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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 131 - Nr. 140 (8. Juni - 20. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0231
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^agerzeitrmg für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
— Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Vertagung der Krise?

1 Dollar

330 Mark.

den

beiter, Angestellte und Beamte stehen zur Abwehr bereit! (Lebhafter
Beifall links, Zustimmungsäußerungen auf der Tribüne.)
Abg. Rösicke (D.N.) bedauert die Voreingenommenheit der
Sozialdemokratie gegen die Landwirtschaft. Die Landwirte ver-
langen keine Weltmarktpreise, denn durch das Hereinströmen des
Auslandsgetreides würde die deutsche Landwirtschaft zugrunde-
gerichtet werden. Die ganze Frage soll jedoch auch nicht von dem
Standpunkte des einzelnen Landwirts aus betrachtet werden, son-
dern von dem Standpunkt der allgemeinen wirtschaftlichen Inter-
essen. Gewiss find Wir 1914 für eine Regelung der Brotversorgung
eingctreten, aber das war der Krieg, das waren damals ganz
andere Verhüllnisse, das vergisst man. Der Krieg hat uns gezeigt,
dass die Zwangswirtschaft am allerwenigsten geeignet ist, die Pro-
duktion zu heben. Vor allem müssen wir uns vom Auslande frei
machen, denn das Ausland will uns vernichten. So weit die
Zwangswirtschaft aufhört, hebt sich auch die Produktion. Die
Sonderöclastung der deutschen Landwirtschaft ist eine verschleierte
Steuer; sie soll deshalb erhoben werden, weil die Entente der Re-
gierung verbietet, die Kreise zu unterstützen, die das Brot nicht be-
zahlen können. (Zuruf von links. Abg. Crispien: „Plünderung
öffentlicher Kassen.") An der Plünderung öffentlicher Kassen habe
ich mich Gott sei Dank noch nicht beteiligt.
Abg. Horn (U.S.P.) nennt die Zwangswirtschaft eine Not-
maßnahme und verlangt eine Erhöhung der Umlage von 2)4 auf
4s4 Millionen Tonnen. Die Richtlinien des Landbundes, die zur
Unbrauchbarmachung der Dreschmaschinen aufsordern, seien ein
Verbrechen ohnegleichen. Sozialdemokraten habe man schon wegen
viel geringerer Dinge ins Zuchthaus gesteckt.
Darauf wird ein Vertagungsamrag des Abg. K r etsch (Dem.)
angenommen, da die »leisten Fraktionen noch Sitzungen abhalten
wollen.
Nächste Sitzung Dienstag 2 Uhr: Anfragen, Interpellation
Hergt (D.N.) über die Planmäßige Sicherung der Lebenshaltung
der minderbemittelten Bevölkerung, Getreideumlage.
Schluß 6-X Uhr.

Geireideumlage und Regierungskrise.
Berlin, 19. Juni. In der Frage der Getreideumlage ist
v-Nle Zweifel schon im Laufe des heutigen Vormittags eine We-
sentliche Beruhigung eingetreten. Innerhalb der Regie-
kungskoalition arbeitet »ran insbesondere von selten des Zentrums
und der Demokraten aus eine Einigungssormel hin, die zum Teil
dem Vorschlag des „Vorwärts" folgt, der die kleinen Grnndbesitzer
von einem Teil der Umlage befreien will. Die demokratische
Ncichstagssraktion wird heute nach Schluß der Plenarsitzung des
Reichstags eine Sitzung abhalten, in der die Stellungnahme der
Fraktion zur Getreideumlage erörtert werden wird und daß man
damit das Akutwerden der Frage auf das Ende der Woche vertagt,
wodurch Zeit zu Einigungsverhandlungen gewonnen wird. Auch
das Zentrum legt den größten Wert darauf, diese Frage nicht zur
Ursache einer Krise innerhalb der Regierungskoalition werden zu
lassen.

