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Die spanische und portugiesische Schule
des 15. und 16. Jahrhunderts.
US der frühesten Zeit dieser Malerschule, deren Anfänge immer noch
weniger geklärt sind als die der Niederlande, Deutschlands und Italiens,
besitzt die Galerie Cremer ein merkwürdiges, ausdrucksvolles Stück
(Nr. 602), die Figur eines Propheten (Amos), dessen aufwärts gerichtetes Gesicht
eine starke psychologische Beobachtung verrät. Wird es bei dieser der
catalanischen Schule zuzuweisenden Arbeit schwer, die Vorstufen oder Anregungen
anzugeben, so erkennen wir in einem anderen, etwa gleichzeitig, d. h. um 1500,
entstandenen Stück, dem Kreuzigungstriptychon mit Heiligen, dem Schmerzens-
mann an der Säule und der Gregorsmesse (I 12 Nr. 82), deutlich die Anregung
durch niederländische und französische Kunst. Wir haben es hier mit einer
Künstlerpersönlichkeit von hohem Rang und ausgesprochener Eigenart zu tun,
über die einstweilen nähere Angaben nicht zu machen sind.
Eine der bedeutsamsten Stellungen innerhalb der Entwickelung der spanischen
Malerei nimmt derjenige Künstler ein, der zuerst die Errungenschaften der
florentinisehen Renaissance auf iberischen Boden übertragen hat. Ferrando
Janez war 1505 Gehilfe im Atelier Lionardos, als der große Meistei’ an seinem
Schlachtkarton tätig war; im Jahre darauf schon schuf er zusammen mit seinem
Studiengenossen Ferrando de Llanos den Altar der Heiligen Cosmas und Damian
in der Valencianer Kathedrale und von 1507—09 den Hochaltar derselben Kirche.
Wie sehr die beiden Ferrando in florentinischem, und speziell leonardeskem Stil
gearbeitet haben, sieht man aus der Darstellung des Heilands inmitten von
Johannes und Petrus (Nr. 95), einem der ganz wenigen Tafelbilder, die ihnen
zugewiesen werden können. Besonders der hl. Petrus weist einen außerordentlich
stark an Lionardos Greisenköpfe erinnernden Typus auf; das Kolorit hat den
bezeichnenden, warmen Ton der florentinischen Malerei um 1500 (besonders an
Piero di Cosimo erinnernd ), überhaupt ist der Gesamtcharakter stark italienisierend
zu nennen. Daß das Gemälde aber wirklich eine Schöpfung eines der beiden

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