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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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Volkszeitung
Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Cppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
_ Adelsheim, Boxberg, Tauberbifchofsheim und Wertheim'

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 42.— Mk., Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 nun breit) 4.80 Mk., Reklame-Anzeigen
(98 mm breit) 12.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlatz nach Tarif.
Geheimmittelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8—'/,6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22877. Test-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Samstag, 26. August 1922
Nr. 198 * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äutzers Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
I. V.: O. Geibel; für Kommunales, soziale Rundschau n. Lokales:
O.Geibel; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstratze 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2873, Redaktion 2343.

Zur Lage.
o. Heidelb e r g, den 26. August.
Die Lage am Ende dieser Woche kann man in dem einen Wort
„Sturmzeichen" zusammensassen. Was sich im Laufe dieser Woche
im politischen Leben abgespielt hat, ist eine Tragödie, so erschütternd,
wie sie Wohl ein Volk noch nicht erlebt hat. Der Dollaristand er-
reichte eine Höhe, die kein Mensch je geahnt hätte, auch der größte
Pessimist nicht. Die Auswirkungen auf unser Wirtschaftsleben sind
geradezu katastrophal. Die Teuerung geht ins Gigantische und noch
ist kein Ende abzüsehen. Es sind schwere Stunden, die unser Volk
durchlebt, besonders schwer für unsere Männer der Regierung. Es
ist eine ausfällige Erscheinung, daß seit dem Rathenanmord es mit
uns in Riesenschritten bergab geht. Seit dieser Zeit ist unsere Mark
in beständigem Fallen begriffen, auch ein voriibergehendes Ansteigen
kann uns nicht darüber binwegtäufchen, daß uns der Mord an
Rathenan eine solche Schädigung brachte, von der wir uns nicht
so bald erholen werden, wenn dies Überhaupt noch möglich ist.
Dazu kam das Scheitern der Londoner Konferenz und die Reden
Poiueares gegen uns. All diese Ereignisse waren von so einschnei-
dender Bedeutung, daß unsere Mark immer mehr entwertet wurde,
bis sie auf dem heutigen Tiefstand anlangte, der einem Zusammen-
bruch unserer Währung gleichkommt. Ohne Zweifel haben die Ver-
handlungen der Reparationskommission mit der deutschen Regie-
rung in Berlin ihr möglichstes zu der heutigen politischen Situation
beigetragen. Es waren Wie gesagt eine Kette von Begleitumständen,
die am politischen Horizont ein Gewitter Heraufziehen ließen, das
nun loszubrechen droht, wenn nicht im letzten Augenblick noch ein
günstiger Wind kommt und das Gewitter verjagt. Der günstige
Wind wäre in diesem Falle die Verminst.
Die Berliner Verhandlungen sind nun zu Ende gegangen. Wie
oft drohte deren Abbruch, herausgewachsen aus der Lage, in der
das deutsche Volk nun steht. Reichskanzler Dr. Wirth kann eben
auch »richt mehr Zugeständnisse «rächen, als es ihm die Verhältnisse
noch erlauben. Zuerst Brot für das Volk, dann erst kann inan an
Entschädigungen an die Siegerstaaten denken. Wenn wir mit
klaren Augen die ganze Sttuatton übersehen, so müssen wir heute
sägen, daß eigentlich dieser Zeitpunkt, an dem wir nunmehr ange-
laugt sind, kommen muhte. Es geht doch alles nur bis zu einer
gewissen Grenze und wenn man den Bogen überspannt, dann bricht
er. Der Bogen wurde überspannt, das must heute auch einmal
gesagt werden, und zwar schon durch das Versailler Friedensdiktat.
Wenn es bis heute noch nicht zum Bruch kam, so lag das lediglich
an der vom besten Willen getragenen ErfüllungZpolitik der deut-
schen Regierung. Welche Lasten das deutsche Volk, insonderheit die
Arbeiterklasse, durch all die Jahre trug, braucht nicht besonders her-
vorgehoben zu werden. Die besonnene Arbeiterschaft darf für sich
heute das Lob in Anspruch nehmen, das; sie vom Staatsbewusstsein
durchdrungen ist. Mag auch die bürgerliche Presse, wie das in letz-
ter Zeit wieder der Fall ist, ihre Nadelstichpolttik gegen die Sozial-
demokratie anwenden und den Internationalismus der Sozial-
demokratie verhöhnen, die Tatsache, daß Internationalismus nicht
Nationalbewusstsein auSschliestt, hat die Sozialdemokratie bewiesen.