Die Verständigungskonferenz
Lloyd George—Poineare.
London. 19. Juni. Die heutige Morgenpresse beschäftigt sich
ausführlich mit dem Besuch des französischen Ministerpräsidenten
Poineare und de» Möglichkeiten, die aus der heutigen Unter-
haltung anläßlich des Frühstücks bei L lo yd G eo r.g e hervorgehcn
könnten. Trotz des sehr offenkundigen Zwecks feines Besuchs, des
Verdun-Gedächtnistages, fühlt man, daß die Gelegenheit nicht
versäumt wird, zu versuchen, den gegenwärtigen Bruch in den eng-
lisch-französischen Beziehungen zu überbrücken.
Pari s, 19. Juni. Nach den Meldungen der hiesigen Blätter
aus Loudon sind es vor allem fünf Fragen, die den Gegen-
stand der heutigen Besprechung zwischen Lloyd George und
PoincarL bilden werden: die Haager Konferenz, die Orient-
konferenz, die Tanger-Frage, der englisch-französische Garantiever-
trag und das Reparationsproblem. Hinsichtlich der Haager Kon-
ferenz fei es die Frage des Privateigentums, die -dm Vor-
dergrund stände und in der die Divergenz der Auffassung unver-
mindert fortbestände. England vertrete nach wie vor den Stand-
punkt, daß jeder Staat das Recht zu Konsignationen habe, wenn
er dafür angemessene Entschädigung gewähre, und daß Frankreich
Unmögliches verlange, wenn es die Rückgabe des sequestrierten
Eigentums seiner Staatsangehörigen schlechthin fordere. In der
Orientfrage mache man in London der französchen Politik zum
Vorwurf, daß sie die Kemal-isten in ihrem Widerstand gegen die
von der englischen Regierung vörgeschlatzene Lösung unterstütze.
Zur Regelung des Statuts in Tanger beabsichtige London die Ein-
berufung einer Konferenz vorzuschlagen, an der Frankreich, Eug-
land, Spanien und der Sultan von Marokko t-M-n-ehmeu sollen.
In der Frage des englisch-französischen Garantievertrags sei die
Stimmung in London wenig günstig. Trotz der offiziellen Erklä-
rung, daß der Abschluß an keinerlei Konzessionen aus andern: Ge-
biet geknüpft sein soll, mache mnn doch in den politischen Kreisen
Englands geltend, daß ihm eine Einigung in den zahlreichen seit
längerer Zeit zwischen Frankreich und England schwebenden Fra-
geir voraiigehen müsse, ehe man daran denken könne, die beiden
Länder durch ein Abkommen zu bindsn. Ms nach französischem'
Wunsch über den Charakter der. von EnMM im Jahre 1919 an-

Ausland.
Die Haager Vorkonferenz.
Schwenkung Frankreichs?
Haag. 29. Juni. Das Ergebnis des gestrigen Konferenztags
ist, daß Frankreich auf der ganzen Linie seine Rolle als Hemmschuh
aufgegebe« hat, soweit es sich um geschäftsmäßige Regelung
der Haager Konferenz handelt. Der französische Gesandte über-
reichte ein Schreiben dahingehend, daß Frankreich sich auf der
Konferenz vertreten kaffen werde, aber Wert darauf lege, noch ein-
mal daran zu erinnern, daß es sich um eine Versammlung
von Sachverständigen als Referenten handle, auch poli-
tische Fragen ausgeschloffen bleiben müssen. Frankreich werde evtl,
von dem Recht Gebrauch machen, sich in jedem Stadium der Ko«
ferenz zurückzuziehen, falls die Haltung der Gowjetdelegation
die französischen Abgeordneten irgendwie dazu zwingen sollte.

Verantworil.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton:
Dk. E. Kraus; Kommunales, soziale Rundschau u. Lokales: I. V.: Dr.
E. Kraus für die Anzeigen A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg.
Druck n. Verlag der Unterbadischen Berlagsanstalt G.m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2613.

