die wie bisher ohne feste Mehrheit ist und deshalb heute nach
links und morgen nach rechts Anschluß suchen mutz, um ihre Vor-
lagen dnrchzubrrngen, wird die republikanischen Einrichtungen
unseres Staates nicht so sichern können, daß die Gegner der heu-
tigen Staatsform ihre gewaltsamen Angriffe auf,die Republik
als artssichtslos einstellen. Wenn nach der Ermordung Erzver-
gers nicht alle notwendigen Maßnahmen durchgesührt wurden,
so deshalb nicht, weil ivir eine starke republikanische Regierung
nicht hatten. Eine solche jetzt zu bilden, scheint uns erste Pflicht.
Wir stimmen darin mit dem Allgenreinen Deutschen Gewerk-
srbastsbund durchaus überein, und wir fragen euch deshalb, ob
ihr in der »reuen, durch die Ermordung Rathennns geschaffenen
ernsten Situation im Reiw bereit seid, in das Kabinett Wirth
einzutreten.
Wir bitten um bawige Antwort und melden zugleich, daß
unserer festen Ueberzeugmrg »rach die Widerstände, die früher bet
den anderen Koalitionsparteien vorhanden waren, jetzt zu über-
winden sind, wenn wir den Wunsch auf Erweiterung der Re-
gierung aussprecssen.
Mit Parteigrutz!
Der Vorstand der Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion:
Hermann Müller..
Die Antwort der U.S.P.
lautete folgendermaßen:
Berli »r, 2. Juli.
An die
Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
Werte Genossen!
In Beantwortung Ihres Brieses vonr 1. Juli teilen wir
Ihnen mit:
Angesichts der gegenwärtigen ernsten Situation sind wir be-
reit, »nit Ihrer Partei unter Hinzuziehung der gewerkschaftlichen
Spitzcnorganisationen über die Frage des Eintritts unserer Par-
tei in die Reichsregterung zu verhandel«.
Mit sozialdemokratischem Gruß!
Die Zentralleitung der Unabhängigen Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands:
i. A.: Crispten.

Dar Attentat auf Harden.
Zu unserer gestrigen Meldung erhalten wir noch folgende Ein-
zelheiten:
Berlin, 3. Juli. (Privattelegramrn.) Auf M x i irr i li a n H a r-
den wurde heute gegen S Uhr abends, als er von einem Spazier-
gang in seine Wohnung im Grünewald zurnükehrte, ein
Attentat verübt. Zwei junge Burschen hieben ihm mit
zwei Totschlägern über den Kopf. Er brach nrit 8 SchSdel-
wund en blutüberströmt zusammen. Aus der» nahe gelegenen
Grunewald-Sanatorium kam ärztliche Hilfe. Harden wurde spät
abends in die Klinik vor: Professor Borchardt überführt und
»roch nachts operiert. Die Verletzungen sind sehr schwerer Art, jedoch
nicht unbedingt lebensgefährlich.
Der eine der beiden Täter wurde festgenommen und Harden
gegenübergestellt und von ihn» erkannt. Der Täter selber leugnet
die Tat, obwohl der Totschläger frisch abgewischt in seiner Tasche
gefunden wurde. Seinen Namen hat er auf der Polizei noch nicht
bekannt geben wollen. Er ist etwa 18 Jahre alt und trägt ei« Ab-
zeichen des Verbandes nationalgesinnter Soldaten.
Berlin, 4. Juli. (Privattelegramm). Maximilian Har-
den Hat bei dem gestrigen Ueberfüll 7 schwere Schädelwunden
erlitten, die sämtlich bis auf die Schädeldecke durchgingen, den
Knochen verletzten, ihn aber nicht durchbrochen haben. Harden hat
trotz der starken Schläge nicht die Besinnung verloren und sein Be-
finden ist den Umständen nach gut. Der Arzt hofft, daß keine
Komplikationen etntreten.
Wieder die Organisattv« „L*.
Berlin, 4. Juli.
Die Untersuchung des Attentats auf Maximilian Harden hat
ergeben, daß auch dieser Mordplan von einer der gehei-
menOrganisationen ausging. Es scheint sich urn ein Kom-
plott zu handeln, das von der Hamburger Gruppe Warnecke, einer
Unterabteilung der Organisation O ausging, die ein eigenes Mord-
und Sprengkommando unterhielt.

Die beiden Attentäter sind der frühere Oberleutnant
Ankermann und ein landwirtschaftlicher Beamter namens
Wetchardt. An-kermann hat den Angriff mittels Totschlägers
auf Harden verübt, während Weichardt Wache stand. Untermann
ist entkommen. Weichardt ist der gestem verhaftete und von Harden
wieder erkannte Mann.
Bei ihrn wurde ein Mitgliedsbuch des von der Regierung auf-
gelösten Bundes nationaler Soldaten gefunden. Auf
die Ergreifung Ankermanns, dessen Personalbeschreibung bekannt
ist, wurde eine Belohnung von 10000 Mk. gesetzt. Das Befinden
Hardens hat sich gebessert und man hofft bestimmt, ihre am Leven
zu erhalten.