Was natürlich die „Bad. Post" und in den letzten Tagen auch das
führende badische Zentrnmsorga^per „Badische Beobachter", unter
Nationalbewusstsein verstehen wollen, ist nach unserer Auffassung
„nationalistisch" und ist den DeutschvöMschen würdig. Es ist doch
heute so, das; wir nur durch internationale Verständigung schließlich
aus unserer schweren Lage herauskommen. Der Weg ist lang und
steinig, aber es rühren sich doch schon Stimmen in den Siegerlän-
dern, die ihr Wort für uns in die Wagschale Wersen. Die Ueber-
seewoche-in Hamburg, wo Männer von Bedeutung aus aller Herren
Länder sprachen, zeigt uns gerade, welchen Wert die internationale
Verständigung hat. Wenn es auch den Anschein hat, als wenn das
Resultat solcher internationalen Zusammenkünfte negativ sei, es
trägt eben doch seine Früchte und wird auch dereinst die Politik der
französischen Chauvinisten zunichte machen. Es muß immer wieder
betont werden, daß wir für die Lage Frankreichs volles Verständnis
haben müssen, denn auch dort drückt die Schuldenlast ganz gehörig
auf die Regierung, aber die Mittel, die Herr Poiucarö anwenden
will, sind nicht geeignet, eine Verständigung herbeizuführen. Herrn
Poincarös Traum liegt eben am Rhein und er will sich nicht ab-
halten lassen, diesen Traum zu verwirklichen. Die Regierung wird
Wohl ihr schärfstes Augenmerk darauf richten müssen, daß aus dem
schönen Traum nichts ivird. Wir dürfen uns keiner falschen Hoff-
nung hingebcn, daß wir vielleicht gerade in diesen Tagen unsere
schwärzesten Stunden durchleben, die Tatsache besteht durch den
negativen Ausgang der Berliner Verhandlungen, in denen nur Ver-
mittlungsvorschläge gemacht wurden, daß die Situation in den
letzten Stunden noch verschärft wurde und auch sich in den nächsten
Tagen noch Weiler zuspitzt, und zwar solange, bis sich die französische
Regierung zu den Vorschlägen geäußert hat. Wir wissen heute noch
nicht, wie sie sich dazu stellt, ob die französischen Vertreter sich von
unserer Lage überzeugen ließen. Was darüber in die Welt gesetzt
wird, sind bis zur Stunde lauter Mutmaßungen. Die französische
Regierung hat die Retorsionsmatztrahmen aufgehoben, soll man
dies als gutes Omen deuten oder nur als eine Einleitung eines
Viel schwereren Schlages, den die französische Regierung gegen uns
führe,« will. Nur das eine soll heute gesagt sein, machen wir uns,
aus der bisherigen Erfahrung heraus, auf das Schlimmere gefaßt.
Dis ungeheure Not hat auch die Gewerkschaften veranlaßt,
Schritte bei der Regierung zu unternehmen, um wenigstens die
nötigen Lebensmittel für das Volk sicherzustellen. Wir haben schon
gestern betont, daß die Forderungen in unser Wirtschaftsleben schwer
einschneiden werden, sobald sie zur Durchführung gelangen. Wir
haben auch geahnt, daß ein Sturm der Entrüstung wegen der
Wiedereinführung der Zwangswirtschaft in der bürgerlichen Presse
losbricht. Wir haben uns in dieser Beziehung nicht getäuscht. Die
„Vossische Zeitung" hält diese Frage überhaupt für »urdrsku tobest

macht aber keinen Vorschlag, wie man es besser machen kann. Die
Besprechungen Uber die Forderungen dauern noch fort. Reichs-
kanzler Dr. Wirth hat auch die Vertreter der Schwerindustrie und
diejenigen der Volkspartei zur Beratung herangezogen. Sie sind
gewillt, mitzuhelfen, um das Aeutzerste zu verhüten. Wir wissen
aber schon heute, wenn nicht die Gewerkschaften scharf dahinter sind,
daß nicht viel dabei herauskommt. Die Herren der Schwerindustrie
und der Volkspartei, lauter Anhänger des freien Spiels der Kräfte,
werden Wohl nicht für die Wiedereinführung einer Zwangswirt-
schaft zu haben sein. Sie Werden versuchen, ein Pflästerchen auf die
Wunde des kranken Volkskörpers zu legen, das aber keine Heilung
verspricht. Jetzt heißt es stark sein und alles daransetzen, das; den
Forderungen weitestgehend Rechnung getragen wird. Das schaf-
fende Volk, das in den Gewerkschaften vertreten ist, hat ein Anrecht
auf ein einigermaßen erträgliches Leben. In solchen Krisenzeilen
ist es hinlänglich bekannt, das; man eine Attacke gegen den Acht-
stundentag reitet. Nur Mehrleistung kann uns retten, so läßt sich
auch der Reichstagsabgeordnete Gothein im „Berliner Tage-
blatt" vernehmen. Immer und immer wieder kommt man mit
diesem Ladenhüter und ausgerechnet sollen es immer nur die Ar-
beiter allein sein, die den Karren aus dem Dreck ziehen sollen.