Deutscher Reichstag.
Die Getreideumlage.
Berlin, den 19. Juni.
Der von allen Parteien eingebrachte Gesetzentwurf über die
Sicherung beweglicher Sachen in Schlesien wird
iu allen drei Lesungen ohne Debatte angenommen. Es folgt die
erste Beratung des Gesetzentwurfs über die
Regelung des Verkehrs mit Getreide.
Abg. Krätzig (Soz.): Die Stellung der Rechten ist durch die
Profitsucht der Großagrarier bedingt. Demgegenüber
haben wir die Jnieressen des Volkes wahrzunehmen. Natürlich
soll der Landwirt mit Gewinn arbeiten, aber dem Volke muß das
Brot zu einem erträglich en Preis e geliefert werden können.
Das ist auch möglich; denn die Landwirtschaft verdient überreichlich
an dein von der Umlage freien Getreide. Bisher haben die großen
Landwirte den kleinen ihr Geireide avgekauft und damit ihrer
Ablieferungspflicht genügt, das eigene Getreide aber haben sie
teuer verkauft. Bon Opfersinn ist bei der Landwirtschaft keine
Rede. Wir verlängert aber die Sicherstellung des gesamten Bedarfs
und werden daher die Erhöhung der Umlage aus 4j^ Millionen
Tonnen beantragen. Die Landwirtschaft verlangt Weltmarktpreise,
über sie denkt nicht daran, entsprechende Löhne zu zahlen. Daß die
Differenzierung des Preises für Markenbrot und freies
Brot durchführbar sei, halten Wir für ausgeschlossen. Die Stadt
Breslau hat 1916 bereits einen solchen Versuch gemacht und ist
dabei gescheitert. Warum sträubt sich die Landwirtschaft so gegen
die Gemeinwirtschaft des Getreides? Haben nicht im Jahre 1894
die Agrarier selber den An- und Verkauf des Getreides durch das
Reich gefordert? Heute aber glauben die Agrarier,
daß sie mit der Brotverforgung die Gurgel des Staates
in der Hand Haden,
die sie nur zuzudrücken brauchen, um die verhaßte Republik zu
beseitigen. Sie wissen nicht, welche Mengen von Zündstoff sich
im Volke angesammelt haben. Lehnen Sie die Vorlage ab, so
stürzen Sie unser Volk in die größte Katastrophe, die es jemals
Klebt hat. Vor dem Verhungern kommt der Bürgerkrieg. Ar-