Deutscher Reichstag.
Der Rapallovertrag. — Das Arbeitsnachweisgesetz.
Berlin, 4. Juli. Bet der Eröffnung der heutigen Sitzung
teilt der Präsident Löbe mit, daß die Ergänzungsverordnung des
Reichspräsidenten eingegangen ist, ferner das GesetzzumSchutz
der Republik sowie das Amnestiegefetz.
Es folgt darauf die zweite Lesung des d eu t f ch - r us s tf ch e «
VertragesvonRappallo, dender Ausschuß zur Annahme
empfiehlt. Der Abschluß dieses Vertrages wird von dem Abg.
Stöcker (Kommunist) als die Einleitung zu einer besseren deut-
sche» Außenpolitik begrüßt. Der Vertrag wird darauf gegen
einige deutsch nationale Stimmen in zweiter und
dritter Lesung angenommen.
Es folgt dann die Fortsetzung der zweiten Beratung
des Arbeitsnachweisgesetzes. Der grundlegende Para-
graph wird in der Fassung, die der Ausschuß vorgeschlagen hat,
angenommen. Danach sind Arbeitsnachweisämter die öffent-
lichen Arbeitsnachweise, das Reichs amt und die LandesSrmsr fürs
Arbeitsvermittlung. Der Arbeitsnachweis wird von der Gemeinde
verwaliet. Es ist ehr paritätisch zusammengesetzter Verwal-
tungsausschuß für jeden einzelnen Arbeitsnachpweis einzu-
richten. Die Vorlage bleibt im wesentliche« unverändert. Eine
lange Auseinandersetzung enispinnt sich dann erst bei dem Para-
graphen 46, der bestimmt, daß die näht gewerbsmäßigen Arbeits-
nachweise, die nicht Arbeitsnachweise im Sinne dieses Gewtzes sind,
der Aufsicht des zustndigen ReichSamteS unterstehen.
Bei den Schlußbestimmungen wird .irr Antrag Hcrgt (D.-N.)
angenommen, nach welchem die Ausführungsvorschriften dem
Reichstag vorzulegen sind.
Die Vorlage wird daraus in zweite Lesung genehmig».
Das Haus vertagt sich auf Mittwoch 2 Uhr: Gesetz zum Schutz
der Republik, Amnestievorlage, Interpellation über denselben Ge-
genstand.
Schluß 5 Uhr.

Ausland.
Das neue Reparationsprojekt vom französischen Ministerrat
genehmigt.
Paris, 5. Juli. Der gestrige Ministerrat hat sich mit dem
Reparationsprojekt bezüglich der Naturalleistungen durch Deutsch-
land, das von dem französischen Arbeitsminister ausgestellt ist, be-
saßt, und dieses Projekt in seinem ersten Abschnitt, der nunmehr
Arbeiten in Höhe von 1,5 Milliarden Papterfranke« umfaßt, aus
Grund des Art. IS des Friedensvertrages bewilligt. Der Mi-
nisterrat hat beschlossen, dieses Programm sofort der Reparations-
kommission zur Ausführung zu übergeben.

Badischer Landtag.
Die soziale Fürsorge vor dem Landtag.
Karlsruhe, den 4. Juli 1922.
Boi der Besprechung des Voranschlags begründet der Ahg.
Sack (Ztr.) einen Antrag über die bevorzugte Behanoimeg der
Kleinbetriebe bei der Versorgung mit elektrischem Strome. Der
Abg. Bartes (DVP.) begründet sodann seinen von seiner Partei,
dein Zentrum, den Sozialdemokraten, den Demokraten und den
Deutschwationalen unterschriebene förmliche Anfrage, die sich mit
der durch den Bau der Tuttlinger Wasserkraftwerke bei Friedingcn
und an der Aach geschehenen Verletzung badischer Gesetze und In-
teressen, sowie drt der Donauversickerungssrage und ihren Folgen
für die badischen Anlieger der Mach befaßt. Zur Beantwortung
führt ArSeitsminifter Dr. Engler ans, daß durch das Kraftwerk
bei Fridingen tatsächlich eine Schädigung der badischen Interessen
zu befürchten sei, da der Stollen nicht abgcdichtet werde. Die
Aachanliegek haben ihren Schaden auf 4 Millionen Goldmart ge-
schätzt. Die Frage der DonMversicherung kann auch »richt durch
eiire Vereinigung Badens und Württembergs sofort gelöst werden.
Eilt Interessenausgleich kann vielleicht durch die Anlage eines
Staubeckens bei Immendingen ermöglicht werden, wodurch ein ge-
regelter Abfluß sichergestellt wird. Die badische Regierung ist auf
alle Fälle bereit, mit Württemberg zusammen zu arbeiten. Wir
haben unsere Wasserbautechniker beauftragt, zwei vorliegende
Pläne unsererseits zu prüfen.
Den Ausführungen des Arbeitsministers, die von dem Haus
mit Zustimmung ausgenommen wurden, schloß sich die Aussprache
an, iir der Abg. Heurich (Ztr.) betonte, daß man mit der Art und
Weise, wie Dr. Engler das Arbeitsministerium führe, vollkommen
einverstanden sein könne.
Abg. Rausch (Soz.):
Ich möchte mich nur über den sozialpolitischen Teil des Ac-
beitsministeriums äußern. Die Vorschläge des sozialen Ministe-
riums zeigen, welche Bedeutung das Reick» und die Länder der
Volkswohlfahrt zukommen lassen. Dem Reichsrat ginge»» 96 sozial-
politische Gesetzesvorsi gen zu. Allein zur sozialen Versicherung
liegen 7 Gesetze vor. Marr sieht hieraus, daß die Umwälzung nicht
nur eine politische, sondern eine wirtschaftliche fein sollte. Dir
 
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