Die italienischen Schulen des 14.—16. Jahrh.
N Anzahl der Stücke sind die italienischen Primitiven in der Galerie
Cremer zwar nicht in entsprechender "Weise wie die frühen nordischen
Meister vertreten, dafür sind jedoch einige Beispiele von ungewöhnlicher
Qualität aus der ersten Hälfte des Trecento vorhanden. An erster Stelle zu nennen ist
eine Geburt Christi mit anbetenden Engeln, den Hirten, die zur Krippe mit
ihrer Herde nahen und zwei Propheten in den Zwickeln oberhalb (I 24 Nr. 561)*),
■ein in der Komposition ebenso fein abgewogenes, wie vortrefflich gezeichnetes
Werk der unmittelbaren Nachfolge Giottos, das wohl mit Recht seinem Schüler
Taddeo Gaddi zuerkannt wird. Einen strengeren Charakter als diese für
ihre Entstehungszeit merkwürdig freie und räumlich wirkende Tafel wahrt eine
ebenfalls von Taddeo Gaddi herrührende Madonna mit Engeln und Heiligen,
im Zwickel oberhalb Christus in segnender Haltung (I 24 Nr. 1201). Diese
einem alten byzantinischen Schema folgende thronende Madonna weist in der
zarten, miniaturhaften Behandlung der Ornamente und des Goldes außerordent-
liche Feinheiten auf, die durch die köstliche alte Rahmung noch bedeutend ge-
hoben werden.
Auch die frühere sienesische Schule des Trecento ist mit einem vortrefflichen und
charakteristischen Stück vertreten, einem Kruzifixus mit 4 Heiligen (I 23 Nr. 301),
der im Stil an einen der Hanptmeister der Schule, Simone Martini, erinnert,
aber schwerlich von ihm selbst herrührt. Dem Pietro Lorenzetti steht ein
hl. Hieronymus in der Höhle nahe (Nr. 939), eine farbig sehr glückliche Schöpfung,
die durch vortreffliche Erhaltung und die eigenartige Darstellung der Felsen-
grotte, worin der Heilige kniet, besonders interessiert. Schwierig ist die Be-
stimmung eines größeren Bildes mit dem Tode Mariae (123 Nr. 349 ), an dem uns
•die ausdrucksvollen Köpfe der die Sterbende umgebenden Apostel fesseln. Dies
Gemälde gehört bereits einer wesentlich späteren Phase als die bisher besprochenen
an; manche Züge sprechen gegen den rein italienischen Charakter und für einen
i) I 24 Nr. 561 bedeutet: abgebildet in Mappe I auf Tafel 24, Nummer der Galerie Cremer 581.
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N Anzahl der Stücke sind die italienischen Primitiven in der Galerie
Cremer zwar nicht in entsprechender "Weise wie die frühen nordischen
Meister vertreten, dafür sind jedoch einige Beispiele von ungewöhnlicher
Qualität aus der ersten Hälfte des Trecento vorhanden. An erster Stelle zu nennen ist
eine Geburt Christi mit anbetenden Engeln, den Hirten, die zur Krippe mit
ihrer Herde nahen und zwei Propheten in den Zwickeln oberhalb (I 24 Nr. 561)*),
■ein in der Komposition ebenso fein abgewogenes, wie vortrefflich gezeichnetes
Werk der unmittelbaren Nachfolge Giottos, das wohl mit Recht seinem Schüler
Taddeo Gaddi zuerkannt wird. Einen strengeren Charakter als diese für
ihre Entstehungszeit merkwürdig freie und räumlich wirkende Tafel wahrt eine
ebenfalls von Taddeo Gaddi herrührende Madonna mit Engeln und Heiligen,
im Zwickel oberhalb Christus in segnender Haltung (I 24 Nr. 1201). Diese
einem alten byzantinischen Schema folgende thronende Madonna weist in der
zarten, miniaturhaften Behandlung der Ornamente und des Goldes außerordent-
liche Feinheiten auf, die durch die köstliche alte Rahmung noch bedeutend ge-
hoben werden.
Auch die frühere sienesische Schule des Trecento ist mit einem vortrefflichen und
charakteristischen Stück vertreten, einem Kruzifixus mit 4 Heiligen (I 23 Nr. 301),
der im Stil an einen der Hanptmeister der Schule, Simone Martini, erinnert,
aber schwerlich von ihm selbst herrührt. Dem Pietro Lorenzetti steht ein
hl. Hieronymus in der Höhle nahe (Nr. 939), eine farbig sehr glückliche Schöpfung,
die durch vortreffliche Erhaltung und die eigenartige Darstellung der Felsen-
grotte, worin der Heilige kniet, besonders interessiert. Schwierig ist die Be-
stimmung eines größeren Bildes mit dem Tode Mariae (123 Nr. 349 ), an dem uns
•die ausdrucksvollen Köpfe der die Sterbende umgebenden Apostel fesseln. Dies
Gemälde gehört bereits einer wesentlich späteren Phase als die bisher besprochenen
an; manche Züge sprechen gegen den rein italienischen Charakter und für einen
i) I 24 Nr. 561 bedeutet: abgebildet in Mappe I auf Tafel 24, Nummer der Galerie Cremer 581.
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