Badische Politik.
Zur Annahme des Wohnabgabegesetzes im
Landtag.
Die.Hausbesitzerpolitik der bürgerlichen Parteien.
Heidelberg, den 2V. Juni 1922.
Stach längerer Debatte, in der alle Teilen der Wohnungsno
gründlich erörtert und eine Reihe wichtiger Anträge und Entschlie-
ßungen zur Erledigung kamen, wurde in der letzten Landtags'
sitzung das abgeänderte Wohnnngsabgabegesetz angenommen, Dil
für Ms Land zu erhebende Abgabe beträgt für Ms Halbjahr von
1. Oktober 1921 bis 31. März 1922 ein Viertel vom Hundert del
Steuer,Werts, vom 1. April 1922 ab für das Jahr 2,5 vom Hun-
dert des Steuerwerts, wozu Ne Pslichtzuschläge der -Gemeindet-
in Gleicher Höhe kommen. Die Gemeinden -können eine Erhöhung
der Zuschläge mit StaatsGen-chmiWMG beschließen. Die Abgab«
stellt zweifellos eine erhebliche Belastung der Bevölkerung dar. Sit
ist jedoch bedeutend geringer als die Verteuerung der übrigen Ge-
brauchsartikel im Verhältnis zur Mietpretssteigerung. Auf du
Dauer läßt sich das jetzige Mißverhältnis zwischen Mietpreis unk
Baukostenpreis nicht aufrecht erhalten, wenn nicht die Wohnungs-
not ein Dauerzustand werden soll. Soll Die Mieterschutzgebung
aufrecht erhalten bleiben, so ist die Erstellung von Wohnungs-Neu-
bauten durch Unterstützung aus öffentlichen Mitteln nötig. Zut
Beschaffung dieser Mittel dient die WohnuugsahGabe, die dell Mie-
ter immer noch weniger -belastet als eine Aushebung der Mieter-
schutzgesetzgebung und eine Anpassung der Mietpreise an -die Bau-
kosten. Das Wohnungsabgabegesetz ist -deshalb eine Dringe-nDs
Notwendigkeit geworden, wobei wir wünschen wollen, daß Der -ge-
wünschte Effekt ausgelöst wird.
Im Zusammenhang mit der Annahme Des WohnungAabgab«
Gesetzes, für das alle Parteien bis aus die auch diesmal ne-g-rerew
den Unabhängigen und Konnnunisten stimmten, kam eine Reihe
Anträge zur Erledigung, die
interessante Abstimmungsbilder
boten. Wie unsicher sich dabei die bürgerlichen Parteien in der
Stellung zu einer Reihe die Interessen der Mieter -gefährdeten An-
träge fühlten, geht aus der Tatsache hervor, daß ihre Bänke m ge-
radezu auffallendem Maße gelichtet waren. Im Vordergrund
stand Die Abstimmung über den Antrag v. Au vom Landbund, die
Regierung wolle bei der Reichsregierung dahin -wirken, daß unver-
züglich der planmäßige Abbau der Zwangsbewirtschaftung des
Wohnungswesens in die Wege geleitet wird. Vom Landbund,
von den Deutschmftionalen und selbst von Der Liberalen Volkspar-
rei erwarteten wir von vornherein nicht die genügende soziale Ein-
sicht, UM diesen Antrag abzulehwön. Allzustarks kapitalistisch-- In-
teressen und Hausöesitzerfreundschaften stehen hier den volkswirt-
schaftlich sozialpolitischen Forderungen entgegen. Vom Zentrum
aber, das sich sonst so sehr der Berücksichtigung der „sozialen Hypo-
thek" auf den Besitz rühmt, hätten wir besonders Nach dem Ergebnis
der Wusschußverhandlungen erwartet, Mtz es die kapitalistische Jn-
teressenP-Mtik des Landbundes ablehnt. Jedoch gefehlt. Bis auf
die Zentrumsabgeordneten Henrich, Ziegel,maier-Oberkirch unv
Frau Sievert.
schloß sich die Fentrumsfraktion dem Laudvundantrag auf
Beseitigung der Wohmmgszwangswirtschaft an,
der dann mit 36 Stimmen gegen 28 Stimmen der SofialDeuwkra-
ten, Unabhängigen, Kommunisten und Demokraten zur Annahme
kam. Praktisch wird Wirch diese Abstimmung zwar nichts geändert.
Denn die Frage untersteht nicht Dem Badischen Landtag, sondern
der Kompetenz des Reichstages. Politisch ist jedoch bedeutsam,
daß sich
der Landbund, die Deutschnationalen, die Liberale Volkspartei
tt«d das Zentrum kein Gewissen daraus machen würden,
wenn gemäß diesem Antrag Die WohnuUGsmieten in Anpassung
an die Geldentwertung eine gleiche unerschwingliche 69- bis 89-