Niemals vernimmt mau, daß auch die höheren Beamten bei Bahn,
Post und sonstigen staatlichen Instituten mehr Leistungen hervor-
bringen sollen. Man ist offenbar überzeugt, daß diese Herren voll-
auf ihre Schuldigkeit tun. Von einer Neberzahl solcher Beamten,
die gewissermaßen vorhanden ist, vernimmt Man kein Wort. Man
spricht immer nur von Entlassungen der unteren Schichten. Wir
meinen doch, es soll jedermann klar sein, daß die Leistungsfähigkeit
des Einzelnen heute sehr stark an der Ernährung leidet. Welcher
Familie ist cs heute noch möglich, Fleisch zu kaufen, von den ande-
ren Nahrungsmitteln mit bedeutendem Nährwert gar nicht zu
reden. Solange darin keine Besserung eintritt, werden uns auch
keine 10 Stunden Arbeit retten. Das sollte aber auch solchen Män-
nern wie Gothein klar sein. Wir halten fest am Achtstundentag,
Weil wir der Ansicht sind, daß jeder Mensch ein Anrecht auf ein
menschenwürdiges Leben hat. Wenn in Deutschland jedermann,
der noch arbeiten kann, 8 Stunden täglich arbeiten würde, wäre auch
die Leistungsfähigkeit eine bessere.
Die Reise des österreichischen Bundeskanzlers Seipel erregte
gewissermaßen Erstaunen. Man wußte ja, daß die Not in Oester-
reich noch größer ist als bei uns. Als aber die Not einen Umfang
annahm, daß man mit einer Auslösung des österreichischen Staates
rechnen mußte, unternahm Seipel die Reise, ohne vorher mit

Eine amtliche Auslastung.
Berlin, 28. Ang. Die Verhandlungen zwischen der
deutschen Regierung und den Vertretern der Reparationskommis-
sion, Bradbury und Mauclere, sind heute um !42 Uhr nachmittags
zum Abschluß gebracht worden. Die beiden Vertreter der Repa-
rationskommisston sind bereits mit dem Zuge nm 2 Uhr nach
Paris zur« «gekehrt. Von deutscher Seite ist zu der glei-
chen Stunde folgendes Communique ausgegeben worden:
Die offiziellen Besprechungen zwischen Sir John Bradbury
und Herrn Mauclere einerseits und dem Reichskanzler und dem
Reichsmintster der Finanzen anderseits, die am letzten Montag
begonnen hatten, wurden heute zu Ende geführt. Die Vertreter
der Reparationskommisfion sind nach Paris zurückgekehrt. Ob-
wohl man nicht sagen kann, daß die Verhandlungen bis jetzt ein
positives Ergebnis gehabt haben, so sind doch verschiedene An-
regungen gegeben und geprüft worden. Die Vertreter der Repa-
rattonskommisston glauben, jetzt in der Lage zu sein, der Repa-
rationskommission über die gegenwärtige Lage Deutschlands
Auskunft zu geben, was der hauptsächlichste Zweck ihrer Reise
nach Berlin war, sowie die Reparationskommisfion über die oben
erwähnten Anregungen zu unterrichten.
Man darf annehmen, daß dieses offiziöse Communique in
gemeinsamen« Einverständnis der deutschen Regierung und den
Vertretern der Neparattonskomnsisflon herausgegeben worden ist.