gebotenen Garantien gegen einen Angriff Dcutschl-auLs weit
hiuausgehen solle. In der Reparationsfrage südlich suche
nmn in London nach einem Koinpro m i ß. Es sei möglich, daß
die Vorschläge Sir Robert Hornes und Basil Blaketts
wieder ausgenommen würden, die bekanntlich dahin gehen, daß
Frankreich -gestattet sein soll, sich seiner SchU'lden Gegenüber Eng-'
larrd und den Vereinigten Staaten in Reparationsbons Der Serie
L zu entledigen, was praktisch einer Annullierung der französischen
Schulden in Verbindung mit einer entsprechenden Reduktion der
deutschen Verpflichtungen gleichkommen Wörde. Allerdings sei diese
Lösung nicht möglich ohne Zustimmung Amerikas, die keinesfalls
sicher fei. Aber es müsse auf diese Weise erreicht werden, daß dis
Frage der Reparation mit der der interalliierten Schulden nun-
mehr verknüpft werde. Die Lösung dieser Frage viele zwar noch
erhebliche Schwierigkeiten, aber Die Atmosphäre sei augenblicklich
günstiger als je zuvor.. X
Eine Welt-Schuldeukonferenz.
P a r t s, 19. Juni. Der Londoner Berichterstatter der „C h t-
cago Tribüne" glaubt Mitteilen zu können, daß Frankreich
in Kürze eine Konferenz einberufen wird, um ihr einen detail-
lierten Plan über eine gegenseitige Annullierung der interalliierten
Schulden vorzulegen. Der Plan Frankreichs soll eine große Be-
tcilMng Deutschlands am Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete'
in Gestalt von Sachliesevungen und Stellung von Arbeitskräfte^
vorsehen. Es wird Die Meinung ausgesprochen, daß der jüngst^
Besuch Der Studienkommifsion der amerikanischen Bankiers ist
Paris Vie französischen leitenden Kreise zu diesem Entschluß ver-
anlaßt hat.

Heidelberg, Dienstag, 20. Juni 1922
Nr. 140 * 4. Jahrgang

Die gestrigen Fraktionssitzungen.
Berlin, 20. Juni. An Der -gestrigen Fm-ktionssitzung Des
Zentrums nahm auch derReicdsk a n z l e r teil. Im Lauf Der
Debatte ncchm Dr. Wirth Das Wort, u-m in-längeren Ausführungen
aus Die Folgen, Vie aus einer Kabinetl-krise entstehen würden, hin-
zuweifen. Der Reichskanzler erklärte, Daß Die Regierung auf Das
iimlagoversahren nicht verzichten könne.
Berlin, 29. Juni. Die Verhand-lnrügen Mnerhalb der Par-
teien Mer Die Getreideumlage gingen auch gestern fort. Im Z eu-
irum versuchte man, aus einen Kompromiß mit Der So-
zialdemokratie hin-z,usteueru. Der -agrarische Flügel der
Partei verlangt eine Herabsetzung Der Umlage und eine höhere Be-
messung Der Preise für das Umlagegetreide. Wie sich die Sozial-
demokratie dazu stellen wird, ist bis zur Stunde noch ungewiß;
bisher hat sie nur darein eingewilligt, daß den kleinen bäuerlichen
Interessenten die umlagefrei-e Fläche auf üb er 5 Hektar herlauf-
st'tzcu wird. Heute Dürsten- Die eigentliche zwischcupartsili-cheu Ver-
handlungen! beginnen. Die Unabhängigen wollen, wie der
Abg. Horn gestern erklärte für Die Umlage stimmen. Es ist
also, wenn eine Verständigung auf mittlerer Grundlage gefunden
wird, Vie Annahme Des Gesetzentwurfes mit einer Geringen
Majorität wahrscheinlich. Allerdings wird man noch Home
den Verlauf der interfraktionellen Aussprache abwarteu müssen.
Erneuter Sturz der Mark.
Die deutsche Reichsmark notierte gestern bei Börscnschluß in
Rewyork 9,3« X Cents. Dies entspricht einem Kurs von 339.58
Mark für den Dollar. Damit hat die Mark wieder
tiefsten Tiefstand des letzten November erreicht.

Aöugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 26.— Ml-, Anzeigenpreise:
einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 3.— Mk., Reklame-Anzeigen
mm breit) 8.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
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