Bradbury und Mauclere haben gestern abend nach der Kabinetts-
sitzung noch mit den« Reichsfinanzminister Dr. Hermes längere Zett
konferiert. In dieser Besprechung sind sie vermutlich über den
neuen deutsche»» Vorschlag unterrichtet worden. Heute vormittag ist
das Kabinett neuerlich zusammcngetreten und in der Sitzung über
das Ergebnis dieser gestrigen Unterhaltung zwischen dem Reichs-
sinanzmtnister und den Vertretern der Reparationskommission be-
richtet worden. Das Kabinett hat seine Zustimmung gegeben.
Nach der heutigen Kabinettssttzung find Bradbury und Mau-
clere vom Reichskanzler in Gegenwart des Retchsfinanzministers
und des Staatssekretärs Bergmann neuerlich empfangen worden.
Die Vertreter der Reparattonskommrsston haben sich bereit erklärt,
den deutschen Vorschlag nach Paris mitzunehnten und ihn der Re-
parattonskommission vorzulegen.
Lieserungsverträge Uber Kohle und Holz.
Berlin, 25. Aug. Aus den Andeutungen des amtlichen
Communiques mit den Vertretern der Reparationskommission geht
hervor, daß Bradbury und Mauclere einen neuen Vorschlag
»rach Paris mitnehmen, um ihn der Reparationskommission vorzu-
legen. Wie die „Voss. Ztg." dazu erfährt, ist der Inhalt der deut-
schen Vorlage folgender:
Die deutsche Regierung erbietet sich selbst, mit der deutschen
Kohlenindustrte und den Holzproduzenten Lieserungsverträge über
die zu liefernden Kohlen- und Holzmengen abzuschließen. Die Ver-
träge sollen klagbar und durch Konventionalstrafen geschützt sein.
Die Einzelh eiten des Planes, der in seinen großen Zügen
und in seiner Methode Aehnttwkeiten mit dem Wiesbadener Ab-
kommen zwischen Loucheur und Rathenau hat, sind noch nicht fest-
gesetzt. Die deutsche Regierung wird aber die Pläne schon in den

Parlament und Parteien Fühlung gerwmmen zu haben. Die Reise
wurde von der Wiener Presse scharf kritisiert^ In Prag hat Herr
Seipel eine Summe herausgebvacht, die selbstverständlich bei weitem
nicht ausreichen wird, Oesterreich auch nur einigermaßen auf die
Höhe zu bringen. In Berlin wurde ihm nur wirtschaftliche Hilfe
zugesichert. Der italienische Minister Schanzer, mit dem Seipel
gestern in Verona znsammentraf, wird ebenfalls nicht in der Lage
fein, so weitgehende Zusicherungen zu machen, daß man von einer
aktiven Hilfe sprechen kann. Nur soviel kann man bis jetzt sagen,
daß mau bestrebt ist, Oesterreich nicht aufzulösen, sondern als selb-
ständigen Staat existieren zu lassen, aber im übrigen wird wohl
Oesterreich alle Anstrengungen «rächen müssen, um sich zu erhalten.
Die österreichische Sozialdemokratie, die die Situation klar über-
schaut, hat sich auch zur aktiver« Beteiligung an der Regierung bereit
erklärt, wenn man natürlich ihren gestellten Forderungen zur He-
bung der Not weitestgehend entgegenkommt.
In all unserer schwangeren politischen Atmosphäre rirachte
man in München Hindenburgrummel, der uns politisch so schwer
schadete. Wir wissen nicht, ob man Hindenburg, der sich »lach
den Vorgänger» in Königsberg wieder zu solch einem nationalisti-
schen Anlaß benutzen ließ, noch als den harmlosen Mann betrach-
ten darf, als der er gewöhnlich yingestellt wird. Man kann da seine
Zweifel haben. Auf alle Fälle war das ganze Unternehmen ein
Schlag gegen die deutsche Republik und es zeigte sich bet dieser
Gelegenheit, wie machtlos die bayerische Regierung den ostelbische»
Junkern in München gegenüber ist. Es ist nämlich heute so, daß
Bayern von Pommern aus regiert wird. Die bayerische Frage ist
nun vorläufig beigelegt, vor» einer endgültigen Lösung kann noch
keine Rede sein, darüber ist man sich Wohl klar. Die bayerische
Volkspartei spricht in ihrer Korrespondenz von einem Waffenstill-
stand. Die separatistische Politik Bayerns ist so verwerflich wie
diejenige eines S in e ets in» Rheinland. Die Herren K ah r und
Konsorten spielen in München ihre Rolle ausgezeichnet. Daß Herr
Geßler sich wieder aus Anlaß des Besuches Hindenburgs in
München blamiert hat, sei nur nebenbei sestgestellt. Der Führer
der bayerischen Reichswehr, Moehl, kümmerte sich wertig um den
Erlaß seines Ministers Geßler, sonder»« er ließ die Truppen trotz
Verbot an Hindenburg vorbettuarschiereu. Wie lange erhält dieser
famose Führer sein Brot »roch von der Republik?
Wir sehen also, daß »sicht nur von äußert her uns die Schwie-
rigkeiten bereitet werden, sondern »narr lässt uns auch inner« »richt
zur Ruhe kommen und das ist es, was unsere Lage so unerträglich
macht.

nächsten Tagen ausarbeiten lassen und dann detaillierte Vorschläge
nach Paris senden.
Wie die Industrie über den Regtermrgsvorschlag denkt.
Berlin, 26. Aug. Von einem hervorragender« Mitglieds des
Reichsverbandes der Deutschen Industrie wird dem Berliner „Lo-
kal-Anzeiger" zu dem Vorschlag der Reichsregierung erklärt: Wenn
diese Anregung der Reichsregierung vor« der Gegenseite angenom-
men würde, so Ware darin eine glückliche Lösung zu erblicken. Die
deutsche Regierung würde so einer Beschlagnahme deutscher Gru-
ben und Forsten entgehen. Trotzdem muß man sich darüber klar
sein, daß wir, wenn dieser Vorschlag dort der Entente akzeptiert
würde, eine ungeheuerliche Verpflichtung übernehmen. Wir könne»
ihr nachkommen, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber von dem
gleichen Gedanken beseelt sind, ihre ganze Arbeitskraft in den Dienst
der Sache zu stellen. Freilich, die Voraussetzung ist die Annahme
des Ueberstundenabkommens für die Bergarbeiter. Ohne Ueber-
stunden ist die Ausgabe nicht zu lösen. Nur mit Ueberleistmrgeu
würde man einer solchen Riesenverpflichtung Nachkommen können.
Hier liegt eilt Beschluß vor, der beweist, daß die Industrie gewillt
ist, ihrerseits zu ttm, was in ihren Kräften steht, um zu erfüllen
Unteruehmer, Arbeiter uns Regierung marschieren also in gleicher
Linie, um deutschen Besitz vor dem Hinttbergleiten in die Hand der
Entente zu verhindern. Es fragt sich nur, ob die Franzosen be-
reit sind.
Freigabe der beschlagnahmten deutschen Bankguthaben im Elsaß.
Stratzburg, 26. Aug. Eine »reue Note des Generalkommis-
fariats teilt mit, daß alle deutschen Bankguthabei« die bei Bank-
instituten in de»« Departements Ober- und Niederrhein und Mosel
beschlagnahmt worden waren, abFreitag, den 25. August, Wiede«
freigegeben sind.
Widerlegung französischer Vchaupttmgcn.
Berlin, 25. Aug. Der vorläufige Relchswirtschasts -
r a t hat für die Abgesandten der Reparationskommisston Bradbury
und Mauclere eine Denkschrift ausgearbeitet, in der er die Argu-
mente widerlegt, die der französische Ministerpräsident Poincars
in seinen Reden dauernd gebraucht. I,« diesen« Prouuuciamento
wird der Vorwurf zurückgewiesen, Deutschland habe mit Absicht
seine Währung in Versa« kommen lassen. Schuld daran sei viel-
mehr die immer erneitte Verzögerung einer der deutschen Wirt-
schaftslage angemessenen Regelung der Reparationssrage.
Die Passivität der Zahlungsbilanz könne nicht
aus eigener Wirtschaftskraft überwunden, werden, wenn daneben
noch Hobe. Zahlungen geleistet werden müßten. Der Ausgleich in
der Handels- und Zahlungsbilanz und der Ausgleich des Staats-
haushalts sei ohne die Hilfe einer Auß en anleihe nicht möglich.
Insbesondere der von Frankreich ausgeübte politisch«
Druck »nüsse zwangsläufig zum Zusammenbruch der Währung unr>
der Wirtschaft führen. Die F e si legung des Kurses der deutsche«
Währung sei dringend noUvendig. ZUm Schluß wird die franzö-
sische Auffassung, daß maßgebende Wirtschaftskreise Deutschlands
die gegenwärtige Entwicklung b e g ii n st i g e »st als absurd be-
zeichnet.

»W UMliNUMlWL NkWAUNWMl.
 
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